Mariella Mehr - Daskind

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Chialandra
Sphinx
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Mariella Mehr - Daskind

Beitragvon Chialandra » 08.08.2003, 14:43

Ich lese gerade das Buch "Daskind" von Mariella Mehr
ich bin noch nicht ganz fertig, weil es teilweise schwierig ist dem Inhalt zu folgen. Aber die Geschichte macht mich gerade einfach nur wütend.

Ich würde gerne wissen ob hier jemand das Buch kennt. Morgen werd ich dann mehr dazu schreiben, worum es geht, was mich fasziniert hat und was mich jetzt so wütend macht.

LG Marina
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Mariella Mehr erzählt die Kindheitsgeschichte eines Mädchens, das keinen Namen trägt. Es wächst in einem kleinen Dorf in der Harch auf, spricht nicht und hat nie gesprochen. Von der Pflegemutter wird es nicht beachtet, vom Pflegevater wird es geschlagen. Ohne die Liebe der Pflegeeltern zieht sich Daskind immer mehr zurück, in seine Verzweiflung, seinen Hass und seine Wut. Hin und wieder träumt es vom Zurückschlagen, leise und vorsichtig. Daskind besitzt eine Steinschleuder und zuerst sind es die Rosen vom Vater welche der Stein trifft, dann ein Vogel und später andere Opfer. Daskind lernt sich zu wehren...

Hat keinen Namen, Daskind. Wird Daskind genannt. Oder Kleinerbub, obwohl es ein Mädchen ist. ´Wenn den Frauen im Dorf danach zumute ist, wird es Kleinerbub genannt, oder Kleinerfratz, zärtlich. Auch Frecherfratz, wenn Daskind Bedürfnisse hat, oder Saumädchen, Hürchen, Dreckigerbalg.
Hat keinen Namen, Daskind. Darf nicht heißen. Darf niemals heißen...


Bereits in diesem kleinen Auszug werden der Expressive Schreibstil und zu einem kleinen Teil die Stellung des Kindes im Dorf schon klar. Ich selbst hatte einige Probleme mit dem Schreibstil, weil es oft nicht einfach ist dem Geschehen zu folgen und sich den schon gelesenen Teil zu merken.
Was mir an dem Buch besonders gefällt ist Mariella Mehrs Kritik an der scheinheiligen Gottesfürchtigkeit, der zivilisiertenGesellschaft des Ortes, wie es ja früher (und heute auch noch teilweise ) in diesen "Kuhkäffern" ist.

[...]zeigt Mariella Mehr nicht, wie eine zivilisierte Gesellschaft ein wildgewordenes Menschenkind aufnimmt und zu zähmen versucht, sie zeigt, wie eine Gemeinschaft ein Kind zum Wildwerden verurteilt und ausstößt [...]


Bemerkenswert sind auch die tiefgreifenden Gefühle, welche in teilweise harten, doch eindrucksvollen Bildern beschrieben werden. Nicht nur bei dem Kind, auch bei anderen wie z.B. der Pflegemutter

[...]sitzt ihrem (eigenen) Leben gegenüber, ein zaungast in der letzten Reihe, der nicht zum Mitspielen aufgefordert worden ist [...]


Wer also gerne in Bildern ließt sollte sich das Buch auf jeden Fall mal zur hand nehmen, ich kann es nur empfehlen.

LG Marina
Intelligenz, behaupten die Intelligenten, ist die Fähigkeit, sich der Situation anzupassen. Wenn du ein Buch verkehrt in die Hand genommen hast, lerne, es verkehrt zu lesen. (Wieslaw Brudzinski)

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