maunzer grübler rippenstessa

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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 16.11.2022, 20:27

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Kennen Sie Richard Sales? Nein? Kein Problem
spricht nämlich im Grunde eigentlich für Sie
Der gute Herr aus London/Essex ist Video-Creator
und hey_ digital öffnen sich ständig schmucke
Schiebetüren wenn sich wo Portale schließen
Handwerk das einstmals goldnen Boden hatte
macht sich unter blumig Pseudonym zum Affen
zahlreiche Spuren auf der Datenautobahn
stellen sicher dass dies weiterhin so bleibt
Nicht dass Sie jetzt meinen der anfangs Genannte
strengt sich auf d Kreative dementsprechend an
produziert aufwendige Kurzfilme oder dergleichen
Nichts da_ er verdient sein Geld schlicht damit
dass er Videos anderer kommentiert und dabei
auf geteiltem Bildschirm übertrieben präsent ist
limitiert Wortschatz Grimassen die er schneidet
und Töne die er zusehends von sich gibt haben s
in Sachen _bescheuerter geht s nimmer_ in sich
Ein Mechaniker flüsterte mir kürzlich Folgendes
>bled deafst sei. zu helfn muassta wissn.<
Stimmt_ damit bist online an der richtigen Adresse
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 17.11.2022, 12:55

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im Umgang mit den dunkelsten
Stunden unserer jüngsten Geschichte
hat sich in letzter Zeit einiges getan
ältere Mitbürger mögen die Ansicht
vertreten dies sei zu viel des Guten
liegen damit leider völlig falsch
denn angesichts erneuter Gräueltaten
kann man keinen Schlussstrich ziehen
statt s unangenehm Ungeheuerliche
unter n Teppich kehren ist es eminent
wichtig sich der Historie zu stellen
das sind wir den Opfern schuldig
dass Österreich in der Vergangenheit
mehrfach falsch abgebogen ist
ist unserer heranwachsenden Jugend
vorab nicht bekannt deshalb besteht
die Verpflichtung zur fortwährenden
und intensiven Auseinandersetzung
dass das nicht noch einmal passiert
den Verfasser der Nürnberger
Rassengesetze immer noch als Träger
höchster nationaler Ehrenzeichen
zu listen kommt Bestreben ungelegen
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 19.11.2022, 23:42

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die Hoffnung kommt eigentlich immer von innen
ist in erster Linie eine Frage der Entscheidung
konzentriere ich mich auf das was mir Angst macht
oder auf d Freundlichkeit die mir tagtäglich begegnet
auf ne nahe Zukunft mit der es nicht zum Besten steht
oder betrachte ich mich als Part einer Menschheit
die vieles geschafft hat und Schönes zustande brachte
bin ich Teil der Katastrophe oder Teil der Lösung
denn je nachdem wofür ich mich auch entscheide
erscheinen Erfahrungen in einem anderen Licht
obwohl in der Gegenwart zuhause kann ich bereits
jetzt ein Teil der Zukunft sein wir stecken in enormen
Schwierigkeiten wegschauen ist somit keine Option
wer Taten folgen lassen will ist vorab darauf
angewiesen Umstände realistisch einzuschätzen
uns Entwicklung zuzutrauen und das zu stärken
was künftig an Gutem und Schönem wachsen soll
weil man sonst nicht angemessen helfen kann
die Gratwanderung_ sich sowohl der Krise als auch
vorhandenem Potenzial gleichzeitig bewusst zu sein
hat zur Folge dass wenn s funktioniert das meiste an
Energie dorthin fließt wo definitiv Bedarf besteht
sich in der Betrachtung einer üblen Lage zu erschöpfen
lässt nichts mehr an Bestreben übrig um zu helfen
da die Regeneration von Planeten nicht in Jahren
sondern Jahrtausenden gemessen wird werden wir
den Stab derjenigen die sich um uns Sorgen machten
noch einigen Generationen weitergeben nur ist das
nichts Negatives sondern vielmehr eine Lebensaufgabe
der Chemiker Michael Braungart und der Architekt
und Designer William McDonough entwickelten in den
1990ern die Idee des cradle to cradle also sinngemäß
vom Ursprung zum Ursprung dabei sollte jedes Produkt
so beschaffen sein dass es nach Ablauf maximaler
Nutzungsdauer wieder komplett in den Rohstoffkreislauf
von Mutter Erde zurückgeführt wird bereits 1944 wurde
in Deutschland s dahingehend Gesetz verabschiedet
darin steht_ Abfälle sind in erster Linie zu vermeiden
ein kluger Schachzug der damaligen Regierung um
künftigen Generationen dieselben Chancen zu eröffnen
dummerweise haben wir s Verlangen Dinge wie
coffee.to.go zu importieren infolgedessen so viel
Müll produziert wie nie zuvor zeitgleich fahren wir fort
mit dem übermäßigen Konsum von Wegwerfprodukten
d Wirtschaft anzukurbeln vielleicht braucht s den Druck
von Rohstoffmangel Geldentwertung Wetterkapriolen
um zu begreifen dass der Planet nicht uns gehört
langfristig kann ja niemand wissen was aus jetzigen
Katastrophen wachsen wird vielleicht sind s behilflich
um das sensible Spannungsverhältnis von individuellen
Bedürfnissen und kollektiver Verantwortung besser
zu verstehen_ übrigens eine der Ideen die momentan
öffentlich sichtbarer werden obwohl sie natürlich
dauernd existent war Gemeinsinn als Schlüssel
des 21.Jahrhunderts praktisch Anschauungsunterricht
geben uns Kinder und Jugendliche sie verfügen
über einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und
den Wert von Gemeinschaft auch die Liebe zu Tieren
und s Wissen dass sich alle Lebewesen ähnlich sind
gehört zu ihren ganz großen Stärken daran erinnern
sie uns permanent Social Media Smartphones oder
fortschreitende Digitalisierung sind nicht s Problem
problematisch ist lediglich dass wir uns von Techniken
mehrheitlich benutzen lassen statt sie aktiv zu nutzen
nur deshalb haben sie Suchtcharakter während wir
glauben wir wären User sind wir in Wahrheit s träge
Produkt mit dem gehandelt wird andere Geld verdienen
das geht mittels Benutzeroberflächen vonstatten
die wir geschaffen haben und nicht unsere Kinder
was wir ihnen beibringen sollten ist somit genau das
was wir selbst nicht können das ist ein echtes Dilemma
und ein Grund mehr uns auf wesentliche Fragen
zu fokussieren zum Beispiel für welche Kleinigkeiten
bin ich heute dankbar worin bestand mein Beitrag
to make the world a better place Antworten darauf
gewinnen an Gewicht wenn wir sie mit anderen
teilen und seien s nur ein paar Minuten am besten
mit jemandem den wir nicht so gut kennen drum außer
einer Antwort nichts erwarten womöglich kommst so
der Lösung näher was ein Mensch zu sein bedeutet
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 23.11.2022, 19:35

