Was sollen wir lesen?

Das Gästebuch: grüßen und gegrüßt werden. Wenn du Fragen, Wünsche, Anregungen oder Kritik auf dem Herzen hast, bist du hier goldrichtig.
[) i r k
O livro Admin
Beiträge: 2920
Registriert: 19.01.2002, 21:41
Wohnort: Düsseldorf

Was sollen wir lesen?

Beitragvon [) i r k » 15.09.2003, 21:14

Offenes Voting

O livro – ihr erinnert euch? Dieser Zwei-Mann-Club und irgendwie ging es darum Bücher zu lesen ... Im Oktober gibt es nun endlich einen neuen Anlauf und zwar mit einem "offenen Voting". Das bedeutet: wer mitlesen und mitbestimmen möchte, was wir als nächstes lesen, für den entfällt in der kommenden Runde der Umweg über die Mitgliedschaft. Also: kein Club, keine Verpflichtung.

Alles, was du mitbringen musst, sind zwei eigene Buchvorschläge und selbstverständlich den Willen und die nötige Zeit, um im Oktober das Buch zu lesen, für das sich die Mehrheit entschieden hat. Natürlich muss man dafür auch ein gewisses Risiko eingehen, mal etwas anderes zu lesen ... Das ist ja der Sinn der Sache.

Deine persönlichen Buchvorschläge kannst du ab sofort in diesem Thread abgeben. Neben der Angabe von Titel und Autor solltest du nicht vergessen, deine Vorschläge so zu begründen, dass sie überzeugen. Warum sollen die anderen ausgerechnet dein Buch lesen?

Folgendes ist noch zu beachten:
  • Dabei ist nur, wer genau zwei Bücher vorgeschlagen hat. Zwei! Nicht mehr und nicht weniger – und zwar aus Gründen der Chancengleichheit bei der späteren Abstimmung.
  • Zulässig ist nur Prosa: Romane, Erzählungen, Novellen, Sammlungen von Kurzgeschichten u.ä.
  • Und es gibt auch einen gewissen Anspruch: wir werden hier keine Kinderbücher, keinen Konsalik, keinen Grisham oder ähnliches mit euch lesen.
Bis spätestens zum 30. September 2003 sollten alle Vorschläge eingereicht werden. Am 1. Oktober 2003 findet dann die Abstimmung statt. Wie die genau abläuft, erkläre ich noch frühzeitig.

Noch Fragen?

MfG,
[) i r k
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

gelbsucht
Pegasos
Beiträge: 1105
Registriert: 25.04.2002, 20:55
Wohnort: Das Dorf der Dussel an der Düssel

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon gelbsucht » 17.09.2003, 02:00

Elfriede Jelinek – Die Klavierspielerin
Rowohlt-Taschenbuch, 283 Seiten

Eine Aufführung von "Die Liebhaberinnen" im Düsseldorfer Schauspielhaus hat mich erstmals auf Elfriede Jelinek aufmerksam gemacht – und wie! Es war für mich die erste Berührung mit einer feministischen Literatur, die nicht nur gesellschaftspolitischen Sprengstoff "doziert", sondern diesen Sprengstoff auf eine sehr erschütternd unterhaltsame Art an den "Mann" bringt. Ich war fasziniert und geschockt, als ich aus dem Theater kam. Die Mischung aus Satire und Kritik, Ironie und Elend, Witz und ätzender Ungerechtigkeit, verschärft durch zynische Sticheleien und sarkastische Hiebe, und die Sprache Jelineks sind bitter-böse, bissig, brutal und lassen niemand gleichgültig.

Ihre mit dem Prosatext Die Liebhaberinnen (1975) einsetzende, satirisch-sezierende Erkundung des (klein)bürgerlichen Familien- und Liebeslebens als Schauplatz alltäglichen Terrors und gewaltsamer Dressurakte führt die Autorin in ihrem fünften, autobiographisch geprägten Roman Die Klavierspielerin fort. - Erika Kohut, Mitte dreißig und von Beruf Klavierlehrerin, lebt seit der Vertreibung des störenden Vaters eingeschlossen in der trauten, haßerfüllten Zweisamkeit einer sadomasochistisch gefärbten Symbiose mit ihrer ältlichen Mama. Deren Hauptproblem ist es, ihr Besitztum - die Tochter - »möglichst unbeweglich an einem Ort zu fixieren, damit es nicht davonläuft«. (Kindlers neues Literaturlexikon)

