Albert Camus: Der Fremde

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Joachim Stiller
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Albert Camus: Der Fremde

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 09:12

„Der Fremde“ von Albert Camus

Der Roman erschien 1942 und gab dem Lebensgefühl einer ganzen Generation Ausdruck.

Die Mutter von Meursault, einem kleinen Büroangestellten in Algier ist gerade gestorben. Meursault, der Ich-Erzähler, nimmt sich zwei Tage Urlaub für die Beerdigung. Zurück in Algier fängt er eine Beziehung zu Maria an. Einige Tage später schreibt er einen Brief aus Gefälligkeit für seinen Nachbarn Raymond, der einen moralisch zweifelhaften Ruf genießt. Dieser lädt Meursault zum Drink in sein Ferienhaus ein. Dort treffen sie zufällig auf einen Araber und Bruder von Raymonds Freundin. Es kommt zum Gerangel, da Raymond seine Freundin geschlagen hat. Meursault nimmt Raymonds Waffe an sich um schlimmeres zu verhüten. Später trifft er allein noch einmal auf den Araber. Als Meursault sich nähert, zückt der Araber ein Messer, instinktiv feuert Meursault mit der Pistole und erschießt den Araber. Es kommt zu einer langen Untersuchungshaft. Während der Verhandlung wird Meursault für schuldig befunden, den Araber vorsätzlich erschossen zu haben und zum Tode durch das Beil verurteilt. Ausschlaggebend war, dass Meursault vier Schüsse abgefeuert und bei der Beerdigung seiner Mutter keinerlei Reue gezeigt hat.

Anders, als bei Ich-Erzählungen üblich, reflektiert der Protagonist unserer Geschichte die Geschehnisse nicht. Er ist wie ein teilnahmsloser Beobachter. Erst im Angesicht des Todes wird ihm bewusst, dass er existiert. Die Welt um ihn herum erscheint uns als völlig absurd. Wir kennen diese Motive aus dem Existentialismus, dessen Credo gerade sie Absurdität ist. Der Roman ist gerade im selben Jahr erscheinen, wie „Der Mythos von Sisyphos – Ein Versuch über das Absurde“. So kann „Der Fremde“ als ein existentialistischer Roman betrachtet werden. Die Sprache ist nüchtern, aber nicht ohne Rhythmus. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss klar durchgehalten. Camus ist mit diesem Roman ein wahres Meisterstück gelungen, sein vielleicht bestes Werk. Er ist in dem Gespann Camus – Sartre der ungleich bessere von beiden und ein würdiger Nobelpreisträger dazu.

Gruß Joachim Stiller Münster

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