Tapete

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vogel
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Tapete

Beitragvon vogel » 12.05.2005, 17:34

Vorne Weg mal eines : ich habe immer das Talent in einen Buchladen zu gehen und mit Bücher herauszusuchen in denen die Protagonisten hemmungslosen Sex haben … Das is schlimm, sag ich euch …


„Rauhfaser“
Tim Staffel
Fischer (Tb.), Frankfurt, Oktober 2002


Paul ist in den Dreiziger / Vierzigern. Paul ist Schwul. Und alle denken von ihm, er wäre ein Schriftsteller – aber gelesen hat man von ihm noch nichts.
In Regelmäßigen Abständen hat Paul depressive Anfälle in denen dann Gebrauchsgegenstände den Weg durch das Fenster auf die Straße antreten. Das Telefon wurde durch ein neues ersetzt, der Fernseher durch einen Beamer, der nun die Rauhfasertapete beleuchtet.
Paul schaut immer wieder aus dem Fenster.

Bis er David sieht. David könnte sein Sohn sein.
David schläft sowohl mit Paul [Anmerkung: hier bin ich mir nicht wirklich sicher, es wird nicht explizit gesagt, aber ich gehe davon aus] und auch mit Sonja. Der Sex mit Sonja, die in der Werbebranche arbeitet, ist arg, arg .. schwungvoll ?!
Und irgendwann ist Sonja schwanger von David. Die beiden ziehen aufs Land.

Zweieinhalb Jahre haben David & Sonja keinen Kontakt zu Paul, der inzwischen Fallschirmsprunglehrer geworden ist – Sonja läd ihn ein (sagt David aber er wolle freiwillig kommen).
Zwischen Sonja und David gibt es nur eine Zweckbeziehung, Maria, ihre kleine Tochter, verbindet die beiden. Sonja geht nach England, Paul spielt mit David den Babysitter in der Idylle mit Haus und Garten an der Havel, wo die beiden wohnen. Nach einer Party die David veranstaltet, brennt bei Paul die Sicherung durch und alles nimmt ein Tragisches Ende ..




„Rauhfaser“ ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil spielt direkt in Berlin, und behandelt die Sehnsucht Pauls nach David, Davids Nächte mit Sonja (die Erzeugung des Kindes) und viele, viele zugedröhnte Nächte.
Teil zwei (der auch wesentlich kürzer ist), spielt in der Idylle an der Havel – dem Besuch Pauls bei den beiden.


Für mich ist es ein recht mittelmäßiges Buch. Ich war gefesselt, und auch geschockt vom unerwarteten plötzlichen Ende, aber es gibt einig Kritikpunkte.
Wie so oft bei deutschen Büchern, hat der Lektor nicht richtig gearbeitet (es gibt nichts schlimmeres als Grammtick und RS-Fehler).
Zum anderen spielt das Buch im Teil eins Jahreswechsel 2001/2002. Es werden öfters aktuelle politische Ereignisse erwähnt – ihre Schilderung ist durchaus bewundernswert und wirklich offensiv und eine Leistung (sehr hypotaktisch und kettig geschrieben, schwungvoll), aber z.T. auch sehr aufdringlich.
Ebenso sind auch die Szenen geschrieben, in denen eine Figur vollkommen „zugekokst bis unter die Schädeldecke“ (ich mag diesen Satz ^^) durch die Straßen rennt – ein Wall an Sätzen, Wörtern – wirklich toll geschrieben. Aber mir will nicht einleuchten, was den Pilze essen und Koksen und was weiß ich nicht alles noch in dem Buch zu suchen hat. So wird die Szene wieder auf ein sehr niedriges Niveau gebracht. Alle Jugendlichen in dem Buch stehen ständig unter Einfluß, und selbst Paul … Ich lese an sich gerne Bücher über dieses Thema, aber ihr mag es mir nicht einleuchten..
Auch ist am Anfang der Erzählperspektivenwechsel zwischen Ich- (Paul) und Er-Erzähler etwas schwer … Das löst sich dann aber mit dem zweiten Teil total auf.

Ansonsten fallen mir Spontan keine Kritikpunkte mehr ein. Das Buch ist okay.
Was mir als letzter Punkt noch erwähnenswert erscheint: der Aspekt der Rauhfaser. An sich kommt er nur drei Mal im Buch vor. Zwei mal daheim bei Paul (1. Teil), der Beamer projiziert etwas darauf. Und im Zweiten Teil in Pauls Gästezimmer. Das ist an sich recht schön, aber kommt was kurz, finde ich ..





Greetz, Made ^^
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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