Nachwort vom kleinemvogel

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vogel
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Nachwort vom kleinemvogel

Beitragvon vogel » 08.04.2004, 20:21

[) i r k in "Kunst und Handwerk" in "Da mal sone Frage hab" :

oder auch mal das cover was ich für jelineks buch machte ...

Sag mal, und das erfahre ich erst jetzt!?!? So hintenrum, durch Zufall!?!?!?!?!?!?!?


Naja und da ich das nicht dem Rest der Welt vorenthalten möchte präsentiere ich euch als mein Cover und den Text den ich damals dazu schrieb.
Irgendwie finde ich es auch schade, dass unsere Diskusion um Jelink so ziemlich eingeschlafen ist ... Wobei ich irgednwie echt Lust hätt, auf Hamburgers Thread zu antworten .... Aber ich komm mir dan wieder so seltsam vor ... und das will ich nicht, zumal wir jetz ja schon wieder was anderes lesen ....

Noch ne kurze Vorbemerkung: Im Rahmen der "Musen-Woche" im Fiedrichsgymnsaium Frankfurt (Oder) [Jan.2004] wurde eine Ausstellung zu verschiedenen Themen eröffnent. Die Aufgabe der 10ten Klassen war es ein Cover, o.ä. für ein Buch eigener Wahl zu gestallten. Die Klassen wählten die 5 besten aus, welche dann ausgestellt wurden. Ich entschied mich für Jelinek und wurde auch "ausgestellt" (d.h. mein Bild wurde auf einen Tisch gelegt, jeder Idiot hat sich mit seinem Hintern drauf gesetzt und hats zerknittert *rmpf*).Es gab eine Urkunde mit folgender Aufschrift : Für die "erfolgreiche" Teilnahme [...] ...

Und nicht wundern, ist ne Auflösung von 600mal420 ... :-)


Liebe Grüße
kleinervogel


Elfriede Jelinek - Die Klavierspielerin


Bild

http://www.ewetel.net/~joerg.ott/my-O livro/2004-01_klavierspielerin.jpg



Gift-grün für eine Frau, die darauf gedrillt ist, immer die Beste zu sein. Notenpapier für das, was diese Frau kann und soll. Und Rot für Liebe, Hass und Schmerz.

"Die Klavierspielerin" von Elfriede Jelinek lässt in die seelischen Zustände einer Frau namens Erika Kohut blicken. In Österreich lebend und als Lehrerin des Faches "Klavier" angestellt, wird sie von ihrer Mutter an der "kurzen Leine" gehalten; das Klavierspielen, die Noten halten sie im "mütterlichem Fruchtwasser" gefangen - und bilden spitze Dornen, als sie versucht auszubrechen. Einzig ihre giftige Art gegenüber den Schülern und ihr kindlich-naives Suchen nach ihrer sexuellen Identität, lassen sie genießen.
Das Zufügen von Schmerzen findet letztendlich seinen Höhepunkt in einem Brief an Walter Klemmer, einem Studenten und ihr Schüler im Klavierunterricht - der Wunsch das eigene Blut mehr und mehr zu sehn, steigert sich in den Wunsch nach Fesseln.

Das ungewöhnliche und traurige Ende dieses Romans, welches Erika und Walter Klemmer an der Frage, was für sich beide Liebe ist, trennt, ist, neben dem ungewöhnlichem Verlauf der Handlung, ausschlaggebend für die Wahl dieses Buches gewesen.

Der grüne Hintergrund ist auch auf dem Originalcover vorhanden, er weißt hauptsächlich auf ihr Verhalten gegenüber ihren Schülern hin. Das Notenpapier, anfangs Erikas Hauptbeschäftigung, gilt hier sowohl als große Leidenschaft (Herzform) und doch als unliebsames Beschäftigungsmittel (zerrissene Zettel und Notenpapier), da sie auch üben muss, obwohl sie nicht will. Die spitzen Notenpapierstücken stehen für den Zwang, den Drall der Mutter.
Erikas Schmerz, den sie sich selbst, z.B. bei Schneiden in ihre Hände, zufügt, wird durch das verstreute Rot dargestellt. Auch für ihren Wunsch nach Schmerz steht das Rot.
Der Titel soll die Wirkung von Blut und Leidenschaft darstellen - denn soviel was Erika Kohut hasst, liebt sie auch.
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

[) i r k
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Re: Nachwort vom kleinemvogel

Beitragvon [) i r k » 10.04.2004, 01:20

WOW!

Mehr kann ich erst mal nicht sagen!

Ich find's schön, dass wir so noch -- unverhofft und nachträglich -- zu so einem schönen runden Abschluss und Schlusswort kommen. Ich bin über den ganzen symbolischen Gehalt deines alternativen Covers wirklich erstaunt. Das ist mal was anderes, eine andere Art der Auseinandersetzung mit dem Inhalt eines Buches, und eine sehr kreative noch dazu, wo wir doch sonst nur schreiben und analysieren, reden und sezieren ...

Noch eine Frage: hat sich eigentlich niemand von deinen Lehrern gewundert, was für Bücher du so liest?!?

Sei herzlich gegrüßt,
[)-man
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vogel
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Re: Nachwort vom kleinemvogel

Beitragvon vogel » 10.04.2004, 10:16

danke, es freut mich dass es dir gefällt.

Noch eine Frage: hat sich eigentlich niemand von deinen Lehrern gewundert, was für Bücher du so liest?!?
also von meiner damailigen klasse wurde ich verpönt und schief angesehen. meine leherin hatte nur hinzuzufügen, dass es davon mal nen film gab ... sie wusste ja, dass ich viel lese, aber ... sie hat nix weiter gesagt.
nicht mal meine eltern haben was dazu gesagt *s*

ich mein, sie hätten mich ja jetzt nicht ausschließen können, nur weil das buch so ist wie es ist :]


liebe grüße
kleinervogel


PS : dann machen wir absofort zu jedem buch einen künstlerischen wettbewerb : "setzt dich mit diese buch egal - in welcher form - auseinander" der "beste" gewinnt einen sack voll bewunderung ! *lach*
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