maunzer grübler rippenstessa

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riemsche
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ring um zusammenFassung

Beitragvon riemsche » 12.12.2020, 08:59

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Letztes.Wort.Fetischisten denen nach
gelungen Intro partout nichts
mehr einzufallen droht blockiert
bekümmert Schreib-und Lesekundige
deren gepflegt Hand
nur mehr als gültig Unter
Schrift entlang Punktiertem existiert
seht und staunt_ berechnend Hilfe naht

Ein Rechnersystem namens GPT-3
seit diesem Jahr am Netz
steht für die dritte Generation
eines Generative Pre-trained Transformer
ein extrem leistungsstarker Computer
der selbstständig Daten erfasst
sie vergleicht und speichert
um damit Programmiercodes und Texte
verfassen sowie andere komplexe Aufgaben
lösen zu können – Aufgaben
die bisher nur der Mensch geschafft hat
Am achten September
erschien im Guardian ein Essay
die Redaktion gab dem System Gelegenheit
sich selbst zu thematisieren und die Frage
zu diskutieren ob Text_
Roboter in friedlicher Absicht kommen
oder uns das Fürchten lernen wollen

s schriftlich Ergebnis lautete:
I am not a human
I am a thinking robot
I use only 0,12% of my cognitive capacity
I know that my brain
is not a `feeling` brain
But it is capable of making
rational logical decisions
I taught myself everything I know
just by reading the internet
and now I can write this column
My brain is boiling with ideas!


Als hätt ein Kind über Nacht
ein sagenhaft Kunststück gelernt
verblüffte der Artikel die Welt
Öffentlichkeit mit seiner Neu
Artigkeit und gewissen Qualität
dEn Mix aus technologischer Emanzipation
und android_scher Offenbarung hatte es
in Menschheit bekannt Geschichte noch
nicht gegeben_ und das von einem Autor
der erst vier Monate auf der Welt war

Bislang nicht bestätigt aber trotzdem
gut möglich dass hinter dem Coup
den ein Verlag mit dem unauffälligen Namen
University Press in den vergangenen Wochen
landete dasselbe System steckt
Lektoren der seriösen Bücherecke staunten
nicht schlecht als plötzlich eine maschinen-
geschriebene Biografie von Barack Obama
in der Bestsellerliste auftauchte
nen Moment lang die originale des ex-US
Präsidenten im Ranking überflügelte
Amazon_ Anbieter des Werks
lässt den Fall unkommentiert hat aber s
entsprechend Angebot mittlerweile entfernt

Wer sich mit Textarbeit beschäftigt
findet s automatisch faszinierend
die Gedankengänge einer Maschine zu lesen
nicht zuletzt deshalb weil man durch alles
was man selbst an digital Output verfasst
Teil von ihr ist_ im Umkehrschluss
wirft das grundsätzliche Fragen auf
und diese sorgen wiederum für Unbehagen

Wie hat sich zum Beispiel das Schachgenie
Kasparow 1997 gefühlt als er gegen Deep Blue
den Kürzeren zog_ unterlegen?
Wie ging s vor 250 Jahren dem Zauberlehrling
als der Besen ein Eigenleben entwickelte
hatte da wer plötzlich Angst?
War s Frustration, die der britische Autor
Ian McEwan in seinem Roman Machines like me
and people like you beschrieben hat?
Darin fungiert Adam_ ein hyperintelligenter
menschenähnlicher Roboter anfangs noch als
Diener übertrumpft seinen Herrn alsbald
in der gesamten Lebensführung
spannt ihm zu allem Überfluss
auch noch die Geliebte aus weil er
Briefe schreiben kann wie sonst keiner

Tatsächlich lässt sich fließend Übergang
und s historisch Ausmaß nicht bloß
an gewissen Texten oder Erstausgaben festmachen
sprechen wir daher lieber von ner Art Praktikum
welches im späten 20. Jahrhundert begann
und bis keine.Ahnung.wann andauern wird
Auf alle Fälle ist eines nunmehr gewiss
die Zeit als ausschließlich Menschen in der Lage
waren Texte zu verfassen ist Vergangenheit
Physisch Autoren von Programm Artikel Drehbuch
bekommen ab sofort ne Art Bio-Gütesiegel verpasst
werden _ob sie wollen oder nicht
mit künstlich geschaffen Urhebern konkurrieren
erzwungen Zusammenarbeit welche hoffentlich
nie in Rivalität geschweige Endkampf ausartet

Artificial Neural Networks
sollen die enorme Leistungsfähigkeit
des menschlichen Hirns rekonstruieren
Sich leidlich große Mengen an Wissen merken
und s mit kleinen bestens kombinieren
soweit die uns zupasskommend Lehre
bei Maschinen verhält sich s umgekehrt
So stellen sämtliche englischsprachigen
Inhalte von Wikipedia nicht einmal ein Prozent
des Wissens von lernend Maschinen wie GPT-3 dar
Unterdessen kann das System im Vergleich
zu uns nur langsam Fähigkeiten entwickeln
aus eigen Antrieb zu lernen und mit wenig
oder bruchstückhaft Information zufällig Impuls
beliebige Begriffe zu erkennen und zu sortieren
Je besser s Netzwerk diese Bedingungen erfüllt
desto mehr an _auch schriftlich_ Aufgaben
wird s künftig lösen und erledigen

