Theodor Fontane: Effi Briest

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Joachim Stiller
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Theodor Fontane: Effi Briest

Beitragvon Joachim Stiller » 29.09.2013, 23:19

„Effi Briest“ von Theodor Fontane

Der Roman „Effi Briest“ von Theodor Fontane erschien in zwei Teilen, 1894 und 1895. Es geht um eine Ehetragödie, die in den 80er Jahren ein reales Vorbild hatte, kam es doch zwischen dem preußischen Offizier Armand von Ardenne und dem Düsseldorfer Amtsrichter Emil Hartwick wegen Ehestreitigkeiten zum Duell. Der Stoff wurde auch von Spielhagen („Zum Zeitvertreib“, 1896) verarbeitet.

Der Baron von Imstetten hält im Hause Briest auf Hohen Cremmen um die Hand der Tochter an. Imstetten hat einen tadellosen Ruf, er ist ein „Mann von Charakter ... und guten Sitten.“ Nur ist er 20 Jahre älter als Effi. Das noch kindliche Mädchen folgt Imstetten in sein Kressiner Haus. Doch bald wird sie von ihrem Mann vernachlässigt und allein gelassen. Sie beginnt sich im öden Kressin zu langweilen.

Effi bekommt eine Tochter, doch trotzdem kann sie sich nicht aus ihrer Umklammerung befreien. Sie beginnt, und das eigentlich gegen ihren Willen, eine Affäre mit dem neuen Bezirkskommandanten Cramps. Imstetten wird nach Berlin versetzt. Effi begrüßt diesen Schritt. Die Ehe scheint nun harmonisch, bis Imstetten nach sieben Jahren die Briefe von Camps findet. Er fordert diesen zum Duell, Cramps fällt. Imstetten trennt sich von seiner Frau, die Tochter bleibt bei ihm. Erst als Effi schwer erkrankt, darf sie wieder zu ihren Eltern, wo sie sich kurz vor ihrem tragischen Tod innerlich mit Imstetten versöhnt („dass er in allem recht gehandelt ...“).

Der Roman wurde wohl zu Fontanes größtem Erfolg. Er ist auch sein modernstes und zukunftsweisendstes Werk. Gerühmt wurde „die Milde des Urteils über menschliches Tun“ (J.V. Wiedmann).

Der Roman ist zugleich Fontanes Alterswerk. Jahrzehnte lang hatte er nichts mehr geschrieben, bis er im hohen Alter wieder zur Feder griff. Fontane schrieb den Roman fast in einem plaudernden Tonfall, unterlegt mit leicht distanzierter Ironie. Gelegentlich wurde Fontane seine mangelnde Leidenschaft vorgeworfen. Verglichen mit Flauberts „Madame Bovary“ oder Tolstois „Anna Karenina“ erhebt Fontane keine direkte Anklage, sowenig, wie er die Schuldfrage aufwirft.
„Effi Briest“ wurde mehrere Male erfolgreich verfilmt, zuletzt von Fassbinder. Der Roman sei, so Marcel Reich-Ranicki, der bedeutendste deutschsprachige Roman zwischen Goethe und Thomas Mann.

Gruß Joachim Stiller Münster

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