Hallo Fee
Ich weiß nicht, wieviel du über diese Studiengänge weißt,
Zugegeben, ich weiß nichts über diese Studiengänge, aber ich kenne diese Art von Seminare "Kreatives Schreiben", die auch an meiner Universität angeboten werden. Meine Meinung ist eindeutig: dort lernt man nicht schreiben. Aber das sind persönliche Erfahrungen und nicht verallgemeinerbar. Die Autoren, die dir wirklich sagen könnten, wie's geht, wirst du nicht an einer Uni finden ... aus verschiedenen Gründen. Das hat zum einen mit dem Management und der Struktur deutscher Hochschulen zu tun, zum anderen mit der Tatsache, dass wer schreibt, eben vor allem Dingen eines tut und sich fast ausschließlich darauf konzentriert: auf's Schreiben. Und nicht auf einen Lehrauftrag. Das ist wahrscheinlich der selbe Zwiespalt wie bei Lehre und Forschung.
... aber ich fand dein Urteil etwas vorschnell, ganz ehrlich gesagt.
Ich weiß. Aber du hast nicht das Argument verstanden, um das es mir eigentlich ging. Und das ist ein sehr einfaches, ein, wenn man sich etwas mit Literatur und Literaturgeschichte beschäftigt hat, sehr einleuchtendes.
Hey Dirk,
ganz ruhig und auf dem Teppich bleiben!!!
Genau, darum geht's: Auf dem Teppich bleiben. Ich lass das mal als Metapher so stehen. Ausdeuten kannst du dir das selbst ...
Und außerdem schließt das eine das andere ja nicht aus!
Oh doch, glaub mir, Wissenschaft und Kunst, Lehre und Handwerk, Wissen und Können, Know-how und Produktion, Theorie und Praxis, Anspruch und Wirklichkeit ... das schließt sich häufig aus. Das ist ein Klischee und doch auch häufig die Wahrheit.
Und um das nötige Knowhow geht es m.E. bei dem Studiengang
Ich streite gar nicht ab, dass man dir in diesen Studiengängen jede Menge Know-how, Fertigkeiten und Tipps und Tricks beibringen wird, aber darum ging es mir gar nicht. Es ist ganz einfach meine Überzeugung, dass das sprachliche-technische Know-How gar nicht das Entscheidende ist, was für das schriftstellerische Schreiben notwendig ist. Und mehr wollte ich auch nicht gesagt haben. Nein, ich würde auch nicht Jura oder BWL studieren wollen, aber ich glaube, jedem, der die ernste und im hohen Maße illusorische Absicht hat, Schriftsteller zu werden, dem sei jedes Studium empfohlen, das nichts mit Germanistik oder irgendeinem anderen hermeneutisch-literaturwissenschaftlichen Kopfsalat zu tun hat. Er oder sie sollte sich wohl eher mit moralischen und anthropologischen, mit psychologischen oder soziologischen, mit naturwissenschaftlichen und ökologischen Fragen befassen, anstatt mit Goethe oder mit Semantik.
Aber das Getue von Schreibenden nervt mich, wenn so etwas so strikt abgelehnt wird, ohne auch nur ein bisschen darüber nachzudenken, welchen Nutzen so etwas haben KÖNNTE. Wieso glauben so viele Schreibende, dass man entweder einfach schreiben können muss von der Wiege an oder dass man es sein lassen sollte? Wieso fühlen sich viele immer als (meistens verkannte) Genies, die von der Welt nicht verstanden werden und die sich nicht mit so weltlichen und normalen Dingen wie einem Studium beschäftigen können?
Tja, im Grunde ist DAS genau mein Argument: auf dem Teppich bleiben. Ich empfehle dir
ein Studium, sehr sogar. Aber, um Journalistin zu werden, musst du nicht Journalismus studieren und um Schriftstellerin zu werden, musst du nicht nach Hildesheim.
Mir ist es egal, was du machst. Aber ein Tipp gebe ich dir noch: such dir wahrlos fünf Autorenbiographien von Schriftstellern, die du persönlich schätzt, und lies sie. Du wirst auf journalistische Karrieren stoßen, du wirst auf Leute stoßen, die (wenn überhaupt) Jura, Medizin, Geschichte oder Theologie studiert haben. Aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird niemand dabei sein, der Germanistik, Philologie, Journalismus oder einen anderen Studiengang, von dem wir gesprochen haben, studiert hat.
Liebe Grüße,
[) i r k