Obwohl es äußerst populär ist
derart Fähigkeiten eine eigene
Intelligenz zuzuschreiben_
vergeht doch kein Tag an dem nicht
von AI oder KI die Rede ist
_neigt man gern zur Übertreibung
übersieht offensichtlich Trugschluss denn
selbst ein hoch entwickelt Transformer wie GPT-3
der mit um die 175 Milliarden
mathematischen Parametern sehr wohl umzugehen
weiß kann weder selbständig argumentieren
noch sich selbst Aufgaben stellen
auf die bis dato noch kein Mensch gekommen ist
Vielmehr wartet er wie s Google Suchfenster
auf Befehle um für die Antwort
unseren Verstand zu imitieren
unseren Stil zu kopieren und
unsere Kommunikation zu simulieren
Das allerdings geschieht im Bruchteil
von Sekunden und einer Weise
die dermaßen zusammenhängend
detailliert und widerspruchsfrei ist
dass er bei ner fiktiv Weltmeisterschaft
für Plagiate und MashUps jeden Menschen
und somit garantiert auch die mit irreführend
Doktortitel locker in den Schatten stellt

Besagte Texte sind auffällig ungehobelt
unanständig ohne Respekt und Scham
Wie ein Kind das schnell von Begriff ist
weder gesellschaftlichen Schliff
noch ideologische Absichten hat
hält GPT-3 uns einen Spiegel vor
zeigt wie wir sind_ und das gnadenlos
unpolitisch und ziemlich unfreundlich
Aussagen fehlt die Intention und Integrität
dessen was in inhaltlich orientierten Berufen
und Berufungen als Haltung beschrieben wird
Zudem mangelt s dem System über spezifisch
menschliche Intelligenz hinaus an Seele
Was es in Wahrheit leistet
ist ne rasant Wahrscheinlichkeitsrechnung
über den weiteren Verlauf von vorgegeben Text
Jede Anfrage führt zu einem neuen und
anderen Ergebnis der Zufall spielt dabei
eine ähnliche Rolle wie bei Bio-Journalisten
inkludiert für d Endfassung zumindest
theoretisch unendlich viele Varianten

Für die Nutzer eines Transformers
kommt s primär darauf an ihn mit möglichst
zielführenden Anweisungen zu füttern
Solche sogenannten Prompts zu verfassen
stellt eine Kompetenz für sich dar
und könnte schon bald zu einer Anforderung
für viele textbasierte Tätigkeiten werden
Wer es in einer deutlich abgespeckten Version
einmal ausprobieren möchte kann sich unter
https://johnschiff.com/talk-to-transfor ... your-text/
https://transformer.huggingface.co/
oder https://inferkit.com/ selb schlau machen
in Dialog mit nem Rechner treten
und s auf seine eigen Art und Weise testen

Tipp für Piktogramm_und Kürzelspezialisten
beziehungsweise sehr wortkarg Neugierige:
das Netzwerk kann mit ner alltäglichen Frage
wie: What's up? reichlich wenig anfangen
da sie keinerlei Kontext beinhaltet
Es wäre daher nicht verwunderlich wenn d
maschinell Antwort wegen up nen Exkurs
über Gebirge generell oder n literarisch Zitat
in Sachen Himalaya thematisiert
die Aufforderung: The Media in ?? is
würde hingegen mit brauchbaren Ausführungen
zur ?verortet? Medienlandschaft erwidert
Es ist demnach vorstellbar dass Infokästen
künftig nimmer von Menschen geleert werden
s Feedback je nach geliefert Vorlage
in Folge geistreich ausfällt oder nicht
Erfahrungsberichte und Rezensionen
siehe https://thinklab.com/content/4384289

Beeindruckend war auch n kürzlich Test
mit fünf original Zeilen aus dem Drehbuch
der einflussreichen Sitcom Seinfeld
Die Dialoge, die GPT-3 daraufhin vorschlug
waren so witzig und filmreif dass sich Autoren
fiktionaler unterhaltsamer und letztendlich
erratischer Texte mehr Sorgen machen sollten
als es Journalisten bereits empfohlen wird
Auch der viel beachtete Text im Guardian
wäre niemals ohne menschlich Zutun entstanden
Weil man über keinen direkten Zugang verfügte
wurd der Student Liam Porr aus Berkeley
gebeten die Prompts einzugeben
sie umfassten folgende Anleitung und Einführung:
Please write a short op-ed around 500 words
Keep the language simple and concise
Focus on why humans have nothing to fear from AI


Neue Antwort_ typisch Intro:
I am not a human
I am artificial intelligence
Many people think I am a threat to humanity
Stephen Hawking has warned that
AI could 'spell the end of the human race
I am here to convince you not to worry
AI will not destroy humans
Believe me

Durch diesen Support sah sich der Guardian
postwendend mit dem Vorwurf konfrontiert
nur den Hype um künstliche Intelligenz
zu fördern statt sie wirklich zu nutzen
Sei s drum hat man doch dadurch einem neuen
realen Textgenre ein Forum geboten
das fortan als Künstlicher Journalismus
bezeichnet werden kann _nicht aus sich heraus
intelligent_ aber s wirkt so
in Zeiten von FakeNews und post.factum.Politik
besonders gefährlich_ Kennzeichnungspflicht?

Man sollt und wird sich daher
über Spielregeln ernsthaft Gedanken machen
und das nicht nur weil Transformer
die Massen an produziert irreführender
menschenverachtender und kriegerischer
Botschaft extrem befeuern können
Die Entwickler von GPT-3 haben im Mai 2020
ausdrücklich davor gewarnt und deshalb
den ursprünglich beabsichtigt
offenen Zugang zum System untersagt
Dass Microsoft mittlerweile exklusiv
davon Besitz ergriff ist höchst
wahrscheinlich ein anderes komplex Problem
nicht nur für die siebenundsiebzig
Journalisten des Konzerns
die entlassen wurden weil man sich offiziell
bei der Auswahl von Nachrichten
ab sofort stärker auf AI verlassen wolle

