Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum

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Joachim Stiller
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Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 08:42

„Die verlorene Ehre der Katharina Blum – oder: Wie Gewallt entsteht und wohin sie führen kann“ von Heinrich Böll

Die Erzählung von Heinrich Böll erschien erstmals 1974. Im Zentrum steht Bölls Auseinandersetzung mit dem (RAF-) Terrorismus, ein auch heute wieder brandaktuelles Thema, wenn auch in gewandelter Form. Zudem geht es um gewisse Praktiken und Hetzkampagnen, wie sie etwa von der Springer-Presse praktiziert werden, eine Anspielung, die „unvermeidlich“ ist.

Katharina Blum ist eine grundanständige Hausangestellte bei dem Anwalt Blorna und seiner Frau Trude. Sie ist katholisch erzogen, aber mit 19 aus der Kirche ausgetreten. Katharina (die Reine) war unglücklich verheiratet. Sie verwahrt sich gegen jede Form der Zudringlichkeit von Männern, weswegen sie von ihrem Umfeld auch „Nonne“ genannt wird.
Eines Tages verliebt sie sich in den polizeilich gesuchten Ludwig Götten. Sie verhilft ihm zur Flucht, doch Götten wird gefasst. In den nächsten Tagen beginnt eine beispiellose Hetzkampagne der „Zeitung“, die mit der Götten-Fahndung auf nicht ganz durchsichtige Weise kooperiert. Die „Zeitung“ schreckt sogar vor Recherchen am Bett der schwer kranken Mutter nicht zurück, wodurch diese möglicherweise in den Tod getrieben wird. Katharina wird mit dem Druck nicht fertig, sie erschießt den Journalisten Tötges. „Ich sah sofort, welch ein Schwein er war, ein richtiges Schwein.“ So gewinnt sie ihre Selbstachtung wieder. Sie will lieber bei ihrem geliebten Götten sein.

Die Erzählung leistet z.T. noch bis heute einen wichtigen Beitrag zur innerdeutschen politischen Diskussion. Böll entwirft ein Panorama feinster Beziehungsgeflechte, und das in erzählerisch meisterhafter Weise. 1972 erhielt Böll als zweiter Deutscher nach Thomas Mann den Nobelpreis für Literatur. Sowohl das Buch, als auch der spätere Film waren in der Bundesrepublik außerordentlich erfolgreich.

Gruß Joachim Stiller Münster

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