Gesegnete Weihnacht

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Contra
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Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Contra » 24.12.2004, 12:21

Liebe Forumsuser,

ich wünsche Euch allen und allen Menschen die Euch wichtig sind ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Weihnachten ist die Zeit ein wenig innezuhalten, sich einfach mal die Zeit zu nehmen, zurückzuschauen, aber auch den Blick nach vorn zu richten.

Welchen neuen Menschen sind wir begegnet, von welchen Menschen mussten wir - manchmal auch endgültig - Abschied nehmen. Müssen wir nicht auch ab und an mal unsere Ansichten und Wertevorstellungen einer kritischen Überprüfung unterziehen.

Und bedeutet Weihnachten oftmals nicht auch, in Gedanken zurück in unsere Kindheit zu gehen, uns die Freiheit zu nehmen, für einen Augenblick einfach mal hoffnungslos sentimental zu werden, wenn wir an die Weihnachtsfeste früherer Jahre denken. Wo wir Kinder waren, Eltern und Großeltern noch dabei waren.

Und ist Weihnachten nicht auch das Fest
- an dem wir etwas mehr lächeln
- an dem wir etwas freundlicher zu unseren Mitmenschen sind
- an dem wir etwas mehr Anteil am Leid anderer Menschen nehmen?

Wäre es nicht schön, wenn wir ein wenig dieser Gefühle über das ganze Jahr verteilen könnten.

Contra

Wenn dieses hier nicht passt, dann bitte verschieben oder löschen. Danke.

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon razorback » 24.12.2004, 12:38

:-)
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Silentium » 24.12.2004, 12:46

*imgroßenundganzenanschließ*

Nur:
Wo wir Kinder waren, Eltern und Großeltern noch dabei waren.

8-o Verschont mich!
Sorry, das war jetzt unsentimental.

Etwas sentimentaler: frohe Weihnachten, ihr Spinner! :-)


@razor: ich will Bericht erstattet haben, was genau ihr dann unterm Weihnachtsbaum singt!
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Spiderman » 24.12.2004, 14:11

Contra, Du bist nicht zufällig Pfarrer von Beruf? ;-)

Wünsche Euch allen eine frohe Weihnachtszeit!

Laßt es krachen! :-D

Spiderman
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Contra » 24.12.2004, 14:43

Contra, Du bist nicht zufällig Pfarrer von Beruf? ;-)


Spiderman


Da wo ich wohne sagt man Pastorin/Pastor. :-p

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Edekire » 24.12.2004, 14:58

Ja genau, frohe weihnachten meine lieben irren :-))

ich wollte das zwar eigentlich nicht toll finden, aber meine mitmenschen sind alle verrückt geworden und beschenken mich völlig unverhältnismäßig reich. da kriegt man ja ein schlechtes gewissen...

mir vielen zwar noch ein paar wesentlich unschönere weihnachten ist das fest der's ein, aber ich bin ja nicht so...

:-)

edekire
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Hamburger » 24.12.2004, 15:27

Ich wünsche euch allen gesegnete, harmonische, besinnliche, anheimelnde, an kindliche Erinnerungen gemahnende, von allerlei kulinarischen, physischen und psychischen Freuden überstrahlte, nachdenkliche, dem Sinn des Festes entsprechende anti-kommerzielle, durch den Kreis der Lieben zur erfüllenden Vollendung geformte Weihnachten B-)

Und ich schliess mich Contra an - bin also :procontra:


Herzliche Grüße,

Hamburger
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Besucher » 24.12.2004, 16:37

Tja Leute,

hier ist das Fest bereits Vergangenheit. Zeitrechnerisch.

@Contra
Ergeht es nur mir so? Aber ich kann an Weihnachten ueberhaupt nicht an die Welt und ihre Probleme denken, und sentimental werde ich deswegen schon gar nicht. Weihnachten ist fuer mich private Freude.