Erika reagiert vordergründig mit Anpassung und gibt die erlittenen Demütigungen an ihre Klavierschüler weiter. Mit Rasierklingen und Nadeln fügt sie sich selbst Verletzungen zu. Unfähig, sich auf das Leben einzulassen, wird sie zu Voyeurin. [...] Als einer ihrer Schüler mit ihr ein Liebesverhältnis anstrebt, entdeckt sie, dass sie nur noch im Leiden und in der Bestrafung Lust empfindet. (www.amazon.de)


Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Stern-Verlag, 324 Seiten

Nachholbedarf meinerseits. Das Buch ist inzwischen 25 Jahre alt, aber – leider – immer noch und auch weiterhin aktuell. Mich interessiert das Buch vor allem auch wegen meiner Arbeit (für die Düsseldorfer Drogenhilfe). Ich bin mir nicht sicher, aber vermutlich suche ich auch nach Anregungen, wie ich meine eignen Erfahrungen besser einordnen und verarbeiten kann.

Auch heute noch wirkt der beklemmende Bericht (der damals 15jährigen Christiane F.) über Abhängigkeit, Verzweiflung und Isolation abschreckend und faszinierend zugleich. Mit schonungsloser Offenheit schildert sie das Elend ihrer eigenen Abhängigkeit und das ihrer Freunde und Freundinnen in Berlin und liefert so einen eindringlichen Bericht über den Teufelskreis von Abhängigkeit, Beschaffungskriminalität und Prostitution.

Christiane ist sechs Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester nach Berlin zieht. Die bedrückenden Wohnverhältnisse in der Hochhaussiedlung Gropiusstadt, der gewalttätige Vater, der seine Frau und Kinder schlägt, schließlich die Scheidung der Eltern sind Erfahrungen, die den Weg Christianes in die Drogenszene ebnen. In der Schule schließt sie Freundschaft mit Kessi, die sie zu einem evangelischen Jugendzentrum mitnimmt, in dem Christiane im Alter von zwölf Jahren erstmals Haschisch raucht. In der Diskothek »Sound« kommt sie in Kontakt mit der Drogenszene. Sie beginnt Heroin zu spritzen und geht auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo, um das Geld für die Drogen zu beschaffen. (www.amazon.de)

;-) gelb :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

gelbsucht
Pegasos
Beiträge: 1105
Registriert: 25.04.2002, 20:55
Wohnort: Das Dorf der Dussel an der Düssel

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon gelbsucht » 17.09.2003, 15:08

NACHTRAG:
Eine Aufführung von "Die Liebhaberinnen" im Düsseldorfer Schauspielhaus hat mich erstmals auf Elfriede Jelinek aufmerksam gemacht – und wie!

Mir fällt gerade ein: so ganz stimmt das aber nicht. Eigentlich habe ich es einem wunderbaren Gedicht von Hilbi zu verdanken:
das alpenglühen
(für elfriede jelinek)

sprachlos sind ihre augen wohl nie
als hätten sie das leben niemals damit verbracht
schafe zu zählen um sie dann mit leichter hand an eine schlachtbank zu verkaufen

bei uns hat man das getan
bei uns macht man solche dinge
und später will man nichts mehr davon wissen

wie klein muß ein wort sein
das nicht von ihnen wie ein faden an der schnur gestreckt
niemals einer streckbank gleicht

diese hände mit denen sie den sätzen halt geben
wie oft fallen die wieder in ihren eigentlichen ursprung zurück
und was ist das ein ursprung
und in was fallen sie zurück?

Irgendwie hatte sich das bei mir festgesetzt und letztlich auch mein Intresse für die Autorin ausgelöst.

;-) gelb :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

Hamburger
Phantasos
Beiträge: 1808
Registriert: 28.04.2002, 23:48
Wohnort: Hamburg

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Hamburger » 18.09.2003, 22:16

Hallo Leute!

