Paul Auster: Nr. Vertigo

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Joachim Stiller
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Paul Auster: Nr. Vertigo

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 07:36

„Mr. Vertigo“ von Paul Auster

Walter Clairborn Rawley, ein amerikanischer Waisenjunge freundet sich mit dem Juden Yehudi an, einem geheimen Lehrmeister mit übernatürlichen Fähigkeiten. Dieser will ihn zum Fliegen ohne Hilfsmittel bringen. Sie wollen zusammen ein Vermögen verdienen. Für die langjährige und strapazenreiche Ausbildung ziehen sie sich aufs Land im amerikanischen Süden zurück. Walter muss viele schwere Prüfungen bestehen. 1927 ist es dann endlich so weit, Walter spaziert auf dem Jahrmarkt durch die Luft. Doch ihr Ruhm währt nicht lange. Sie fallen in die Hände der Gangster Amerikas. Nach dem amerikanischen Traum folgt nun der moralische Abstieg.

Nach der Handlung zu urteilen, verspricht der Roman einer der größten Lesevergnügen des Erzählers Paul Auster zu werden. Leider ist „Mr. Vertigo“ nicht nur Austers schlechtestes Werk, es ist ihm vor allem in sprachlicher Hinsicht vollkommen missglückt. Die Sprache ist einfallslos, billig, klischeehaft, ja, es wird ein Klischee an das andere gereiht und die nächste Wendung oder sprachliche Form ist immer schon im Voraus absehbar. Es scheint kaum wirklich Überraschungen zu geben. Einige willkürlich gewählte Beispiele mögen dies verdeutlichen:

  • S. 189: „Mein Kostüm war denkbar schlicht, ein weißes Hemd mit offenem Kragen, weite schwarze Hosen und weiße Ballettschuhe.“ (Klischee, und somit Kitsch)
  • S. 190: „Es muss wie ein Unfall aussehen. Ich bin gerade wieder gestolpert, und als ich nach vorne kippe, und verzweifelt das Gleichgewicht zurückzuerlangen versuche, strecke ich die Hand aus und bekomme was zu fassen. Es ist die Sprosse ...“ (Klischee)
  • S. 193: „Gar nicht so übel. Am Ende vielleicht ein bischen schwülstig, aber der Meister wollte <Amerika ist beautiful> um jeden Preis, und ich konnte ihn nicht davon abbringen.“ (Klischee)

Dies ist, wie gesagt, nur eine willkürliche Auswahl. Das ganze Buch ist so auf die schlimmste Art zusammengesetzt. Schade, dass sich ausgerechnet ein Paul Auster auf dieses Niveau begeben hat. Dabei hat gerade Paul Auster sprachlich ganz andere Qualitäten zu bieten. Seien wir also gespannt auf seinen nächsten Roman oder lesen noch einmal „Die Musik des Zufalls“, Austers mit Abstand besten Roman, und legen diesen einfach zur Seite.

Gruß Joachim Stiller Münster

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