(Da noch kein Taxi bestellt wurde, kann auch noch kein Taxi kommen, außer der Taxifahrer hat telepathische Fähigkeiten! :-p Und jetzt mein erster großer Monolog:
)
Schröder seufzt vernehmlich auf und sagt:
Jetzt werden sie doch nicht gleich hysterisch, guter Mann! Erst legen sie hier einen Auftritt wie Schimanski in seinen besten Zeiten hin und dann mimen sie die Xanthippe, also ich bitte sie, bewahren sie nerven – es gibt doch auch für alles eine ganz plausible Erklärung!
Gestatten Sie, dass ich mich zuerst vorstelle: Schröder ist mein Name, Gerhard Schröder, ich bin der Filialleiter,
bei diesen Worten legt er sich ein wenig in die Brust.
In diesem Sack hier ist ein toter Gewerkschafter, der gerade oben in meinem Laden Amok gelaufen ist. Erst hat er versucht, meine Mitarbeiter, meine eigene Belegschaft gegen mich aufzuhetzen und mich mit fadenscheinigen und haltlosen Anschuldigungen in Verruf zu bringen – und als ihm klar wurde, dass er so sein Ziel nicht erreicht, da ist er ausgetickt. Sie wissen ja, wie das heutzutage mit diesen Gewerkschaftern ist: denen laufen massenhaft die Mitglieder weg – und da geraten Leute wie der hier,
Schröder öffnet die schwarze Plastiktüte und entblößt das ziemlich zerfressene und verstümmelte Gesicht des toten Mannes, ziemlich unter Druck und kriegen's auch schon mal mit der Panik. Na ja, und nur so ist es wohl zu erklären, dass dieser Unhold, ich glaube, Perlich war sein Name, einem meiner besten Kunden, die Blutwurst aus den Armen gerissen hat, wodurch der werte Herr, der ein ganz vornehmer und vollkommen argloser Mensch war, einen heftigen Schock und infolgedessen – ich vermute – einen Herzinfarkt erlitten hat und auf der Stelle tot umgefallen ist. Bestialisch, wirklich bestialisch – diese Heimtücke, stellen sie sich nur vor! Dann hat er sich gleich auf sein nächstes Opfer gestürzt, eine alte, gebrechliche Dame, die zu unseren wichtigsten Kunden zählt. Aber er hat die Courage ihres kleinen Hündleins unterschätzt, der seine Herrin verbissen verteidigt hat. Und, dass es nicht noch mehr Opfer gegeben hat, verdanken wir diesem jungen Fräulein,
Schröder deutet auf Paula, die sich, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leib und Leben, auf diesen Psychopathen da gestürzt hat und ihm mit einem Beil den Garaus gemacht hat. Und es erfüllt mich Stolz, sagen zu dürfen, dass sie
meine Mitarbeiterin ist, vermutlich die Beste, die ich jemals beschäftigt habe!
Er legt Paula demonstrativ den Arm um die Schulter.Sie werden sich jetzt sicherlich fragen, wie nun dieser ... dieser Gewerkschaftsfuzzi ... in diese Plastiktüte und dann hierher gekommen ist ... verzeihen Sie, aber das war ganz allein meine Idee. Sehen Sie, ich bin Einzelhändler und der Ruf meines Geschäftes steht auf dem Spiel! Stellen Sie sich nur vor, wenn das an die Öffentlichkeit kommt: ein Amoklauf – in MEINEM Laden! Und dann die ganze Presse – da kann ich ja gleich dicht machen! Ich laufe doch Gefahr, meine ganze Kundschaft zu verlieren ... bitte, haben Sie daher Verständnis, dass jetzt eine diskrete Abwicklung dieses ... dieses bedauernswerten Zwischenfalls von immenser Wichtigkeit ist! Und es geht mir dabei in erster Linie gar nicht so sehr um mich, um meine eigene Existenz oder das Wohl meiner Familie.
Schröder deutet auf seine Tochter, die gerade dabei ist, den Toten auf dem Boden mit großer Begeisterung und Faszination in Augenschein zu nehmen. Aber sehen sie, ich muss doch auch an meine Belegschaft denken, ich trage doch Verantwortung für immerhin vierundzwanzig Menschen, die bei mir in Brot und Lohn stehen ... was wird aus ihnen, wenn ich morgen schließen muss, nur weil dieser Kerl hier, dieser Terrorist des freien Handels, unseren Markt gestürmt hat? Oh ja, das wäre noch so ein glorreicher Sieg für die Gewerkschaft!
Guter Mann, unser Schicksal liegt in ihren Händen, also bitte bewahren sie jetzt um Himmels willen einen kühlen Kopf. Sie haben es doch hier lediglich mit einem simplen Fall von Notwehr zu tun. Kollektive Notwehr, nichts weiter.