Plotline

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Lady Shakespeare
Medusa
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Plotline

Beitragvon Lady Shakespeare » 05.02.2011, 11:11

Ich wollte fragen, ob jemand interesse daran hätte mit mir über die Plotline meines Buches Librygon (ehem. herzbund^^) zu sprechen und mir verbeserungswürdiges aufzuzeigen.
Außerdem habe ich Fragen bezüglich meines neuen anfangs, denn bei anfängen hapert es immer in meinem falle.
Würde mich über Feedback freuen!

Prolog

Welchen Wert hat das Leben eines jeden Wesens?
Können wir all das Böse, das wir in der Welt gesät haben, noch rückgängig machen?
Ist es möglich, etwas so Verdorbenes zu heilen, alle Völker davon zu überzeugen ihre Arroganz, Genusssucht und Gier zugunsten der Moral abzulegen?
Gibt es ein Licht in all dieser Dunkelheit?
Und...

Macht es einen Unterschied, wenn man sich für den leichten Weg entscheidet?

Die weiße Schwertklinge schnitt mit einem seidenen Geräusch durch die Luft. Auf ihr spiegelten sich dunkelrote Schatten. Tropfen, karmesinrot, lösten sich von der Schneide und vereinten sich mit der Nacht. Unter dem ewig schwarzen Himmel wurde alles eins, zu einem Reigen aus Blut, Schweiß und Verwesung. Die Todesschreie und das Reißen von Fleisch, wie wohltuender Gesang für die richtigen Ohren. Es war ein Fest und eine Geißelung, doch egal ob es erstarken ließ oder niederschmetterte, niemand entriss sich dem Töten.
Mord und Hinterhalt, Rachegelüste und Hass.
Sie begleiteten Gut und Böse im Kampf und standen ihnen beiden zur Seite, als treue Gefährten.
Zähne und Krallen, Schwerter und Dolche, rissen und fochten für Licht und Dunkelheit im gleichen Maße; Krieger kämpfen alle gleich, egal unter welcher Fahne.
Gefallene leiden alle gleich, egal durch wessen Hand.
Wenn das Ziel nicht mehr zu erkennen ist, wenn man aufs Schlachtfeld blickt und Licht sich von Dunkelheit im Kampf nicht mehr unterscheiden lässt...

Heiligt der Zweck die Mittel?