Und wenn ich ehrlich bin, ist Weihnachten fuer mich auch gar nicht die richtige Zeit, mein WERTESYSTEM zu ueberdenken?!?!
Das ist doch vollkommen laecherlich! (Sorry! Natuerlich ist das gut gemeint, aber WER macht das schon an WEIHNACHTEN?!?!)

Ich meine, ich ueberdenke mein Wertesystem, wenn ich auf der Strasse einen Penner sehe, der vor sich hinlaechelt. Dann frage ich mich, ob man Glueck nicht auch anders erreichen kann. Oder wenn ich in einem Bildband ueber Anthropolische Studien sehe, wie Buschmaenner leben, DANN ueberdenke ich mein WERTESYSTEM.

Anteilnahme am Leid anderer Menschen??

Ist dir schon mal aufgefallen, dass du gerade NICHT an das Leid anderer Menschen denkst, wenn du ein Geschenk deiner Lieben aufmachst? Das ist vollkommen normal. Du freust dich. Und Freude schliesst das Denken an Leid nun einmal aus. Das Denken an Leid in der Welt sollte politisch und humanistisch motiviert sein, nicht sentimental.

Und beachte auch: dieses Denken an Leid und Bemitleiden ist alles falsches Getue. HANDELN ist der einzige MASSTAB. Wenn du nur an die armen Hungerleidenden DENKST, was AENDERST du? Nichts, verdammt noch einmal. Das ist nur ein scheinheiliges Getue. Aber viele Menschen sind nicht ehrlich zu sich selbst. Warum gerade an Weihnachten an die Armut denken?

Ehrlichkeit zeigt sich dadurch, dass man praktisch mit diesen Themen umgeht, sich auch dann mit diesen Themen beschaeftigt, wenn es keinen gefuehlsmaessigen Druck gibt, kannst du mir folgen?

Das Jammern an Weihnachten soll doch nur den psychologioschen Effekt haben, dass wir zu uns selbst sagen: SCHWEIN GEHABT, DASS ICH NICHT IN EINEM SLUM GEBOREN WURDE!!

Das ist die letzte Arschlochethik, aber so ist Weihnachten nun einmal.

Wie soll man damit umgehen, dass es einem echt verdammt besser geht, als 98% der Menschheit?

Vielleicht sollten wir uns mal darueber Gedanken machen.

FROHES FEST

SMID

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon [) i r k » 24.12.2004, 20:04

Ich wünsche euch allen ein paar schöne Feiertage im Kreis eurer Familie und, wenn ihr dieser Tage euer Wertesystem überdenken solltet, dann möchte ich doch sehr bitten, dass O livro auch im kommenden Jahr, eine wichtige Stelle in eurem Leben einnimmt. :-D
Welchen neuen Menschen sind wir begegnet ...

Ja, ich bin dankbar und glücklich, dass ich in diesem Jahr so viele interessante neue Menschen kennengelernt habe - auf unseren zwei O livro Treffen. Schön, dass ich diese Gelegenheit hatte, schön, dass es euch gibt. :-)
Das ist die letzte Arschlochethik, aber so ist Weihnachten nun einmal.

Na ja, dass Weihnachten vor allem auch das Fest des Konsums, der Völlerei und einer heuchlerischen Moral ist, ist ja nun nicht unbedingt eine sensationelle Neuigkeit, SMID, aber die Frage ist tatsächlich, welche Konsequenz man aus daraus ziehen sollte. Und indem man diese Frage stellt, hinterfragt man ja bereits sein Wertesystem:
Wie soll man damit umgehen, dass es einem echt verdammt besser geht, als 98% der Menschheit?