Hier nun meine Buchvorschläge

1) razorback`s erster Roman

Was gibt es über dieses Buch zu berichten? Nun, zu Titel und Inhalt kann ich leider nichts sagen, aber im Forum Kunst und Handwerk konnte ich ein wenig über die Entstehungsgeschichte des Buches erfahren. Das hat mich neugierig gemacht. (siehe Thread Der Roman)
Überhaupt halte ich es für eine reizvolle Idee ein Buch eines Forumsmitglieds zu lesen. Es muss ja nicht immer Grass, Frisch, Böll oder Walser oder sonstwer Bekanntes sein. Ich möchte auch mal wieder ein Buch lesen, zu dem es nicht schon tausend Rezensionen und Meinungen gibt und das von einem Forumsmitglied, dem ich zutraue einen sehr guten Roman zustande gebracht zu haben.
Alle technischen Schwierigkeiten, die sich ergeben könnten (das Buch ist ja noch nicht veröffentlicht) sollten nicht als Argument für eine eventuelle Nicht-Berücksichtigung des Buches beim Voting dienen. Wo ein Wile ist ist auch ein Weg und ein erwähltes Buch eines bereits etablierten Schriftstellers würde ja auch Geld bei der Anschaffung kosten.
Ferner ergibt sich bei der anschliessenden Diskussion der Vorteil, dass wir direkt und exclusiv mit dem Autor diskutieren können, was bei den Berühmtheiten der Literaturszene wohl nicht der Fall
wäre.
Ich finde, nach Kafka, Goethe und Walser ist dieser Club mal reif für ein Experiment. Wagen wir es und ich bin sicher wir werden es nicht bereuen.



2) "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter"
von Peter Handke

Zu der nhaltsangabe von Daniel Kreiss, die ich im Internet fand, habe ich nur so viel zu sagen als dass ich sehr persönliche Gründe habe, dieses Buch vozuschlagen. Angst und Unsicherheit sind auch Faktoren meines Lebens, deren literarische Verarbeitung mich manchmal weiterbringt.
Ein sehr egoistischer, aber hoffentlich nich uninteressanter Vorschlag meinerseits.

Inhaltsangabe von Daniel Kreiss

In seinem Roman "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" erzählt Peter Handke von den Erlebnissen Josef Blochs, eines ehemaligen Fußballspielers, der nach dem Mord an einer Kinokassiererin sein Heil in der Flucht sucht. Wohl gelingt es ihm, seinen Häschern zu entkommen - doch den lähmenden Ängsten, die seine Tat nach sich zieht, kann er nicht entrinnen.

Als bei seinem Eintritt in die Bauhütte seines Arbeitgebers einzig der unwichtige Polier aufschaut, faßt der geschieden lebende Bloch diese Ignoranz seiner Kollegen als Kündigung auf und begibt sich in der Folgezeit auf eine orientierungslose Odyssee durch die Straßen seiner Stadt.

Er vergnügt sich auf dem Naschmarkt, flirtet hier und da ein wenig, residiert - trotz eigener Wohnung wohlgemerkt - in einem Hotel und zeigt sich selbst Schlägereien gegenüber nicht gänzlich abgeneigt. Während eines Kinobesuches lernt er die Kassiererin Gerda kennen, begleitet sie nach Hause und verbringt mit ihr die Nacht.

Am nächsten Morgen kann Bloch sich nur noch bruchstückhaft des Geschehenen entsinnen, bringt in tranceartiger Verfassung die Gespielen schließlich um.

Es folgt die Flucht per Bus in einen Grenzort. Bloch redet sich ein, gar kein Fliehender zu sein sondern ein gewöhnlicher Mann auf Besuch bei einer alten Freundin. Gleichwohl fühlt er sich auf der Fahrt von tausend Augen beobachtet, ein übertrieben unauffälliges Verhalten ist die Folge. Bis auf einen Ausrutscher im Gespräch mit einer Mitreisenden unterlaufen Bloch aber keine größeren Fehler.

Tageszeitungen berichten von einem verschwundenen Jungen mit Sprachbehinderung - ein Vorkommnis, das in dem Dorf große Aufregung auslöst. Bloch findet Unterschlupf in einem gemütlichen Gasthof, von dem aus er Wandertouren durch die umliegenden Felder startet oder sich mit der erwähnten Freundin trifft.

Auf einem Spaziergang stolpert Bloch über ein Fahrrad, das dem verschollenen Jungen gehörte. Aus Angst, auffallen zu können, behält er die Neuigkeit aber für sich. Unsicherheit und Verstörtheit beginnen ab diesem Punkt sich in Bloch breit zu machen. Kein Gespräch kann er mehr führen, ohne misstrauisch zusammenzuzucken, keinen Tratsch hören, ohne diesen auf sich selbst zu beziehen.

