maunzer grübler rippenstessa

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riemsche
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 15.05.2023, 19:47

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dem Namen nach bekannt wie n bunter Hund
doch wie er aussieht weiß kein Mensch
genügsam von eher schlichtem Gemüt
nicht übermäßig gebildet aber allzeit bereit
tritt er derzeit häufig als Durchschnitts-
Konsument in Erscheinung füttert Statistiken
hierzulande übernehmen dieses triste Dasein
ab und an auch Herr und Frau Österreicher
ob sie vermählt sind ist nicht bekannt ebenso
fehlt s an Fakten zu deren Familiengeschichte
aber zurück zu Otto Normalverbraucher
er avancierte 1948 in der Berliner Ballade
mit nem grandios und damals gertenschlank
Gerd Fröbe zum tragikomischen Filmhelden
und bei allem Zynismus und schwarzen Humor
dem Typ ging s durchwegs ziemlich dreckig
jetzt setzte man ihm ein Denkmal der Sockel
fehlt zwar und die Sache ist ne wackelige
aber das geht in Ordnung immerhin leben wir
und Politiker:innen werden nicht müde uns das
tagtäglich vorsichtshalber einzutrichtern
in instabilen Zeiten tun gerade so als ob
das nicht seit eh und je der Fall gewesen wäre
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 17.05.2023, 13:04

In seiner Rede Enkṓmion eis Ēleíous aus dem späten 5. Jh. v. Chr. bezeichnet der altgriechische Rhetor Lehrer und Philosoph Gorgias von Leontinoi die Sprache als großen Vollbringer. Er selbst lebte auf Sizilien, blieb unverheiratet, reiste viel und wird den sogenannten Sophisten zugerechnet - einer heterogenen Gruppe von Menschen, die ihren Mitbürgern Bildung und in dem Zusammenhang nicht zuletzt die Redekunst vermitteln wollte_ zum Teil gegen Gebühr, was ihnen schon zu Lebzeiten massive Kritik bescherte. In besagter Rede verteidigt Gorgias die schöne Helena, deren Schuld am Ausbruch des trojanischen Krieges in der Antike Gegenstand hitzig geführter Diskussionen war. Immerhin folgte sie ihrem Entführer Paris eher frei_ als unfreiwillig nach Troja, nahm demnach so rein nebenbei einen blutigen Krieg und den Untergang der blühenden Metropole in Kauf. Die Kunst der Rede jedoch _und darum ging es Gorgias_ macht es möglich, diese schillernde Ikone in moralischer Hinsicht zu rehabilitieren.

Aber sollte die Rede an sich nicht der Wahrheit dienen? Nach Gorgias Ansicht existieren Wahrheit und Wissen als solche nicht über den Augenblick hinaus. Zumindest hätten die Menschen zu beidem keinen direkten Zugang. Noch heute oder besser gesagt_ heute erst recht, wird Rhetorik für vieles, was offensichtlich falsch läuft, verantwortlich gemacht. Wie Abhilfe schaffen? Sie auf ein Dasein als Dienstmagd der Philosophie zu reduzieren oder als ihre aufgeklärt denkende Schwester anzusehen, die mit moralischen Ansprüchen von Kommunikationspraktiken der Habermas-Schule fusioniert, ist auch nicht das Wahre. Diese Sicht lässt sich bei den Wortführern der medial aufbereiteten Philosophie, Literatur- und Naturwissenschaft beobachten. So hat sich der Philosoph Markus Gabriel dem sogenannt neuen Realismus verschrieben und ist davon überzeugt, Wahrheit und Wirklichkeit von Denkweisen unterscheiden zu können, die auf Wahrscheinliches, Fiktionales, mithin Irrationales setzen.

