Okay, in diesem Thread soll es also um die Organisation der Lesung gehen und um die Planung eines Programms. Flocke hatte in einem anderen Thread bereits einige wichtige Fragen dazu gestellt:
Hat das überhaupt schon mal jemand von uns gemacht, eine Lesung organisiert? Ich meine, das ist nicht einfach damit getan, zu sagen, wir wollen da und dort mal unsere Texte lesen. Man sollte im Vorfeld schon mal folgendes überlegen:
- wie lange soll es insgesamt dauern (länger als 1,5 Stunden ist idR nicht empfehlenswert wegen der Konzentration)
- wer macht mit
- wer liest was und wieviel (Prosa dauert ja idR etwas länger)
Flocke hat Recht: all das sollten wir uns überlegen und zwar möglichst bald. Damit wir auch noch Zeit haben, PR für unsere Lesung zu betreiben. Ich gehe das jetzt mal im Einzelnen durch:
1. Thema der Lesung
Als erstes sollten wir uns überlegen, unter welchem Thema unsere Lesung stehen soll, unter welchem Titel. Da der Titel unserer Lesung so ein bisschen wie unser Aushängeschild sein wird, das darüber entscheiden wird, ob wir Publikum dafür interessieren und anlocken können, oder nicht, müssen wir bei der Wahl des Titels zwei oder drei Aspekte bedenken. Nämlich:
- Wo lesen wir? (Wir wissen inzwischen, dass wir in Österreich, in Wien lesen werden, aber das "Wo?" bezieht sich dann auch auf den konkreten Veranstaltungsort, der bis dato noch nicht feststeht).
- Für wen lesen wir? (Was ist unser Zielpublikum? Wen wollen wir mit unserer Lesung erreichen bzw. wer wird aller Voraussicht nach da sein?)
- Was lesen wir? (Also, wie passen die Texte, die wir lesen, unter einen Deckel?)
ich denke, wichtig ist ein thema für die lesung. was m.e. sehr nahe läge - ein bezug auf D und Ö. ich habe überlegt, wie man in wien eine lesung hauptsächlich deutscher promoten kann. vielleicht gerade indem man das betont. vor jahren gabs die sehr populäre "piefke saga" (felix mitterer) - vielleicht irgendsowas wie "piefke lyrik" oder so. die thematik ´"deutsche in Ö" ist derzeit in Ö sehr präsent, allerdings eher im negativ-kontext. da einerseits aufgrund eines EUGH-urteils droht, dass wir eure numerus clausus flüchtlinge universitär aufnehmen sollen, andererseits gabs letztens immer wieder meldung, dass sehr viele (ost-)deutsche als gastarbeiter nach Ö kommen. vielleicht könnte man damit irgendwie spielerisch und kontroversiell umgehen und provokant gestalten.
2. Programm
Oder die Frage: Wer liest was? Ich werde mal skizzieren, wohin meine Überlegungen gehen:
Ich denke, dass alle, die zu der Textwerkstatt kommen, auch bei der Lesung zum Zuge kommen sollten. Wir müssen halt nur schauen, ob sich das zeitlich machen lässt. Ich denke, dass die Lesung mitsamt den musikalischen Einlagen nicht länger als 2 1/2 Stunden dauern sollte ... und, wenn ich da ans Donau-Lech-Camping zurückdenke, ist mir klar, dass wir auswählen müssen. Ich denke, sehr wichtig wird es auch für so eine Lesung sein, einen gewissen Spannungsbogen zu erzeugen, also genau zu planen, wer wann was liest.
Ich stimme mit Flocke in einem Punkt überein:
Ihr habt ja eher die Idee, keine Textarbeit, sondern Kreativarbeit zu machen. Gut, meine Erfahrung diesbezüglich ist sehr eingeschränkt und nur auf eine Werkstatt bisher bezogen, aber da kamen zumindest bei der Lyrikgruppe so gut wie keine Texte raus, die dann fertig zum öffentlichen Lesen waren. Das meiste waren unausgefeilte Spielereien. Bei der Prosa sah das etwas anders aus, aber es schreibt ja nun nicht jeder Prosa. Also ganz auf das Mitbringen eigener Texte würde ich nicht verzichten.
Mir wäre es auch zu riskant, darauf zu vertrauen, dass bei der Textwerkstatt ausreichend gute und interessante Texte herauskommen, die sich für die Lesung verwenden lassen. Ich halte diese Vorgehensweise auch von daher für unklug, weil sie uns wahrscheinlich unter einen Leistungsdruck setzt, der uns des Spaßes und der kreativ-spielerischen Leichtigkeit beraubt. So würden wir während der Textwerkstatt nicht mit der Intention schreiben, etwas zu lernen und auszuprobieren, sondern mit dem Ziel, etwas brauchbares und möglichst gutes für die Lesung zu produzieren. Diesen Stress und Leistungsdruck sollten wir uns nicht unbedingt antun.
