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Lyrische Werkstattberichte

Verfasst: 20.08.2004, 14:32
von Spiderman
Liebe O livros,

vor ein paar Wochen hatte mich ein Surja-Gedicht aufgrund des formalen Stylings sehr beeindruckt. Reim, Metrik und Rhythmus ließen darauf schließen, dass sich das Gedicht nicht so ohne weiteres aus dem Ärmel schütteln ließ, sondern Ergebnis harter Arbeit, Schweiß, Blut und Tränen war. Ich stellte Surja die Frage, wie er vorgegangen sei.

Wenn ich mich im Forum "Gedichte" umsehe, entdecke ich sehr unterschiedliche lyrische Ansätze. Während z.B. Silentium, Flocke oder H.E. sich auf klassische Formen beziehen, schreibt Edekire in äußerster Verknappung, bietet uns Hilbi in freier Form sehr stimmungsvolle Absurditäten. Von Charis oder Fitnats lyrischen Charme lasse ich mich sehr gerne und sehr unmittelbar einspinnen. Ich erinnere mich daran, wie Dirk uns mit "Grünen Haaren" und Lobliedern auf Erdbeeren verführt hat. Hieranonymus Gedichte wiederum wirken sehr sperrig, collagenhaft und sind wie eine schöne Frau, bei der man lange baggern muss, bevor sie sich entblättert.

Auch thematisch zeigt sich eine große Vielfalt: Momentaufnahmen, Beobachtungen, Beziehungsgedichte oder Naturlyrik. Manche erscheinen sehr persönlich, intim, während anderen Gedichten möglichst viel daran gelegen zu sein scheint, die Person des Autors oder das lyrische Ich zu verschleiern und zu verbergen.

Ich eröffne dieses Thread für uns Lyriker zum Austausch über unsere Vorgehensweisen. Dabei interessieren mich als Einstieg folgende Fragen:

* Wie kommt Ihr auf die Themen und Bilder Eurer Gedichte?
* Was möchtet Ihr mit Euren Gedichten erreichen? Was soll beim Leser/Zuhörer passieren?

Auf Eure Antworten gespannt:

Spiderman

Re: Lyrische Werkstattberichte

Verfasst: 24.08.2004, 21:15
von Surjaninov
Sorry, bin bissher nicht dazu gekommen. Aber morgen geht es hier los!
(Ganz bestimmt... :-) )

Re: Lyrische Werkstattberichte

Verfasst: 25.08.2004, 10:33
von Flocke
Hallo, Spiderman.

Keine schlechte Idee, dieser Ordner hier. Und du stellst interessante Fragen, über die ich mir, ehrlich gesagt, noch kaum Gedanken gemacht habe (beim Schreiben)...

* Wie kommt Ihr auf die Themen und Bilder Eurer Gedichte?


Also die Themen ergeben sich bei mir meist aus Dingen, die mich sehr beschäftigen. Viele meiner Texte sind in meinen Augen "Problemverarbeitungsgedichte", wo ich mir einfach was von der Seele schreibe und hoffe, dass es mir hinterher besser geht. :-D
Und manches sind einfach Momentaufnahmen, wo ich einfach versucht habe, was schönes in Worte zu fassen.
Die Bilder ergeben sich für mich dann beim Schreiben, aus der Idee heraus...


* Was möchtet Ihr mit Euren Gedichten erreichen? Was soll beim Leser/Zuhörer passieren?


Hab ich mir auch noch nicht so sehr Gedanken gemacht, da ich mich mit der Veröffentlichung etwas schwer tue. Denn im Prinzip ist jedes Gedicht für mich ein Stück weit Seelenstrip.

Was möchte ich also erreichen:
- Probleme verarbeiten
- Momente/Erinnerungen festhalten
- zum Nachdenken anregen


Ich bin eigentlich ein "Bauch"-Schreiber, ich hab nicht viel Ahnung von Reimschemata, Gedichtformen usw. Wenn mir etwas in den Sinn kommt, versuche ich es einfach zu formulieren und manchmal kommt am Ende ein schönes Gedicht raus. Ich hab auch noch nie versucht, ein Sonett oder so was zu schreiben, keine Ahnung, warum. Oder so technisch ausgefeilte Sachen, wie sie Surja macht.
Aber ich versuche, zu lernen und besser zu werden. Mich besser auszudrücken, originelle Bilder zu finden etc. Und vielleicht dadurch ein bißchen mehr Mut zur Veröffentlichung zu finden. Na ja.

Das soll's erstmal gewesen sein.

Liebe Grüße in die Runde
Flocke

Re: Lyrische Werkstattberichte

Verfasst: 25.08.2004, 12:57
von Surjaninov
[hab`s rausgenommen]

Re: Lyrische Werkstattberichte

Verfasst: 08.06.2012, 17:32
von schneetraum
Also meistens setze ich mich einfach hin und schreib das erstbeste, was mir in den kopf kommt oder ich schau aus dem fenster und beschreibe, was ich gerade sehe...

ob ich etwas damit erreichen möchte weiß ich nicht... ich schreibe einfach, weil ich gerade in der stimmung zu bin. meistens drücke ich gefühle in meinen gedichten aus, darüber kann man auch nicht gut nachdenken. manchmal schreibe ich mir unangenehmes damit von der seele, dass könnte vielleicht ein ziel sein. aber sonst.. vielleicht um das was ich sehe, festzuhalten. oder das, worrüber ich gerade nachdenke...
wirklich ziele habe ich nur, wenn ich dramen schreibe, dann überlege ich mir von anfang an, was ich aussagen und zeigen möchte.

liebe grüße schneetraum

Re: Lyrische Werkstattberichte

Verfasst: 07.07.2012, 10:19
von riemsche
geschichten aus dem leben. schon zig mal irgendwem erzählt. aufschreiben. und wenn ichs tu, fallen mir andere ein. dinge die gesagt werden. die vielleicht nie mehr wieder sO gesagt werden. aufschreiben. sonst gehen sie in stiller post verloren. dinge die passieren. jetzt. aufschreiben. nicht noch ne nacht darüber schlafen und dann darüber nachdenken, wie war das gestern nochmal? ..... gegenwartsliteratur lesen. ja auch zeitungen. mit gegenstimmen abgleichen. dazulernen. kopfschütteln. hinterfragen. in aller stille was dazu sagen. ein eigenes glaubensbekenntnis, gefühl für den/die empfänger entwickeln. das ist wohl mitunter das kniffligste. erst gestern sagte mir ein freund: du hast den riesenvorteil, das was du mit leidenschaft tust, überall machen zu können. schreiben. so hatte ich das bis jetzt noch nicht gesehen .....