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auf einem aktuell zirkulierendem
Foto des russischen Außenministers Lavrov
trägt dieser ein grünes T-Shirt
mit einem Motiv des 1988 verstorbenen
Malers Jean-Michel Basquiat_ und ja
das ist der mit dem Rahmen der dann
doch nicht von ihm sondern einem
hiesig Tausendsassa gezimmert wurde
dem s nicht an überhöhtem Selbstbewusstsein
und Chuzpe gebricht Basquiat wäre es
wahrscheinlich egal ob er von wem gefälscht
oder getragen wird nur dass just einer
der erklärten Feinde des Westens
mit einem der Säulenheiligen westlicher Kunst
Brust raus Bauch rein herumspaziert
sorgt taktisch brillant für Verwirrung in Folge
dafür dass sich d objektiv Betrachtungsweise
angesichts Subjekt nur mehr auf das was
wer gerade an statt an sich vorhat konzentriert
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 25.11.2022, 22:23

Der starke Mann fasziniert_ er packt zu, gilt primär kraft seiner Taten als fähig. Um diesem Idealbild zu entsprechen, versteckt man in gewissen Kreisen Mängel gerne hinter einer manipulativ verlogen Fassade. Im Zuge dessen erweisen sich Systeme autoritärer Länder bei näherer Betrachtung als äußerst fragil. Demokratien sind daher gut beraten, ihre Errungenschaften stolz ins rechte Licht zu rücken. Denn Autokraten lügen mitunter gern, wenn es um Wachstum geht. In beiden politischen Systemen gibt es den Anreiz, sich besser darzustellen. Nur ist dies In Autokratien viel leichter möglich, da eine Kontrolle durch die Öffentlichkeit und freie Medien fehlt. Und weil auch Untergebene dank schlechtem Beispiel zu unfairen Mitteln greifen, um Vorgaben zu erfüllen. Autokratien neigen beispielsweise in der Regel dazu, ihr jährliches Wirtschaftswachstum im Vergleich zu Demokratien um etwa ein Drittel aufzuhübschen. Auffällig ist auch, dass Autokraten in dem Zusammenhang nur dann korrekte Zahlen liefern, wenn ihr Land in zu fördernd Hinsicht sowieso unter einer bestimmten Schwelle liegt, lukrativ Grenzwert nicht übersteigt und deshalb Entwicklungsgelder fließen. Dies wirft ein neues Licht auf hitzig geführte Diskussionen darüber, wie ungemein erfolgreich nicht demokratische Länder sind. Stehen doch beinah jeder schnell gewachsenen Autokratie zig ideologisch Verwandte gegenüber, die an verlautet Wunschprogramm scheiterten. Dem Vernehmen nach sind die meisten reichen Staaten Demokratien. Sollte der Wohlstand jedoch vorrangig auf Bodenschätzen beruhen, ist gern auch das Gegenteil der Fall. Demokratisch regierte Länder investieren mehr in Bildung und Gesundheitswesen, sind besser darin, langfristig für Stabilität zu sorgen. So die Annahme_ leider hat s den Anschein, dass ihnen sogar Vorzüge wie diese sukzessive abhanden kommen.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 26.11.2022, 15:04