Kapitel 1

Es war Ende November. Bereits jetzt standen die Bäume kahl und schwarz, verankert mit ihren Wurzeln im grauen Beton. Ihre Äste streckten sich wie knotig dürre Hände dem wässrig grauen Himmel entgegen. Flehend, bittend nach Wiedergeburt. Ein Wunsch, Jahr um Jahr erfüllt und eine Gnade, nach jedem Herbst entrissen. Dies war das Spiel des Lebens.
Leiden, für kurzes Glück. Für den Frühling. Leiden, um schließlich doch zu sterben.
Sie saß auf einer der blauen Bänke auf dem Schulhof der Alfred-Krupp Schule. Die Farbe darauf blätterte schon ab. Er gab den Blick frei auf totes Holz. Ironie.
Ein Stöhnen ging durch das Geäst der Bäume.
Der Wind brachte einen eisigen Luftzug und den Geruch von Regen. Er strich durch rote Flammen. Sie züngelten.
Sie-das war das Feuer. Sie-das war Linda.
Rot-orange Haare wallten wie eine Mähne über ihre Schultern. Ungestüm und wenn eine Brise hindurchstrich ; dann muteten sie an wie Lohen, die ihr Gesicht umrahmten. Ihre Haut war recht blass, fast wie Porzellan. Wer sie beschrieb hielt sie entweder für vornehm oder für kränklich. Vielleicht war sie beides.
Mit einer abwesenden Bewegung ihrer Hand strich sie sich eine Strähne hinter ihr Ohr. Obwohl sie vor Kälte ihre Finger kaum noch spürte, führten Sie diese Geste aus wie einen Reflex. Viel deutlicher konnte Linda nun das stete Kratzen ihres Kugelschreibers auf dem Papier hören. Es war ein überaus beruhigendes Geräusch für sie.
Striche wurden zu Strukturen, Flächen, Wesen, Welten. Es war eine Art Tagebuch, doch sie wollte es nicht zur Erinnerungsstätte ihrer eigenen traurigen Gedanken machen, wollte sich durch das schreiben nicht noch mehr Salz in die Wunden streuen, über die sie ihr Herzerleichterns "Nein, sie wollte fliehen, wenn auch nur für kurze zeit, fliehen von den Schmerzen dieser wunden.
Linda malte.
Und hier und da hielt sie flüchtige Gedankenfragmente fest. In Runen, verschlüsselt, damit sie dieses kleine Büchlein in der Schule nicht aus der Befürchtung heraus missen musste, dass man in ihrer Seele las.
Der Stift glitt in ihrer Hand. Schuppen, Mähne, Krallen, Zähne.
Was aus ihrem Geist in ihre Finger floß und mit der Tinte aufs Papier, das waren Drachen. Anmut aus Feuer und Luft. Leidenschaft und Freiheit.Sie waren schon immer in Lindas Kopf gewesen, hatten sie fasziniert. Noch nie hatte sie davon gehört, dass jemand eine derart tiefe Liebe zu etwas empfand, das es nicht gab. Und ihre Gedanken schweiften. Ihr wurde warm und sie vergaß die Welt. Die Welt war nur schwer zu vergessen.
Das lag daran, dass sie ringsum war. Immer.
Das Leid war schwer zu vergessen und der nicht zu erkennende Sinn in alledem.
Im Leid, im Leid, mein Schmetterling...
Der Blick ihrer kastanienbraunen Augen entrückte. Kratz, kratz, kratz...
Schmetterling, mein Schmetterling.
Pupillen, die sich verengten. Bilder.
Schwarze Wellen, klares Wasser. Fallen. Stille, Schwerelosigkeit. Taub. Ein Schleier, blutiger Schleier im Wasser.
Schlieren, Spiralen, tanzend im Wasser, sich windend. Schmetterling.
Zerrbild aller Wünsche.
Krks.
Lindas Finger rutschten ab, als der Stift seinen Halt auf dem Papier verlor. Mit einem leichten Knacken brach die Spitze des Kugelschreibers ab, jedoch derart abrupt, dass sie einige Meter Schulhof sprang.
Lindas Pupillen weiteten sich wieder und ihr Geist kehrte zurück, von diesem ihr unbekannten, doch so vertrauten Ort, zurück auf die kalte, harte Bank auf der sie saß. In ihr staute sich Hitze. Ihre Haut schien wie im Fieber zu glühen. Es pochte schmerzhaft in ihren Schläfen und sie fasste sich mit der linken Hand an die Stirn. Schweißnasse Haare. Linda strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und legte den Kopf in den Nacken, um besser atmen zu können. Plötzlich bekam sie keine Luft mehr, als inhaliere sie nichts als den toten Atem anderer.
Schon wieder.
Linda versuchte ihren Brustkorb dazu zu zwingen sich ruhiger zu heben und zu senken. Als sie spürte, dass ihre Rechte zitterte, ließ sie den Stift los, sodass er in der Falz des Büchleins zu liegen kam.
Wie viele Stifte waren ihr auf diese Weise bereits abhanden gekommen?
Wie viele Momente zerstört?
Diese visionsartigen Bilderfluten überkamen sie in letzter Zeit immer öfter. Und wenn sie über sie hereinbrachen , dann war es als würden sie Linda innerlich ausspülen. Sie ließen sie in tiefster Leere und Traurigkeit zurück. Nichts hatte einen Sinn. Und alles war nicht mehr als Schmerz.
Psychologen, Lehrer, Eltern... Die meisten mochten es Depressionsanfälle nennen. Sie würden in Lindas Kindheit mehr als genügend Gründe dafür finden, ohne viel in ihrer intimsten Privatsphäre zu wühlen; viele waren noch überaus frisch.
Und doch wusste Linda, dass diese Gefühle nur bedingt aus ihrem eigenen Inneren, ihrer bewussten Seele stammten, die ihr gehörte. Impliziert war der Auslöser. Die Gedanken über Pein und Tod, Ungerechtig- und Sinnlosigkeit. Diese Gedanken, die in ihr aufkamen, die ihr eingepflanzt wurden, ließen sie zweifeln, verzweifeln an allem, was sie empfand.
Manchmal sogar an ihrem Verstand.
Linda neigte den Kopf wieder und kniff die Augen zu, so fest, dass Lichtflecken vor ihrem Blick tanzten.
Nein, sie war nicht annähend verrückt. Dessen war sie sich sicher. Linda fühlte sich nur manchmal völlig fehl am Platz.
Sie ließ ihren Blick auf das Büchlein in ihrem Schoß gleiten. Ihre sachte, kursive Schrift füllte eng die abgegriffenen Seiten. Buchstaben gingen in elegant gewundene Drachenleiber über. Erhaben verschlungen, leicht und frei, mit im Wind wehenden Mähnen. Und die Augen, wie sie sie auch zu malen versuchte, schauten sie fast sehnsüchtig an; als seien sie Spiegel Lindas eigenem Verlangens.
Und doch, zwischen Sie schlich sich wieder und wieder mit schrecklicher, stiller Anmut der Schmetterling.
Wie ein Tintenfleck, wie Zufälligkeit, aber die Flügel waren so filigran, gesäumt von kleinen Schwänzchen.
Woher er kam? Was er bedeutete? Linda wusste es nicht. Ihr war nur klar, dass er etwas war, was in ihr verankert blieb, fremder Teil ihrer Selbst, und immer öfter hinauszureichen anschickte. Und zu ihrer Beunruhigung gelang es ihm immer häufiger.