Diese Frage finde ich an deinem Post mit am Interssantesten, denn im Grunde ist dieser Gedanke viel christlicher als alles, was dieser Tage in der Kirche und bei der Rede des Bundespräsidenten vorgeschwatzt wird. Denn tatsächlich muss für einen Menschen der westlichen Welt, der vorgibt, ein Christ zu sein, diese Ungleichverteilung des Reichtums in der Welt ein ständiger Stachel im Gewissen sein - vielleicht wird darum das Gewissen gerade in dieser fünften, christlichen Jahreszeit so viel durch Spenden beruhigt? Gib ein Hunderstel deines Reichtums und genieß in Frieden den Rest. Nun, ich bin kein Christ, deswegen gehe ich in einer Stunde arbeiten und will mich nicht weiter um diese dringenden moralischen Fragen des Christentums scheren, sondern Geld verdienen. :-D
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Contra » 25.12.2004, 00:42

Um auf die Frage von Spiderman klar zu antworten, ja ich bin Pastor. Und den Antworten auf meinen Beitrag meine ich zu entnehmen, dass einigen das Weihnachtsfest relativ sch....egal ist. Okay, das ist eine Ansicht die ich natürlich toleriere.
SMID und Dirk haben sehr abweisend und zynisch auf meinen Beitrag reagiert. Das allein finde ich schon sehr interessant. Kann es sein, dass ihr heute Abend sehr allein seid und das Ihr Euren Frust in Zynismus und Abwehr äußert? Ich weiß es nicht, aber so wie Ihr sprecht, habe ich schon einige Menschen reden hören. Die schieben den Weihnachtsgedanken ganz weit weg, würden aber nichts lieber machen als so richtig spießig Weihnachten feiern. Zugeben wird es keiner, also auch Ihr beide nicht.
Und Smid du kannst mir glauben, dass ich in meinen Beruf nicht nur Weihnachten die Nöte der Menschen zur Kenntnis nehme, nein, damit habe ich das ganze Jahr zu tun. Und manchmal, das ist es mir wirklich ein wenig zuviel.
Und wenn das was ich mache in dein Augen ein scheinheiliges Getue ist, dann ist das deine Meinung. Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung und wenn sie noch so dämlich und hirnrissig ist. Armut umgibt mich das ganze Jahr.
Was ich versucht habe auszudrücken war folgendes: Gerade Weihnachten bietet für viele Menschen die Gelegenheit innere Einkehr zu halten, aus welchem Grund auch immer. Und lieber an diesem Tag einfach mal nachzudenken als überhaupt nicht.
Vielleicht täuscht mich auch mein Eindruck, aber ich glaube, eine Pastorin/ein Pastor ist in diesem Forum nicht sehr willkommen.
Warum habt ihr solche Angst vorm Christentum.
Ach ja, noch etwas zum Verständnis. Ein Christ muss nicht unbedingt ein guter Mensch sein. Als Christ ist lediglich der, der sich zu Jesus Christus bekennt. Ein Christ kann somit der grösste Schurke sein.
In diesem Sinne, gesegnete Weihnacht, und ich werde Euch in meine Gebete mit einschliessen.

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Hamburger » 25.12.2004, 02:47

Lieber Contra,

nein, wir haben nichts gegen Christen. Allerdings auch nichts gegen Anhänger anderer Religionsgemeinschaften (mit Ausnahme irgendwelcher Typen die uns oder Andere zum Massenselbstmord verführen wollen B-) ) oder atheistische Menschen. Wir sind kein weltanschauliches Forum.

Dein erster Beitrag, sicher in guter Absicht erstellt, war einfach, hmmm, einen Tick zu harmonisch, glaub` ich. Ich meine das ganz und gar nicht böse, aber das Erste was ich beim Lesen dachte ist "Das schmeckt ein wenig zu sehr nach Sonntagspredigt". Und dann habe ich mich erinnert an einen Kommentar zu einem Gedicht von Lene von dir im Gedichte-Forum, ob man denn immer alles sezieren müsse.
Und ich muss dir sagen: In diesem Forum passiert dies in der Regel. Wobei ich es nicht "sezieren" sondern "kritisch sein" nennen würde, selbst was Details oder für bestimmte Religionsgemeinschaften heilige Feste angeht. Und ich finde das gut so, auch wenn man über den Tonfall streiten kann und ich Vokabeln wie "Arschlochethik"
, aber auch wie "dämmlich und hirnrissig", eher peinlich finde.

Aber Fakt ist doch: Zwei User haben sich kritisch geäußert, fünf (wenn auch manche mit ein bisschen Ironie dazu) positiv. Du hast also mehr positive als negative Antworten bekommen.

