Bayern + sein Land - Essay 1. Teil

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Pentzw
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Bayern + sein Land - Essay 1. Teil

Beitragvon Pentzw » 10.01.2012, 11:50

1. Teil: Behandlung zeitgenössischer Autoren

Dieses Land ist reich an natürlichen Ressourcen. Die totale Planierung und Zementierung der schönen Landstriche ist noch nicht beendet, obwohl mittlerweile bereits arbeitshungrige, wohlstands- und karriereorientierte junge Leute aus dem tiefsten Osten hierhergeschafft werden, um diese Endlösung der totalen Verbauung dieses an natürlichen Aspekten reichen Landes zu verwirklichen. Dabei sind die Straßenlagen in den Ländern, aus denen man diese jungen Leute lockt, tausendmal bedürftiger, saniert zu werden als hierzulande.
Wenn du gebraucht wirst hier, bist du willkommen, auch wenn du ein Fremder bist. Wenn du unliebsam auffällst und störst, dann wird dir das auch unmissverständlich ins Gesicht gesagt, egal, woher du kommst.
Bei dem Vertrieb meines ersten Buches mit dem schillerndem Titel „Liebesspiele“ wurde mir dies gerade von der Bibliothekarin einer Stadtbibliothek Niederbayerns, Deggendorf, kristallscharf ins Gesicht geschleudert. Ich wusste damals gar nicht, warum ich aneckte, sie hatte es überdeutlich und vernehmlich geäußert inmitten des tagtäglichen Parteien- und Publikumsverkehrs an ihrem Pult, vor dem ich bittstellerisch stand.
Als ob dies nicht genug wäre, bleiben kommunale Sachbearbeiter stante pede und eiskalt Fälligkeiten kalten Blutes schuldig. Wie viele Bibliothekarinnen schulden mir den fiskalischen Ausgleich meiner ihnen überlassenen literarischen Produkte „zur (bloßen) Ansicht und Prüfung zwecks Ankaufs“? Glauben Sie bloß nicht, dass diese Sachmenschen sich bemüßigt fühlen könnten, diese auf Treu und Glauben überantwortete Besitztümer anderer Leute zumindest zurückzuschicken. Bei Nachfragen, ob ich mein Eigentum wieder zurückhaben könnte, hat sich herausgestellt, dass diese von klar identifizierbaren Mitarbeitern der Behörde für Privatzwecke beschlagnahmt worden sind. Einfältig zu meinen, dies hätte einen Vorgesetzter dazu bewegt, auf diese einen Druck auszuüben!

Für die verkehrsbezogene Infrastruktur dieses Landes hat man also Geld, viel Geld, aber für Autoren, die wertgeschätzt werden, ihre literarischen Produkte der bayerischen Nationalbibliothek zu übereignen, ohne Ausgleich irgendwelcher materieller Art, scheut man bei Widerstreben derselbigen selbst nicht vor Drohungen mit Geldstrafen zurück. Dass dies einer faktischen Enteignung einer Privatperson gleichkommt, stört in diesem Zusammenhang den besitzbewussten Beamten nicht die Bohne, sofern, welch teuer bezahlte Schmeichelei, der Betreffende ein öffentliches Interesse geweckt hat mit seinen geistigen Ergüssen und materialisierten Potenzen.
Dasselbe Ansinnen, Pflichtexemplare publizierter Bücher an die deutsche Nationalbibliothek aus diesen Gründen nicht abzuliefern, wurden von deren Mitarbeitern anstandslos akzeptiert. Nicht in Bayern: Pflicht heißt da Zwang, staatsmonopolistische Gewaltandrohung und, die Erfahrung ist mir zwar noch erspart geblieben, Gewaltausübung körperlicher Art: Erzwingungshaft, Pfändung usw.
Es ist ein bayerisches Idiom, vielleicht auch andernorts geläufig: jemanden das Handwerk zu legen und das ist durchaus wörtlich gemeint. Die sogenannte impertinent sich selbst nennende Staatsregierung soll selbst davor nicht zurückzuschrecken, unliebsame Zeitgenossen deren geschäftliche Grundlagen zu verbieten und zu zerstören.

Ja, dieses Land hat beeindruckende natürliche Ressourcen, weshalb ich immer wieder dahin zurückgekommen bin. In Tschechien ein halbes Jahr gelebt, habe ich die Milch dort unten nicht vertragen, weiß der Wissenschaftler, welche Substanzen da enthomogenisiert oder sonstwie entwendet werden, aber die Butter, die Milch und das Brot hier hat mein Körper schwer vermisst. In Ungarn ist das Brot so schwach besetzt und inkonsistent, dass es dir sofort aus den Händen bröselt, während hierzulande dasselbige meine Mängelerscheinungen in wenigen Wochen wieder linderten und kompensierten. Ernährungsmässig, luftklimatisch und von der landwirtschaftlichen Abwechslung her wird man hierzulande zweifelsohne schwer verwöhnt, wofür der Bayer selbst nichts dafür kann. Er tut offenbar im Gegenteil alles dazu, dass sich dieser relativ paradiesische Zustand unaufhörlich schnellstens seinem bitteren Ende annähert.
Wie geht das geflügelte Wort: was man nicht mehr hat, weiß man am besten zu schätzen.

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