Georg M. Oswald: Im Himmel

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solneman
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Georg M. Oswald: Im Himmel

Beitragvon solneman » 02.02.2004, 02:36

Georg M. Oswald: Im Himmel

Ein reicher Schnösel aus dem Münchener Schicki-Szene ist so beschränkt, dass er nicht mal das Abitur schafft und deswegen auf ein Internat muss, um wenigstens mit knapp 21 doch noch die „Reife“ zu erlangen. Er ist ein paar Tage zu früh da und setzt sich hin, denn er hält sich für einen Schriftsteller, um seine Geschichte aufzuschreiben.

Sie spielt in der öden Welt der Superreichen, wo die Väter erfolgreiche Anwälte sind, dicke Autos fahren, in Palästen leben und Golf spielen müssen, um inmitten all der anderen Reichen bestehen zu können. Das diese Leute auch nicht glücklich sind – und wie wenig deren verzogene Sprösslinge erst – wir wussten es schon lange und wissen es dank Georg M. Oswald wieder einmal.

Was machen die jungen Leute, diese „bedauernswerten, unfertigen und misslungenen Abziehbilder“ (S.149)? Besaufen sich, geben Papas Kohle aus, hängen am Swimmingpool ab und gehen vor lauter Langeweile bekifft DVD-Player klauen. Der eine junge Mann, Tom, unterhält eine Affäre sowohl zur Tochter als auch zur Mutter des Hauses. Die Tochter aber, Britta, heiratet einen anderen jungen Mann, Gerry, und der schwimmt am Morgen nach seiner Hochzeit tot im Starnberger See. Gerry war auch derjenige, der beim Klauen des DVD-Player plötzlich kalte Füße bekommen hatte und das Ding wieder zurückbringen wollte:
„Du bringst dich doch nur in Schwierigkeiten, wenn du das machst. Und uns auch“, sagte Bennie.
„Es ist eine moralische Frage“, sagte Gerry.
„Ich glaub, ich kotz gleich“, sagte Tom. (S.133).

Man erfährt zwar von Ereignissen, aber man erfährt nicht, was diese mit und aus den Helden machen. Am wenigsten davon, so scheint es, dringt zum Erzähler durch, der seine Aufzeichnungen einfach beendet und fertig. Dramaturgisches Rohmaterial wird aufgeworfen und bleibt dann unbearbeitet liegen.

Sprachlich muss Oswald noch ein bisschen feilen. Zumindest im letzten Drittel des Buches kommt ihm etwas die stilistische Sorgfalt abhanden:

„Mir wurde bewusst, wie lange ich in keiner Kirche mehr gewesen war. Und das, obwohl ich in meiner Kindheit sogar Ministrant gewesen war. Ich erinnere mich, dass es der katholische Pfarrer von Welting gewesen war, ...“ (S. 141)

„Die Hochzeitsgäste versammelten sich zum Aperitif auf der Terrasse, von der aus der in der Sonne gleißende See vor der auf den Gipfeln schneebedeckten Alpenkette in der Ferne zu besichtigen war.“ (S.145)

„Obwohl er ihn gefürchtet hatte, hatte Gerry manchmal dazu geneigt, seinen Vater zu unterschätzen.“ (S.181)

„In den Himmel“ der großen Schriftsteller kommt er so sicher nicht, weder der Held noch sein Schöpfer.

Chialandra
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Re: Georg M. Oswald: Im Himmel

Beitragvon Chialandra » 02.02.2004, 20:35

Ich hab jetzt diesen beitrag genommen, weil er an oberster stelle stand.
Sag mal findest du nicht dass 8 Rezensionen auf einmal doch etwas viel sind?? Über das Buch soll doch dann hier auch diskutiert werden, wie sollen andere bitte a) die Geduld, und B-) die Zeit dafür aufbringen?
Ok da könnte man sagen, na is mir doch egal wie lange es dauert.. aber wenns egal ist reicht auch ein Buch ;-)

LG Marina
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Re: Georg M. Oswald: Im Himmel

Beitragvon Hamburger » 02.02.2004, 23:11

Hallo Marina und solneman!

Das sehe ich anders. Wir sind zwar generell gegen so viele Postings auf einmal, aber über die Rezensionen muss hier nicht zwingend diskutiert werden. (obwohl es schön wäre, aber da muss der User das Buch auch gelesen haben)
Sie sind zunächst einmal einfach Buchtipps. Was anderes wäre es, hätte solneman 8 Gedichte oder 8 Texte gleichzeitig gepostet. Im Forum Rezensionen jedoch find ich das Vorgehen absolut okay. B-)

MFG,

Hamburger
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