Warum ich gerade Marx lese.

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 08.01.2011, 12:30

... und das meine ich nicht nur mental.
auch körperlich, ja insbesondere.
je einseitiger die arbeit, umso einseitiger die körperliche abnützung/das körperliche training.

wenn ich nur esse, bin ich vielleicht ein erfolgreicher restaurantkritiker, aber ... auch 3tonnen schwer und habe meine liebe mühe, mich überhaupt ins restaurant zu bewegen ;)

von der lebenserwartung ganz zu schweigen.

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 18.01.2011, 03:23

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon riemsche » 19.01.2011, 00:51

wer jetzt eine gediegene privatsammlung oder zumindest nen metalldetektor sein eigen nennt, hat momentan oberwasser. gold silber. dAs war gegenwert. isses noch, mit gewaltig luft nach oben für ihre nochbesitzer. hatte ich je mit einem euro oder einem schein gleichen namens in händen außer einem beruhigenden sonst noch ein gefühl? war das überhaupt im sinne seines erfinders. ich behaupte nein. die lappen mögen ja unter blacklight aussehen, wie opium fürs gspaCige volk. aber dem münzautomatenfutter niederer gewichtsklasse konnte ich noch nie was abgewinnen. ich kenn eine kassiererin, die sich wegen 1+5cent rosties nach einem besuch beim hautarzt umschulen lassen mußte. die tragik des supermarktes. konsumieren hatte, seit unser edelweisser alpendollar das handtuch schmiss, für mich vom dicken anfang an mehr mit mengenlehre und grundrechnen ohne so recht begreifbares zwischenergebnis zu tun. nun in zeiten, wo kopfrechnen nicht gerade zu den stärken pausenlos beworbener mittelschichter gehört und das multiplizieren mit drei kommastellen schon gar nicht, geht das händchen dafür, was wieviel und ob es das überhaupt wert ist - ja sogar die lust, etwas nur so zur probe für sein eigenes empfinden zu beziffern, komplett den bach runter. wen wunderts also, dass irgendwann -für spätzünder zum pausenlosen unglück wieder mal früher wie erwartet- eine(r) die stichelnadel an den heissluftballon hält. inflation? vorwehen? schmerzgrenztest? und wie archivmaterial beweist, das volk ist leidensfähig, solange es welche gibt, denen´s fernsichtlich noch schlechter geht. und nach dem knaller mit insidern hopp in´d schwiz auf ne dicke olma mit rösti und zwiebelsosse. geschäftsessen, versteht sich. möglicherweise wieder absetzbar bei renten und mindestlöhnen derer, die sich dann wie alle vertrauensseligen eigentorschützen der EUmannschaft bei guter gesundheit als würdig registrieren lassen, um erneut in der bank ihres blinden vertrauens zur kasse zu dienern. banken reinkarnieren pausenlos, an den exklusivsten bauplätzen. und gehen natürlich wie gehabt nur gegen schuldschein in druck. dann aber massiv und über alle maßen auflagenstark in serie. bis zum nächsten crash, wenn wir das zulassen. lassen wir das? in endsumme nur ein schaumamal wird diesmal wahrscheinlich nicht reichen.

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 19.01.2011, 03:25

riemsche,
wo ist hier der gefälltmirbutton?
;)

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon riemsche » 20.01.2011, 20:05

dEn button gibts _so hörte ich_ bei facebook :-D und mir gefällt das alles ganz und gar nicht. aber wenn man schon im eigenen ach so proggy dunstkreis erst die erzählmirnichts abwinker und dann die ohren vollgeheult kriegt, braucht sich wirklich niemand zu wundern, wenn man´s irgendwann aufgibt, sich den mund fusslig zu argumentieren und erstmal auf sich selber schaut.

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 29.01.2011, 15:37

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/i ... -1.1049496

prima artikel. müsste insbesondere dir, DIRK, gefallen. der schluss-satz erinnert mich an einen gedanken von dir, ja er scheint dir fast aus dem mund gegriffen ;)

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 31.01.2011, 18:00

Glaukos hat geschrieben:http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/interview-mit-zygmunt-bauman-konsum-macht-einsam-1.1049496

prima artikel. müsste insbesondere dir, DIRK, gefallen. der schluss-satz erinnert mich an einen gedanken von dir, ja er scheint dir fast aus dem mund gegriffen ;)

Hallo Tolya,

Stimmt, das ist ein sehr guter Artikel. Besonders spannend fand ich darin drei Themen:

  • Definition der eigenen Identität sowie Abgrenzung gegenüber anderen Menschen durch Konsum (fortwährende "Updates"),
  • Veränderung von Gruppen und Zusammengehörigkeitsgefühl ("Schwärme ersetzen Gruppen"),
  • Entstehung eines kollektiven Konsumzwangs ("Unglück ist nicht duldbar").