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ne relativ hurtig vonstatten gehende Verschiebung
der Lebensbedingungen verändert Weltvorstellung
Diskontinuität oder brüchig geworden Geschichte
Entwicklung die einen Kippeffekt in Gang setzt
Zeitenwende_ ein epochal geschwollen Begriff

vom Gefühl her drängt sich der Kontrast
zwischen dem gegenwärtig Empfinden einer Krise
zur in Vergangenheit vorwiegend praktizierten
Selbstüberschätzung auf_ ab den 1990ern
brach das Sowjetimperium zusammen
Ende der Teilung Europas EU Schengen Euro
Westeuropa war im letzten Dreivierteljahrhundert
im Allgemeinen aus dem Gröbsten raus
mit Ausnahme der Balkankriege herrschte
Frieden Freiheit Wohlstand Sicherheit
in einem historisch unvorstellbaren Ausmaß

jenseits des Atlantiks wurden laufend Vorhaben
zur Befriedung Demokratisierung und
Sicherung der Menschenrechte versemmelt
man tut sich leicht derlei Versuche ein Regime
zu wechseln als imperialistische Überheblichkeit
zu kritisieren aber das beantwortet nicht
die Frage ob westliche Länder hinfort
jedem Genozid eines souveränen Staates
im Fernsehen zuschauen und jede Eroberung
mit besorgter Untätigkeit hinnehmen sollen
wie manche die das dann Pazifismus nennen
neuerdings unablässig suggerieren

vom Jammern auf hohem Niveau
ist der empfunden Absturz umso tiefer
wenn nunmehr Probleme wie d Epidemie
Klima Energie Inflation Migration und Krieg
gleichzeitig eskalieren_ die Hybris am Ende
die Welt in Unordnung Ernüchterung kehrt ein

getragen von der Illusion
alles an Luxus sei irgendwie normal
hat sich binnen weniger Jahrzehnte
die Selbstverständlichkeit etabliert
dass es ist wie es ist nicht anders sein kann
was genau macht sich momentan daran
in einer multipolaren Welt alles zu zerfleddern
wie sehr schädigt Selbstentfaltung
im Nachhinein die Selbsterhaltung
man muss sich sorgen zu verhindern wissen
eine längst überfällige Transformation
mit Absichtserklärungen zuzuschütten

das bisherige Maß an Überschaubarkeit
und Beständigkeit gibt es nicht mehr
es gilt mit Liquidität Ambivalenz plus dem
was das amtlich Vokabular sonst noch
an Bezeichnendem auf Lager hat
und Elementen die s bisherige Wertempfinden
auf den Kopf stellen leben zu lernen
man hat das Eine übersehen s Andere
falsch gedeutet s Dritte wie üblich verdrängt
die Stimmung wird ne düstere wenn
sich mehrere Krisen wechselseitig verschärfen
wirtschaftlich politisch militärisch und kulturell

dazu s nervig Gerede von wegen Identität
strategisch produzierte Angst Aufmerksamkeit
Kollaps katastrophales Management
Krise war immer s kommt auf die Dosis an
und die ist auf d Multiple aktuell ne satte
zudem sind zig grundlegende Paradigmen
antiquiert Montag-oder Auslaufmodelle
wir dazu angehalten neue zu erarbeiten
einfach gesagt wird s um keinen Deut leichter
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 24.12.2022, 22:45

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was nützt die Sichtbarmachung
von Frauen im allgemeinen Sprachgebrauch
gegen den Umstand dass sie in sämtlichen
Berufsgruppen und auf jedem Bildungsniveau
weiterhin weniger verdienen als ihnen
_angeblich gleichberechtigt_ zusteht

die Antwort lautet_ einiges
weil ein achtsamer Umgang mit Worten
und gewissen Redewendungen
auf ein geändert Rollenbild in einer Gesellschaft
hinweist oder in Bälde dazu führen kann

in Wahrheit wurde beides oft nicht mitbedacht
weder bei der Verkündung der Menschenrechte
1789 in Frankreich noch bei der Einführung
des allgemeinen Wahlrechts 1907 in Österreich
ja sogar kürzlich bei Lohnverhandlungen
fiel derart Ansatz der Vergessenheit anheim

die Beschwörung von Sitte Moral
und Brauchtum dient meist der Verteidigung
von Privilegien_ und das bis heute
das Christkind ist übrigens sächlich
wir dürfen uns daher alle vorbehaltlos freuen

ein Mensch bleibt_ obwohl in der Krippenszene
stets mit dabei und für s Bild von Bedeutung
still im Hintergrund_ Josef der Zimmermann
von ihm selbst findet sich in der Heiligen Schrift
keine einzige Wortmeldung ihm zugeschriebene
Attribute wohnen nur gesamtem Kontext inne

der Nazarener wirkt großherzig und gerecht
schenkt seinem Sohn die irdische Liebe
die es auch braucht ist Ziehvater der sprachlos
bleibt sich seiner recht speziellen Aufgabe widmet
und ja_ wie s Matthäusevangelium sanft andeutet
hadert er zunächst zweifelt an Marias Treue
bis ihn ein Engel im Traum eines besseren belehrt

am Ende steht er ihr treu zur Seite hat dank Lukas
einen letzten Auftritt und das war s dann
selbst wann und wie Josef stirbt findet in der Bibel
keinerlei Erwähnung bleibt ein weiteres Rätsel
das letztlich die menschliche Fantasie befeuert
kein nachvollziehbar Werdegang und dennoch
spannend_ eine Vita die sich 1:1 natürlich
mitnichten aufs rein Irdische übertragen lässt

laut Theologen ein Modell für einen modernen
und verantwortungsvollen Vater
eine Art geistlich_irdisch Patchwork
wenn man s denn auf diese Weise deuten will

obwohl am Rande_ Identifikationsfigur n Vorbild
zudem eines das sich nicht ausschließlich
übers männlich Merkmal definiert
sondern vor allem in Reflexion und Gesprächen
wiederfindet_ also genau jenen Bereichen
die freilich der ganzen Welt gut bekämen
gegeben Anlass und stimmig Ambiente
tragen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu bei
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 28.12.2022, 14:07

