Plenzdorf ist sch....

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vogel
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Plenzdorf ist sch....

Beitragvon vogel » 31.10.2004, 16:23

Ich musste ja nun schon die alten Leiden lesen, die neuen waren dann in den Ferien auch drann. Zu Morgen ist ne Erötzerung auf. Ja und weil da gleich Inhaltsangabe drin ist und so, dacht ich mir ich veröffentliche es hier.
Die Zitate sind von dem Arbeitsbaltt was wir bekommen habe, und kürzen ging ja nicht.

Ich habe mir natürlich verkniffen, das rein zu schreiben, was Dirk schon mal so schön gesagt hat : Plenzdorf ist Scheiße ...


Grüße.
v°gel




„Die neuen Leiden des jungen W.“ von Ulrich Plenzdorf



Anfangs von zu Hause ausgerissen, weil er seinem Ausbilder Flemming eine Grundplatte auf den Zeh fallen lies, und dann in eine Laube in Berlin gezogen, gammelt Edgar Wibeau, heuert später jedoch in einem Malerbetrieb an. Addi und das Kollektiv wollen ein NFG – ein Nebelloses Farbspritzgerät – bauen, doch die bisherige Versuche scheiterten alle. Nach Edgars Rauswurf dort, macht sich er an den Entwurf für ein eigenes NFG, dabei schätzt er das Risiko „Strom“ falsch ein, und stirbt am 24. Dezember.
Während seiner Zeit in der Laube macht Edgar Bekanntschaft mit Charlie, einer Kindergärtnerin, die immer in der Gegend von seiner Laube mit den Kindern spielt. Diese und andere Nachrichten lässt er mittels eines Tonbandes seinem Freund Willi zukommen. Darauf spricht er passende Verse aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Edgars Liebe zu Charlie bleibt jedoch unerfüllt, diese möchte ihren Freund Dieter heiraten.
Sein Vater macht sich nach Edgars Tod auf die Spuren seines Sohnes. Edgar kommentiert in „Die neuen Leiden des jungen W.“ dann die verschiedensten Dinge, die sein Vater über ihn findet.



Die Jugendlichen Monika Sch., Eva K., Gerhild F. und Hans-Peter S. haben zum Teil unterschiedliche Meinungen über den Roman von U. Plenzdorf.
In dem Gespräch von Anfang Dezember 1972 meint die Studentin Eva, sie habe sich „von Anfang an bis zum Schluss direkt angesprochen“ [Zeile 14] gefühlt. Plenzdorf gelinge es, eine realistische Darstellung zu verwenden, die die Probleme der Jugendlichen schildert, die jeder hat oder schon mal hatte.
Dass Plenzdorf einen „Denkanstoß“ geben wollte, steht für die Schülerin Monika im Mittelpunkt. Man solle die Jugendlichen einmal anders betrachten, nicht nur feststellen dass sie gammeln – man sollte sich auch fragen, warum sie es tun. Monika ist der Ansicht, dass das zum Teil an der Erziehung aus Schule und Elternhaus direkt liegt, aber auch wie die verschiedenen Erzieher es anpacken, falsch ist.
Und auch wenn nicht direkt des gesellschaftliche System der ehemaligen DDR Kritikpunkt Plenzdorfs ist [Zeile 45], so stellen Gerhild und Monika fest, dass das Leben sehr organisiert war. Edgar ist daher eine Art Revolutionär, der etwas allein auf die Beine stellen wollte [Zeile 55]. Er war es leid, immer gesagt zu bekommen, was er zu tun und zu lassen hatte.
Das ist ausschlaggebend für Hans-Peter. Er sieht Edgar nicht als Vorbild. Es würde schon fast ans „Asoziale“ [Zeile 22] grenzen, das Wibeau vor sich hin gammelt – und dieses Revolutionäre sei immer eine „zweischneidige Sache“. [Zeile 19]
Und dass das Kollektiv jedoch auch Lebensrettend für Edgar hätte sein können, merkt Gerhild noch an. Denn hätte „er diese Maschine mit seinem Kollektiv gebaut“, dann wäre diese „zustande gekommen, da wäre keiner gestorben“ [Zeile 59, 60] – doch das hätte gegen Edgars Wesen gesprochen.
Weiterhin ermöglicht Edgars Tod diesen außergewöhnlichen Stil – dass ein Toter mit Abstand zu seinem Leben, die Geschehnisse kommentiert, merkt Gerhild an.

Über Dieter – Charlies späteren Ehemann – gehen ebenfalls die Meinungen auseinander. Monika ist Dieter zwar nicht „unsympathisch, aber auch nicht sympathisch“ [Zeile 42]. Dieter weiß, ihrer Meinung nach, was er will, er hat sich ein Ziel gesetzt. Dieter gehört zu den Menschen, die positiv für die Gesellschaft sind. Er ist eben das Gegenteil Edgars – er weiß wofür er zu kämpfen hat. Er will studieren.
Eva hingegen sieht in Dieter einen „Spießer“. [Zeile 34] Auch sie vergleicht Dieter mit Edgar. Edgar wäre vom Wesen her so geblieben, wenn er „mit sich ins reine gekommen wäre und fleißig gearbeitet hätte“ [Zeile 35,36], er ist Eva weit aus sympathischer als Dieter.