Die Sorge um die eigene, flüchtige Identität - also um unseren wahrgenommenen Platz in der Gesellschaft - spielt eine große Rolle. Die Identität verlangt fortwährend Aufmerksamkeit, Revision und Updates - entweder, weil diese Sie vor Erosion bewahren möchten, oder weil Sie eine neue, attraktivere Identität erlangen wollen.


Ich habe kürzlich ein Buch über eine asiatische Philosphie gelesen (Osho, sagt dir das was?)... und darin genau das wiedergefunden. Nur anders ausgedrückt: Nämlich, dass einfach das aufgeblähte symbolische Ich, das wir über Konsum, Körper und die ganzen Egobestandteile definieren, im Endeffekt für unser Gefühl der "Unvollständigkeit" / Angst / Ruhelosigkeit / zwanghaftes Selbstverwirklichungsbedürfnis etc. verantwortlich ist. Aber Baumann bringt das nochmal sehr schön auf den Punkt, wie der Markt diesen Zustand der Bedürftigkeit, der Suche, der Selbstvervollkommnung ausnutzt und den Zyklus der Abhängigkeit perfektioniert hat. Auch gerade im Zusammenhang mit der IT-Sprache, die er verwendet (er spricht z.B. von "Updates" oder "Gadgets"), klingt das sehr plausibel für mich.

http://www.amazon.de/Das-Buch-Ego-Illusion-Freiheit/dp/354874110X/

In der liquiden Gesellschaft der Konsumenten ersetzen Schwärme zunehmend hierarchisch geprägte Gruppen. Schwärme sind keine Teams, sondern existieren lediglich durch eine mechanische Solidarität . Die dort mitmachen, fühlen sich sicher. Rebellen gibt es nicht, nur Verirrte.


Sehr interessanter Gedanke, das Modell Schwarm hier auf den Menschen anzuwenden und damit als neuen Gegenbegriff zur Gruppe zu verwenden. Außerdem m.E. ein guter Erklärungsansatz, warum z.B. Gewerkschaften immer mehr an Bedeutung verlieren oder die Volksparteien unter Mitgliederschwund leiden. Und das sind nur zwei Beispiele, die mir spontan einfallen. Vielleicht auch ein gutes Erklärungsmodell, warum die Massen von Arbeitslosen nicht mehr Einfluss auf die Politik ausüben können oder als wahrnehmbare Gruppe auf der Straße protestieren und Rabatz machen, nämlich weil sie vom Gefühl des Ausgestoßenseins stigmatisiert sind und zugleich als "Schwarm" eher lose als - wie er es ausdrückt - durch "mechanische Solidarität" verbunden sind.

Die Konsumgesellschaft verspricht nicht nur das Glück, sondern sie fordert es regelrecht ein. Unglück ist nicht duldbar, die Unglücklichen verlieren ihren Platz in der Gesellschaft.


Die prägnanteste Erkenntnis, die ich aus diesem Artikel ziehe. Ganz schön pessimistisch übrigens, die Alternativlosigkeit, die Bauman in dem Interview zeichnet. Es gibt keine Rebellen, der Unglückliche hat keinen Platz in der Gesellschaft, der Konsum wird auf menschliche Beziehungen ausgedehnt.

Da hat man das eigene Unglück und die innere Unruhe doch gleich wieder ein Stück mehr lieb als vorher. Ich habe aber seit jeher ein stärkeres Bedürfnis in Richtung "schaffen"; also nicht durch Konsum, sondern durch Kreaktivität Sinn und Identität in meinem Leben zu stiften. Ich fühle mich vor allem unwohl, wenn ich untätig bin, wenn ich lange nichts geschrieben / programmiert / komponiert habe. Ich bin da wohl wirklich mehr ein homo ludens als ein homo oeconomicus. Ich denke mal, dir wird es da ähnlich gehen. Klar, ich bin auch Konsument... aber ich habe auch eine schon geradezu physische Abneigung gegen Supermärkte, Einkaufzentren, Baumärkte und dergleichen. Für mich hat das immer etwas lästiges, notwendiges, einengendes und ich bin froh, wenn ich wieder draußen bin. Aber in Beziehung auf Software und Bücher kann ich die Konsumentenrolle, die Abhängigkeit auch sehr gut nachvollziehen...