Auch als Bloch den Leichnam des Jungen findet, erstattet er keine Meldung - zu groß seine Furcht. Zeitweilig wird ein Zigeuner ob des Mordes inhaftiert, jedoch wieder freigelassen. Bloch, der Zeuge der Verhaftung war, sieht sich stetig mehr in die Enge getrieben: Übermäßiger Alkoholkonsum begünstigt die Psychosen zusätzlich - bis er schlussendlich gar die "Handlungen" der Natur als Affront gegen sich selbst auslegt.
"If it's a hit? - Yeah, that's me! If it's a miss? - Yeah, that's me!" (Robert Palmer)

gelbsucht
Pegasos
Beiträge: 1105
Registriert: 25.04.2002, 20:55
Wohnort: Das Dorf der Dussel an der Düssel

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon gelbsucht » 18.09.2003, 23:08

Hallo Ham,
Hier nun meine Buchvorschläge

1) razorback`s erster Roman

Na, da hast du dir ja wieder was ausgeknobbelt! Finde ich spannend diese Idee ... aber sie setzt doch noch einiges voraus.
Was gibt es über dieses Buch zu berichten? Nun, zu Titel und Inhalt kann ich leider nichts sagen ...

Also so ins Blaue werde ich nicht für ein Buch stimmen, über das ich gar nix weiß. Ich möchte vorher schon mal wissen, wie das Werk heißt und worum es ungefähr geht. Und wie der Autor eigentlich heißt.
Alle technischen Schwierigkeiten, die sich ergeben könnten (das Buch ist ja noch nicht veröffentlicht) sollten nicht als Argument für eine eventuelle Nicht-Berücksichtigung des Buches beim Voting dienen.

Ich gehe davon aus, du hast bei Razorback noch nicht angefragt, ob er uns seinen Roman überhaupt lesen lässt? Das wäre aber eine notwendige Voraussetzung. Wo ist Razorback überhaupt? Im Urlaub? Wenn er bis Ende September nicht wieder auftaucht, können wir die Sache ohnehin knicken (zumindest in diesem Voting).

;-) gelb :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

Hamburger
Phantasos
Beiträge: 1808
Registriert: 28.04.2002, 23:48
Wohnort: Hamburg

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Hamburger » 19.09.2003, 13:18

Hallo gelb!

Verständich, dass du etwas über Titel und Inhalt des Romans erfahren willst. Die Beschreibungen diesbezüglich müsste dann natürlich der Autor übernehmen. Dem entgegen finde ich den Namen des Autors nicht weiter von Belang. Ob er nun Hans Friscke oder Chris Wolverhampton heisst - was macht das für einen Unterschied?

Angefragt habe ich bei razorback noch nicht. Ich hoffe, razorback, du nimmst mir das nicht übel und äusserst dich, sobald dir mein Vorschlag vor die Augen kommt.

Bis dahin MFG,

Hamburger
"If it's a hit? - Yeah, that's me! If it's a miss? - Yeah, that's me!" (Robert Palmer)

Besucher

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Besucher » 20.09.2003, 23:06

unbedingt alles von Tatjana Tolstaja lesen,
die Frau ist granduis

Archäopterix
Medusa
Beiträge: 36
Registriert: 06.06.2002, 14:53
Wohnort: Bayern

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Archäopterix » 21.09.2003, 20:26

1. Terry Pratchett, Ian Stewart & Jack Cohen: Die Gelehrten der Scheibenwelt

Weil dieses Buch maßgeblich zum Verständnis des Lebens beiträgt...

2. J.D. Salinger: Der Fänger im Roggen

Weil ich das gerne lesen würde...
In mir schlummert ein Genie - nur wird das Biest nicht wach...

vogel
Phantasos
Beiträge: 1889
Registriert: 28.05.2003, 19:55
Wohnort: Braunschweig
Kontaktdaten:

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon vogel » 23.09.2003, 21:19

Hallö Ihrs !
Ich bin jetzt mal die Mutige 4.e .. Hätte da aber nun mal ne Frage : Worum geht es denn nun im Roman von Razorback ? Ich habe die Diskusion in Kunst & Handwerk zwar auch verfolgt aber dort fällt kein Wort über den Inhalt; und da ihr ja wahrscheinlich im Okt./Nov. lest, hab ich auch vor mitzulesen (wer hätte das gedacht ?); und ich möcht nicht gg. bzw. für etwas stimmen, dass ich nicht ma kenn ... *gug*

Liebe Grüße
kleinervogel ..