Ich glaube dir übrigens unbesehen, dass du als Pastor das ganze Jahr mit dem Leid der Menschen zu tun hast und empfinde die Funktion die du ausübst als wichtige, ja als notwendige gesellschaftliche Funktion.

Aber Fakt ist auch, dass es zumindestens fragwürdig ist ausgerechnet an Weihnachten über das Leid der Welt nachzudenken, weil es dort eben alle tun, weil es dann wie ein Massenreflex wirkt. Es wird einige Menschen geben, für die Weihnachten eine Zeit der Einkehr und der Ruhe ist, die ernsthaft mehr Anteil am Leid ihrer Mitmenschen nehmen und fortan mit etwas anderen Augen durch die Welt gehen und für ihr praktisches Handeln begrüßenswerte moralische Einstellungen gewonnen haben. Das will ich nicht in Abrede stellen.

Aber es gibt eben auch einen ganzen Haufen von Menschen die einfach reflexartig wohlfeile Phrasen vor sich herbrabbeln die sie vergessen haben wenn der Alltag sie wieder hat. Hier teile ich auch nicht deine später formulierte Ansicht


Und lieber an diesem Tag einfach mal nachzudenken als überhaupt nicht.


wenn diese Reflektion so gestrickt ist wie ich sie eben beschrieb.

Insofern wirkt dein erstes Posting insgesamt etwas naiv, wenngleich ich einräume dass ja einiges, was sich zunächst wie eine Aussage liest eine Frage sein soll (zum Beispiel der letzte Satz).

Es exisitert halt eine berechtigte Sehnsucht nach dem ursprünglichen Ideal dieses Festes ebenso wie es eine berechtigte Kritik am "real existierenden Weihnachten" gibt. Und diese Kritik lässt sich nicht nur mit dem Frust und Zynismus der Kritiker erklären (wobei ich da für niemanden sprechen möchte), sondern um sie zu bestätigen braucht man nur ins nächste Kaufhaus um die Ecke zu gehen, nein, eigentlich nur den Fernseher anzuschalten: "Weihnachtsgeschäft",
"Einzelhandel ist zufrieden/gibt sich skeptisch/hofft noch", "Jahresendgeschäft"
, "Süsser die Kassen nie klingeln" - keine noch so abgenudelte Floskel ist zu billig um Kaufwut zu erzeugen. Selbst wer heute diese Kritik per Lyrik oder Prosa in Worte fasst wird nur noch müde belächelt - diese Kritik ist nämlich längst achselzuckend akzeptiertes Allgemeingut geworden. Ferner kann Weihnachten - ich habe manchmal das Pech, dieses Mal ging es - in der Familie begangen ganz schön klebrig sein. Heile Welt, gute alte Zeiten, jeder Satz Political Correctness pur, Zuckerguss auf alles was sich in unser aller Familien-Dasein ereignete, alles war immer schön und es wird noch besser - das kann, sorry, gewaltig nerven.

Noch ein weiterer Punkt:

Warum habt ihr solche Angst vorm Christentum.


Also ich habe keine Angst vor dem Christentum. Jedenfalls keine große. Vor ein paar hundert Jahren - ich kündige an dass dies zynisch klingt - hätte das sicher noch anders ausgesehen. Ich habe noch nicht einmal die Bibel gelesen, also sollte ich zu dieser Religion wahrscheinlich einfach meinen Mund halten. Ich kann nur aus persönlichen Erfahrungen sprechen und kann für mich sagen, dass ich in meiner Gemeinde sehr viel Verlogenheit gerade von Würdenträgern miterlebt habe. Beispiele liefere ich gerne. Zudem gibt es einige populäre Argumente gegen das Christentum, denen ich anheimgefallen bin (kannst du dir wahrscheinlich denken, betrifft Zöllibat und die Rolle der Frau in der - vor allem katholischen - Kirche).

Aber die Frage betraf ja auch nicht mich.