_____

klein Junior_ ein Jahr alt
steckt gerade mitten im Spracherwerb
konnte sich in den vergangenen Tagen
zwar am festlichen Gelage beteiligen
weniger dafür an den Tischgesprächen
nicht dass er wortkarg ist
ganz im Gegenteil_ er ist einsilbig
aber durchaus geschwätzig

was den geselligen Austausch verhinderte
war die Tatsache dass er bei Tisch und
auch sonst nur die Befehlsform kennt
diese lautstark anzuwenden pflegt
dazu machte er sich ein Wort zu eigen
das in vielerlei Hinsicht so fordernd tönt
wie kein anderes_ auf !

das hört sich dann folgendermaßen an
auf(heben) wenn er am Hochstuhl thront
aber lieber den Ball am Boden
durch die Gegend kicken möchte
auf(machen) wenn er auf allen Vieren
unterwegs auf geschlossene Türen trifft

oder wie in diesem Moment
also kurz vor Veröffentlichung dieser Zeilen
wo es ihm gelingt eine selbstständig zu öffnen
und mich mit erhobenem Zeigefinger
auf(fordert) auf_zustehen
um mich mit ihm statt schriftlich endlich
mündlich auf d Spielerische zu beschäftigen
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 29.12.2022, 14:40

_____

nach Hausdurchsuchungen bei mehreren
Mitgliedern der Klimaaktivistengruppe
Letzte Generation in Deutschland
haben sich offensichtlich 1332
Menschen als Teil der Bewegung
selbst angezeigt_ gute Idee
immerhin werden damit exekutierend
Bürokraten regelrecht dazu gezwungen
sich mit Ursachen intensiver zu befassen
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 30.12.2022, 11:54

_____

die Natur ist weder gut noch böse
sie ist
wir Erdlinge sehen das
für gewöhnlich anders
für uns kann Natur wunderschön
schützenswert entschleunigend sein
Zuschreibungen wie diese
ereilten sie spätestens ab dem Zeitpunkt
als man ein Dach über dem Kopf hatte
und sich in Städten organisierte

Mutter Natur wirkt auf unsereins jedoch
auch furchteinflößend rücksichtslos
der Lawinenabgang in Lech
der zum Glück keine Toten forderte
und anhaltende Schneestürme in den USA
erinnern daran_ in maximaler Zivilisation
starben dort bei Temperaturen von bis zu
minus vierzig Grad dutzende Menschen
Tausende strandeten am Flughafen
verpassten heuer Weihnachten

digitales Zeitalter Big Apple
technologische Theokratie_ von wegen
angesichts all der Naturgewalten
und vergeblicher Versuche
ihnen Paroli zu bieten
sind wir n Staubkorn einer Galaxie
verhalten Niesen im ewigen Eis
nicht mehr als ein Blinzeln
im Licht der Sonne ein bisschen Demut
täte uns naturgemäß infolgedessen gut
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 31.12.2022, 15:12

_____

zwischen den Feiertagen
hat so mancher genügend Zeit
sich nach nem andächtigen Blick
über d Schulter mit besinnlichen
Gedanken an Vergangenes
nach vorne zu orientieren
frisch ans Werk_ gemma !
woran s in dem Zusammenhang
nie mangelt sind gute Vorsätze

der möglichen hehren Ziele
für die kommenden 365 Tage
sind da ohne Ende_ relativ lang ist
auch die Liste was man damit
schon in Bälde machen kann
sie sein lassen vergessen brechen
aufmalen einrexen owireibn
auf den Bauch picken abhaken
canceln_ in diesem Sinne
2023 weniger Anglizismen (:-))
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 31.12.2022, 21:37

_____

falls Sie heute auf der Suche
nach ein bisschen Glück sind_ und wer
ist das nicht_ könnten Sie Folgendes tun
rote Unterwäsche tragen
damit wird in Italien zu Silvester
die Liebe heraufbeschworen Sie könnten
auch alte Unterlagen schreddern
und demonstrativ aus Windows schmeißen
in Argentinien weiß man
wie man Altlasten entsorgt
oder Sie öffnen nach chinesischem Brauch
kurz vor Mitternacht alle Fenster
damit s Glück den Weg ins Haus findet
andere mit einer Kirschbaumrute schlagen
wird nur in Bulgarien für o.k. empfunden
wie die Brasilianer mit Klopapier
die Straßen pflastern_ damit
s Neue Jahr rein und weiß begrüßen
könnte hierzulande Nachbarn verärgern
ihnen dafür ein in Brot verbacken
Geldstück zu verabreichen
ist speziell in Griechenland von Wert
soll _auch wenn sich Empfänger zuweilen
die Zähne ausbeißen_ Segen bringen
wie auch immer weltweit gute Zeiten
eingeläutet werden_ hoffentlich klappt s
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 07.01.2023, 13:57