Ding Dong.
Die Schulglocke tönte mit einem metallischen Gong durch den Lautsprecher über den Hof.
Eine kühle Brise brachte den Gong und den Geruch des Nachmittags zu ihr.
Eine Mischung aus Langeweile, Überdruss und Erleichterung. Etwas Appetit durchzog ihn.
45 Minuten vergingen wie im Flug, vor allem, wenn man sie nicht im Unterricht verbrachte.
Sie hob den Kopf. Es dauerte keine zwei Minuten nach dem nervtötenden aber freiheitsversprechenden Ton, da quollen die Schüler aus den Türen der AKS.
Es war eine bunte, graue Masse, laut und anonym.
So viele Menschen, so viele Schicksale, Gefühle...
Linda fragte sich oft, was die Menschen dachten, was in ihren Köpfen vorging, wie ihre Gedanken heranreiften.
Doch im Endeffekt, konnte sie es nicht. Sie konnte es erahnen, folgern oder das beste annehmen.
Aber wissen, dass konnte sie nur was in ihrem eigenen Geist war.
Einen Moment durchzuckte sie das Bild des Schmetterlings, aus Tinte aufs Papier gespritzt.
Sie lächelte leicht.
Das war eine Lüge.
Ein eiskalter Schwall ergoss sich in Lindas Nacken und kroch in ihre Kleider. Kühl sickerte es in ihre Haut. Der Schock umhüllte ihr Gehirn in plötzlichen Blitzeis. Linda schrie erschrocken auf.
„Doch nicht im Winter, du Nase!“
stieß sie hervor und ließ gleichzeitig wie aus einem Reflex ihr Tagebuch zufallen und in die Tasche gleiten, die sie zu ihren Füßen abgelegt hatte. Mit einem Ruck ließ sie den Kopf herumfahren, recht heftig, sodass ihre Haare, nun äußert nass, herumflogen und den ihr im Rücken stehenden hart im Gesicht trafen.
„Au!“
kam die dumpfe Antwort. Sie lächelte ihn an. Es war Marcel. Eine Verwechslung wäre unmöglich gewesen. Schließlich hatte sie nicht viele Freunde, noch weniger derart dreiste.
„Nur eine kleine Strafe dafür, dass du schon eine Freistunde hattest." meinte der Junge und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel trocken. Linda zog eine Augenbraue hoch und stieß gegen die Wasserflasche in Marcels Hand, deren halber Inhalt ihr bereits einen kühlen Schauer bereitet hatte. Das restliche Wasser schwappte nun zum größten Teil auf seine Hose, nur wenige Schlucke platschten auf den Boden, als er langsam reagierend zurücksprang.
„Und das ist für deine Undankbarkeit, nicht zu schätzen, dass ich eine Stunde auf euch gewartet habe." gab Linda schnippisch zurück.
Marcel war... ja, eigentlich relativ normal.
Sie sah ihn verstohlen an, als sie versuchte die Feuchtigkeit aus dem Kragen ihres braunen Wollmantels zu wringen. Er war Durchschnitt, hob sich davon nur in wenigen Aspekten ab; darunter eine Affinität für Geschichte und Kartentricks, als auch die Tatsache, dass er mit Linda befreundet war. Sie war recht verschlossen und etwas wechselhaft. Manchmal einfach...fehl am Platz.
„Ich hätte mir noch etwas Wasser für die zweite Biano aufsparen sollen." murrte Marcel Lindas Gedanken unterbrechend. Nun sah auch sie aus den Augenwinkeln ihre Schwester kommen.
[...]

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