Ich schliesse versöhnlich, wie es an einem solchen Abend sein soll und bedanke mich


In diesem Sinne, gesegnete Weihnacht, und ich werde Euch in meine Gebete mit einschliessen.


hierfür.

Frohe Festtage,

Hamburger
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Spiderman » 25.12.2004, 03:42

@contra: mich bitte nicht in Deine Gebete einschließen. Das verursacht immer so häßliche Pusteln auf meinem Karma.

Aber im Ernst: dass Du Pastor bist, nehme ich Dir nicht ganz ab. Das Fernbeziehungs-Gedicht spricht für mich dagegen. Das läßt sich nämlich nicht mit einer christlichen Haltung vereinbaren.

Und jetzt mal wirklich im Ernst: Nächstenliebe und Mitgefühl sind unabhängig von Religion und Weltanschauung Haltungen, die zu mehr Glück im Daseinskreislauf führen. Deshalb, Christentum hin, Christentum her, entscheidend ist, wie der Mensch handelt.

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Besucher » 25.12.2004, 05:50

An alle, die jetzt immer noch die Kraft haben, diesen Thread zu lesen...

also, was wollt ihr lieben Sonntags-Christen eigentlich erzaehlen?

1. Weihnachten ist Stress (Geschenke kaufen, Verwandte besuchen, sich ueber den Wert und Nutzen der Geschenke streiten, weinen und kaputt machen).

Man muss Geschenke kaufen, weil wir im Hyperkapitalismus leben. Das ist Fakt. Kapitalismus gibt dem Christentum ein streitbares Outfit.

2. Gute Christen sind schlechte Kapitalisten.
Der Mensch kann nicht leicht vereinbaren, gleichzeitig Kapitalist und Christ zu sein. Wirtschaftliche Abhaengigkeiten schaffen, und dann von Barmherzigkeit reden? (Widerspruch?)
Wenn ich einen Denkfehler gemacht habe, bitte melden!

3. Nur zu Weihnachten an Leid denken ist Arschlochethik. (Sorry Hamburger, aber dieses Wort muss sein.)

Wer handeln will, der kann jeden Tag im Jahr dazu benutzen.

Ich meine nicht (nur) spenden. Ich meine, politisch, oder in Gruppen, oder durch andere Aktivitaeten dazu beitragen (Aerzte ohne Grenzen), dass Leid gelindert werden kann.

Wer nur an das Leid anderer DENKT, ich wiederhole mich, der geniesst nur den psychologischen Effekt, dass er sich am Ende besser fuehlt als vorher.

4. Ungleichheit und Armut in der dritten Welt ist hauptsaechlich die Schuld des Westens.
Die wirtschaftliche Ausbeutung von Resourcen, Human Capital und die kontrollierte Aufrecherhlatung des Ungleichverhaeltnisses durch alle Stufen des Kapitalismus hindurch bis heute.
Wer hat die Welt ausgebeutet und beutet sie immer noch aus?
Es sind Christen, meine Damen und Herren.

5. Aber ich lasse mir nicht mein privates Weihnachtsfest durch solche Gedanken verunreinigen.
Ich hatte kein trauriges Fest, wie Herr Pastor meinte, sondern ein sehr schoenes Fest mit den naechsten Verwandten, so wie es eben moeglich ist, auf Taiwan Weihnachten zu feiern.

Wir haben nicht an das Leid anderer Menschen gedacht. Wir haben einen kleinen Plastikbaum (Naturschutz!) aufgestellt, wie schon all die Jahre vorher. Nach einem guten Essen haben wir die Geschenke verteilt, wobei jeder schon im Voraus wusste, was er bekam, weil er genau das bekam, was er sich gewuenscht hatte. Und die Summe aller Geschenke zusammen hat nicht die Kosten fuer ein ueppiges Weihnachts-Abendessen anderer Leute im Restaurant ueberstiegen.

Insofern: haben wir nicht gebraust, nicht verschwendet. Wir haben sogar an Jesus Christus gedacht. Und weil dieses Jahr eine japanische Freundin am Fest teilgenommen hat, konnte ich sogar noch etwas Missionar spielen und ihr die christlichen Spielregeln erklaeren.