15. August 1867. Ein Passagierdampfer fährt in den alten Hafen von Piräus ein. An Bord etwa siebzig Amerikaner auf großer Fahrt_ einer Bildungs- und Vergnügungsreise von New York über die Azoren nach Europa und weiter zu den heiligen Stätten Palästinas. Die Passagiere auf Deck richten ihre Ferngläser in freudiger Erwartung auf den Parthenon, der die Akropolis von Athen krönt. Doch zur maßlosen Enttäuschung der Reisenden verwehrt ihnen der Kommandant von Piräus die Landeerlaubnis. Sie hätten die Wahl, entweder elf Tage in strenger Quarantäne an Bord des Schiffes zu bleiben, bevor sie an Land gingen, oder weiterzufahren. Man einigt sich darauf, eine Nacht vor Anker zu gehen, um neue Vorräte an Bord zu nehmen, und dann nach Konstantinopel weiterzureisen.

Vier der Passagiere verabreden sich ungeachtet der vor Ort ungemein strengen Gesetze und bei deren Übertretung drohenden Gefängnisstrafe trotzdem heimlich die Akropolis zu besteigen. Gegen elf Uhr nachts rudern sie in einem kleinen Boot an Land und gelangen _laufend von bellenden Hunden verfolgt_ über mit Disteln bewachsene Steinhügel und frisch gepflügte Äcker an ihr Ziel. Im Licht des aus den Wolken hervortretenden Mondes erheben sich vor ihnen die Tempel der Minerva und des Herkules, die majestätischen Säulen des Parthenon, starren steinerne Statuen, einige ohne Arme, andere ohne Beine, auf die nächtlichen Besucher hernieder, weisen ihnen den Weg zur Brustwehr der Zitadelle. In der Ebene unter ihnen liegt Athen. Beschienen vom _laut Beschreibung_ sanftesten Licht, das je vom Mond reflektiert wurde, wie ein lebendiges, in friedvollen Schlaf gehülltes Wesen.

Einer der vier Wagemutigen war Mark Twain, der über den abenteuerlichen Ausflug im 18. der 58 Reisebriefe berichtete, welche er im Auftrag der San Francisco Zeitung The Daily Alta California über diese fünfmonatige Schiffsreise verfasste. Die Reportagen fanden so viel Anklang, dass Elisha Bliss, der Leiter der American Publishing Company, Twain ermunterte, die Briefe teils zu ergänzen, teils weniger drastisch zu formulieren und daraus ein Buch zu machen. Zwei Jahre später, 1869, erschien es unter dem Titel The Innocents Abroad. Dieses Werk machte Twain, der dank Berichten aus Hawaii und humoristischen Kurzgeschichten kein Unbekannter mehr war, über Nacht berühmt. Der finanzielle Erfolg war so enorm, dass er sich in Hartford, Connecticut, eine Prachtvilla im neugotischen Stil bauen lassen konnte, die nun ein Museum ist.

Die gezähmte und auf allerlei Weise angereicherte Buchfassung erschien fast ein Jahrhundert später auch auf Deutsch, nämlich 1961 in Ostberlin unter dem Titel Die Arglosen im Ausland, fünf Jahre später auch in Westdeutschland als Band III der im Hanser-Verlag erschienenen Gesammelten Werke. Die ursprünglichen, in Fortsetzungen publizierten Reportagen unter dem Titel Unterwegs mit den Arglosen wurden erst kürzlich durch den Mare-Verlag in deutscher Sprache veröffentlicht. Dadurch _so schreibt der Übersetzer Alexander Pechmann in seiner Vorbemerkung_ wurden viele der ungemein schönen, respektlosen, derben und witzigen Passagen gerettet, die in der Erstausgabe aus gewissen, sonstigen und zum Teil unerfindlichen Gründen weggelassen worden seien.

Welch ein Übermaß an beglückenden Freuden etwa hatte Mark Twain sich von den Annehmlichkeiten eines türkischen Bades erträumt_ betörende Düfte, orientalische Pracht. Und was erwartete ihn? Leichenhafte Pagen in düsteren Räumen, die ihn mit einer Art Pferdeschwanz einseiften, in muffige Tücher wickelten, rubbelten und schrubbten, so dass ihm Hören und Sehen verging. Eine Jeremiade wird angestimmt – für den Leser köstlich amüsant. Andererseits wurde die Erwartung, sich nach einem anstrengenden Ritt durch Syrien mit einem kargen Mahl und einem engen Zelt begnügen zu müssen, in einem solchen Maße aufs Angenehmste korrigiert, dass es dem Reisenden erst einmal schier die Sprache verschlägt. Doch dann sprudeln die Worte nur so_ läuft einem angesichts Versuch, die fürstliche Ausstattung der farbenprächtigen Behausungen zu beschreiben, die zahllosen Schlemmereien auf der reich gedeckten Tafel aufzuzählen, das Wasser im Mund zusammen.

