lit.Cologne

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KaRe
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Re: lit.Cologne

Beitragvon KaRe » 08.03.2008, 15:16

Die sind aber vom Marathon 2005.


ups, deswegen waren die nicht so schön. die aktuellen brauchen vielleicht noch etwas, um online zu gehen... oder findet sie wer?


Hey, jetzt kommt Georges Orwell!


ach, habe ich verpasst. Aber, wenn´s nur so kurz war, macht´s ja nicht so viel.

Macht auch nix, dass ich 1984 verpasst habe, ich habe so viele schöne texte gehört... vor allem die sience-fiction fand ich wunderbar anzuhören, aber wer weiß, vielleicht lag das daran, dass ich da noch besonders frisch und aufmerksam war, und die stimmen waren so ... klangvoll und die meisten kamen mir bekannt vor, auch, wenn ich die namen dazu nicht kenne. Zum Beispiel meine ich die Stimme von Anthony Hopkins herausgehört zu haben.
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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 08.03.2008, 15:22

und auch davor, wie hieß der sänger?

Werle & Stankowski hießen die BEIDEN. Da war ja auch noch ein Elektronikfrickly dabei.
Er hat zwar immer ein bischen gejault, aber doch irgendwie ganz gefühlvoll... und er war mir ganz sympathisch, in seinem weißen Cordanzug und dem lockigen wuschelkopf...

Ja, er war so ein bisschen schluffig-sympathisch und die Musik so schön schluffig-unbeschwert.

Schluffy-Pop. :-)
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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 08.03.2008, 15:36

Jetzt fängt der Kinderpart an mit "Eine kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen.
ich habe so viele schöne texte gehört... vor allem die sience-fiction fand ich wunderbar anzuhören,

Welche hat dir denn am Besten gefallen?
und die stimmen waren so ... klangvoll :-)) und die meisten kamen mir bekannt vor, auch, wenn ich die namen dazu nicht kenne.

Sehr gute Stimmen und Vorleser, ja! Und alles live, häufig auch mit verteilten Rollen von mehr oder weniger bekannten Theater- und Fernsehschauspielern gelesen.

Mathias Leja (?), der u.a. Hemingways "Schnee auf dem Kilimandscharo" gelesen hat, fand ich mit am Beeindruckendesten.

(Mein Gott, "die Meerjungfrau" ist ja ganz schön ... thrillermäßig, um es mal vorsichtig auszudrücken.)

:-)
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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 08.03.2008, 15:50

Ein Text von heute Nacht, der sich mir besonders eingebrannt hat, war:

Thomas Glavinic - Die Arbeit der Nacht

Kennt den jemand hier? Kann das sein, dass das ein österreichischer Autor ist, zumindest handelte die Geschichte in Wien.
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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 08.03.2008, 16:03

Und hier noch ein paar Links zur Musik, falls jemand das interessiert:

Werle und Stankowski
www.werle-stankowski.de

Radar
www.myspace.com/radarradarradar

Heute abend, ab 20 Uhr, spielen da noch:

Erdmöbel
www.erdmoebel.de

Der Tango von eben war übrigens von:

Stephan Langenberg
www.stephanlangenberg.de
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Re: lit.Cologne

Beitragvon KaRe » 08.03.2008, 16:06

die kinderstunde ist prima, besonders die musik gefällt mir, so richtig schön kindisch: "und die spaghetti machen chr"
und die erzählerstimme scheint mir auch ein kindererzählerstimme zu sein, die erzählt grad über einen schamanenpapa und seine lilly, die sehr kritisch gegenüber ihrem vater eingestellt ist und ihn während einer seelenwanderungsmeditation dahin geschickt hat, wo der pfeffer wächst ("du bist nämlich ein egoist")
der vater: "es geht um höhere ideale, es geht um den nussbaum..."
lilly: "denk darüber nach, oder willst du, dass ich dich [...]
an den arsch der welt schicke?"
"so hatte sich der vater diesen ganzen spirituellen mumpiz nicht vorgestellt..."

so ungefähr
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Re: lit.Cologne

Beitragvon DerBaum » 08.03.2008, 16:06

Jo, des is a Österreicher der Thomas Glavinic -, so wie der Kottan a
Wenn jemand auf der Stelle tritt und tut dabei niemanden weh, das ist ein schlechter Dichter

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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 08.03.2008, 17:21

habe ich doch gut angelegt meine gez-gebühren. ausnahmsweise. :-)

haben wir eigentlich schon erzählt, dass beim Literaturmarathon "100 Bücher - 100 Träume" der Eintritt komplett frei ist?