6. Nach dem Fest, heute, wende ich mich wieder dem Leid der Welt zu, denn als Politikstudent befasse ich mich damit quasi berufsmaessig, und fuer Montag steht wieder ein Referat an.

Und weil ich von Chinesen umgeben bin, sind hier auch keine Ferien, das macht das Fest besonders suspekt.

7. Wie feiert man Weihnachten in China?

- Niemand verfaellt hier in scheinheilige Massenhysterie.

- Niemand fordert zu Spenden auf, die doch das ganze Jahr hindurch gespendet werden koennten.

- Niemand fordert zum Denken auf, wo man doch im Jahr so viel Zeit dafuer hat.

- Und niemand fordert zum reflexhaften Jammern ueber die Ungerechtigkeit der Welt auf, wo doch jeder Mensch zu jeder Zeit die Moeglichkeit hat, irgendetwas auf seine Weise fuer andere Menschen zu tun.

- Niemand will, dass wir uns schlecht fuehlen, wo wir doch gerade ein Fest der privaten Freude feiern wollen.

- Niemand will, dass wir barmherzig sein sollen an einem Tag im Jahr, wo diese Barmherzigkeit doch nur formalen Charakter haette und wir nur aus Gruppenzwang handeln oder aus einem schlechten Gewissen heraus, unreflektiert und unmotiviert.

- Chinesen sind praktisch, sehr praktisch orientiert. Hier gibt es keine Suche nach Barmherzigkeit unter Fremden. Hier hilft der Bruder der Mutter, die Schwester dem Enkel, der Vater der SChwiegertochter, der Grossonkel dem Schwager zweiten Grades, und so weiter. Aber nicht nur an Weihnachten, sondern immer dann, wenn man in Not ist. Ist das nicht schoen? Ist das nicht fair? Niemand erwartet Hilfe von Fremden. Die Familie hilft sich selbst. Je groesser die Familie desto besser das Netzwerk.

- Zu Herrn Pastor: ich wollte nicht ihre Gefuehle verletzen, ihre Wuerde oder ihre Ueberzeugung. Falls ich dies mit irgend einer dieser Ansichten getan habe, dann ist das ein Zeichen meiner Unfaehigkeit, mich angemessener auszudruecken.

SMID

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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon Hamburger » 25.12.2004, 12:53

Moin,

ähm...


Aber im Ernst: dass Du Pastor bist, nehme ich Dir nicht ganz ab. Das Fernbeziehungs-Gedicht spricht für mich dagegen. Das läßt sich nämlich nicht mit einer christlichen Haltung vereinbaren.


wie heißt es noch so schön in einem "Sketchup-Sketch": Bei den evangelischen Kollegen, da is ja alles viel freier..."

Aber jetzt ebenfalls ernsthaft...


also, was wollt ihr lieben Sonntags-Christen eigentlich erzaehlen?


Wer hat sich denn in diesem Thread dahingehend geoutet? Das müsste ich mitbekommen haben. Oder sind die vielen lieben Sonntags-Christen gemeint, die selbstverständlich alle so sind wie von dir beschrieben (Gruppen sind grundätzlich homogen, das ist ja wissenschaftlich erwiesen :-D )

Ansonsten fühle ich mich eigentlich nicht berufen die Debatte noch groß weiter zu führen. Ich bin kein Christ. Und ich werde auch keiner mehr (vielleicht im nächsten Leben B-) ) Die Verteidigung des Christentums einschliesslich Wertedebatte und Weihnachtslamettaoffensive soll Contra übernehmen. Ich teile ja einige Kritik auch wenn ich das Weihnachtsfest nicht so radikal negativ sehe und habe dem was ich sagte nicht mehr viel hinzuzufügen.

Vielleicht noch folgendes...


Nur zu Weihnachten an Leid denken ist Arschlochethik. (Sorry Hamburger, aber dieses Wort muss sein.)