Twains Schilderungen der großteils in Armut und Elend lebenden Bevölkerungsschichten des südöstlichen Mittelmeerraumes sind zuweilen von irritierend verächtlicher Schonungslosigkeit. Sein sarkastischer Scharfblick gilt jedoch allen gleichermaßen, alle kriegen ihr Fett ab_ auch seine Landsleute. Als lächerlichste Gruppe, die er je gesehen hat, verspottet er beispielsweise einen Trupp Mitreisender zu Pferde. Er mokiert sich über ihre groteske Aufmachung, schmäht sie als Andenkenjäger, Denkmalschänder, macht sich über ihre künstliche Beflissenheit lustig, wenn sie beim Anblick einer Ruine, die im Baedeker ein Sternchen erhalten hat, in Verzückung geraten. Sich selbst sieht er als Teil dieser seltsamen Horde. Die unbekümmerte Herangehensweise gegenüber allem und jedem zeugt teils von seiner vehementen Ablehnung jeglicher Form von Verlogenheit und Heuchelei, teils von seinem ihm eigenen Talent für burleske Übertreibungen und pointierte Ironisierung.

Während sich ältere Schriftstellerkollegen _wie Edgar Allan Poe, Ralph Waldo Emerson, Henry David Thoreau, aber auch W. D. Howells, der Begründer des amerikanischen Realismus und ein enger Freund Twains_ noch ganz der geistigen Kultur Europas verbunden fühlten, schuf Twain eine von europäischen Vorbildern unabhängige, eigenwillige Literatur, verarbeitete darin als Erster umgangssprachliche Wendungen und alle möglichen Dialekte.

Seine Respektlosigkeit gegenüber den damals im europäischen Geistesleben dominierenden Traditionen zeigt sich am deutlichsten, wenn es um die bildenden Künste geht. Ihm fehlt der Blick für die Meisterschaft, mit der etwa eine Kanzel aus einem Marmorblock gehauen wurde. Ihren Wert bemisst er nach der Kostbarkeit des Materials, doch auch das geschieht nicht ohne augenzwinkernde Selbstironie. Wir wissen nicht mehr über Malerei als ein Känguru über Metaphysik, meint er angesichts Leonardo da Vincis berühmtem Fresko Das letzte Abendmahl, als er es mit einigen Reisegefährten in der Mailänder Kirchenruine betrachtet. Und zitiert postwendend den Topp-Ignorant seiner amerikanischen Begleiter «Ist der Kerl tot?» – «Welcher?» – «Der das gepinselt hat.»

Samuel Langhorne Clemens _so Twains Geburtsname_ kam 1835 in Florida, Missouri, zur Welt. Kaum vier Jahre alt, zog die Familie ostwärts nach Hannibal, einer kleinen Hafenstadt am Mississippi, wo sich sein Vater bessere Verdienstmöglichkeiten erhoffte. Samuel wuchs in vermeintlich großer Freiheit auf, wo die Wälder endlos waren und die Hausbediensteten Sklaven. «Mir war nicht bewusst», meinte er später, «dass etwas daran verkehrt sein könnte.» Der frühe Tod des Vaters 1847 führte zum Abbruch des Schulbesuchs. Mit zwölf begann Twain eine Druckerlehre. Es folgten Wanderjahre als Schriftsetzer, Gelegenheitsarbeiter, Silber-und Goldschürfer, Reporter. Mit Zweiundzwanzig ließ er sich zum Flusslotsen ausbilden. Der Ausbruch des Sezessionskriegs 1861 machte dieser Karriere ein Ende, da die Dampfschifffahrt im Bürgerkrieg praktisch zum Erliegen kam. Dennoch_ vier Jahre auf dem größten Strom Nordamerikas prägten ihn nachhaltig für sein ganzes Leben.

Den Ruf der Schiffer «mark twain» =Markierung zwei, der anzeigte, dass das Lot eine navigierbare Wassertiefe von zwei Faden erreicht hatte, machte Samuel Clemens zu seinem Nom de Plume. Mitte der 1870er publizierte er eine Artikelserie unter dem Titel Alte Zeiten auf dem Mississippi. Und während er noch am locker gefügten, autobiografisch gefärbten Reisebuch Leben auf dem Mississippi schrieb, arbeitete er bereits an dem Schlüsselroman Huckleberry Finns Abenteuer, der als unumstrittenes Meisterwerk der amerikanischen Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts gilt. Der andere, acht Jahre zuvor entstandene, kaum weniger berühmte Roman Tom Sawyers Abenteuer bildete das amüsant ironische Gegenstück zu den didaktischen Kinderbüchern seiner Zeit.

Twain hält einer von Standesdünkel, Rassismus und Habgier geprägten Gesellschaft den Spiegel vor. Er erzählt aus der Perspektive von Huck, einem etwa Vierzehnjährigen, der seinem trunksüchtigen gewalttätigen Vater entkommen ist und in Jim, einem seiner Herrin entflohenen Sklaven, einen moralisch integren, warmherzigen, zuverlässigen Freund findet, mit dem zusammen er den Kampf um ein selbstbestimmtes Leben aufnimmt. Es sind nicht die Katarakte und Unwägbarkeiten des wilden Mississippi, die sie auf einem Floss in bedrohliche, ausweglos scheinende Situationen bringen, sondern die Hinterhältigkeit und Tücke der Uferbewohner.