Ich sehe in diesem Roman nur wenige positive Aspekte.
Plenzdorfs Aufbau, dass ein Toter das Geschehen kommentiert, ist sicher durchaus reizvoll und interrasant, aber ich fühlte mich, im Gegensatz zu Eva, nicht angesprochen – zumeist eher „angepöbelt“. Edgar verwendet gehäuft „Ich weiß nicht, ob das einer von euch versteht, Leute“, und die Verwendung von „zwar“-Sätzen ohne Nebensatz, empfand ich als nicht ansprechend.

Edgar Wibeau ist an sich eine sehr chaotische Persönlichkeit; er ist es leid, sich dem allgemein gültigen zu beugen, und flieht deshalb in die Laube in Berlin. Mit diesem Gedanken der Flucht hat Plenzdorf sicher den Nerv eines jeden Jugendlichen getroffen – nicht nur den der DDR-Jugend. Doch finde ich – wie Hans-Peter – sehr zweifelhaft, dass Wibeau anfangs nicht arbeiten geht. Wovon ernährt sich Edgar? Es gibt zwar eine Stelle im Buch, als er von Charlie besucht wird und dann an einem Kohlkopf kaut, aber er lebt schließlich länger als eine Woche in dieser Laube.
Auch Edgars Denken im Bezug auf die Jeans war damals sicher sehr revolutionär, doch heute lässt sich für mich nur schwer ein Bezug dazu herstellen. Jeans sind jetzt etwas ganz normales.
Jedoch die Aspekte, dass Plenzdorf der ehemaligen DDR – und seinen Mitgliedern – im Unterbewusstsein einen Spiegel vor hält, finde ich wiederum sehr interessant. Zum einem zeigt die Geschichte Edgars, das ein verfrühter Tod der „Lohn“ für ein „Ausbrechen“ sein kann, zum anderem aber auch, und da stimme ich mit Gerhild überein, ist das Kollektiv auch ein Halt, und hätte Edgar seine Idee zusammen mit diesem verwirklicht, hätte es vielleicht etwas werden können.

Über Dieter fiel es mir immer schwer eine Meinung zu finden. Er stellt sich im Gesamtzusammenhang nicht als bedeutend dar.
In Szenen in denen er auftaucht – meist zusammen mit Charlie – gibt es sich meist als jemand der, wie Monika anmerkte, weiß wo er hin will – er scheint eine zielstrebige Person zu sein.
Doch trotzdem ist er mir recht unsympathisch – die junge Charlie liebt ihn, zeigt es auch – doch Dieter ist eine eisige Person und bleibt kalt in seinem Verhalten. Er liest viel für sein Studium und lässt Charlie „links liegen“.



Abschließend bleibt für mich zu sagen, dass der Roman „Die neuen Leiden des jungen W.“ allgemein kein tiefgehendendes Interesse geweckt hat. Die Kritik an der Gesellschaft der ehemaligen DDR empfinde ich als positiv, doch das Schicksal dieser einzelnen Person Edgar Wibeau erscheint mir im Nachhinein als lächerlich – die Geschichte an sich ist sicher im Großem und Ganzen nicht unglaubwürdig, bis auf z.B. angesprochene Aspekte, ihre sonderbare Form und der Stil des Romans sind wohl Ausschlaggebend für meine Meinung.
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Re: Plenzdorf ist sch....

Beitragvon Edekire » 03.11.2004, 19:49

Hmmm, vieleicht sollte ich das als Warnung nehemen. ich habe das nämlich im schrank stehen, auch wenn ich nicht die geringst ahnung habe wie ich an dieses buch herangekommen bin. komisch ne? es sieht nicht neu aus, aber ich habe es auch niergendwo gekauft, zumindest nicht das ich wüsste.

ich habe von dem nur "kein runter, kein fern" gelesen und ich muss zugeben das mir das gefallen hat, als ich mich einmal daran gewöhnt hatte, das das sehr verquer zu lesen ist. und diese hm, erzählung glaube ich, ist wie gemacht zum fehlerlesen :-D
wer nicht auf anhieb über diese wörter stolpert der beeindruckt mich zutiest:
rochorepochopipoar
und EIKENGETTOSETTISFEKSCHIN!
das ist wirklich nich leicht :-)
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
sarah kane

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Re: Plenzdorf ist sch....

Beitragvon vogel » 04.11.2004, 17:06

Ich habe auch schon Dirk davon abgeraten. Lies es niet ..
Ich werde aber wohl diesen Text oben noch mal überarbeiten. Referendar Schmidt hat mich ja total verwirrt. Er labert immer von Eröterung - und was sollten wir wirklich machen ?! Ne Sachtextanalyse. Ich habe mich eh schon gewundert.
Aber was solls. Klausur habe ich geschrieben. Fertig.

Grüße.
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