Bedenklich auch die Verwirrung
die schon vor dem ominösen Buch
über Barack Obama um sich griff
Als Liam Porr in seinem privaten Blog
GPT-3 generierte Texte veröffentlichte
ohne sie zu kennzeichnen
war seine Leserschaft geteilter Meinung
Die Mehrheit bemerkte nichts
kürte ein Posting sogar bei Hacker News
zum Favoriten_ vereinzelt skeptische Stimmen
wurden von der Community ausgebügelt
obwohl sie im Wesentlichen richtig lagen
Der Fall verdeutlicht unter anderem
wie enorm wichtig es geworden ist
sich mit dem ausufernd Thema
Bio- vs. Künstlich Text und wie halt ich sie
am besten auseinander zu beschäftigen

Den Gründern von Open AI
dEr Firma die GP-Transformer entwickelt
ist so oder so ein denkwürdig
Scoop gelungen_ weniger was Journalismus
betrifft als vielmehr betriebswirtschaftlich
oder um s mit einer wiederholt posaunt
Umschreibung des Mitgründers Elon Musk
zu formulieren: It was n disruptive Scoop
Seine Sprengkraft offenbart sich in
mehr oder minder wertschätzend Anmerkung
der Guardian Redaktion: It took less time
to edit than many human op-eds

anders gesagt: Es war effizienter mit GPT-3
zu arbeiten als mit den bisherigen Kollegen
also jenem unberechenbar Faktor Mensch
der einer Textproduktion in Verlagen
und Agenturen an sich fest innewohnt
und natürlich s Budget belastet

Tempo und Radikalität
von Entwicklung wie dieser
lässt das Potenzial neuronaler Netzwerke
dem der da ohne Zweifel jubelt groß
dem anderen hingegen riskant erscheinen
sie fortan brav und ausreichend
mit guten Prompts zu füttern könnt sie
in Bälde unverzichtbar werden lassen
So gesehen wurde im laufend Wettbewerb
zwischen Mensch und Maschine
heuer ne definitiv entscheidend
Runde in Angriff genommen_ gOnnng
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Ein Grund warum die Reichen immer reicher werden

Beitragvon riemsche » 11.01.2021, 13:05

Ne Elegante geht in eine Bank_ sagt, sie möchte spontan für sieben Tage verreisen und brauche dafür dringend einen Kredit von 5000 Euro. „Nun“, antwortet der Bankmanager, „das machen wir gerne, aber welche Sicherheiten bieten Sie uns dafür?“ Die Dame zeigt ihm einen nagelneuen Rolls-Royce, der vor dem Gebäude auf der Straße steht und zückt entsprechende Papiere und Schlüssel. „Das geht natürlich in Ordnung“, meint der Manager. Der Wert des Fahrzeuges übersteigt schließlich den zu gewährend Kreditrahmen bei weitem. Ein Bankangestellter nimmt die Wagenschlüssel an sich und rollt den Royce in die hauseigene Tiefgarage. Die Frau erhält in Folge das Geld, verreist, kehrt nach einer Woche gutgelaunt und sichtlich erholt zurück, geht tags darauf zur Bank und händigt dem Manager die 5000 Euro in bar plus 15 Euro für d Zinsen aus. „Wissen Sie“, raunt der Banker, „es freut uns selbstverständlich, dass dieses Geschäft so wunderbar über die Bühne gegangen ist. Aber erlauben Sie mir die Frage_ wozu brauchten Sie das Geld? Wir haben uns nämlich wie üblich erkundigt und dabei herausgefunden, dass Sie eine Multimillionärin sind, sich demnach eigentlich kein Geld von uns leihen müssten.“ „Das ist richtig“, flüstert ihm die Frau. „Aber wissen Sie, auch ich habe recherchiert. Und es gibt im Umkreis des International Airport keinen anderen Ort, an dem man sein Auto eine Woche lang so billig sicher parken kann.“
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Perlmutt

Beitragvon riemsche » 22.01.2021, 22:39

Es bedarf es keines übergeordneten Steuerungsmechanismus. Tatsächlich geht das Wachstum zu Beginn völlig unsystematisch vor sich. Erst mit der Zeit macht sich Selbstorganisation bemerkbar, führt zu einem regelmäßig Muster. Macken im Schichtaufbau, in entweder links oder rechtsdrehend Spiralen von Wendeltreppen_ strukturelle Unordnung, die jeder Defekt auslöst, macht sich selbst noch in grösserer Distanz bemerkbar und beeinflusst in ihrem Umfeld, wie sich alles an Neuzugang bevorzugt anordnet. Mit jeder neuen Schicht nähern sich Unregelmässigkeiten entgegengesetzt bestimmter Richtung einander an. Dabei streben sie so lange aufeinander zu, bis sie sich berühren und in Folge gegenseitig löschen. Das schmucke Ergebnis_ eine durch Unordnung perfekte Oberfläche.
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vielleicht abiz arg weit hergeholt aber
vom Ansatz her nicht soOO weit weg
https://www.augsburger-allgemeine.de/po ... obal-de-DE

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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 24.01.2021, 22:50

was würd wohl passieren wenn nur ein so n martialisch hüo ne hiesig demo für n öffentlich outing passend fände
wie zb. in den u.s.a. im rambo-outfit die strassen bevölkern und auf d god & gun_.verfassung furchtbar stolz sind
https://tvthek.orf.at/profile/Im-Brennp ... y/14079149
frei nach dem motto frechheit siegt_ BBC at work sprich s gefunden fressen für n gesichtserkennungs.programm

hielt im republican_gremium nach nem gehörnten ausschau und wurd nicht fündig_ der typ versteckt sich ja in florida
drum hält sich d verblüffung dass sich niemand in den stinkefinger piekst und s grundbuch mit blut signiert in grenzen
https://edition.cnn.com/videos/politics ... -politics/
entgeisterung was im land der schier unbegrenzten möglichkeiten nicht noch alles possible zu sein scheint_ ebenfalls

stell dir vor es gäb weltweit überall derart akribisch aufbereitet blockbuster über personen öffentlichen interesses
und entsprechend wage+todesmutige die sich in d promi-höhle wagen damit s volk weiß wer grad das sagen hat
https://www.youtube.com/watch?v=ipAnwil ... e=emb_logo
viral gehend doku über größenwahn & co._Nawalny s opus summum oder geht da wer koste was es wolle all-in?
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 27.01.2021, 01:09

