Buchbinden (kleinere Auflagen)

Warum schreiben wir? Wie werde ich reich und berühmt durch meine Bücher? Was macht die besondere Schönheit des Adjektivs aus?
shuya
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Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon shuya » 18.01.2012, 18:32

Ich habe jetzt schon länger drüber nachgedacht
und innerhalb des nächsten Monats wird es möglich:

ich werde momentan im Bereich Buchbinden, im Rahmen meines Kunststudiums, ausgebildet
und werde von nun an eine Buchbindewerkstatt zur Verfügung haben.
Ich eigne mir das vordergründig zum Binden eigener Fotografiebücher an,
allerdings wäre es für mich natürlich auch spannend
eine Art Miniatur-Underground Verlag zu gründen

alles in einer Auflage von 50-100 (mit circa 60 seiten) ist innerhalb von 3 Tagen Handwerklich umsetzbar
ich müsste noch mal checken ob es günstiger wäre das ganze von Hand per Offsetdruck mit Druckplatten
oder Digital am normalen Drucker umzusetzen.

Eine Auflage = 1 Ries (circa 100 Bücher)
+ Kosten für Bindung
= circa 70€-100€ Materialkosten

selbst wenn ich das ganze am Ansäßigen Copyshop drucken würde,
würde das Papier pro Buch lausige 75 Cent inklusive Druck kosten
nähme man jetzt eine Standard-Klebebindung mit Simplem Pappumschlag
würde sich das auf circa 1€ summieren
100 Bücher = 100 Euro, Klebebindung, Handgefertigt
Labeling wäre am besten mit Aufklebern zu bewerkstelligen
(sieht spannender & handgemachter aus)
13€ für 100 Aufkleber

100 Bücher = 113€

Nimmt man dann 5€ pro Band, was ja fair wäre
gäbe es 3,87€ Gewinn pro Buch
also 387€ pro Auflage. Produktionskosten wären ab 23 Büchern gedeckt
Näme man 7€ = 587€. Produktionskosten ab 17 Büchern gedeckt
10€ = 887€. Produktionskosten wären ab 11 Büchern gedeckt

Natürlich geht es hierbei nicht um Gewinn, sondern darum ohne die mitunter hanebüchenen und lachhaften Konditionen von Verlagen
zu umgehen und zeitgleich eine Edition junger Kunstschaffender herauszubringen, die immer im selben look, von Hand nummeriert
in unregelmäßiger Zeitfolge erscheint.

Ich wüßte auf Anhieb circa 6-10 Bücherläden, die so etwas ad hoc gegen einen Ubulus in ihr Sortiment aufnehmen würden.

Im Falle eines Editionsformats
wäre folgende Regelung angebracht: mindestens 50 Bücher werden in befreundeten Buchhandlungen vertrieben
mindestens 10 Bücher kommen in einen Non-Profit Online-Shop
die restliche Auflage wird dem Autor/der Autorin gegeben, der/die diese für jegliche Zwecke nutzen kann.

---------

SO:
ich will das früher oder später in Angriff nehmen
es braucht also ein Startkapital von 113€
und: circa 50 Seiten Text.
Das geht fix.
Dann wird Produziert.. alles in die Schneidemaschine, alles sortieren, stapeln, kleben.
Umschläge zuschneiden, Falzen, befestigen.
Aufkleber in Druck schicken, 100x verkleben, dabei Nummerieren und Signieren

--------

viva la revolution.
Um das zu bewerkstelligen, braucht es nur einmalig..
10 Leute die für einen Startschuss 7€ sowie ihre Gedichte oder Texte spenden
dafür gäbe es dann 2 Ausgaben für jeden, sowie käme das ganze in irgendeiner Form in kleinere Läden und würde dort zum Verkauf gestellt werden..
sobald und sollten die einnahmen 113€ übersteigen, werden die 7€ (oder wie hoch die spende auch ausgefallen ist) zurück überwiesen.
die nächste edition ist dann, sofern 113€ an verkäufen getätigt wurden.. folglich kostenlos in der produktion
und auch von dieser wird die "schuld" abbezahlt.. nach und nach, bis jeder sein Geld zurück hat.
Wenn und sollte der Spaß dann jemals schuldenfrei werden - so schwer kanns nicht sein - kann man mit Aufwandsentschädigungen arbeiten.
Ab da wird fair geteilt, zwischen allen Beteiligten.

Sinn des ganzen?
Klar, ein paar kleine Bücher von sich im Schrank zu haben, wissen, dass andere ein paar tolle Bücher von einem im Schrank haben
Und eine schöne Aktion in die Welt gesetzt, die sich ja vielleicht sogar rumspricht und Nachahmer findet.

