Hallo nochmals Matthias,
Das Vorwort ist eine literarische Gattung, die einige sehr schöne Texte hervorgebracht. Dies sollte, in meinen Augen, zu ihrer Rechtfertigung genügen.
Also dem widerspreche ich erstmal ganz entschieden. Die Argumentationsweise X ist gerechtfertigt, weil es schöne X gibt überzeugt mich nicht.
In diesem Falle würden ein paar Einzelfälle die Rechtfertigung der literarischen Gattung "Vorwort" "an sich" erbringen. Das erscheint mir unlogisch und überhöht.
Viel eher überzeugt mich da eine etwas grundsätzlichere Vorgehensweise und eine Argumentation in diese Richtung bringst du ja auch.
In das Vorwort zum Beispiel eines Gedichtbandes kann man noch einmal Anekdoten zu bestimmten Gedichten erzählen oder seine persönlichen Vorlieben für dieses oder jenes Gedicht ausdrücken; oder eben eine ästhetische Auffassung essayistischer Natur (...)
Allerdings: Ich für meinen Teil empfinde es eher als störend wenn mir der Autor seine persönlichen Vorlieben mitteilt. Sein Werk möchte ich selbst entdecken. Am Besten finde ich es, wenn dieses Werk nur für sich spricht.
Auch ästhetische Auffassungen des Autors transportiert das Werk am Besten selber, wie ich finde. Wenn jemand schon vor-oder nachschiebt, er habe dies und das so und so geschrieben, weil er der Meinung sei dass X werde ich immer ziemlich skepttisch - und fühle mich als Leser eingeengt.
Eigentlich kann ich dir auch hier nur bezüglich eines Arguments zustimmen, nämlich bezüglich der Anekdoten - oder nennen wir es ruhig die Entstehungsgeschichte des Werkes.
Diese kann für den Kontext sehr wichtig sein, aber dadurch dass ich sie erfahre bin ich noch nicht so weit eingeengt, dass der Autor, indem er sie erzählt, ins Werk selber eingreift.
Allerdings muss ich selbst dies einschränken: Denn besagte Anekdoten sind häufig genug nichts weiter als Legendenbildung oder mindestens Übertreibung, um den Verkauf anzuheizen.
So hatten "Rosenstolz" nach ihren ersten Alben (verdientermaßen
) nicht mal mehr was zu essen, so schlecht verkauften sie sich. Sie mussten von ihrem Produzenten über Wasser gehalten werden.
Joanne K. Rowlings Vertlag nervte mich bei irgendeiner dieser Fortsetzungen von "Harry-Potter" wochenlang, da in regelmäigen Abständen zu lesen und zu hören war wie schlecht es ihr ginge und wie sehr sie sich quäle.
Ich plädiere also dafür, dass der Autor seine Anekdoten sich dann auch wirklich fürs Vorwort aufhebt. Sollte allerdings in besagter "Potter"-Fortsetzung auch nur ansatzweise geschrieben stehen (hab noch keines dieser Bücher gelesen), wie viel Anstrengung es die Autorin gekostet hat das vorliegende Buch zu schreiben - mir würde schlecht werden.
Du siehst, ich besitze Widerspruchsgeist. Aber deswegen muss ich ja noch lange nicht Recht haben, zumal ich gegen Ende eher die Auswüchse der Mediengesellschaft kritisiert habe.
Weitere Meinungen?, wümnscht sich der
Hamburger