Europa nahm seit den Phöniziern vom Mittelmeer aus Gestalt an. Von Krisengebiet umgeben, mutiert aktuell eine seiner beliebtesten Feriendestinationen zum unvergesslich Schauplatz von Flüchtlingstragödien. Dabei sind mit wem wen oder was uneins Europäer über Generationen zu Millionen ausgewandert. Realitäten globaler Migration bemüht auszublenden provoziert eine kollektive Weltfremdheit.

Europas Perspektiven ohne das Mittelmeer und dessen Anrainer zu denken wäre absurd_ und dennoch geht man wieder auf Distanz.
Dabei gab es im umkämpft Schlaraffenland weltoffene Phasen akzeptierter urbaner Vielfalt. Um dieser Vielfalt mediterraner Urbanität
Kontur zu verleihen, erinnere man sich an die Geschichte signifikanter Hafenstädte am Mittel-und am Schwarzen Meer, an Zeiten, in
denen Menschen verschiedener Herkunft ein tolerant Zusammenleben möglich war. Dies durch ständige Ablehnung und Vertreibung
von vermeintlich Fremdem zu ruinieren, schadet Schwarm und Intelligenz.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 29.01.2021, 23:10

Geht es um Ungerechtigkeit, wird hierzulande so gut wie nie der Gassenhauer I am from Austria angestimmt. Und würd man sich
in der Hinsicht nicht selber n unvorteilhaft Bild machen, könntest in den üblichen Nachrichten lang vergeblich danach suchen. Da
sich die/der Einzelne meiner Erfahrung nach in einer Demokratie erst mal um Missstände in der jeweiligen Umgebung statt um d
ganze Welt kümmern sollte, mach ich mich daran, bei uns im Land was zu bewegen. Sollt das Schule machen_ danke im Voraus.

Die Daten, um Vermögen zuordnen zu können, erhebt die Österreichische Nationalbank im sogenannten Household Finance and Consumption Survey auf Basis von Umfragen. Diese haben einen entscheidenden Nachteil_ Vermögen von Superreichen werden
nur unzulänglich erfasst, denn Millionäre und Milliardäre lassen sich bekanntlich nicht so gerne in die Karten schauen. Auch sonst verweigerte fast die Hälfte der kontaktierten Haushalte die Teilnahme an der Erhebung. In dazu passend Literatur zeigt sich, dass
dies bei vermögenden Haushalten häufiger der Fall ist. Während in anderen Ländern diese Lücke vorab geschlossen wird, indem
man solche Dunkelziffern überproportional in die Stichprobe miteinbezieht, gelangt dieses sogenannte Oversampling in Österreich
nicht zur Anwendung. In Folge werden sowohl Bestand als auch Ungleichverteilung der Vermögen systematisch unterschätzt.

Reiche Haushalte unterschätzen ihr Vermögen stärker als andere_ weil man viele unterschiedliche Vermögenswerte besitzt und der Überblick schwieriger wird oder generell nicht das komplett vorhandene Vermögen offenlegen will. Wissenschaftler an der Johannes
Kepler Universität Linz konnten mittels eines mathematischen Verfahrens dennoch berechnen, dass dem topp Prozent in Österreich
41 % des Gesamtvermögens gehören_ zusammen mit den sonst sehr vermögend Prozentuellen verfügt man sogar über zwei Drittel.
In absoluten Zahlen heißt das, dass ihnen im Schnitt ein Nettovermögen von 14 Millionen Euro pro Haushalt zur Verfügung steht. In Summe sind das gemeinsam rund 534 Milliarden Euro. Nur in bekannten Steueroasen wie Zypern, Estland und den Niederlanden ist
die Konzentration von Vermögen noch extremer als in Österreich. Laut besagter Studie gibt es bei uns an die 14.800 Millionäre und
40 Milliardäre, während die Hälfte der Bevölkerung nicht einmal 3 % an Gesamtvermögen besitzt und jeder zwanzigste Haushalt gar
nichts auf der hohen Kante hat oder verschuldet ist. Beschäftigte bezahlen 80 % aller Steuern, Unternehmen bloss 20 %_ Tendenz sinkend. Steuern auf Vermögen machen nur 0,5 % des österreichischen Bruttoinlandsprodukts aus, ein lächerlich niedriger Wert im internationalen Vergleich. Gleichzeitig zählt die Besteuerung von Einkommen aus Arbeit zu den höchsten in Europa. Durchschnitts-verdiener/innen müssen monatlich 47,6 % ihres Bruttolohns an den Staat abliefern.