Klingt das alles total bescheuert oder nach einer Idee für euch?
Meinungen / Anregungen etc.?
Würde jemand beim Start mitmachen, hätte bock sich einzubringen oder hat Vorschläge?

[) i r k
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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon [) i r k » 18.01.2012, 18:50

Fairer Preis. Da kribbelt es mich ja wieder in den Fingern mal eine kleine Anthologie auf die Beine zu stellen. Genug gute Texte sind ja definitiv vorhanden.
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

shuya
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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon shuya » 18.01.2012, 20:01

yo denk mal drüber nach (: ich wär dabei.
würd eben dauern, weil 1-menschmaschine-job aber eine koop o livro mit der edition als starter klünge super.
ich fang mal an das abzuklären mit dem dorn, dessen werkstatt das ist und lass mir dir materialien für kleber und umschläge mal genau durchgeben.

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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon riemsche » 18.01.2012, 20:56

klingt alles andere wie bescheuert (:->)) und nach ner menge arbeit für dich, wenns gut läuft. und ich denke, das wird es!
bin auf alle fälle mit dabei. die idee, in buchform nach jahrzehnten erstmals wieder in einem "underground-verlag" zu veröffentlichen, gefällt mir. abiz sponsoring und den vertrieb in westösterreich und nachbarschaft ankurbeln, wären meine nächsten überlegungen. eine frage: sind textbegleitend (zB. gegenüber-seite) sw-bilder möglich? sodala. dann erstmal gucken, wer wer da noch kommt. wenns wirklich weniger werden wie schwer erwartet, kein problem. du sagst mir einfach per pN, was dir aktuell für die auflage an materialkosten fehlt. und ich überleg mir dann was. eliminiert das ein paar grundlegende kleine sorgen deinerseits? würd mich freuen.
lGriemsche

shuya
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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon shuya » 18.01.2012, 22:29

klingt ja super (:
fotos dürften kein problem sein
ich werd mich mit unserem drucktechniker kurzschließen und mal nachfragen wie man das auch mit der nötigen qualität günstig hinbiegen kann.

es besteht auch immer die möglichkeit verschiedene papiersorten zu verwenden.
kosten kann ich definitiv über papier-firmen drücken indem ich probematerial ordere..
das geht so circa 2 mal pro firma und die schicken im normalfall ordentliche packen
wenn man über die richtigen kontakte anfragt

viel arbeit für mich, das stimmt wohl.
aber solange es auf sagen wir halbjährlicher basis ist, ist das gar nicht so furchtbar viel.
wenn es mehr werden sollte, wundersamerweise, dann find ich schon meine helferlein
und wenns richtig fett läuft, krieg ich noch ein paar illustratoren gratis ins boot ( z.B. die sandra http://sandrabeer.de/ oder die oriana http://www.oriana-fenwick.com/ )


das ist ja im grunde simpel:
1. tag - man setzt es einmal in illustrator
2. tag - dann druck, alles schneiden, sortieren und stapeln
3. tag - 40 bücher kleben und pressen lassen ; 40 umschläge zuschneiden & stanzen
4. tag - 40 bücher kleben und pressen lassen ; 40 umschläge zuschneiden & stanzen
5. tag - 20 bücher kleben und pressen lassen ; 80 umschläge anbringen
6. tag - 20 umschläge schneiden und stanzen , anbringen ; 100 bücher labeln
7. tag - prüfen, dabei gemütlich nummerieren und signieren (o.k. - o.k. - o.k. :D)
Arbeitsstunden circa: 40~
80 Stunden im Jahr für kleinere Publikationen sind doch mehr als okay.
Ich wette, wenn man sich mit nem Verlag auseinandersetzen muss, investiert man weitaus mehr Zeit
vorrausgesetzt man findet erstmal einen..
und vermutlich sind die erfolgschancen ähnliche.

freut mich, dass ihr euch da einbringen würdet :))

ich habe kürzlich eine kleine buchreihe gestartet
ich beschreibe paketaufkleber per schreibmaschine mit gedichten
und fülle alte reklamhefte mit den aufklebern
daran hab ich so viel spaß gefunden, dass ich irgendwie ins träumen kam, bücher selber zu machen
und jetzt steh ich in dieser wundervollen werkstatt in der es nach papier duftet
und will am liebsten gar nicht mehr da weg!
handwerk ist und bleibt einfach ne großartige sache, insbesondere, wenn man am ende mit stolzgeschwellter brust
ein tolles ergebnis abliefern kann.