Das Wort sei dir hiermit verziehen SMID.
Es ist halt


ein Zeichen meiner Unfaehigkeit, mich angemessener auszudruecken.

:-p

Und


Zu Herrn Pastor: ich wollte nicht ihre Gefuehle verletzen, ihre Wuerde oder ihre Ueberzeugung.


daher ist dir das abzukaufen. Du kannst es halt nicht besser, was soll man machen? B-)

Und ich beharre auf einem versöhnlichen Abschluss, denn das beste, dem ersten Posting wirklich angemessenste und alles auf den Punkt bringende Posting hat razorback, dessen Beitrag schändlicherweise in der Debatte hier gar nicht beachtet wird, gemacht. Ich zitiere...


:-)


Zum guten Schluss schliesse ich mich dann auch noch Spider an. Was ich gestern in langen Worten ausgebreitet habe brachte er auf den Punkt...


Und jetzt mal wirklich im Ernst: Nächstenliebe und Mitgefühl sind unabhängig von Religion und Weltanschauung Haltungen, die zu mehr Glück im Daseinskreislauf führen. Deshalb, Christentum hin, Christentum her, entscheidend ist, wie der Mensch handelt.


Jawoll, so is et!

Es grüßt der gestern reich beschenkte

Hamburger
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Re: Gesegnete Weihnacht

Beitragvon razorback » 25.12.2004, 13:31

Frohe Weihnachten!

Ich dachte eigentlich, es bei meinem Smiler zu belassen, aber jetzt fühle ich mich doch genötigt, mich nochmal einzuschalten. Und zwar genötigt von Dir, Contra:

Um auf die Frage von Spiderman klar zu antworten, ja ich bin Pastor. Und den Antworten auf meinen Beitrag meine ich zu entnehmen, dass einigen das Weihnachtsfest relativ sch....egal ist. Okay, das ist eine Ansicht die ich natürlich toleriere.
SMID und Dirk haben sehr abweisend und zynisch auf meinen Beitrag reagiert. Das allein finde ich schon sehr interessant. Kann es sein, dass ihr heute Abend sehr allein seid und das Ihr Euren Frust in Zynismus und Abwehr äußert? Ich weiß es nicht, aber so wie Ihr sprecht, habe ich schon einige Menschen reden hören. Die schieben den Weihnachtsgedanken ganz weit weg, würden aber nichts lieber machen als so richtig spießig Weihnachten feiern. Zugeben wird es keiner, also auch Ihr beide nicht.
Und Smid du kannst mir glauben, dass ich in meinen Beruf nicht nur Weihnachten die Nöte der Menschen zur Kenntnis nehme, nein, damit habe ich das ganze Jahr zu tun. Und manchmal, das ist es mir wirklich ein wenig zuviel.
Und wenn das was ich mache in dein Augen ein scheinheiliges Getue ist, dann ist das deine Meinung. Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung und wenn sie noch so dämlich und hirnrissig ist. Armut umgibt mich das ganze Jahr.
Was ich versucht habe auszudrücken war folgendes: Gerade Weihnachten bietet für viele Menschen die Gelegenheit innere Einkehr zu halten, aus welchem Grund auch immer. Und lieber an diesem Tag einfach mal nachzudenken als überhaupt nicht.
Vielleicht täuscht mich auch mein Eindruck, aber ich glaube, eine Pastorin/ein Pastor ist in diesem Forum nicht sehr willkommen.
Warum habt ihr solche Angst vorm Christentum.
Ach ja, noch etwas zum Verständnis. Ein Christ muss nicht unbedingt ein guter Mensch sein. Als Christ ist lediglich der, der sich zu Jesus Christus bekennt. Ein Christ kann somit der grösste Schurke sein.
In diesem Sinne, gesegnete Weihnacht, und ich werde Euch in meine Gebete mit einschliessen.


Kann es sein, dass Du reflexhaft antwortest? Irgendwie habe ich den Eindruck, Du hast eine bestimmte Art von Antwort auf Dein Post erwartet und reagierst jetzt auf genau diese erwartete Antwort - ohne sie bekommen zu haben.

