Umberto Eco: Der Name der Rose

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Joachim Stiller
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Umberto Eco: Der Name der Rose

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 12:34

„Der Name der Rose“ von Umberto Eco

Der Roman „Der Name der Rose“ ist ein brillant erzählter Mittelalterkrimi, der 1980 erschien.

Der alt gewordene Mönch Adson schreibt Ende des 14. Jhd. die Begebenheiten in einem Benediktinerkloster während der letzten Novemberwoche des Jahres 1327 nieder. Das Kloster, dessen Name uns unbekannt ist, liegt irgendwo im finsteren Norditalien. In der Woche der Ereignisse wird es besucht von dem Novizen Adson und seinem Meister, und Franziskaner William von Baskerville, die politische Gründe in diese Gegend bringen. Es tragen sich eine ganze Reihe mysteriöser Morde zu, die an die Johannesapokalypse gemahnen. Doch der scharfsinnige William glaubt nicht an das Erscheinen des Antichristen, er begibt sich auf Spurensuche. Alles dreht sich um ein geheimnisvolles griechisches Buch, das möglicherweise vergiftet ist. Schließlich finden sie es in der verbotenen Bibliothek. Es handelt sich um das verschollen geglaubte zweite Buch der Poetik des Aristoteles (über die Komödie). Der alte Jorge hatte es vergiftet, da das Lachen seiner Meinung nach verboten ist, da Jesus ebenfalls nicht gelacht hat. Er vernichtet nun das Buch, indem er von den vergifteten Seiten isst. Dabei wird das Aedificium in Brand gesteckt: die Abtei brennt bis auf die Grundmauern ab.

Der Roman ist ein Thriller rüber Papsttum und Kaiser, über Dogmen und Häresie (Ketzerei) und nicht zuletzt über wollüstige Sinnenlust. Selbst die Inquisition hat zur Aufklärung der Todesfälle ihren Auftritt, doch es sterben Unschuldige.

„Der Name der Rose“ ist ein geschickt konstruierter Krimi, der viele Parallelen zu den Detektivgeschichten von Agatha Christie oder Sir Conan Doyle aufweist. So ist der Name „Baskerville“ sicherlich eine Anspielung an den „Hund von Baskerville“ von Conan Doyle, eine der berühmtesten Sherlok-Holmes-Geschichten.

Der ganze Roman beschreibt die sieben Tage der Ereignisse, jeweils eingeteilt in die Tageszeiten: Mette, Laudes, Prima, Tertia, Sexta, Nona, Versper und Komplet bzw. Nacht.

Die einzelnen Kapitel selber haben etwas Novellenhaftes, wobei Eco auch auf die Technik der mittelalterlichen Novellensammlung zurückgreift. So ist jedes Kapitel mit einer kurzen Inhaltsangabe versehen.

Der Roman ist ein Werk, in dem es vor allem um das Aufspüren versteckter Zeichen geht. Eco selber lehrt seit 1971 in Bologna Semiotik, die „Lehre von den Zeichen“, oder, wie Eco sagt, „die Disziplin, die alles untersucht, was man zum Lügen braucht.“ Uns so spielt der Roman auch mit der Lüge, etwa der der Glaubensbrüder. Aber auch inhaltlich lässt sich Wahrheit und Lüge nie wirklich auseinanderhalten. Reale Personen werden mit fiktiven zusammengebracht. Attribute, wie Brille oder Kompass tauchen erst Jahrhunderte später auf. Auch lässt Eco seine Darsteller Worte aus allen Zeitaltern sagen, auch aus der Moderne. Es gibt Anspielungen etwa an Wittgenstein, Siegmund Freud und Albert Einstein. So entsteht eine Art äußerst lehrreicher „Science-Fiction-Roman aus dem Mittelalter“. (Süddeutsche Zeitung)

Der Roman ist von allergrößter, fast barocker Fabulierkunst. Er ist „das“ Kultbuch der 80er Jahre, und das nicht nur für Exegeten. Der Roman wurde übrigens auch sehr erfolgreich und in glänzender Weise mit dem unvergleichlichen Sean Conery in der Hauptrolle verfilmt.

Leider konnte Eco nie mehr an seinen sensationellen Welterfolg anknüpfen, nicht zuletzt auf Grund seines Hanges zu intellektueller Überhöhung, was bei dem Roman „Der Name der Rose“ zum Glück nicht so ins Gewicht fällt.

Gruß Joachim Stiller Münster

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