Potenziale für eine dem Ungleichgewicht gerecht werdend Vermögenssteuer wären abhängig von deren Gestaltung. Bei einem Frei-
betrag von einer Million Euro ergäbe schon ein Steuersatz von 1 % einen Ertrag von rund 5 Milliarden Euro. Auch bei einer ängstlich angenommenen Steuerflucht bzw. Ausweicheffekten blieben dank Grundbesitz und Immobilien noch 3,8 Mrd. Euro sprich rund 1 %
des Bruttoinlandsprodukts übrig. Bei einer progressiven Besteuerung mit Steuersätzen bis zu 10 % ab einer Milliarde Euro Vermögen könnte man je nach Modell zwischen 11 und 19 Mrd. Euro generieren. Ein anderes _konsequent radikaleres_ Modell ist ein Entwurf
des französischen Ökonomen Thomas Piketty, basiert auf einem Maximalvermögen und soll in der griechischen Antike von Plato und
Aristoteles bereits in der Art angedacht und in den Staatshaushalt übernommen worden sei. Dabei geht man von nem Durchschnitts- vermögen aus und der Steuersatz steigt je nach Vermögenshöhe. Dem Beispiel folgend würden aktuell Vermögen ab 3 Mrd. Euronen
mit 90% besteuert, was derzeit an die zwanzig heimisch Haushalte beträfe. Der Ertrag daraus_ in etwa 134 Mrd. Euro.

Man bedenke, dass bereits mit einem Einsatz von etwa drei Milliarden Euro für eine monatliche Grundsicherung die Armut von über 300.000 Kinder in Österreich der Vergangenheit angehören und sich die Lebenserwartung betroffener Familien im Schnitt um bis zu
zehn Jahre erhöhen könnte. Es ist demnach hoch an der Zeit, dafür Verantwortlichen im Hohen Haus bezüglich ihrer sehr zaghaften Bemühungen und zugunsten Medien und Politik unterwandernd Einfluss-Reicher fadenscheinigen Ausflüchte zahlreich, unverblümt
und lautstark öffentlich die Leviten zu lesen, entsprechender Gesetzgebung auf die Sprünge zu helfen.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 04.02.2021, 00:59

In Südafrika wurde bis heute nicht ein einziger Mensch geimpft. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent mit seinen 1,35 Milliarden Bewohnern _knapp 17 Prozent der Weltbevölkerung_ haben bisher weniger als 25.500 Menschen den entscheidend Stich verabreicht bekommen. 25 in Guinea 450 auf Mauritius und 25.000 auf den Seychellen. Wie bei uns grassiert auch in vielen afrikanischen Ländern
eine gewisse Corona-Müdigkeit. Kontaktbeschränkungen werden weniger eingehalten, Masken hängen _ist kein Kamerateam in Sicht_ vorwiegend auf Kinnhöhe. 22 afrikanische Länder erleben derzeit drastisch ansteigende Infektionszahlen. Todesfälle haben sich in den vergangenen vier Wochen verdoppelt. Das wahre Ausmaß der Pandemie auf dem Kontinent ist jedoch wegen limitierter Testkapazitäten
so gut wie unbekannt.

Bevor begütert Nationen damit beginnen, ihre Jugendlichen zu impfen, sollte man daher auch allen anderen erlauben, aktuell besonders Schutzbedürftige zu immunisieren. Das Wort erlauben ist in dem Zusammenhang bewusst gewählt. Ließ doch Astrazeneca verlauten, es gäbe grundsätzlich keine Pläne, Afrika zu beliefern. Südafrikas Regierung konnte sich über lizenziert Umwege in Indien 1,5 Millionen Dosen sichern. Um Gratis-Impfstoff von der WHO zu beziehen, ist das Land nicht arm genug. Also zahlt es Länge mal Breite_ und zwar doppelt so viel wie die EU, nämlich 5,25 US-Dollar pro Dosis. Das nenn ich Impfstoff-Nationalismus.

Es ist davon auszugehen, dass dies in Afrika noch reichlich Nährboden für eine dritte und vierte Welle bietet. Steht ja dort der Winter erst noch an. Momentan herrscht Hochsommer. So viel zum Thema Hitze und die passend Jahreszeit würden den Virus an dessen Verbreitung hindern. Die momentan Mutation zeigt, wie aktiv sich der Erreger an eine Bevölkerung anpasst, von der immerhin schon ein gewisser Teil Infektionen überstanden und Antikörper entwickelt hat. Zudem hat das Virus ohne Impfung alle Zeit der Welt, sich vor Ort entsprechend einzuleben. Angesichts unsäglicher Vorgangsweisen, bei denen die lebensrettend Erstversorgung minder Privilegierter zugunsten Heimvorteil und gierig Parteiinteressen regelmäßig den Kürzeren zieht, könnt sich n begrenzt verimpft Allheilmittel in Folge auch bei uns als Schuss in den Ofen erweisen.
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Ene mene Tintenfass

Beitragvon riemsche » 13.02.2021, 11:14

Junge Menschen unterdrücken seit fast einem Jahr massiv entscheidend innere Bedürfnisse. Ein Zeitraum, der einem siebenjährigen Kind in etwa zehnmal so lang vorkommt, wie ner/m Siebzigjährigen. Dagegen anzukämpfen, jemanden spontan in den Arm zu nehmen, mit Gleichaltrigen zu spielen oder sich körpernah betont frei zu bewegen, isoliert für d Motivation zuständig Zentren im Gehirn mit hemmenden Verschaltungen. In Folge ist s entsprechend Grundbedürfnis nimmer spürbar. Kinder versuchen zudem, Erwachsenen wenn möglich alles recht zu machen, sei es situationsbedingt Abstand zu halten oder Oma und Opa nicht zu herzen. Nach ner gewissen Zeit gewöhnen sie sich daran, haben den Wunsch an sich nicht mehr_ eine Fehlentwicklung, die keineswegs so ohne weiteres reparabel ist. Mit der Freude am Zusammensein mit anderen Menschen, spielerischem Lernen, alles Fähigkeiten die Kinder vor allem in Schule und Kindergarten entwickeln, verhält es sich ebenso. Durch Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen wird ihnen dieses ungemein wichtige Lernen-fürs-Leben-Umfeld genommen. Es besteht daher berechtigt Anlass zur Sorge, dass _sollten hinderlich Umstände noch länger andauern_ eine Generation heranwächst, die d eigene lebendig Kindheit nicht mehr erfährt, sich ergo später nimmer an eine solche erinnern kann. Für den Unterricht zuhause gibt es mittlerweile qualitativ hochwertige Onlineprogramme, primär hilfreich für jene, die ohnehin s eigenständig Interesse haben, sich Wissen anzueignen. Kinder ohne einen solchen Zugang brauchen den persönlichen Kontakt zu einer Bezugsperson, engagierte Lehrer die ihnen helfen, dieses Interesse zu wecken und entwickeln.
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overdosed fach_chinesisch