Sprachlich ist dieser Roman ein modernes Meisterwerk von gesellschaftskritischer Relevanz. Twain spricht gleichsam mit vielen Zungen, bringt sowohl den Slang der weißen Hinterwäldler wie auch die orale Erzähltradition der Afroamerikaner in die Literatur. Damit konterkariert er das für die Letztgenannten bis Mitte des 19. Jahrhunderts geltende Verbot, Lesen und Schreiben zu lernen. 1884, als Huckleberry Finn in die Buchhandlungen kam, schrieb Twain an einen schwarzen Studenten, dem er ein Studium an der Yale-Universität finanzierte: «Wir haben Ihre menschliche Würde mit Füssen getreten. Das ist unsere Schande, nicht Ihre, und wir sollten dafür bezahlen.» Zehn Jahre später führte er in dem Roman Knallkopf Wilson die Rassentheorie ad absurdum. Nicht die Gene, sondern die Sozialisierung und deren Bedingungen prägten einen Menschen, gleichgültig, welcher Hautfarbe er sei_ so die Botschaft.

War dieser Roman noch eine brillante Satire voller Komik und grotesker Momente, so zeugt der Ton der späteren essayistischen und philosophischen Schriften von Twains zunehmender Skepsis und Ernüchterung, seiner wachsenden Illusionslosigkeit und immer pessimistischer werdenden Weltanschauung. Sein eigener Verlag ging bankrott. Das Projekt einer automatischen Setzmaschine, in das er seine Buchhonorare und das gesamte Vermögen seiner Frau investiert hatte, erwies sich als kapitaler Fehlschlag. Sechzigjährig brach Twain zu einer 13monatigen Vortragsreise rund um die Welt auf, um seine horrenden Schulden zurückzuzahlen. Sein bis dahin glückliches Familienleben in Hartford zerbrach, als nach seiner Rückkehr zuerst seine älteste Tochter, dann seine Frau und schließlich die jüngste seiner drei Töchter starb. Zu privaten Katastrophen gesellte sich ein wachsendes Unbehagen angesichts sozialpolitischer Entwicklungen. Eine durch technische Innovationen beschleunigte Industrialisierung und s rasante Wirtschaftswachstum führten zu Machtkonzentrationen großer Unternehmen und außenpolitisch zu imperialistischen Aktionen.

Vom Übermut, der Spottsucht und dem Witz früherer Reisebücher und Romane, für die ihm eine begeisterte Leserschaft dankte, ist in seinen späten Werken kaum mehr etwas zu spüren. Im Alter zunehmend desillusioniert und aller Ideale beraubt, bemächtigte sich seiner angesichts des Ausmaßes menschlicher Grausamkeit und Dummheit eine Bitterkeit. Allerdings lag seiner Komik und seinem Humor seit Anbeginn ein äußerst skeptisches Menschenbild zugrunde. Twain kämpfte in Reden und Artikeln gegen Missstände an, musste erleben, dass Verleger es ablehnten, seine Antikriegsliteratur zu drucken_ so auch die Anklageschrift The War Prayer, mit welcher er gegen die blutige Niederschlagung eines Aufstands der um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Filipinos durch US-Truppen protestierte, oder sein antiimperialistisches Pamphlet Selbstgespräch König Leopolds. Einem Freund klagte er: «Niemand außer einem Toten darf die Wahrheit sagen.» Daraufhin verfügte Twain, dass seine Autobiografie, die er während vier Jahrzehnten aus disparaten Erinnerungsstücken zusammengefügt hatte, erst hundert Jahre nach seinem Tod (21. April 1910) erscheinen dürfe.

«Meine Herausgeber, Erben und Rechtsnachfolger sind hiermit angewiesen, in der ersten Auflage sämtliche Charakterisierungen von Freunden und Feinden auszulassen, die die Gefühle der charakterisierten Personen oder ihrer Familien und Verwandten kränken könnten. Dieses Buch ist kein Rachefeldzug. Wenn ich unter jemandem ein Feuer anzünde, dann nicht nur wegen des Vergnügens, das es mir bereitet, diesen Menschen braten zu sehen, sondern weil er die Mühe lohnt. Es handelt sich also um ein Kompliment, eine Auszeichnung; möge er es mir danken und den Mund halten. Die Kleinen, die Gemeinen, die Unwürdigen brate ich nicht. In der ersten, zweiten, dritten und vierten Auflage müssen alle vernünftigen Meinungsäußerungen ausgelassen werden. In einem Jahrhundert mag es einen Markt für derartige Waren geben.»

Geradezu prophetische Worte, zumindest was die USA angeht. Dort wurde das erstmals vollständig publizierte Konvolut vorliegender Fragmente tatsächlich zum Bestseller. Wenig überraschend, wenn man die Stellung als Nationaldichter in Rechnung stellt, aber doch erstaunlich ob der Poetik dieses Werkes. Und so bleibt Meine geheime Autobiografie der Traum eines jeden Anglisten, Philologen und Historikers, aber ein Albtraum für durchschnittlich interessierte Leser oder Fans. Der geschwätzig mäandrierende Text macht den uns nicht zuletzt wegen seiner Scharfzüngigkeit so sehr ans Herz gewachsenen Autor in Summe kleiner, als wir ihn an sich kennen.