Erica Wagner : Der Astronom
Goldmann; 223 Seiten; Kurzgeschichtensammlung

"Vierzehn einfühlsame und subtile Stories über Einsamkeit, Freundschaft und Liebe [...]" (Rückseite des Einbandes)
... Vielleicht hört sich das nicht gerade spannend an, und sicher wäre ein Leser, der hier die pure Action erwartet, hier vollkommen fehl am Platze, denn das was der Leser hier bekommt, ist er zum Teil selbst.
Die 14 Kurzgeschichten erzählen über Bekanntschaften aus Bibliotheken ("Bitte nicht"), über einfache Wünsche, wie einen neuen Haarschnitt ("Haarschnitt"); es wird erzählt über die Möglichkeit einen alten "Freund" anzurufen ("Ein paar Stunden zu Hause"), über den ganz normalen "WahnSinns" eines Pyramidenbaus ("Pyramide"); und die Geschichte des einsamen Sterndeuters bekommt eine plötzliche Wendung als er ein, für ihn vollkommen neues, Verlangen entdeckt ("Der Astronom").
Erica Wagner schreibt über einfache Dinge, die manchmal komplexer nicht sein könnten. Sie schafft es den Leser in ihren Bahn zuziehen durch eine ganz besondere Atmosphäre (die mir so noch nie begegnet ist), dabei reizt sie die Themen voll aus und schreibt so, wie es die Personen, die sie erzählen lässt (LI), auch erzählen würden ("Der Astronom" : eine einzige Welle aus Fremdwörtern - es passt halt wunderbar ...) und vielleicht schafft genau das, diese (unendlich wunderbare) gefühlvolle Stimmung, die an keiner Stelle oder gar aufgedrungen wirkt ...
Zudem lässt Erica Wagner den Leser über das Thema hinaus denken, lässt ihn fragen "Warum ?" und ihn sich (manchmal) auch erinnern (an reale Personen & deren Verhalten, bzw. das eigene Verhalten; sowie Vergangenheit & Gegenwart; etc.) -- und das alles macht dieses Buch für mich so interessant. Diese 14 Kurzgeschichten sind mehr als einfach ein paar Worte aneinander gereit - es sind Worte zwischen Einsamkeit, Freundschaft und Liebe; Worte zwischen "gefühlvoll und subtil".


Nick McDonell : Zwölf
KiWi; 240 Seiten, Roman

"Keine Zeit, sich Zeit nehem zu wollen"; so oder so ähnlich würde wohl die Begründung dafür lauten, dass dieses Buch schon lang, lanh in meinen Schrank steht und jedes Mal ruft wenn ich vorbei gehe : "Lies mich"
Und dies könnte eigentlich auch die Aussage der High-School-Schüler sein, die sich bei WITHE MIKE ihre Drogen abhohlen. Denn Zeit bedeutet (auch) Langeweile und davon haben die Schüler echt genug. Es ist kurz nach Weihnachten, die Eltern der "Teens" sind auf Geschäftsreisen oder im Urlaub, deshalb feiern die Langeweilegeprägten wilde Sex- und Drogenpartys in ihren Villen und Silvester soll die größte Party allerzeiten staatfinden; und bis dahin hat WITHE MIKE noch viel zutun ...

Die New York Times sagt : "Dieser Debütroman erzählt eine Geschichte, die so schnell ist wie Speed und so erbarmungslos wie ACID" ... einen Komentar ?
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

Sick Steve
Orpheus
Beiträge: 259
Registriert: 11.09.2002, 10:51
Wohnort: Leverkusen

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Sick Steve » 24.09.2003, 13:44

Hallo, Ihr Lieben!

Wie der eine oder andere vielleicht weiss, ist Razorback einer meiner besten Freunde (wenn nicht DER beste), daher kann ich Euch mit der Information dienen, dass er tatsächlich derzeit in Urlaub ist. Er kommt aber am Freitag (26.09.) wieder, und ich sehe ihn am Samstag - ich sage ihm Bescheid, dass er sich mal ins O livro-Forum bewegen soll.
Ich kann nicht wirklich einschätzen, ob er ein noch nicht veröffentlichtes Buch aus der Hand geben mag, aber Euer Vorschlag, es hier eventuell zu lesen, ist auf jeden Fall schmeichelhaft und wird ihn freuen. Zudem darf ich noch bemerken, daß es sich beim Razor-Mann um einen der besten Diskussionspartner handelt, die man sich denken kann.
Zum Inhalt (ich kenne selbstverständlich alle seine Romane - protz!) soll er sich mal selber äussern....