Denn lies doch bitte noch einmal die Antworten, die Du bekommen hast. NIEMAND, ausdrücklich NIEMAND hat Weihnachten abgelehnt. Dirk hat gesagt, dass er mit dem Fest als Nichtchrist wenig am Hut hat. Für mich eine absolut logische Einstellung, dass er uns eine frohe Weihnachtszeit wünscht spricht für eine angenehme Toleranz gegenüber Menschen, die einen christlichen Glauben haben. Der Anonyme hat lediglich bemerkt, dass er persönlich vom Weihnachtsfest so eingenommen ist (positiv eingenommen, wenn ich ihn richtig verstanden habe), dass er gerade in dieser Zeit weniger dazu kommt, an andere zu denken, als sonst. Für meine Begriffe ist das nicht weniger als eine glaubwürdige Bestandsaufnahme, von Zynismus keine Spur (bei Dirk schon gar nicht).

Wo siehst Du also den Zynismus den Du beklagst, die Christen- und Pastorenfeindlichkeit?

Contra, ich denke, man hat als Christ zwei mögliche Sichtweisen auf Weihnachten:

1.) Man sieht es als christliches Fest in einer christlichen Gesellschaft. Dann hat man unendlich Gelegenheit, über Konsumverkommenheit, Gedankenlosigkeit, mangelnde Besinnung, U-Boot Christen (die, die nur zu Weihnachten in der Kirche auftauchen), etc., etc., zu jammern und zu klagen und das wird ja jedes Jahr wieder wie auf Knopfdruck getan.

2.) Man macht sich einfach klar, dass wir in einer christlich geprägten Gesellschaft leben, in der wir Christen aber schon seit geraumer Zeit eine Minderheit sind. Dann gibt es zwei Sorten von Weihnachtsfest: Das christliche, gefeiert von Christen mit entsprechendem Glaubenshintergrund. Für die ist es relativ einfach, aus dem Glauben heraus zu feiern, und sich von dem Konsumfetischismus genau das zu nehmen, was ihnen Spaß macht (und daran, an Weihnachten Spaß zu haben finde ich absolut nichts Verwerfliches). Es ist aber für den weit überwiegenden Teil der Gesellschaft inzwischen ein reines Fest des Schenkens und der Familie, ohne wirklichen Glaubenshintergrund. Vergleichbar mit Geburtstag oder Sylvester, aber eben in einem viel gewaltigeren Ausmaß. Und das da der eine oder andere sich hin und wieder fragt "Was mache ich hier eigentlich, wozu das Ganze?" finde ich durchaus natürlich. Und es spricht für eine geradezu lächerliche Realitätsferne, wenn sich ein Christ dann hinstellt und motzt: "Das ist aber unser Fest, und wer es feiert, hat es gefälligst mit unserem Hintergrund zu tun, oder er soll sich was schämen!" Nee, zum Schämen gibt es keinen Grund. Der Nichtchrist soll mich auch nicht damit nerven, dass die Christen ihm nicht christlich genug sind, denn die Christen gehen ihn einen Pfiff an. Aber wenn er zum Ende des Jahres ein schönes Fest feiern will, mit Familie und Baum und Geschenken, dass auf einer Tradition fußt, die mir noch etwas sagt, ihm aber nicht – welches Recht habe ich denn, ihm vorzuschreiben, was und wie er feiert? Gut die U-Boot-Christen finde ich lustig, aber wenn sie wollen, was soll's denn. Sie stören ja auch keinen. Und für eine Minderheit haben wir es in dieser Gesellschaft noch verdammt gut.

Und bitte verschone mich mit dem Aufruf "besonders an Weihnachten nett zu sein und mehr an andere zu denken". Mir sind Leute weitaus lieber, die das ganze Jahr über nett sind und an andere denken. Leute, die sich ganzjährig wie Arschlöcher benehmen und sich dann vom 24. bis einschließlich 26. Dezember besinnen und schämen, finde ich eher eklig.
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