Der Text "Die Kluft" von Doris Lessing, den wir gerade gehört haben, war auch ziemlich gut. Er handelt von Spalten ... und Zapfen.
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Re: lit.Cologne

Beitragvon KaRe » 10.03.2008, 11:14

literaturmarathon in köln jedes jahr im WDR-Funkhaus (ganz in der Nähe vom Dom) - gratis...
sogar die übernachtungsmöglichkeit im foyer ist gratis ;-) , schlaffellteppiche wurden dieses jahr gestellt, es empfiehlt sich aber, einen schlafsack mitzubringen... oder einfach wach bleiben und zuhören und kaffee oder tee (ja, auch gratis) trinken.
ist das nicht die optimale möglichkeit für ein O livro-treffen in Köln?

von den science-fiction-texten hat mir "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" besonders gut gefallen. Der Autor soll die Geschichte geträumt haben, dummerweise habe ihn seine Frau geweckt, bevor er die Geschichte zu Ende träumen konnte. Es wurde die stelle kurz vor und nach der entdeckung eines unbekannten toten in Dr. Jekylls Büro vorgelesen...sehr spannend...
die textauszüge fand ich besonders bei den science-fiction-texten sehr gut ausgewählt, vielleicht liegt das auch an dem genre und daran, dass meine aufmerksamkeit zu der zeit noch top war. ich denke mal, dass die textstellen alle sehr sorgfältig ausgewählt waren.
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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 13.03.2008, 14:34

Hier noch eine Rezensi:

Prosa, porentief
http://www.zeit.de/online/2008/11/lit-cologne?page=1

Geht tendenzweise in die selbe Richtung, wie die Kritik von Frau Berg zur Frankfurter Buchmesse:

http://www.literaturforum.net/viewtopic.php?t=2237

Kurz: Zu viel PPP (Promis, Pop und Politik), zu wenig Literatur.

Aber ich muss sagen, solange die Promis gute Geschichten von anderen vorlesen (und nicht ihr eigenes Promi-Leben und Promi-Denken vor allen ausbreiten), stört mich das nicht. Siehe den Literaturmarathon - und Peter Licht hätte ich selbst gern gesehen...

Grüße.
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Re: lit.Cologne

Beitragvon KaRe » 13.03.2008, 21:44

Kurz: Zu viel PPP (Promis, Pop und Politik), zu wenig Literatur.


Einen ähnlichen Artikel meine ich schon letzte Woche in der Zeit gelesen zu haben. Für mich klang der Journalist in dem Artikel von letzter Woche meiner Erinnerung nach so, als ob er selbst da nicht hingehen würde - und wenn, dann nur, falls er beruflich dazu gezwungen ist. Wie will er die Qualität der Diskussionen etc beurteilen, wenn er - das unterstelle ich ihm jetzt - nur das Veranstaltungsprogramm gelesen hat?

Allerdings habe ich von zwei Bekannten gehört, die zwei Mal etwas enttäuscht oder überrascht waren...auf jeden Fall etwas anderes erwartet hatten. Eine Lehrerin, die mit einer 6. Klasse da gewesen war, hat zum Beispiel die Lesung für die Jugendliteratur auf dem Schiff kritisiert. Erstens war es für die Jugendlichen enttäuschend, dass das Schiff gar nicht abgelegt hat und zweitens hatte die Autorin einen derart starken Akzent gehabt, dass die Schüler akustisch kaum etwas verstanden haben.

Eine Bekannte von mir hatte eine Karte für die Lesung im Schauspielhaus geschenkt gekriegt und war dann überrascht, wieviel Stimmung dort herrschte aufgrund der Lesung aus dem Buch "Feuchtgebiete", über das ja jetzt ständig berichtet wird. Der Saal war ausverkauft und alle, außer die Leute in ihrem Alter hätten gejohlt etc Also, "Unterhaltung auf RTL-Niveau" nannte sie das, glaube ich. Sie fand es trotzdem interessant, das mitzuerleben.
Das waren also schon mal zwei Reinfälle, bzw ein ganzer und ein halber Reinfall.

Ich selbst war bei Walser mit Dirk zusammen. Und die Lesung fand ich super. Klar war ich auch einfach beeindruckt von dem Autoren, der da vorne gelesen hat, einfach, aufgrund seines Charakters, seiner Person : ) Wir haben direkt in der ersten Reihe gesessen und er hat wunderbar artikuliert die Textstellen aus "Ein liebender Mann" vorgetragen.

In dem anschließenden Gespräch mit der FAZ-Journalistin hat er leider zu wenig knackige Fragen gestellt bekommen. Das hätte wesentlich spannender werden können, wenn sie ihn nicht so ... hofiert hätte. Das war dann irgendwie ganz nett, aber leider auch ziemlich luschig.
Da ich den Walser aber mag, hat mir das nicht so viel ausgemacht.