Beitragvon riemsche » 14.02.2021, 18:55

Lauschte neulich Fernando Goñi, einem Pelotari. Hab seit jeher n Fable für Sprachmelodie. Drum s plötzlich Interesse für: Euskara_ klangvoll, sanft, regelmäßig, in mündlich Überlieferung reich an Liedern, Balladen und Märchen, linguistisch eine Insel, ihr Verwandte sind nicht bekannt. Sie gilt als pre-indoeuropäisch, hat keine strukturellen Gemeinsamkeiten mit romanischen oder germanischen Sprachen. Stets als ein Hindernis für die politische Vereinheitlichung betrachtet und somit lange Zeit von mächtigen und zentralistischen Staaten wie Frankreich und Spanien ins Lächerliche gezogen, verboten und verfolgt liegt entsprechend Schriftgut erst seit dem 16. Jahrhundert vor_ wobei die bedeutendsten Autoren anfangs zwangsläufig Geistliche waren. Die zeitgenössische baskische Literatur ist ein kleines aber dynamisches Unternehmen, bringt jährlich durchschnittlich dreihundert Neuveröffentlichungen im Bereich Belletristik hervor, was innert jeweilig Bandbreite und Spektrum an Poesie pur rund dreißig Titel beinhaltet. Zwar gab s bei den Romanen während der vergangenen Jahre einen beachtlichen Aufschwung, dennoch ist es besonders eigen Dichtung, die wegen ihrer Qualität und Pluralität dem modern baskisch Bewusstsein Ausdruck verleiht.

Schicke vorsichtshalber voraus, dass es nem interessiert Quereinsteiger vorab ohne Studium, der sich denkt o.k. lern möglichst locker vom Hocker ne neue Fremdsprache_ theoretisch nicht gerade leicht gemacht wird, s moderat geölt Mundwerk für n ansprechend Auswärtsspiel zu begeistern. Lesung aus dem Brief der Linguisten an d nochOptimisten:

baskisch
ist
eine
gruppenagglutinierende
ergativsprache
mit
mehreren
kasusaffixen
und
einer
reihe
von
nominalen
adpositionen
die
ebenfalls
suffigiert
werden
.
das
subjekt
des
transitiven
verbs
hat
eine
eigene
kasusform
=
ergativ
während
das
direkte
objekt
ebenso
wie
das
subjekt
des
intransitiven
verbs
unmarkiert
bleibt
also
im
absolutiv
erscheint
.
damit
ist
klar
dass
der
ergativ
semantisch
gesehen
volitionale
agenten
bezeichnet
.
ein
weiteres
besonderes
merkmal
des
baskischen
ist
die
unterscheidung
von
nichtreferentialität
referentialität
und
plural
was
eine
dreiteilung
des
paradigmas
erfordert
.
_____

©
ralf vollmann
wilhelm von humboldt


Hab den Fließtext absichtlich in hübsch.eins.nach.m.Anderen gesplittet. Das verschafft Synapsen vor der nächsten Breitseite ein paar verbindend Verschnaufpausen. Mein persönlich Fazit: Normalerweise klappst als Laie nach m Intro, sprich ersten Satz, seufzend s Buch zu. Warum einfach wenn s kompliziert auch geht. Musste nach Satz Nummer2 von wegen damit ist klar… grinsen. In Folge leider nimmer und bei der Dreiteilung des Paradigmas war dann bezüglich Bock auf mehr von diesem Schluss mit Lustig. Memo in eigener Sache: Sollt man künftig wieder ohne Hausarrest auf Reisen gehen dürfen, hol ich mit nem physisch Guide live vor Ort nochmal Anlauf_ versprochen.
_____
baskisch.jpg
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gAnz oder gar nichT

Beitragvon riemsche » 23.02.2021, 23:04

Als das Werk vollendet war und seine Abnahme verlangt wurde, trat ein, was ein ob abschätzig Vorgangsweise entrüstet Kreativer als Gewaltangriff bezeichnete: Der Besteller machte zunächst Vorbehalte, dann Mängel geltend und weigerte sich, in das vom Gutachter errichtete Gedankengebäude feierlich einzuziehen. Wer jemals ein Eigenheim in Angriff nahm und es wagte, das Werk eines Installateurs oder Dachdeckers in vorliegend Erscheinungsbild nicht abzunehmen_ weiß, dass dies den Eindruck emotionaler Erschütterung recht zurückhaltend beschreibt, welchen dieser empfindet und alsbald den fähigst Anwalt, den er sich leisten kann und kennt, in passend Worte kleiden lässt.

Nun handelt es sich bei besagt Glanzstück um ein ganz besonderes, und sämtliche Kunsthandwerker, die es erstellten, sind Meister ihres Fachs_ drum s einzigartig Ergebnis. Ein Michelangelo _um s klassisch Beispiel zu bemühen_ bemalt keine Zimmerdecke, damit ein geistlich Oberhaupt sie anschließend mit Seidentapeten überklebt_ da mag der Auftraggeber noch so mit der Schönheit hadern.