Das Muster der Beziehung zwischen Kunde und Produkt wird als Archetyp für jede Beziehung gesehen - auch für die zwischen Menschen. Dabei gelten zwei Annahmen. Erstens: Ein Konsumprodukt soll Zufriedenheit verschaffen. Zweitens: Es gibt keinen Grund, einem Produkt gegenüber loyal zu sein, wenn es seinen Zweck nicht mehr erfüllt und vielversprechendere Alternativen vorhanden sind.


Könnte auch zu einem Erklärungsmodell für steigende Scheidungsquoten und 1-Personen-Haushalte herhalten, dachte ich ad-hoc. Aber vielleicht noch etwas zu allgemein gehalten. Ich frage mich auch (wissenschaftlich betrachtet), wie sich das veränderte Verhalten messen lässt. Allerdings fällt mir sofort Frau Jelinek ein, die diese "Rationalisierung von menschlichen Beziehungen" ja eigentlich ständig thematisiert.

Da kann ich nur sagen: Gott sei Dank, habe ich Seneca und ausgewählte Reden von Buddha gelesen. Das sollte vll. auch in das therapeutische Repertoir von Psychologen aufgenommen werden.

Danke & Gruß,
[) i r k
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 31.01.2011, 19:21

Lieber Dirk,

ja, ich staunte auch, dass ich noch nicht über BAUMAN gestolpert bin oder ihn damals nicht wahrnahm. Er ist ja schon ein recht alter Herr ... und seine Publikationsliste extrem lang. Ich kann mich gar nicht entscheiden, welches Buch ich bestelle ... alle scheinen irgendwie ähnlich und auch ähnlich gut ;)
Mir ging es ähnlich, er hat einiges sehr klar auf den Punkt gebracht, und in einem Punkt sogar eine Hoffnung zu nähren versucht, die ich eher aufgegeben habe: auch ich kämpfe ja irgendwie gegen die AUTORITÄT und wünsche mir mehr Kompetenz. Schwärme, so Bauman, wenn ich ihn recht deute, unterminieren die Autorität der alten Schule. Sie sind flexibler, schneller, aber auch unfassbarer, ich möchte fast von einer Trendokratie sprechen, die da entstehen könnte. Mein Glückswetter-Tool ist ja auch ein Trendbarometer, wiewohl man damit auch im besten Fall nicht das misst, was geschehen könnte, sondern geschehen ist - wenn man das Tool entsprechend hochrüstet ;)

Ich selbst sehe aber eher ein Vakuum an Macht, das neu entstehende "Hyperstrukturen" füllen werden. Vielleicht sind das dann Algorithmen, die miteinander interagieren, sich wechselseitig "trainieren", untereinander evolvieren ... sie müssten kein ICH besitzen, wie wir es tun ... o.k., das führt nun ein wenig weit ins Spekulative.

Der Konsum: das klingt sehr schlüssig, was Bauman dazu sagt. Ich finde insbesondere die Verwandlung des modernen Menschen in ein Konsumprodukt sehr schlüssig,stringent, es deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen und meinem Selbstbild. Nicht immer macht mich das glücklich, es relativiert schon sehr ... wenn man sich selbst eher als Struktur begreift oder als pulsierendes Muster. Aber manchmal macht es auch einfach nur Spaß, vor sich hin zu "mustern" ;)

Osho - klingt wirklich gut vom Titel, und ich als alter Determinist bin da natürlich erstmal hellhörig.


Der Glücks-Zwang: ich habe in den letzten Wochen, insbesondere während meiner Reise, über mein Datamining und Selbstoptimieren intensiv nachgedacht. Mein Ideal zur besseren Gestaltung des Lebens ist nicht etwa Zufriedenheit, nicht Verantwortung, nicht Wissen - es ist offenbar Glück.
Man könnte aber auch sagen: Glück ist doch "auch nur" ein Gefühl?! Warum ist der Wert so hoch? Weil es in alle anderen Bereiche hineinspielt? Schon, aber es ist ja auch immer umgekehrt? Wirken nicht alle diese möglichen Schlüsselinhalte auch aufeinander?
Was macht das Glück so wichtig neuerdings? Warum war es zu Zeiten der Weltreligionen weniger wichtig? Wie kommt es, dass die uns eigentlich so wichtige Arbeit auch nur dem Glück untergeordnet zu sein scheint, gegenwärtig?

