Bertolt Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti

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Joachim Stiller
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Bertolt Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 08:56

„Herr Puntila und sein Knecht Matti“ von Bertolt Brecht

„Herr Puntila und sein Knecht Matti“ ist ein Theaterstück, genauer, ein Volksstück, das Brecht 1940 im Exil in Finnland schrieb, wo es auch spielt. Überhaupt war Brecht im finnischen Exil ungeheuer produktiv, er schuf dort zahlreiche Texte und Arbeiten.

Über die Nähe von Herrn Puntila zum Volksstück „Der gute Mensch von Sezuan“ soll später berichtet werden. Zunächst aber zu Herrn Puntila.

Brecht lässt uns gleich zu Beginn wissen, dass Herr Puntila zu einer aussterbenden Gattung gehört. Er ist nämlich Gutsbesitzer. So wird schnell klar, dass es sich um ein klassenkämpferisches Stück handelt.

Puntila ist Alkoholiker. Betrunken ist er ein Philanthrop, ein Menschenfreund, aber nüchtern (für Puntila eine Art Erkrankung) ist er ein Ausbeuter, Egoist und eben Kapitalist, ja, ein Menschenfeind. Puntila will seinem Tochter Eva mit dem Attaché verheiraten. Doch er sieht ein, dass der Attaché nicht der Richtige für seine Tochter ist (da kein Mensch). Betrunken verspricht er Eva seinem Knecht Matti. Matti nun testet Eva in einem Hochzeitsexamen, doch Eva fällt durch. Puntila versöhnt sich nüchtern mit dem Attaché und droht Puntila sogar mit Kündigung. In dieser Schlusswendung wird das Thema des Stückes noch einmal zusammengefasst: Arm und Reich können nicht zusammenkommen. Der Schluss auf dem Berg zerschlagenen Mobiliars ist witzig, aber nicht verwendbar.

Wie auch schon in dem Volksstück „Der gute Mensch von Sezuan“ zeigt das Stück die Zerrissenheit der Menschen in Gut und Böse, was durch die kapitalistisch-erwerbswirtschaftlichen Verhältnisse erzwungen wird, dessen Credo der Egoismus ist. Wie schon die gute Dirne Schen-Te sich immer wieder in den bösen Vetter Shui-Ta verwandeln muss, ist Puntila erst betrunken „fast ein Mensch“.

Das Stück entstand mit Hilfe von Margarete Steffin. Brecht wollte eine neue Form des Volksstückes begründen. So hat er doch einiges für spätere Generationen verbindliches und zukunftsweisendes festgeschrieben.

Gruß Joachim Stiller Münster

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