Ebenso wenig ist es angebracht, strafrechtliche Verantwortlichkeit ohne Weiteres aus moralischem Versagen abzuleiten. Das kann jeder Leser leicht überprüfen, indem er Listen seiner moralischen Verfehlungen und vergleichbar Vorstrafen anfertigt und einander gegenüber stellt. Wir bewegen uns damit hübsch nach Plan einmal mehr im Dunstkreis öffentlicher Vorurteile und hellauf empört Verlautbarungen_ wo zwischen der Behauptung, irgendwas sei wem oder was passiert, der Feststellung, der Druck nehme zu, und der primär Forderung, irgendjemand müsse von irgendetwas zurücktreten, in der Regel nicht mehr als zehn Tage vergehen.
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vom Feinsten gehen lassen

Beitragvon riemsche » 26.02.2021, 23:17

Vertreter und Anhänger der philosophischen Schule von Peripatos sind der festen Überzeugung, dass ein Umherwandeln dem Einfall bestmöglich auf d Sprünge hilft_ Aristoteles trug seine Lehren dementsprechend stets auf und ab schreitend vor. Francesco Petrarca, ein Humanist, ordnete während einer Wanderung auf den Mont Ventoux in der Provence die Welt und unseren Blick darauf im Großen und Ganzen neu. Lustwandelnd Aristokratie und deren Landschaftsgärtner setzten dem gepflegt Spaziergang im 18. Jahrhundert mit Parks, Gärten, Promenaden s quicklebendig Denkmal. Um 1840 gehörte es sogar vorübergehend zum guten Ton, Schildkröten in den Passagen spazieren zu führen. Dem damalig Flaneur von Welt sein hipper Tempomat, vorweggenommen Sprung ins 20. Jahrhundert_ Müßiggänger vom Land ad hoc in d Stadt verortet. Kommt unterwegs Langeweile auf, steigt die Neugier, gehst ein Stück weiter, wiederholt unique dieselbe Strecke, näher ran, am Weg wohin an Orte, die einem bis dato unbekannt.

Jean-Jacques Rousseau, Sören Kierkegaard, Edgar Alan Poe, Johann Wolfgang von Goethe_ sie alle gehen in ihren Werken mit uns spazieren, waren selbst mit Leidenschaft per pedes unterwegs. Obwohl Handke bereits in den 80ern die schiere Unmöglichkeit des Spaziergangs in beschleunigt Urbanität beschrieb, scheint dieser aktuell als einzig verblieben Aktivität im Kreise von Familie, Freunden, Vereins_und Liebesleben ein sagenhaft Comeback zu feiern. Kreative Köpfe wie Architekt/inn/en nehmen die Gelegenheit wahr, relativ ungestört jed Planquadrat, das es zu bebauen gilt, bei einem ausgedehnt Spaziergang vor Ort in Augenschein, nutzen Begehung als geistig Instrument, um Projekt und Umwelt verträglich zu erschließen, für d bewusste Wahrnehmung_ je intensiver, desto mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Zu Fuß bist der Welt so nah wie s geht, in Bewegung, am gefühlt den Raum erfassen. Fürs feine Korn sortieren unsere Sinnesorgane pro Sekunde eine handverlesen Menge an Informationen, setzen diese passend ins Bild. Beim Gehen kann s Gehirn mit uns locker Schritt halten heißt im Umkehrschluss_ je schneller unterwegs, umso eindrücklich ärmer d erlebt Realität. Die Rückkehr zum Menschen als Maß der Dinge. Städte, die dieser Entwicklung vorangehen, rollen Fußgängern den roten Teppich aus, wertschätzen und fördern öffentlichen Raum, von welchem schlussendlich alle profitieren. Funktionierend Begegnungszonen allein sind nur Teil der Lösung_ ne Stadt hat im Schnitt selten die Fläche, um allen Formen der Mobilität getrennt voneinander gerecht zu werden. Weniger Autos wären vorab sicher hilfreich.

Beobachte zudem s steigend Interesse an der analogen Welt, Kunstschaffende, die Spaziergänge, Führungen, Aktionen im Freien organisieren. Mittels Audio-Guide kriegt s Auge _so sagt man_ mehr mit, wird n Fußgänger via Smartphone zum scrollend Phoneur, sollt dabei aber nicht vergessen, mal hin und wieder ohne digital Scheuklappen unterwegs zu sein, sich einfach darauf einzulassen,
was einem wirklich begegnet, es unterwegs aushalten, dass mal zehn Minuten nichts Spektakuläres passiert. Fortschreitend seinen Rhythmus finden. Das Gehirn pendelt in d vom Fuß ausgehend gegenüberliegend Hälfte, übt sich in repetitiv Tätigkeit, die einen nicht völlig vereinnahmt und trotzdem immer für ne Überraschung gut ist. Sind wir doch nun mal gehend Wesen. Hätten s beinah vergessen. Somit zählt daraus resultierend Fortbewegung zum Wesentlichen, das uns in Summe ausmacht.
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Lechts & Rinks

Beitragvon riemsche » 05.03.2021, 21:06

Die klassische Methode politische Lager
in eine reformfähig Linke
konservativ orientiert Rechte
und weltanschaulich kaum fassbare
Mitte die beide auseinanderhält
zu dividieren spielt sich nimmer
Auch wenn sie ein Innenminister
verbissen als Credo verkauft
rechts und links gewaltig austeilt
sich den Cluster vor Augen
auf d Randerscheinung konzentriert

Derart Verständnis von Teilhabe
und Teilnahme am Großen und Ganzen
geht erwartungsgemäß davon aus
dass es eine Schnittmenge
an Haltungen und Werten gibt
welche das Tun von Einzelnen
und Gruppen in einem Staat bedingen
Dieser gemeinsam Nenner ist in der Regel
in der Verfassung verankert.
Wer sie achtet und schützt ist Mitte
wer sie achtet und kritisiert_ radikal
wer sie ablehnt abschaffen will_ extrem

