Max Frisch: Stiller

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Joachim Stiller
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Max Frisch: Stiller

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 12:36

„Stiller“ von Max Frisch

Der Amerikaner White, der sich zufällig in Europa aufhält, wird in der Schweiz von der Bahnpolizei aufgegriffen, da er für den seit 7 Jahren verschollenen Bildhauer Anathol Stiller gehalten wird, der, so wird vermutet, in ein Attentat verwickelt sein soll. Er wird für 11 Monate in ein Untersuchungsgefängnis gesteckt. Für den Staatsanwalt soll er sein Leben aufschreiben uns so entsteht eine Art Tagebuch der amerikanischen Zeit, dass den Hauptteil des Romans bildet. White leugnet aber beharrlich seine Identität als Stiller. Er freundet sich mit einem Gefängniswärter an und erzählt ihm zahllose Geschichten aus seiner Vergangenheit, u.a. über mehrere Morde, die er begangen haben will, für die sich aber in der Schweiz niemand interessiert. Es kommt zu einer Gegenüberstellung mit Julika Stiller, Stillers Frau, die „ihn“, aber nicht „er sie“ erkennt.

Nach der Untersuchungshaft beschließt das Gericht, dass er Stiller ist und er wird von dem Vorwurf des Attentats freigesprochen. White, der völlig resigniert ist, nimmt die Identität von Stiller an und zieht zu seiner Frau in ein Bauernhaus am Genfer See, wo er sich ganz der Töpferei widmet. Alle weiteren Begebenheiten bis zum Tod von Julika werden von dem Staatsanwalt aufgezeichnet, der sich um die Familie kümmert. Dieses Geschehen bildet den zweiten Teil des Romans.

Ob White tatsächlich Stiller ist, oder nicht, soll hier nicht verraten werden, denn der Spannungsbogen besteht gerade in der Identitätsfrage Stiller/White. Die Frage: „Wer ist wer?“ bleibt lange Zeit in der Schwebe. Die Figur White spricht dabei immer aus der Vergangenheits-, Stiller aus der Gegenwartsperspektive.

Das Ich- oder Identitätsproblem ist für Max Frisch zentrales Thema seines ganzen Werkes. Immer geht es um Menschen, die nicht sie selber sind, da sie von der Wirklichkeit in eine bestimmte Rolle gedrängt werden (Andorra, Homo Faber). „Für die Wirklichkeit gibt es keine Sprache“ (Frisch). Ohne Zweifel ist nicht nur der Roman „Stiller“ ein Klassiker der Weltliteratur, sondern auch das gesamte Werk von Max Frisch.

Gruß Joachim Stiller Münster

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