Ich glaube, die Textwerkstatt und die Lesung sind in dieser Beziehung einfach zwei paar Schuhe. Während in der Textwerkstatt das Experimentieren und Ausprobieren an oberster Stelle steht und ihr durchaus unfertige und problematische Texte dafür mitbringen dürft, sollten wir für die Lesung eher auf das vertrauen, von dem wir wissen, dass es gut ist. Das wird dann vielleicht auch dazu beitragen, dass sich diejenigen, die noch nie vor einem Publikum gelesen haben, etwas sicherer und selbstbewusster fühlen. Außerdem haben wir dann die Möglichkeit, die Texte jetzt in Ruhe auszuwählen, sie nochmals sorgfältig zu lesen und zu lektorieren, und in aller Ruhe ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen. Und dann könnten Edekire und ich auch frühzeitig so was wie ein Programmheft verfassen und gestalten. Denn zwischen dem Ende der Textwerkstatt und dem Beginn der Lesung bleibt dafür einfach gar keine Zeit mehr.
Bei der Auswahl der Texte und der Zusammenstellung des Programms würde ich persönlich auf Abwechslung setzen: Prosa und Lyrik, kurze und lange Texte, ernste und lustige, leichte und anspruchsvolle, einfache und schräge usw.
Die Frage ist, wie wollen wir die Texte auswählen? Soll jeder, der nach Wien kommen will, selbst 2-3 Vorschläge machen, was er lesen möchte, was er zu lesen bereit ist und Edekire und ich beraten und wählen am Ende aus, was zum Thema passt?
3. Vorbereitung der Lesung, Workshop
Mir ist klar, dass die Vorstellung, einen selbst geschriebenen Text vor einem – wenn auch kleinen – Publikum zu lesen, für einige ziemlich unheimlich und gewöhnungsbedürftig ist.
Ihr solltet gute Texte gut lesen. Dass Ihr das könnt weiß ich, beim DLC wart Ihr alle ziemlich gut. Aber dann ist nichts mehr mit:
"Also ich weiß nicht, na gut, ich versuch's mal, aber nicht lachen ..."
Ihr müsst dann selbstbewusst auftreten. Wenn Ihr glaubt, dass es dafür noch zu früh ist (was ja keine Schande wäre, jeder fängt mal klein an), bleibt erstmal im ganz kleinen Rahmen.
Aber ganz ehrlich: Ich fände das schade. Nach dem, was ich beim DLC gesehen habe, hinkt das Selbstvertrauen bei Euch oft hinter den Qualitäten des Textes und den Lesefähigkeiten her.
Bitte, macht euch deswegen nicht allzu viel Sorgen! Ich baue ein bisschen darauf, dass wir dort als Gruppe und nicht als Solo-Autor auftreten, wird es uns allen ein bisschen einfacher machen und wir werden uns gegenseitig motivieren und Mut machen können. Ich habe mir überlegt, dass ich im Rahmen oder vielleicht als Abschluss der Textwerkstatt dann auch noch einen Workshop geben könnte, indem es ganz speziell um das Vorlesen gehen soll, indem wir das Vortragen und Lesen eines Textes üben, uns gegenseitig beurteilen und verbessern können, und indem ich euch vielleicht noch den einen oder anderen Tipp mit auf den Weg geben kann, was z.B. Körperhaltung, Akzentuierung, Einhaltung von Pausen etc. angeht. Das wird eure Selbstsicherheit so stärken, dass niemand vor der Lesung Muffensausen haben muss.
Tolya, du hast Erfahrung mit öffentlichen Lesungen? Hättest du Lust, mich bei diesem Workshop zu unterstützen (vorausgesetzt, du kommst)?
4. Musikalische Rahmenbegleitung
Und wieder darf ich Flocke zitieren:
Musikalische Untermalung? (bei uns im Verein meistens schon, unser Chef schwört drauf, weils die Atmosphäre lockert und die Konzentration bei der Stange hält...)
Ich muss sagen, dass ich das auch sehr wichtig fände, (also nicht unbedingt musikalische Untermalung, aber ein musikalisches Rahmenprogramm), eben aus dem besagten Grund: Musikalische Pausen erleichtern es dem Publikum, sich über eine längere Zeit zu konzentrieren und außerdem würde diese Musikeinlagen einen guten Übergang bzw. Puffer zwischen den möglicherweise recht unterschiedlichen Texten darstellen.
