Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz

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Joachim Stiller
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Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 11:16

„Berlin Alexanderplatz – Die Geschichte von Franz Biberkopf“ von Alfred Döblin

Der Roman „Berlin Alexanderplatz“ der 1929 erschien, ist der wohl bedeutendste deutsche Großstadtroman; er ist aber auch ein Entwicklungsroman.

Der Roman handelt von dem „kleinen Mann“, dem gutmütigen, aber willensschwachen Franz Biberkopf. Dieser hat, einmal auf die schiefe Bahn geraten, sein Leben verpfuscht. Er kommt aus dem Gefängnis frei, und beschließt, nun „anständig zu sein“. Doch der eigentliche Gegenspieler von Franz Biberkopf ist die Großstadt mit ihrem Häusergewirr, der Reklame, den Menschenmassen, den Huren und Zuhältern und nicht zuletzt dem Lichterglanz. Der ehemalige Transportarbeiter Biberkopf will nun einer ehrlichen Arbeit nachgehen und verkauft Zeitungen. Doch freundet er sich mit dem skrupellosen Verbrecher Reinhold an, der ihn in Tauschhandel mit Frauen verwickelt. Schließlich soll Biberkopf bei einem Einbruch schmiere stehen, er wird verraten und verliert einen Arm, nachdem er aus dem Fluchtauto gestoßen und überfahren wird. Biberkopf findet eine „Braut“ und wird ihr Zuhälter, lebt von nun an von dunklen Geschäften. Doch Reinhold entführt Franzens Geliebte, vergewaltigt sie und bringt sie schließlich um. Verdächtigt wird Biberkopf, der zusammenbricht und ins Irrenhaus eingeliefert wird. Erst der Prozess klärt alles auf. Biberkopf ist nun ganz unten, doch er ist frei, der „Star“ ist ihm „gebrochen“.

Döblin war Armenarzt, er kannte die Sprache des Milieus sehr genau, und so erinnert die legere Sprache auch an James Joyce’s Unysses. Die Sprache ist expressiv (Döblin zählt zu den Expressionisten). Auch die Technik der Montage, die assoziativen Bilder, die pausenlosen Monologe, ja, das Fragmentarische erinnern an Joyce. Und doch erreicht dieser Großstadtroman einen ganz neuen Naturalismus. „Berlin Alexanderplatz“ ist auch oft mit dem Großstadtroman „Manhatten Transfer“ von Dos Passos verglichen worden. Auch Dos Passos arbeitet mit den Mitteln des Schneidens szenischer, filmähnlicher Bilder. Allerdings ist Dos Passos vom Dadaismus geprägt.

Mit „Berlin Alexanderplatz“ ist Döblin ein kleines Meisterwerk gelungen, das in Deutschland einmalig dasteht. Im Übrigen ist der Roman mehrfach glänzend verfilmt worden.

Gruß Joachim Stiller Münster

AnnaChi
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Re: Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz

Beitragvon AnnaChi » 03.08.2014, 14:51

"Berlin Alexanderplatz" gehört zu den 100 Büchern, die ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde - gesetzt den Fall, ich befände mich auf selbiger und dürfte Bücher mitnehmen. :-)


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