Der Ruf nach der starken Hand in der Presse - ein Leserbrief

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Pentzw
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Der Ruf nach der starken Hand in der Presse - ein Leserbrief

Beitragvon Pentzw » 12.07.2020, 19:40

Söder an die Macht!?

Ende der Pandemie – der glorreiche Ministerpräsident des reichsten Landes muß sich in sein Hinterland zurückziehen. Er wird nicht mehr gebraucht. Siegreich hat er das gesamte Land durch die Klippen der Gefahr geschifft. Am liebsten würde er jetzt Kapitän sein. Aber ein großer Meister wie er einer sein will, drängt sich nicht auf, sondern wartet, bis er gerufen, gebittelt und gebettelt wird. So kauert er jetzt in seinem Heimatland.

Er sitzt auf einem Stein, deckt Bein mit Beine, hat sein Kinn in seine Hand gesmogen und grübelt und grübelt so lange, bis er einen dicken und langen Hals bekommt, schließlich brüllt wie ein Berggorilla: "Bin ich denn nur noch ein Vogelschiss in der Geschichte?“ Nein, er schlägt sich stolz auf seine Brust: "Nur wer sich in der Krise bewährt hat, darf der nächste Kanzler werden!“

Und schon ereilen ihn Rufe aus anderen Regionen des Landes: „Führer, hilf! So hilf doch! Führe uns wieder in ...“ - so hallt es insbesondere vom Zentrum der Landes her: „Wir brauchen Deine eiserne Hand so sehr!“

Zuerst hat sich der Kapitän des großen Bundeslandes noch geziert gehabt, er wolle nicht nach der Krone greifen, sondern bescheiden seinem kleinen Land dienen. Aber jetzt sieht er seine Chance kommen, da man nach der starken Hand ruft und brüllt laut mit der Autorität seiner mächtig gewordenen Stimme: „Nur bewährte Führer sollen in die engere Wahl kommen!“
Daß er mittlerweile als der bewährteste gilt, weiß jedes Kind.
Ja, er ist schlau, bauernschlau, kommt er doch auch aus dem bäuerlichsten Eck des Landes.
Zudem schürt er Angst: „Ich bin mir sicher, daß eine zweite Welle der Pandemie kommt“ – wie ein Augure, der in die Zukunft schauen kann.

Nun, seitdem der Lotse (wie weiland Bismark bezeichnet worden war) des Flaggschiffes der deutschen Presse das Schiff verlassen hat, Reich-Ranicki von der FAZ, schippert es orientierungslos durch die Gewässer. Und schon schreit dieses nach einem neuen starken Maat.
Man überschreibt zwar an der Vorderseite der Zeitung einen Kommentar mit der Schlagzeile: „Trump schadet Amerika“, weil er das Land spalten würde, aber übersieht, daß dies auch der neue Ministerpräsident des südlichsten Landes tut, als er bei seiner heimatländischen Inthronisierung ein Kreuz an die Eingangspforten der Amtsstuben verpflichtend hängen lässt.

Hat nicht der Staat Neutralitätspflicht in Sachen Religion?

Aber nein, wo scheinbar Gefahr im Verzuge, die Orientierung abhanden kommen droht, sprich die bewährte Kanzlerin abtritt, man sich vielleicht noch an dem Strohhalm des schwammigen Begriffes der „Würde des Menschen" ergötzen und festhalten meint zu können, erblindet man zusehends.

Schiff ahoj!

P.S.: Die der Text als Leserbrief an die bezeichnete Presse. Ob sie ihn veröffentlicht?

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