Angesichts diverser naiver Vorstellungen von Authentizität, die gegen diskreditierte Scheinwelten in Stellung gebracht werden, ist es nicht verwunderlich, dass rhetorische Begabung in Teilen der akademischen wie politischen Klasse bisweilen geradezu zum Anti-Ideal verkommen ist_ bloß keine postmodern Beliebigkeit, keine wie immer geartet Sprachkunst, die auf nichts als sich selbst fußt, nicht mit einer betont verbessert Welt hausieren geht, sondern nur_ redet. Rhetorik hat Skepsis zur Folge, eröffnet _wenn dann nur bedingt moralisch geläuterten Kommunikationspraktiken verpflichtet_ ungezügelt wildem Denken Räume - steht nicht nur denjenigen offen, die ihr bei entsprechend Nichtgefallen mit vernünftigen Argumenten beizukommen suchen.

Klingt nach einem Freibrief für Willkür und Manipulation, einem Tool für Skrupellose, die damit ihre Spielchen treiben. Ein Risiko, mit dem wer _will er denn offen sprechen_ leben lernen muss. Im Grunde formuliert das bereits Platons so simple wie brisante Diagnose: Eine Rhetorik, die nur auf Argumente setze, erreiche nicht alle Menschen. Die gute Rede müsse den unterschiedlichen Dispositionen der jeweiligen Zuhörer:innen gerecht werden. Um deren Schwächen bezüglich Erkenntnis möglichst überzeugend zu kompensieren, sind nicht-diskursive Mittel gestattet_ integrative und polarisierende Affekte und Nebenwirkungen logischerweise inklusive. Eine Rede, die s gewissermaßen in sich hat, ist in ihrem Verlauf somit beinahe zwangsläufig eine ständig zelebrierte Gratwanderung zwischen Überzeugen und Überreden, setzt diesen Zwiespalt auch in ihren veranlassenden Formen, dem sich überzeugen / überreden lassen, ständig aufs Neue mehr oder minder gekonnt in Szene.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 18.05.2023, 10:39

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eine Luftaufnahme von der pro Erdogan
Kundgebung in Istanbul letzte Woche
gibt in jeder Hinsicht schwer zu denken
weiß dank entsprechend talentiert
Bekanntenkreis aus erster Hand wie
leicht man mittels Fotoshop und sonstig
raffinierter Software via Mengenlehre
mit_ Bildausschnitt kopieren beliebig oft
wo auch immer einfügen und sich in Folge
nach Belieben flüssig Übergänge pinseln
aus Sympathisanten auf weiter Flur
in Nullkommanichts ne Übermacht zaubert

das mit den Übergängen hat die Propaganda
allem Anschein nach vergeigt verschachtelt
Rechteck Konstruktion speziell im eh bereits
verschwommen Background unterschätzt
dem Bild durch oberflächlich Programmierung
Leben einzuhauchen geht vielleicht noch
bei betagt schwarz-weiß-Zuschauern
als in Summe stimmig Kurzeinblendung durch
dem von Kindesbeinen an geschulten Blick
einer mit Hochauflösung auf Du und Du
befindlich Generation dünkt schon s
möglichst winzig offiziell Standbild ein Witz

weshalb s vor Ort rundum kein Mensch
zum Anlass nimmt dermaßen miserable
Korrekturen anhand eigener Live-Aufnahmen
in akzeptabler Größe sichtbar macht
ist mir nicht nur in diesem Zusammenhang
schlicht ein Rätsel_ warum Wahlberechtigte
die aus gutem Grund oder vorsichtshalber
außer Landes fix der Meinung sind man hätte
von dem was sich tunlichst auf Distanz
gehalten an Lug Trug und Dramatik abspielt
mehr Ahnung als verdrossen Hinterbliebene
in Folge s Mittelalter unterstützen _ebenfalls
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 19.05.2023, 21:19