«Mein System ist ein vollkommenes und beabsichtigtes Wirrwarr – eine Route, die nirgendwo beginnt, keinem spezifischen Lauf folgt und zu meinen Lebzeiten zu keinem Ende kommen kann. Denn selbst wenn ich mit einem Stenografen hundert Jahre lang jeden Tag zwei Stunden sprechen würde, wäre nicht ein Zehntel der Dinge niedergeschrieben, die mich in meinem Leben interessiert haben.» Das Grundproblem der Herausgeber, nämlich dass Twain seine Autobiografie mehrfach begann, doch nie vollendete, weil ihn sein eigenes System offenkundig überforderte, tritt infolgedessen in aller Deutlichkeit zu Tage. Selbst Twains letzter Versuch _der mit dem Sperrvermerk_ blieb schlussendlich ein Fragment. Um aus einer Unmenge an Dokumenten das vorliegende Buch zu zimmern und mit der Aura des vom Autor genau so Gewollten zu versehen, bediente man sich daher einer Vermutung_ versuchte laut Aussage der Editoren mithilfe der verbindlichst verfügbaren Unterlagen zu erkennen oder abzuleiten, wie Twain sie veröffentlicht hätte und gleichzeitig die Texte so zu präsentieren, wie sie waren, als er aufhörte, sie zu ändern.

Dass der Verlag das Buch als inhaltliche Sensation anpreist, ist zwar wirtschaftlich nachvollziehbar, allein_ definitiv nichts für den Massenmarkt. So liegt dessen eigentliche Besonderheit im Grunde darin, dass ein derart sorgfältig edierter, mit ungeheurem archivarischen und wissenschaftlichen Können erbrachter Rekonstruktionsversuch überhaupt noch unternommen wird. Wem s posthum Urteil nicht rechtens, zu scharf oder vorliegender Abriss vermessen dünkt, der halte sich einfach an Mark Twain_ «Es ist der Wille Gottes, dass wir Kritiker, Missionare, Kongressabgeordnete und Humoristen haben. Und so müssen wir diese Last tragen.»
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 09.01.2023, 22:18

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»Wenn das Denken die Sprache korrumpiert, korrumpiert die Sprache auch das Denken«, notierte George Orwell anno 1946.
Sollte es also im Kinderzimmer ausschauen, als hätte eine Bombe eingeschlagen, ist es in familiär Verlautbarung gewiss von Vorteil, aufgrund entsprechender Vergangenheit vorinstallierte Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch zu überdenken und sich zur Not mit hundert Jahre alten Redewendungen à la _Hier sieht s ja aus wie bei Hempels unterm Sofa_ in doppelt Hinsicht zu behelfen. Zum einen wird auf diese Art und Weise ne martialisch Meldung auf d Rustikale kindgerecht umschifft. Zum anderen waren die Hempels angeblich eine Schaustellerfamilie, die mit dem Circus Hagenbeck reiste und bei jedem Gastspiel ihren Müll einfach unter den Wagen kehrte_ uns so gesehen in mancher Hinsicht bis heute zum Verwechseln ähnlich.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 15.01.2023, 21:56

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mit der Gesprächskultur hierzulande
ist es wahrlich nicht zum Besten bestellt
in Schulen lernst nicht was es heißt
Gespräche zu führen und wenn du Glück hast
bekommst mit den Jahren über d Begegnung
unterwegs allmählich eine Ahnung davon
wie s ausschauen könnt_ ein wirkliches Gespräch

geredet wird viel_ eigentlich
ununterbrochen Meinungen und Ansichten
ausgetauscht Nachrichten Neuigkeiten Gerüchte
Kenntnisse und Erkenntnisse auf allen Ebenen
in multipler Form zum Ausdruck gebracht
Gespräche aber_ die diese Bezeichnung verdienen
mit vollem Einsatz und offenem Ausgang
sind selten lassen sich nicht planen verlangen
viel Zeit Kraft und Geduld_ Voraussetzungen
die s im Alltag erst mal persönlich zu erfüllen gilt

zudem gehen uns zunehmend gemeinsame
Begriffe verloren wir verwenden zwar
noch dieselben Worte verstehen darunter aber
oft völlig unterschiedliche Dinge reden in Folge
aneinander vorbei beharren auf dem eigenen
Standpunkt der selbstverständlich der einzig
wahre und richtige ist fühlen uns von anderen
obwohl sie s selbe meinen böswillig missverstanden

so scheitern viele Gespräche noch ehe sie
begonnen haben eines ist aber allemal
machbar sollte weiterhin allen Gegensätzen
und daraus erwachsenden Missverständnissen
zum Trotz möglich sein Grüßen und gegrüßt sprich
wahrgenommen werden und das in einer Zeit
in der es anscheinend zur Übung geworden ist
online blindlings aneinander vorüber zu hasten

man täte gut daran in diese Minimalform
des menschlichen Miteinander keine Konflikte
hineinzutragen sie zum Schauplatz ideologischer
Gegensätze zu machen und daraus wie jüngst
geschehen politisch Kleinholz zu schlagen
auf welche Weise gegrüßt wird ist zweitrangig
entscheidend dass wir einander überhaupt
noch zur Kenntnis nehmen und sei es wortlos
durch einen offensichtlich freundlichen Blick
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