Nachdem wir dann pünktlich aus dem Saal rausgescheucht worden waren, konnten wir uns für die allerersten Ausgaben seines Buches anstellen, die ziemlich schnell ausverkauft waren. Obwohl Rowohlt eigens für die Lesung Bücher geliefert hatte, waren es einfach zu wenige. Und nach etwa einer halben Stunde konnte ich dann direkt in seine Augen sehen... also, sehr sympathisch, der Mann : )

Achja, er hat gesagt, dass er keine Romane mehr über alte Männer mit jungen Frauen und über alte Frauen mit jungen Männern schreiben werde. In seinem aktuellen Roman hat er dieses Thema anscheinend in seinen Augen bis zur Perfektion aus- und abgearbeitet.

Gibt es sonst noch was dazu zu sagen?

Angeblich hat er für das Schreiben nicht noch mal extra recherchiert - und immerhin versetzt er sich in dem Roman in Goethe persönlich. Er habe sich schon vorher mit Goethe, Leben und Werk, auseinander gesetzt. Das fand ich beachtlich, überlege aber, ob er das nicht ein wenig beschönigt hat. Den Roman soll er ... innerhalb von drei, vier Monaten geschrieben haben, oder wie war das, Dirk?
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Re: lit.Cologne

Beitragvon [) i r k » 13.03.2008, 23:14

Walser war wirklich (www) beeindruckend für seine 81 Jahre. Er hatte so ein jugendliches und verschmitztes Leuchten in seinen Augen, wie er da von der Liebe des 73jährigen Goethe erzählt, der sich im Marienbad des Jahres 1823 in die 19jährigen Ulrike von Levetzow verknallt.

Goethe schrieb damals Gedichte an Ulrike, Gedichte wie das folgende:
Am heißen Quell verbringst du deine Tage,
Das regt mich auf zu innerm Zwist;
Denn wenn ich dich so ganz am Herzen trage,
Begreif ich nicht, wie du wo anders bist.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1823)

Walser schildert die Lieben und Leiden des Dichterfürsten mit viel Feingefühl UND walserischem Schalk. Sein Sprachsound passt sich fließend an den Sprachstil der Zeit an. Goethe ist auch nur ein Mensch in Walsers Roman, "Ein liebender Mann". Der steht auch schon mal nackt vor dem Spiegel und betrachtet "sein Teil". Oder er sorgt sich, wie sich die Lücke in der unteren Reihe seiner Schneidezähne verbergen lässt.

Was Walser zu dem Buch erzählt hat, lässt darauf schließen, dass er das Buch in einer Art "Schaffensrausch" geschrieben hat - im Juni 2007 hat er es begonnen und im August war die Arbeit daran bereits beendet. Erst danach ist er nach Marienbad gereist und hat sich dort den Gasthof und das Palais angeschaut. Er ist auch der Spur der erwachsenen Ulrike von Levetzow gefolgt und ist dabei auf eine Aussage einer Bediensteten gestoßen, die Walser als Epilog und "authentischen" Schlussakkord für den Abschluss seines Romans verwendet.

"Keine Liebe war es nicht", soll die Angebetete zu Lebzeiten noch zu Protokoll gegeben haben, aber wer sie war und wie sie über die Zuneigung des berühmten und 54 Jahre älteren Manns gedacht hat, das liegt im Schatten der Zeit. Das ist der Raum, den Walser für seine Fiktion ausnutzt, ganz nah dran an der Hauptfigur, ohne die Pein des Freiers und die Peinlichkeit der Situation zu überreizen. Und ohne sie zu verschweigen: Herzog Carl August von Sachsen-Weimar, der Freund und Förderer Goethes, soll als dieser ihn bittet, den Heiratsantrag bei den von Levetzows zu befördern, erwidert haben:

"Alter, immer noch Mädchen!"

Walser versucht, was er gern in seinen Romanen macht: Grenzgänger sein, die Grenzen gesellschaftlicher Normen und Konventionen erproben, gegen den Strich bürsten, wenn man so will und dabei liegt seine Sympathie, sein "mitfühlender Fokus" letztlich auch in diesem Buch auf einer Figur, die am Ende scheitert.

Übrigens KaRe, was die Moderatorin der Veranstaltung angeht, bist du noch viel zu nachsichtig: eine Kritikerin von der FAZ und ich habe völlig zu Recht ihren Namen vergessen. Sie hat Walser nicht nur hofiert, sondern auch bis auf eine Ausnahme immer Fragen gestellt und Anmerkungen gemacht, die entweder harmlos oder peinlich waren. Walser hat das mehr als einmal gerettet, obgleich er dann doch hin und wieder etwas zerstreut war und ihm nicht sofort eingefallen ist, was er sagen wollte. Aber selbst das Herumrudern seiner Hände, dort wo ihm die passenden Worte fehlten, dieses Lücken überbrückende Dirigieren hatte etwas furchtbar sympathisches, fand ich. Einzig eine Bemerkung über Thomas Manns "Lotte in Weimar" hat mich gestört... ansonsten fand ich den Mann ganz großartig.

War ein schöner Abend. :-)

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