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lineares Fernsehen tut sich aktuell angesichts
diverser Streaming-Dienste immer schwerer
Streitgespräche sind jedoch nach wie vor
primäre Markenzeichen öffentlich-rechtlicher
und privater Sender das vielfältige Angebot
an moderiert Diskussionsbedarf macht es
einem an manchen Abenden schier unmöglich
sich zwischen unterschiedlich Interessantem
und vorhersehbar kontrovers anmutenden
Formaten zu entscheiden je weiter der Horizont
welcher einem Thema innewohnen würde
desto beschränkter die rüde Wortwahl um s
Kontrahenten rein rhetorisch out of topic
heimzuzahlen oder Unsinn den man verzapft
mit wiederholt Gebärden Tiefgang zu verleihen
die an Kasperl_Puppen oder Robocop erinnern
zur Riege jener ausgefuchsten Welterklärer
die sich als Quotenbringer sagenhaft wichtig
nehmen zählen zweifellos auch Kandidaten
die zwar über gewisse Kompetenzen verfügen
dies aber bisher praktisch nie zu nutzen wussten
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 25.05.2023, 12:00

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der mittlerweile 67Jährige ist nicht nur für poetisch
persönlich fundierte Liebes-und Lebenslieder zuständig
sondern _wie Kritiker zu unken pflegen_ auch für
vertonte Leitartikel und vom Bochum-Barden längst
zu wem Besonderen geworden den man entweder mag
oder ob seiner Prediger-Attitüden die Nase rümpft
zu Anfang lief es zäh_ vier Alben die er zwischen 1979
und 1983 in d Musiklandschaft pflanzte waren in etwa
so gefragt wie ein Wellness-Urlaub im Ruhrpott
ein typischer Fall von zur falschen Zeit am falschen Ort
denn in der Neuen Deutschen Welle die damals übers
Land schwappte ging dieser ernsthafte blonde junge
Teutone mit seinen phonetisch zuweilen schwer
verständlichen Texten zwangsläufig unter aber
ausgerechnet s Regionale brachte 1984 die Wende
das Album >4630 Bochum< den Durchbruch
mit Songs wie Männer Alkohol und Kinder an die Macht
schuf Grönemeyer fortan einen Soundtrack
zu dem man singen tanzen und nachdenken konnte
oder wie s gewöhnlich heißt_ was für Herz und Hirn
1998 machte ein doppelter Schicksalsschlag
dem eher introvertierten Künstler schwer zu schaffen
nach dem Verlust seiner Ehefrau und seines Bruders
tauchte er in London unter verlieh seiner Trauer und
deren Verarbeitung 2002 mit dem Album >Mensch<
auf seine Art und Weise Ausdruck wurde dadurch
für sein Publikum zum an_greifbaren Mitmensch
der aus erfahren Leid berührende Lieder destillierte
seither vergingen zwei Jahrzehnte demnach kommt s
Album >Das ist los< einer Standortbestimmung gleich
unique Lyrics nicht von ungefähr und über derzeit
angesagt Begleitmusik lässt sich bekanntlich streiten
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 29.05.2023, 11:41

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es waren einmal eine Gießkanne
ein Deckel und ne Bremse
die ratlosen Regenten des Landes
benötigten die Drei dringend
um die tückische Teuerung zu besiegen
allein_ die Gießkanne tropfte
wie ein Nudelsieb der Deckel
fand partout keinen passend Topf
und die Bremse_ eigentlich als Hilfe
gegen die verhext Inflation am Start
versagte kläglich in Mitvergangenheit
zauberten Politiker in finanziellen Nöten
spontan abiz Konjunktur herbei
um damit die Wirtschaft zu impfen
aber mit ner Spritze im Credo
vergraulst derzeit gewisse Kundschaft
da traf es sich in Folge gut
dass ein umweltfreundlich Stoppel
und n respektabler Poller
in der Not ihre Dienste anboten
auf den Plan traten als das fette Minus
den Poller sah war sonnenklar
derzeit kein Weiterkommen erzürnt
nahm man_ Deckel und Gießkanne
im Sturmgepäck _ungebremst Reißaus
ein Ölhahn kam des Weges machte
sich husch vom Acker wer ihn findet
darf ihn behalten mindestens ne Woche
wem dem das zu lange dauert
reicht s wahrscheinlich langsam
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 31.05.2023, 19:52

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rein akademisch handelt es sich bei einem
erneut umsonst einberufen Gipfel
um ne Einführungsleerveranstaltung
was horrenden Spesen keinen Abbruch tut
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