Gruß
Stevo
Royal with cheese.

Gucil
Kerberos
Beiträge: 7
Registriert: 27.09.2003, 00:56
Wohnort: Hamburg

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Gucil » 27.09.2003, 02:56

Hallo, dann will ich doch mal zwei Vorschläge machen.

1."Okonkwo oder das Alte stürzt" von Chinua Achebe. Dieser bekam letztes Jahr (Okt.2002) den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Einer der wohl wichtigsten afrikanischen Schriftsteller unserer Zeit.
Seine einfühlsame und bildgewaltige Sprache, gewürzt mit dem kulturellen Erbe der afrikanischen Erzählkunst, fesselte mich vor 12 Jahren und diese Wirkung hat nichts von ihrer Kraft eingebüsst.

"Okonkwo und das Alte stürzt" spielt zur Zeit der Kolonialisierung, einer Zeit des Umbruches und der Umwälzung.
Die einstige Identität und Kultur eines afrikanischen Volkes, läßt Chinua Achebe wieder erwachen, mit allen Stärken und Schwächen.

Ein Buch was sich lohnt und einem die Tür öffnet zur vielschichtigen und wertvollen aussereuropäischen Weltliteratur.

Hier noch ein lesenswerter Link, mit der übersetzten Dankesrede zum Friedenspreis:
http://
www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/Friedenspreise/achebe.html

Das zweite Buch:
Eine Sammlung von Erzählungen aus einer literatur Epoche, die leider ein wenig in Vergessenheit geriet. Der Käfig der Grammatik und des dichters Gerüst wurden gezielt demontiert, die Maschinen rückten vor, beständiges wurde gebrochen, Emotionen riechbar gemacht, Bilder schmackhaft und undenkbares Greifbar, daher schlage ich vor "Die Ermordung einer Butterblume" von Alfred Döblin, zu nehmen, denn Impressionismus wurde nicht nur gemalt.

Bis dann frohes Lesen und Entscheiden.
GUCIL ;-)
Lasst uns von Demokratie träumen und den Alltag vergessen.

Hamburger
Phantasos
Beiträge: 1808
Registriert: 28.04.2002, 23:48
Wohnort: Hamburg

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Hamburger » 28.09.2003, 23:12

Hallo zusammen!

Da razorback sich noch nicht zu meinem Vorschlag geäussert hat (snief, schluchz, heul, :-| :-(( ) nominiere ich hiermit ein Ersatzbuch für die Abstimmung. Dieses Ersatzbuch ist nominiert wenn a) razorback sich nicht bis Dienstagabend um Mitternacht zu meinem Vorschlag äussert (da dann die Abstimmung startet) oder es ablehnt das wir sein Buch mit in die Abstimmung nehmen.

Ich bediene mich bei meinem Vorschlag einer Amazon-Rezension.

Voschlag: "Effi Briest" - von Theodor Fontane

Kurzbeschreibung

Nach einer behüteten Kindheit heiratet die 17jährige Effi, dem Willen ihrer Eltern entsprechend, den fast 20 Jahre älteren Baron von Innstetten, ein Jugendfreund ihrer Mutter, dem sie nach Kessin, einem kleinen Ort an der Ostsee folgt. In dem etwas unheimlich anmutenden Haus des Barons vereinsamt die junge, phantasievolle und lebhafte Effi, der es schwerfällt, in ihrer neuen Heimat Anschluß zu finden. Auch die Geburt ihrer Tochter kann sie nicht über ihre innere Vereinsamung hinwegtäuschen. Viel von ihrem Mann alleingelassen, geht Effi, der die Lüge eigentlich zuwider ist, fast gegen ihren Willen eine Liebesbeziehung zu dem neuen Bezirkskommandanten Crampas ein, der sie zuvor lange vergeblich umworben hatte. Diese eher leidenschaftslose Beziehung ist zu Effis Erleichterung beendet, als ihr Mann nach Berlin versetzt wird. Die Zeit in Berlin gestaltet sich harmonisch - bis Innstetten durch Zufall Briefe findet, die Crampas während der Kessiner Zeit an Effi geschrieben hatte.