Die Frage ist: wer macht's? Oder: wer kennt jemanden, der es macht? Natürlich denke wir da alle vor allem an einen: Stevo. Aber ich habe von Stevo bis dato noch nix gehört, ob er überhaupt Zeit und Lust hat, zur Textwerkstatt zu kommen. Ich werde ihn mal bei Gelegenheit fragen ... Wenn wir keinen Solisten oder sonstige Live-Musik auftreiben, sollten wir wenigstens jemanden haben, der zwischendurch ein bisschen Musik auflegt. Ich kenn das von Poetry-Chats und fand das bisher sehr angenehm ...
5. Moderation
Soll die Lesung moderiert werden und, wenn ja, von wem?
6. Technik
Das ist etwas, womit ich mich leider überhaupt nicht auskenne. Ich denke, das wird auch ganz stark von der Location abhängen, ob wir Mikrofon, Verstärker und Boxen brauchen werden. Sollten wir aber auf jeden Fall auf unsere Checkliste setzen.
7. PR für die Lesung
Okay, ich zitier einfach mal, was wir bisher dazu haben:
razorback:
Und damit gleich zum Ort: Damit die Presse am Ort über uns berichtet, wäre es sehr nützlich (wenn auch nicht unbedingt notwendig) dass einer, besser zwei oder drei von uns am Ort wohnen, idealerweise auch eine gewisse lokale Prominenz haben. Haben wir sowas?
[) i r k:
Mit Charis Hilfe lässt sich da vielleicht doch der eine oder andere Kontakt herstellen ... und evt. kann man auch einiges über das Netz herausfinden und auch so mit entsprechenden Redaktionen in Kontakt kommen. Ich kenn mich da nicht so aus, aber es gibt ja auch im WWW eine ganze Reihe von Veranstaltungskalendern und sowas, daran sollten wir auch mal denken. Aber erstmal brauchen wir natürlich einen Veranstaltungsort, ehe unsere PR-Maschinerie sich in Gang setzen kann.
Charis:
kontakte vor ort (locations & presse & branche) bin ich dabei zu sammeln, ganz PR-unbewandert bin ich selbst auch nicht - es wird eher eine frage der zeit sein, das kann ich noch nicht so genau einschätzen. wenn aber razor mit seinem fachwissen dabei ist, dann werden wir das kind schon schaukeln. ich stimme dir, dirk, jedenfalls zu: wichtig wärs, eine location mit funktionierender eigen-PR zu kriegen. und da bin ich mal zuversichtlich. und hoffe, dass wir terminlich nur nicht schon zu knapp dran sind. (kulturinitiativen planen ja auch frühzeitig...)
Und noch mal razorback:
Was die Location mit eigen-PR angeht: Ich weiss nicht, wie das in Wien aussieht, in Köln ist das so:
Schlechte eigen PR = gar keine
Übliche = Plakate
Gute = Flyer und Hinweise in Internetforen und den Tipps/Terminteilen der Lokalzeitungen
Grandiose = Redaktionelle Hinweise in der Presse. Meist prominente Szene-Treffs, für uns also realistischerweise uninteressant.
Mit der Nachberichterstattung sieht es etwas anders aus, die kann schon üppiger ausfallen, wenn man die richtigen Leute in die Veranstaltung lockt oder nachher die richtigen Texte an die richtigen Leute schickt.
Wenn das in Wien ähnlich ist, würde ich vorschlagen, Ihr bemüht Euch um einen Veranstaltungsort der "gute" PR im obigen Sinne macht. Den versorgen wir dann mit tollen Texten (ÜBER uns, NICHT VON uns ), um die redaktionelle Begleitung kümmern wir uns selbst (wobei ich da die Hoffnung auf großen Erfolg dämpfen würde). Wenn Ihr das so machen wollt, und wenn ich helfen soll, bräuchte ich dann zum gegebenen Zeitpunkt einen Verweis auf die Internetseite des Lokals. Die sollte dann auch einen Programmteil haben. Und einen Presseverteiler.
Dein Hinweis auf das spezifische Interesse an Piefkes, Charis, ist Gold wert, damit kann man sehr schön arbeiten!!! :ja:
Ich denke, sinnvoll wäre es jetzt, wo wir noch kein Programm und keine Location haben, erst einmal zu recherchieren, was es an Veranstaltungskalendern und Kulturredaktionen für den Wiener Raum im Internet gibt? Wer würde sich bereit erklären, das mal zu erledigen und die entsprechenden Web- und eMail-Adressen der Redaktionen zu sammeln? Das könnte auch jemand anders machen als Charis, Razor oder ich ...
So weit, so gut ... es gibt also noch jede Menge zu tun, bis Anfang September. Schmeißen wir uns also ins Zeug!
MfG,
[)-man