Das Huhn in der Legebatterie soll produktiv sein, und effektiv. Das Huhn Mensch am Arbeitsplatz soll dem Lege-Huhn ähneln (wie Sybille Berg so wunderbar spottet), was die Arbeitsdimension angeht, aber heute hat das Menschenhuhn auch noch andere Aufgaben, also etwa die des Konsumierens, Gestaltens, Einrichtens, Organisierens von der Lebenswelt - und das über die Arbeit am Arbeitsplatz hinaus. Auch das Freizeitverhalten, das Reiseverhalten - alles darf gerne effektiv sein, und dieses Effektive wird meines Eindrucks nach ermöglicht bzw. begleitet von Glück. Ich bin perfekt organisiert und eingerichtet und mein Lebensplan ist ideal kalkuliert - also bin ich idealst glücklich ...

Dass man selbst konsumierbar wird - ja, es ist erschreckend, aber auch ich denke mitunter ähnlich, ja ich verhalte mich so im Freundeskreis ... denke, wenn ich einen Freund treffe, und der offensichtlich herumjammert, uuuuuh, wie kriege ich den jetzt schnell wieder flott, ohne dass der mich runterzieht, mir den ganzen Abend versaut, ich habe kurz das Gefühl, da gerade einen Fehlkauf getätigt zu haben mit dem Treffen ... bis dann wieder "menschlichere" Gedanken kommen von wegen: DU MUSST IHM HELFEN, ER BRAUCHT DEINE HILFE, LASS DICH AUF IHN EIN.
Also, ganz Bauman'sch: Wenn Mitmenschen konsumierbar werden, werden sie auch "wegwerfbar". Die Wegwerfware "Arbeitslose" hat er - das sehe ich wie du - brutal ausgezeichnet.
Mit Recht? Dazu muss ich ihn mal lesen ...

Mhm, ich dachte immer, ein homo ludens sei ein "spielerischer mensch". Meine Beschäftigung ist durchaus spielerisch, aber das Produzieren ist nicht unbedingt vordringlich bei mir. Ich produziere ohnehin extrem viel, aber aus keinen (inneren oder äußeren) Zwängen heraus. Mhm ... ich habe darüber selten nachgedacht. Derlei WARUM-Fragen meide ich, weil sie oft zu komplex sind ;)

Konsumieren: Nun, Kaufhäuser sind auch nicht so mein Fall. Warum? Ich denke, weil sie so hässlich sind ;)
Ich ginge liebend gerne durch Schlösser. Könnte ich dann etwas bestellen, ja super, einfach draufdeuten, und es wird geliefert, wow! Aber für mich sind die meisten Kaufhäuser vom Design her so interessant wie Toiletten; sie haben eine Funktion, man benutzt sie, man verlässt sie meist erleichtert ... aber es ist kein Ort, an dem man sich unnötig lange aufhalten will.
Nur: FRAUEN sind da grundlegend anders?!?!

Jelinek: tut sie das? Da kann man ihr nur gratulieren, das geschnallt zu haben.

Messbarkeit: Nun, ich weiß auch keine Messmethode für Menschenkonsum. Ich selbst verändere mich allerdings ständig. Das Internet tut das seinige: Da bricht man auch Gespräche einfach ab im Chatroom, wenn es sein muss, wenn der andere nervt.
Was mich immer störte: dass immer, wenn ein Handy klingelt, das Handy Vorrang hat(te). Das Live-Moment war zweitrangig. Heute hat sich das ein bisschen besser eingespielt, und die Leute telefonieren auch nicht mehr so viel und haben gott sei Dank das Telegramm wiederentdeckt, das weniger grausam "unterbricht".