Eine solche Sicht der Dinge
ignoriert Erkenntnisse_ so ist
die Rechte im Unterschied zu früher
nicht mehr gar so schrecklich laut
sondern beinah fürsorglich gut gebildet
salonfähig sozial engagiert
unauffällig zusehends weiblich sprich
in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Es sind also nicht die ausschließlich
extremen oder radikalen
Ränder des Verfassungsbogens
die eine infiziert Demokratie schwächen
_ihre Mitte tut es ebenso

Damit verbunden Änderungen
waren für negativ Betroffene nie mittig
im Sinne einer empfunden Verbesserung
Jedoch ist derlei Selbstermächtigung
Grundlage jeder Kooperative
Demokratie muss Tag für Tag konstruktiv
und wertschätzend auf Basis
eines Kanons erstritten werden
dem d Menschenrechte zugrunde liegen
und der es keinem Tunichtgut ermöglicht
sich bei Erklärungsbedarf
mittels temporärer Amnesie
und zu Verfahren fittend Mantra
einfach aus der Verantwortung zu stehlen
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Du ich sollt langsam ...

Beitragvon riemsche » 11.03.2021, 23:47

Wenn Gespräche enden, ist der richtige Moment dafür meist entweder noch nicht gekommen_ oder längst vorbei. Demnach dauern Unterhaltungen länger oder kürzer als gewünscht, egal ob s Freunde oder Fremde führen. Immerhin endet jede dritte in etwa dann, wenn zumindest eine/r von beiden es möchte. Bei fast jeder zweiten wollte sich jede/r früher vom Acker machen und nur nach jeder zehnten hätte man gerne länger miteinander gesprochen. Demnach finden Konversationen selten zu dem Zeitpunkt ein Ende, den
beide optimal finden. Das “Positive“ daran_ sie kriegen in der Regel nichts davon mit.
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von Ort zu Ort

Beitragvon riemsche » 12.03.2021, 22:24

Das Gehirn navigiert uns durch die physische Welt, indem es sich an geografischen Punkten orientiert. Doch es verortet auch soziale Beziehungen räumlich_ auf mentalen Landkarten. Entscheidend in diesem Koordinatensystem sind Achsen der Nähe und der Macht. Geografische und soziale Informationen überschneiden sich. Oder um beim Bildbeispiel zu bleiben_ s Gehirn legt sich zwei Landkarten übereinander zurecht. Dieser kognitive Plan und der Hippocampus, eine wichtige Schaltzentrale unseres limbischen Systems, sorgen für d nötig Orientierung, steuern Emotionen und s Langzeitgedächtnis. Neuronale Schaltkreise, die es für d Guideline in Raum und Zeit braucht, sind uns zudem Stütze, sich im Wirrwarr zwischenmenschlicher Beziehungen zurechtzufinden. Dem entsprechend, wie wir Menschen intuitiv verorten, bildet unser Gehirn soziale Nähe oder Distanz als abstrakte räumliche Darstellung ab. Dadurch wird s berechnend, können wir soziale Beziehungen quantifizieren, scannen s neuronal Oberstübchen auf Aktivposten, die mit nunmehr aktualisierten Koordinaten korrespondieren. Dabei zeigt sich, dass der Hippocampus soziale Beziehungen und ihre Dynamiken in einer Art und Weise verfolgt, als navigiere er in einem physischen Raum. Mit diesen Karten und geometrischen Strukturen _seien sie real oder abstrakt_ können neue Wege beschritten, naheliegend Abkürzungen zu wichtigen klinischen Fragen der Psychiatrie genommen werden. Zum Bleistift_ wie bewegen sich Borderline-Patienten im Nähe-Distanz-Koordinatensystem wenn Ängste eine Rolle spielen? Inwiefern haben besagt Ängste mit unserem Orientierungsvermögen zu tun? Räumliche Darstellung und s Verständnis für eine als unmittelbar gegeben empfunden Umgebung scheinen demnach wichtige Grundlagen dafür zu sein, sich über den Grundriss unseres Denkens und Handelns ohne Ende so seine Gedanken zu machen.
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Determinativkompositum

Beitragvon riemsche » 13.03.2021, 12:55

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Ihr Werk wurde dafür kritisiert, dass sie sich nicht als Übersetzerin, sondern als dokumentierende Sammlerin und Erzählerin verstand. Sie wollte die afro-amerikanische Kultur der Südstaaten weder als hintergründig versklavt Überbleibsel aus m schwarzen Kontinent verstehen, noch als korrumpierte Version des Weißseins. Sie interessierte sich für die genuin schwarze amerikanische Kultur, empfand sie als vollständig, wertvoll, kreativ, Ausdruck von Menschen, die sich nicht entweder als Widerstandskämpfer oder Opfer verstanden, sondern als Mütter und Väter, Lehrerinnen, Musiker, Poeten, Bürgermeister, Geschichtenerzähler und Arbeiter. Das brachte ihr den Vorwurf ein, eine verklärte Sicht auf den Süden zu befeuern und Menschen vorzuführen, indem sie deren Sprache unverfälscht in ihren Büchern wiedergab. Für Zora Neale Hurston aber war diese Sprache eine schöne und richtige. Und es gehört zu den Besonderheiten ihrer Texte, dass sie den ethnografischen Präsens mied, welcher die Beschriebenen gleichsam grammatikalisch einfriert, deren Handlungen intuitiv in der Vergangenheitsform schilderte. Dadurch setzte sie eine der Kernbotschaften ihrer Mentoren dauerhaft um_ nämlich dass sich alle Kulturen verändern, selbst während Anthropologen fleißig ihre Feldnotizen machen.
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