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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon Sturznest » 19.01.2012, 19:27

Verstehe ich das richtig, du würdest etwas zahlen, damit ein Buchladen das Buch hinstellt, daran verdient und Dir dafür vielleicht 30% vom Umsatz gibt?
Ich hab das ganze überhaupt nicht verstanden, aber wenn es nicht so teuer wäre, würde ich Dir meinen Roman zum Drucken geben...Du müsstest mir nur sagen was es kostet, zur Zeit sind es 140 Seiten und am Ende werden es wohl 180....
Titelcover sollte bunt sein :-)

shuya
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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon shuya » 20.01.2012, 08:17

Sturznest hat geschrieben:Verstehe ich das richtig, du würdest etwas zahlen, damit ein Buchladen das Buch hinstellt, daran verdient und Dir dafür vielleicht 30% vom Umsatz gibt?


Neee, natürlich nicht, das wäre ja Unsinn.
Im endeffekt würde ich alle Linken und kleinen Läden abklappern, bei denen ich weiß, dass die Kundschaft sich für sowas Interessiert
und mit den Besitzern schnacken.
Im Endeffekt würde ich mit denen kurz überlegen, was die das so theoretisch kostet unseren Kram da hin zu legen und dann bekommen sie ne kleine Umsatzbeteiligung pro Verkauften Buch, FALLS sie sowas überhaupt haben wollen (gibt sicher auch ein paar, die das einfach so machen, ich stürm sicher nich' da rein á la "hier, ihr verdient auch was, ne?!?!")

Ich hab das ganze überhaupt nicht verstanden, aber wenn es nicht so teuer wäre, würde ich Dir meinen Roman zum Drucken geben...Du müsstest mir nur sagen was es kostet, zur Zeit sind es 140 Seiten und am Ende werden es wohl 180....

naa, das war jetzt kein Dienstleistungsangebot
ich wollte nur mal die Idee in den Raum werfen

für mich wäre es eher spannend eine regelmäßige Edition mit Texten und Dichtung rauszugeben, ganze Buchauflagen kann ich ja gar nicht stemmen - ich eröffne keine Firma, sondern bin Interessiert daran was eigenes Hochzuziehen.
Allerdings ist natürlich da auch die Idee eines Stipendiums im Hinterkopf - also Bücher und Essays kostenlos für Leute zu produzieren
aber so reif ist die Sache ja noch nicht, um solche Geschichten zusagen zu können.

Wie Dirk angesprochen hat, gibt es ja vermutlich eine Anthologie, die ich auch auf jedenfall machen würde.
Wenn das gepackt und gestemmt ist und ich die nötige Routine & alle Preislisten habe, dann kann ich mich dran machen eine mögliche Edition rauszubringen
d.h. Oktober, November, Dezember um den Dreh rum
weiß ich wahrscheinlich ganz konkret was aus der Idee wird und wie weit ich das treiben kann.

Also: wenn dein Buch fertig ist, empfehle ich dir es auf die gängigen Wege zum Verlag zu bringen und es so zu versuchen,
sollte dieser Versuch scheitern, oder nur Wucherer "Interesse" haben, gib mir auf jedenfall noch mal Bescheid.
Ich werd nix drucken oder binden, was mir nich' gefällt und wo ich keinen Spaß dran hab, also schicks mir ruhig vorbei
wenn ichs super finde, dann mach ich mir seeehr gerne die Mühe.

Ich bin kein Verleger, kein Drucker, kein Buchbinder - schlicht: kein Profi.
Trotzdem kann ich (besser als die meisten) drucken, ich habe die Handwerklichen Möglichkeiten und Geräte zum Binden (für alle Bindungen), komme günstiger an Material
und will diese Möglichkeiten einfach nutzen..
aber wie besagt nicht als Firma oder Dienstleister, den man sich bestellt
und die Ergebnisse werden auch nicht so überwältigend sein, dass es so aussähe als hätte man inner Riesen-Druckerei bestellt. Ist ja alles Handarbeit, da wird alles einzeln eingespannt, jedes Cover wird einzeln geschnitten und gefalzt (das sind 12 Arbeitsschritte allein fürs Buchcover).

Also Indiestyle mit Ecken und Kanten.

riemsche
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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon riemsche » 20.01.2012, 19:55

shuya hat geschrieben:Also Indiestyle mit Ecken und Kanten.

yeah - dass ich das endlich wieder mal zu hören kriege, macht mir noch mehr gusto auf deine unikate in kleinserie :-))

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Re: Buchbinden (kleinere Auflagen)

Beitragvon riemsche » 20.04.2013, 13:56

hab ich was verpasst? denn das hier geriet ja komplett in vergessenheit - oder haste aufgegeben ? ich hoffe nicht. also wie schauts nun aus mit der kleinserie?
ist wegen keiner weiteren antwort schon mehr als ´n jahr ins land gegangen - aber was ist schon zeit und mein interesse am drucker_handwerk ungebrochen.
lGriemsche


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