O.k., ich glaube, ich bin etwas vom Thema abgeschweift, sorry ;)

Menschenkonsum: Auf den Reisen ist mir aufgefallen, dass ich auch Erlebnisse irgendwie im Konsum- bzw. Sammelgedanken einordne: Noch ein Land, in dem ich nicht war, noch eine Stadt, die mir fremd ist, noch ... oder aber ... noch eine Geliebte, die aus einem anderen Land kommt ;) ... vieles am Konsum hat ja zu tun mit dem Sammeltrieb, und der gilt nicht nur für schöne Dinge, sondern auch für abstrakte Dinge, Erlebnisse etc.
Was ist aber wichtig, wenn ich reise? Das Land? Das Prestige, das mit der Reise dorthin verbunden ist? Die Menschen dort? Das, was mich dort irritiert? Die Erfahrungen? Das Fremde an sich? Was möchte ich? Der Reisende, der von Ort zu Ort tingelt, passt gut zu dem modernen Menschen, der durchs eigene Leben "reist", "flaniert", heute x und morgen y trifft, ohne echte Pläne zu machen, was er mit x oder y längerfristig tun könnte. Echte Freundschaft? Für ein Leben lang? Von Liebe spricht ja heute kaum noch einer, aber auch die Freundschaft, die weit weniger einfordert, erscheint immer schwieriger, wenn sie dicht sein soll.
Der Freund bietet einfach nicht genug NEUES, wenn man ihn zu oft ... sieht? Oder gar: "sich reinzieht?" "Konsumiert?" ;)


Was sind denn gute Reden von Buddha? Ich suche da noch etwas für das Buddha-Kapitel im geplanten nächsten Roman ... einen Aufhänger, gerne auch biografisch angebunden an Buddhas Leben.

Seneca ... kenn ich auch nur flüchtig aus dem Lateinunterricht ...... der wäre es auch mal wert, "reingezogen" zu werden, was? ;)

LG
Tolya

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 31.01.2011, 20:05

Deine schnellen Antworten sind immer sehr einschüchternd...
Glaukos hat geschrieben:Was sind denn gute Reden von Buddha? Ich suche da noch etwas für das Buddha-Kapitel im geplanten nächsten Roman ... einen Aufhänger, gerne auch biografisch angebunden an Buddhas Leben.

Seneca ... kenn ich auch nur flüchtig aus dem Lateinunterricht ...... der wäre es auch mal wert, "reingezogen" zu werden, was? ;)

... nur ganz kurz:

Ich kann dir als guten Einstieg guten Gewissens diese beiden Reclam-Hefte empfehlen. Sehr kompakt, sehr gut ausgewählt:
http://www.amazon.de/Vom-gl%C3%BCckseli ... 150077907/
http://www.amazon.de/Reden-Buddha-Gauta ... 150062454/

6,60 Euro zusammen... eine Investition, die dein Leben verändern wird. :-D

Die Reden von Buddha müssten dir, vermute ich, auch schon wegen ihrer (wie soll man das ausdrücken?)... ihrer fast schon wissenschaftlich anmutenden Folgerichtigkeit, ihrer analytischen Stringenz gefallen. Da wird über Wahrnehmung, Leid und Erkenntnis mit einer Bestimmtheit gesprochen, als wäre das alles deterministisch plausibel und nicht subjektiv-individuell-heterogen-polymorph-komplex-hermeneutisch-missverständlich. Ich bin immer wieder erstaunt, wie modern mir diese Texte vorkommen. Allerdings zur Vita von Gautama B. wird da nur in der Einführung kurz was gesagt. Da bin ich auch nicht so bewandert... da wäre vermutliche die obligatorische Rororo-Monographie besser.
http://www.amazon.de/Buddha-Selbstzeugn ... 499504774/

Mhh, du könntest ja...
http://www.amazon.de/Philosophische-%C3 ... 150185548/

... auch gleich mitbestellen. ;-)

Zu dem Rest sage ich auch noch was, aber später, denn jetzt fehlt mir die Zeit.

Schöne Grüße in die Hauptstadt,
Dirk
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 31.01.2011, 20:51

ich antworte nicht immer schnell ... manchmal absichtlich langsam, dass das gegenüber nicht denkt, ich hätte nichts anderes zu tun ;)
habe schlicht nicht gesehen, dass das posting so neu war.
es ist allerdings oft besser, sofort zu antworten, weil dann - effektiv, haha! - gedanken nicht zweimal gedacht werden müssen.

reclam und rororo, nun, den seneca habe ich indeed geordert. über buddha suche ich aber etwas spezielleres ... als die monografie. hat aber noch zeit, bis ich bei dem herrn angekommen bin.
dass er modern ist ... sollte er sein, denn sein credo ist ja im kern - nach meinem verständnis - weniger religiös denn wissenschaftlich. weshalb so viele akademiker den buddhismus als einzige spirituelle krücke gelten lassen ;)