Autorenportrait
Theodor Fontane (1819 -1898) ist der bedeutendste Erzähler des literarischen Realismus. Der gelernte Apotheker machte mit 30 Jahren das Schreiben zum Beruf, zunächst als Journalist und Theaterkritiker. Erst spät begann er erfolgreich Romane und Erzählungen zu schreiben. Seine Romane und Novellen, die vielfach verfilmt wurden, zählen zu den meistgelesenen Klassikern des 19. Jahrhunderts.




Tja, jetzt bleibt mir nur noch die Hoffnung. Razorback, melde dich. B-)

MFG,

Mirko
"If it's a hit? - Yeah, that's me! If it's a miss? - Yeah, that's me!" (Robert Palmer)

[) i r k
O livro Admin
Beiträge: 2920
Registriert: 19.01.2002, 21:41
Wohnort: Düsseldorf

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon [) i r k » 28.09.2003, 23:47

Hallo ihr Lieben,

ich freue mich sehr über die Resonanz und die bisher gemachten Buchvorschläge. Das verspricht ein ziemlich spannendes Voting zu werden. Ich hatte versprochen, noch einiges zum Ablauf der Abstimmung zu sagen. Das will ich jetzt tun.

Im Prinzip ist das ganze recht einfach: die Abstimmung erfolgt geheim und per e-Mail. Ihr stimmt ab, indem ihr alle Buchvorschläge der anderen klassifiziert und in eine absteigende Rangfolge bringt. Am Anfang der Rangfolge sollte das Buch stehen, das ihr am liebsten lesen würdet, am Ende der Liste das Buch, das ihr am ehesten nicht lesen möchtet. Jedes Buch muss genau einen Rang zugewiesen bekommen und jeder Rang darf nur einmal vergeben werden. Die zwei Buchvorschläge, die man selbst gemacht hat, dürfen in der Liste nicht auftauchen.

Kleine Anleitung für ein erfolgreiches Voting:

(1) Stimmberechtigt ist jeder, der hier zwei Bücher vorgestellt hat.

(2) Die Abstimmung beginnt am 01. Oktober 2003 und endet am 07. Oktober 2003 um 0:00 Uhr abends. Es ist also genau eine Woche Zeit, die eigene Stimme abzugeben. Das Ergebnis der Abstimmung und die Verteilung der einzelnen Stimmen werden dann am Mittwoch, den 08. Oktober 2003, im Forum bekannt gegeben.

(3) Abgestimmt wird per e-Mail. Adressiert diese Mail bitte an:
members@o-livro.de

(4) Die e-Mail sollte im Betreff den Titel "VOTING" tragen. Achtet außerdem darauf, dass ihr die Mail mit dem Nickname unterzeichnet, den ihr auch hier im Forum benutzt, damit wir wissen, welche Stimme wir wem zuordnen können. Jede Stimme, die bei uns eingeht, werden wir so schnell wie möglich per e-Mail bestätigen.

(5) Was muss nun die Mail enthalten, die das Betreff "VOTING" trägt?

(5a) Ihr müsst die Vorschläge der anderen in eine (absteigende) Rangfolge bringen. Die zwei Buchvorschläge, die ihr selbst gemacht habt, dürfen in der Liste nicht auftauchen. Am Anfang der Rangfolge steht das Buch, das ihr am liebsten lesen würdet, an der zweiten Stelle, das zweitliebste u.s.w. und am Ende der Liste steht das Buch, das ihr überhaupt nicht gern lesen möchtet. Das sollte dann ungefähr diese Form haben:

1. Buch V
2. Buch W
3. Buch X
...
7. Buch Y
8. Buch Z

(5b) Jeder Rang darf nur einmal, nur von einem Buch belegt werden!

(5c) Jedes Buch darf nur einmal in der gesamten Liste auftauchen. Achtet bitte genau darauf, dass ihr nicht ein Buch doppelt nennt und dafür ein anderes weglasst!

(5d) Im Augenblick gibt es zehn Vorschläge von 5 Personen. Das heißt, es müssen, wenn du alles richtig gemacht hast, genau 8 Bücher und 8 Ränge sein, die einander zugeordnet wurden.

