Nathan der Weise

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charis
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Re: Nathan der Weise

Beitragvon charis » 23.06.2004, 23:02

interessante kommunikation.

nihil: :welcome: !

also das ding mit der eigenen ureigenen unmittelbaren lebenserfahrung ist halt so eine sache. was ist denn bitte diese ominöse lebenserfahrung? wie nehmen wir sie denn wahr? bzw. was zeigt sich uns denn? es gibt immer informationsträger, oder? ob das jetzt ein bienenstachel ist der uns sticht, oder die suppe, die uns die zunge verbrennt, oder ein medium wie das buch eben. ja, ich weiß schon sekundärerfahrung ist klarerweise was anderes als die, die unsere sinne selbst machen. aber ich möchte doch anmerken, dass letztlich alles kommunikation ist. dass uns alles etwas mitteilt. dass auch ein buch zu lesen unmittelbare lebenserfahrung ist. und ich möchte darauf hinweisen, dass uns menschen evolutionär ja auch auszeichnet, dass wir zusammenhänge herstellen können. abstrahieren können. ableiten können. und lernen, erfahren können. antizipieren werden. and so on.

Entweder, ein Gedanke fällt auf fruchtbaren Boden, oder er wird verworfen, weil man ihn nicht versteht oder er der eigenen Lebenserfahrung und der einem selbst eigenen Logik widerspricht.

das erschint mir sehr sehr fatalistisch. ich selbst möchte von mir sagen, dass ich meine sicht der dinge schon sehr sehr oft geändert habe. dass ich nicht mehr dieselbe bin, die ich einmal war. es mag sein, dass dich bücher manchmal zum richtigen zeitpunkt abholen, also zeitliche volltreffer sind. aber das müsste ja dann erst recht heißen, dass die chance/gefahr besteht, dass sie unserer horizont erweitern werden, wenn wir "bereit" sind?

ich glaube AUCH nicht, dass bücher-weisheiten die praktische lebenserfahrung ersetzen können, aber sie können prozesse der erfahrung vorbereiten und die empirie erleichtern, interpretierbarer machen. sie sind die zweite seite der medaille, wenn du so willst.

nicht umsont gibt es ja beide wissenschaftlichen zugänge: deduktion und induktion. vom allgemeinen zum besonderenm. vom besonderen zum allgemeinen.
ich meine, dass beides notwendig ist, beides seinen platz hat.

lg charis

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Re: Nathan der Weise

Beitragvon nihil00 » 23.06.2004, 23:32

Die Lebenserfahrung ist die Gesamtheit dessen, was wir bis dato erlebt und verarbeitet haben und in den unterschiedlichsten möglichen Formen in uns tragen.

Bücherweisheiten werden zu Bücherdummheiten, wenn man sie sich blind aneignet, sie auswendig lernt, anstatt sie zu verstehen. Daher kann ein Analphabet weiser sein als ein bestbelesener Intellektueller, weil er das Leben gelebt hat anstatt nur von ihm zu lesen.

charis
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Re: Nathan der Weise

Beitragvon charis » 25.06.2004, 11:16

Daher kann ein Analphabet weiser sein als ein bestbelesener Intellektueller, weil er das Leben gelebt hat anstatt nur von ihm zu lesen.


du sagst richtig: KANN
du gibt dir sicher jede/r recht.

aber dem/der intellektuellen abzusprechen, er/sie könne das leben nicht gelebt haben, erscheint mir sehr s/w-gemalt.

Bücherweisheiten werden zu Bücherdummheiten, wenn man sie sich blind aneignet, sie auswendig lernt, anstatt sie zu verstehen.


ich glaube die geschichte lehrt uns, dass auch lebenserfahrung blind und taub angeeignet werden kann, handlungen und einstellung vielfach unhinterfragt adoptiert werden und so massenphänomene entstehen, die zum gruseln sind.

geschlagene kinder werden zb. häufig ihre eigenen kinder wieder schlagen. was hat sie die lebenserfahrung also gelehrt?

ich bin nicht der meinung, dass erfahrung allein bessere (sofern es das überhaupt gibt) menschen aus uns macht, sondern v.a. die reflexion des erfahrenen, und dazu benötigen wir wohl mitunter werkzeuge wie sie die bücher auch sein können.


lg charis

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Re: Nathan der Weise

Beitragvon nihil00 » 25.06.2004, 12:50

Richtig, deswegen habe ich ja geschrieben "was man erlebt und verarbeitet hat".

Das mit dem besseren Menschen ist tatsächlich eine schwierige Sache, weil es erstens eine rein subjektive Wertung ist und zweitens der Mensch schwach ist, er daher also immer wieder allen möglichen Trieben, Versuchungen und Einflüsterungen aus schlechtem Blute erliegt.

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Re: Nathan der Weise

Beitragvon charis » 25.06.2004, 18:08

oh ja oh ja. wie schade, stimmts? und demokratie is eigentlich für den bösen bösen menschen gar nicht gfeeignet, wenn mans so durchdenkt. weil die mehrheitsmeinungen immer so fragwürdig sind.
und @besser: tja. was das auch immer sein mag... liegt jedenfalls wie du auch meinst im auge der betrachterin. entwicklung in irgendeine richtung triffts vermutlich eher...

es grüßt


charis
p.s. wann kann ich endlich meine sig wechseln...? :-E

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Re: Nathan der Weise

Beitragvon nihil00 » 25.06.2004, 19:06

Von der Demokratie habe ich gar nicht geredet, aber wenn Du das Thema schon anschneidest: Wo gibt es denn Demokratie? Ich sehe überall nur den Anschein von Demokratie.

Und was die Mehrheit meint, muss logischerweise nicht immer auch das beste für sie sein.

Aber sparen wir uns lieber politische Diskussionen, bei denen wir sowieso auf nichts anderes stoßen werden als auf menschliche Unzulänglichkeiten.


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