Jean-Paul Sartre: Der Ekel

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Joachim Stiller
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Jean-Paul Sartre: Der Ekel

Beitragvon Joachim Stiller » 01.10.2013, 21:46

„Der Ekel“ von Jean-Paul Sartre

Das 1938 erschienene Frühwerk von Sartre sind die tagebuchähnlichen Aufzeichnungen von Antoine Roquentin vor dessen Abreise aus Bouville (Le Havre), wo Sartre selber eine Zeit lang gelebt hat.

Eines Tages bemerkt Roquentin, dass ihn der Ekel vor der Welt befallen hat, zunächst der Ekel vor der Berührung der Dinge, später vor Menschen, und er beschließt, sein Leben aufzuzeichnen. Durch verfremdende Bilder versucht Sartre den Lebensekel in Roquentins leben noch zu steigern. Einige Orte tauen dabei immer wieder auf, das Hotel, der Lesesaal de Bibliothek und die Rue Tournbridge, wo es zu traurigen Begegnungen mit einer desolaten Welt und deren Menschen kommt.

Roquentin versucht, seinem Lebensekel auf den Grund zu gehen. In schaler Anspielung an Descartes‘ „cogito ergo sum“ stellt Roquentin fest: Ich bin, ich denke, also bin ich, ich existiere einfach. Der Existentialismus ist geboren. Da es für Sartre keine Ewigkeit gibt, heißt nun das Credo des Existentialismus: Absurdität. Roquentin stellt also fest: Alle ist absurd. So erklärt er sich nun auch seinen Ekel. Dadurch wird er aber auch frei, die Freiheit, die er gewinnt, hat aber etwas von Tod.

Sartres Ekel ist der Bedeutendste existentialistische Roman der Weltliteratur. Das Credo des Existentialismus heißt Absurdität, eine Absurdität, der Camus, der langjährige Freund und Mitstreiter Sartres, gar ein philosophisches Werk gewidmet hat: „Der Mythos von Sisyphos“. Es gibt keinen Gott, kein Leben nach dem Tod und keine Ewigkeit, so Camus. Daher ist das Leben Absurd, da es grundsätzlich sinnlos ist. Der Existentialismus ist sich dieser Absurdität vollauf bewusst. Aber Camus etwa lässt noch eine Hintertür offen. Das Leben verliert seine Absurdität, wenn wir den „Camusschen Sprung in die Ewigkeit“ wagen und sozusagen durch die Pforte des Todes schreiten. Camus selber war dazu noch nicht bereit, mit allen Konsequenzen, die das für ihn hatte. Er war sich jedenfalls der Absurdität seines Lebens vollauf bewusst. Mangelnde Konsequenz kann man dem Existentialismus jedenfalls nicht vorwerfen.

Wagen wir einfach den Camusschen Sprung in die Ewigkeit und legen den ach so absurden Existentialismus, der nur ein absurder Nihilismus ist als ein schlechter Emanzipationsversuch, endlich ad acta. Unsere Freiheit wir eine ungleich größere sein.

Gruß Joachim Stiller Münster

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