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 01.02.2011, 17:40

Die Aufmerksamkeit der Schuldenkrise verschiebt sich in Richtung USA und Japan:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 73,00.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 06,00.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 90,00.html

Die USA scheinen aber mutiger zu sein: Sie erwägen ein Insolvenzverfahren von Bundesstaaten. Bin gespannt, welche Wellen das schlägt, wenn der erste Bundesstaat Insolvenz anmeldet. Denn auch auf Staaten-Ebene wird es früher oder später ein Art Lehman-Präzendenzfall geben, der wieder neue globale Vernetzungen offenlegt.
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 01.02.2011, 23:54

die weltregierung ist nahe ;)

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 02.02.2011, 01:42

Du meinst: die Weltbank.

Achso, die gibt's ja schon. :scary:
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Hardl » 07.02.2011, 12:05

Glaukos hat geschrieben:http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/interview-mit-zygmunt-bauman-konsum-macht-einsam-1.1049496

prima artikel. müsste insbesondere dir, DIRK, gefallen. der schluss-satz erinnert mich an einen gedanken von dir, ja er scheint dir fast aus dem mund gegriffen ;)


sehr guter Artikel, steckt viel Wahres drin

Zur Krise usw, ist neben der Inflationsangst die im Moment vorherrscht, noch die Verschuldung der US-Pesnionsfonds ein Thema ( http://www.finanznachrichten.de/nachric ... en-397.htm ) hier könnte sich eine neue Finanzkrise abzeichnen und dann stellt sich die Frage, was mit uns passiert, könnte der Euroraum noch einmal einem solchen Crash stand halten? Was meint ihr dazu?

Gruß Manuel

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 13.02.2011, 03:35

lieber hardl,
würde man diesen langen thread noch einmal lesen, könnte man wohl ein paar interessante beobachtungen machen ... nämlich wessen prognosen oder befürchtungen sich bewahrheitet haben.
ich meine mich zu erinnern, dass wir hier übereinkamen, dass die booms und crashs künftig vermutlich schneller aufeinanderfolgen werden ... oder besser andersherum: je schneller sie aufeinander folgen, um so gefährlicher wird es insgesamt, dass diese hektik immer weiter zunimmt und irgendwann nicht mehr im jahres-, sondern vielleicht schon wochenrhythmus extrem zu schaukeln beginnt.

ich persönlich fürchte&vermute, dass wir bis zum sommer noch eine seltsame aufheizung erleben mit steigenden börsenkursen, eine neue übertreibung also, die schon eine weile im gang ist, und im spätsommer oder herbst kommt dann wieder ein richtiger einbruch ... warum im herbst? wenn man sich die großen krisen der letzten jahrzehnte ansieht, geschahen sie meist zwischen september-november, nur einmal im märz.

im nachhinein bin ich fast ein bisschen stolz auf mein eigenes "gefühl"; als ich vor einigen jahren in irland war, wunderte ich mich über deren "wirtschaftswunder", war doch irland immer ein eher drittklassiges euro-land, und auf einmal standen die besser da als deutschland. die erklärungen der einheimischen konnten mich nicht überzeugen; pharmaindustrie? na, das kann doch nicht alles sein? und überall wurde wie blöde gebaut, auch das fiel mir auf - und die häuser waren nicht wirklich profan, das war schon beeindruckend, kam aber irgendwie verdächtig aus dem nichts.
heute sehe ich, dass solche kurzfristigen booms illusionen sind.

ebenso in spanien. der bauboom an der mittelmeerküste war in den 90er und 00ern wirklich grotesk. als wollten die da eine riesige spanische mauer bauen, die ganze küste entlang ;)
tja, die bauarbeiter von damals werden heute natürlich entlassen, und die häuser stehen leer oder müssen sogar eingerissen werden, weil niemand dort wohnt (und man die marokkaner, die gerne nach spanien übersiedeln wollten, natürlich nicht reinlässt, sondern lieber vor gibraltar, ceuta, tarifa etc. ersaufen lässt.

kurzum: ich bin kein freund einer übertriebenen planwirtschaft, aber diese beispiele zeigen deutlich auf, dass der kapitalismus absurde blüten treibt; man baut um des bauens willen, und reißt leerstehendes lieber wieder ein ... als es armen leuten zu schenken. ich denke da auch an die butterberge der 80er, die es vermutlich auch heute noch gibt, und die vernichtung von überproduktionen an lebensmitteln.

lg
tolya


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