Paul Auster: Mond über Manhatten

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Joachim Stiller
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Paul Auster: Mond über Manhatten

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 08:08

„Mond über Manhatten“ von Paul Auster

Marco Stanley Fogg wohnt in einem leeren Apartment in einem Hinterhof in Manhatten. Sein Onkel Viktor, der ihn anstelle des tot geglaubten Vaters nach dem Tode seiner Mutter aufzieht, ist kürzlich ebenfalls gestorben. Marco Stanley Fogg (kurz: M.S.) bleiben nur die vielen Bücher und die Klarinette seines Onkels. M.S. verkriecht sich in seine Einsamkeit, verlässt das Haus nicht und beginnt sämtliche Bücher zu lesen. Nach seiner Zahlungsunfähigkeit kommt die Räumungsklage. M.S. ist ein psychisches Wrack, dem völligen Zusammenbruch nahe. Die Neonreklame vor seinem Fenster, „Moon Place“, ist wie ein drohendes Zeichen, dass M.S. an die Band seines Onkels erinnert, die „The moon men“ hieß.
M.S. lernt die Junge Chinesin Kitty Wu kennen, die sich in ihn verliebt. Doch erst einmal muss M.S. die Wohnung verlassen. Wie ein Stadtnomade flüchtet er in den Central-Park in die vollkommene Anonymität. Kitty hat sich inzwischen auf die Suche nach M.S. gemacht und rettet ihn, der schwer an Lungenentzündung erkrankt ist, vor dem Tode.

M.S. zieht zu Zimmer, einem alten Freund. Er nimmt nach seiner Genesung eine erste Arbeit an. Bei dem alten Effing findet er Unterkunft. Effing ist blind und ein Krüppel. M.S. soll Effing betreuen, doch dieser tyrannisiert ihn. Eines Tage allerdings offenbart Effing M.S. seine ganze Lebensgeschichte. Effing macht sein Testament, er will sterben. Nach Effings Selbstmord sucht M.S. Effings Sohn auf, einen verkappten Wissenschaftler, der gerade auf einer Forschungsreise in England ist. Es stellt sich heraus, dass dieser M.S‘ leiblicher Vater ist. Bei einem tragischen Unfall kommt auch er ums leben.

Der Roman von Auster handelt von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens. Dem Buch liegt die Regel zugrunde, dass man sich erst verlieren muss, um sich dann selbst zu finden. Austers Charme liegt in dem ungewöhnlich intelligenten Witz seiner Erzählweise. Die Charaktere sind sehr plastisch herausgearbeitet, und die Handlungsfäden werden geschickt miteinander verwoben und wieder aufgelöst. Immer, wenn M.S. der Untergang droht, naht Rettung. Letztendlich bleibt M.S. immer der Sieger. Der Geist siegt über die Materie. Der Roman „Mond über Manhatten“ ist neben der „New York Trilogie“ einer von Auster besten Werken, dem man viele Leser wünscht.

Gruß Joachim Stiller Münster

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