(6) Bei der Auswertung, die unmittelbar nach der Abstimmung erfolgt, werden jedem Rang genau festgelegte Punkte zugeordnet. Dabei werden die beiden ersten Ränge stärker gewichtet. Das sieht für 5 Personen und 10 Buchvorschläge so aus:

Rang 1 = 12 Punkte
Rang 2 = 8 Punkte
Rang 3 = 6 Punkte
Rang 4 = 5 Punkte
Rang 5 = 4 Punkte
Rang 6 = 3 Punkte
Rang 7 = 2 Punkte
Rang 8 = 1 Punkt

Nach dem Voting werden die Punkte, die jeder einzelne Buchvorschlag erhalten hat, aufsummiert, so dass am Ende wiederum eine Rangliste (bei 5 Personen eine Top 10) entsteht. Das Buch, das nach Auswertung aller gültigen Stimmen, die meisten Punkte auf sich vereinigt, ist schließlich dazu bestimmt, gemeinsam von allen gelesen zu werden.

(7) Bitte bedenkt, dass es in unserem Abstimmungsverfahren keine Möglichkeit der Enthaltung gibt. Angenommen es bleibt bei 5 Personen und 10 Büchern, die an der Abstimmung teilnehmen, aber einer von den 5 Personen stimmt nicht ab. Das würde bedeuten: zwei der Bücher wären von 4 Personen, alle anderen Vorschläge nur von 3 Personen bewertet worden. Damit hätten die Bücher desjenigen, der sich enthält, eine ungleich größere Chance zu gewinnen – allerdings eine sehr unfaire Chance. Daher gilt: Wer nicht abstimmt, dessen Buchvorschläge fallen automatisch aus dem Voting heraus.


Ich werde in der Nacht vom 30. September auf den 01. Oktober 2003 noch einmal eine übersichtliche Liste mit den endgültigen Buchvorschlägen herausgeben – zur besseren Übersicht. Aber bis dahin können noch neue Vorschläge eingebracht werden. Wer also jetzt noch Lust bekommen hat, mitzumachen – zwei Bücher, zwei Begründungen und du bist dabei!

Falls noch Fragen sind: ich bin da.

MfG,
[) i r k
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

Silentium
Mnemosyne
Beiträge: 2771
Registriert: 24.05.2003, 17:50

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon Silentium » 29.09.2003, 19:30

a)"Der Spiegel im Spiegel" von Michael Ende.

Im Gegensatz zu seinen Kinderbüchern alles andere als heiter, dafür aber hochinteressant. Eine Sammlung von 30 surrealistischen Kurzgeschichten, mehr Wortbild als Geschichte, realer als manches greifbare.
Wirr und gleichzeitig verwirrend klar, wie alle Werke von Ende in seinen mehr oder weniger niedergeschlagenen Phasen.
Vielleicht würde ich die Formulierung "(alp)traumhafte Visionen" verwenden, wenn sie nicht so fürchterlich abgegriffen und sinnlehr wäre.


b)"Die goldenen Heiligen oder Columbus entdeckt Europas" von Herbert Rosendorfer.

Der letzte Überlebende der Menschheit berichtet von ihrem Untergang. Durch Außerirdische, die goldenen Heiligen. Aber leider ist die Welt nicht nach heroischem Endkampf a la Independence Day pulverisiert worden, im Gegenteil. Die goldenen Heiligen sind eine ziemlich miserable besatzungsmacht, da ungefähr so viel Hirn wie ein durchschnittlicher Gartenzwerg. Aber die Menschheit ist leider der Gartenzwerg gleich daneben, der mit der Schubkarre und dem Reh. Wir wollen erettet werden von der überlegenen Intelligenz aus dem all,die gar nichts anderes zu tun hat, als uns den Weltfrieden zu bringen. Und wenn schon nicht das, dann wenigstens Geschäfte mit ihnen machen. Und wenn das nicht funktioniert, irgendetwas positives sieht der Mensch immer.
Rosendorfer ist meiner Meinung nach ein ziemlich genialer Satieriker. In dem Buch, das ich von ihm gelesen habe, "Briefe in die Chinesische Vergangenheit", verzichtet er auf übertriebene Sprachbilder oder überzogene Klischees sondern besticht durch seine ernste Schilderung von Skurrilem.
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon

gelbsucht
Pegasos
Beiträge: 1105
Registriert: 25.04.2002, 20:55
Wohnort: Das Dorf der Dussel an der Düssel

Re: Was sollen wir lesen?

Beitragvon gelbsucht » 30.09.2003, 21:47

Mann, das wird eine schwere Entscheidung!!! So viele gute Bücher und nur eines kann gewinnen.
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)


Zurück zu „Prolog“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 56 Gäste