... v°gel liest Werther !

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vogel
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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 11.10.2004, 15:28

Hallo Ihrs,

tut mir leid, aber ich musste erst andere Dinge tun, das Win wieder richtig läuft war einfach mal wichtiger, als die alten Leiden.
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich dir neuen von Plenzdorf auf lesen muss ?! Ach Leute, ich sag euch eins, wenn ICH sage, das Goethe besser ist, DANN heißt das was. Ums vielleicht mit Dirks Worten zu sagen : Plenzdorf ist SCHEIßE ...

Hallo Kleinervogel,
ich habe den Werther auch in der Schule gelesen, war aber, anders als du, recht begeistert vom großen "Kitsch"(das mag auch damit zu tun haben, dass Männer den Roman anders empfinden als Frauen, weil es um Männerschmerz geht; ist aber nur Spekulation).

Hm, na ja, also wenn ich ehrlich bin, lese ich irgendwie öfter Storys in denen Männer die Hauptperson sind. Ich kann deine Meinung nun auch nicht mal mit Dingen aus meinem Kurs belegen. Martin hat’s anscheinend gefallen, er sitzt mir gegenüber und wir beide fochten unseren Kampf der Mitarbeit aus. René interessierte das alles herzlich wenig ... Sonst kenne ich keine Männermeinungen ..
Ich fands ja auch nicht durchweg Kitschig. Mich hat ja vor allem diese Ständigen Wiederholungen genervt, irgendwann weiß man nun mal dass W. Lotten liebt (ich schreibe und sage immer Lotten und nicht Lotte ...) und das er nicht mehr Leben will ... Ich hoffe die Stelle zu finden, in der W. ganz zaghaft sagt, dass er Lotten liebt, es ganz zaghaft plätschernd und nicht wie ein Wasserfall es einfach runterrauscht. (Habe ich Dirk gestern auch gesagt)
Männerschmerz ... Hm ...

Also ob Werther nun arrogant ist .. Hm, ich komme aus allem Zitieren nicht weiter, ich werde nicht schlau. Vielleicht sollten wir das später noch mal aufgreifen, bei der Gesellschaft vom Grafen von C. wo er das Frl. B. mal wieder sieht. Hm ?

Ich weiß die genaue Stelle nicht, glaube aber zu wissen, um welchen Zusammenhang es hier geht.
Kein Problem, ich zitiere :
Am 26. Julius.

Ja, liebe Lotte, ich will alles besorgen und bestellen; geben Sie mir nur mehr Aufträge, nur recht oft. Um eins bitte ich Sie: keinen Sand mehr auf die Zettelchen, die Sie mir schreiben. Heute führte ich es schnell nach der Lippe und die Zähne knisterten mir.

(S. 34 / Z. 21 - 25) Ich Frage mich auch gerade, ob der Sand wirklich Sand ist und nicht was anderes reibendes, (ist Lotten etwa garstig zu Werther ?! ) ?!
Ich mag die Stelle noch immer nicht .. Und Gefühl .... Ach bäääähhhhhhh ...



Ähm, ich habe noch die letzten zwei Unterrichtsstunden auf Papier. Besteht bedarf ?


Grüße.
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

vogel
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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 11.10.2004, 16:45

(4)

Brief vom 30 Julius

Ich zitiere mal meine Unterstrichenen Zeilen. Was in Klammern steht ist nicht unterstrichen, aber zum Verständnis :-)
Albert ist angekommen und ich werde gehen; [...] (Auch ist er so ehrlich und hat Lotten in meiner Gegenwart noch nicht ein einzig Mal geküsst.) [...] (Um des) Respekts willen (den er vor dem Mädchen hat) [...] Er will mir wohl [...] gelassene Außenseite [...] bei so viel Liebenswürdigkeit nicht zu begehren – [...]
(Seite 35) Also Alberten ist angekommen. Werther ist erstaunt, wie sich die Beziehung zu ihm gestaltet, er ist ihm halt dankbar fürs Nichtküssen :-D Aber er bleibt dabei , dass man Lotten einfach mögen muss. Interessant finde ich zum Einem, dass er Lotten vorwirft, dass sie sich beide Männer warm halten will : (Z. 18-22)
Er will mir wohl, und ich vermute, das ist Lottens Werk mehr als seiner eigenen Empfindung: denn darin sind die Weiber fein und haben Recht; wenn sie zwei Verehrer in gutem Vernehmen miteinander erhalten können, ist der Vorteil immer ihr, so selten es auch angeht.
Ja, da habe ich son bissel an seinem Verstand gezweifelt. Er sagt dass er sie liebt, aber unterstellt ihr so was ?! Ein Feiner Kerl ist das. Auch denke ich hier, er will sie nur haben, um sie zu haben, um sein Ego zu befriedigen ...



Der Brief vom 8. August ist nicht erwähnenswert, aber darf ich mein Lieblingswort mal wieder sagen ? Präfiguration ! Werther geht schon wieder mal :-D
(Verzeiht meine Respektlosigkeit, aber ich bin jung und unschuldig ... :viking: )



So und dann, das kann ich nicht deuten. Ist mir nem Fragezeichen versehn :
Abens.

Mein Tagebuch, das ich seit einiger Zeit vernachlässigt, wie ich so wissentlich in das alles Schritt vor Schritt hineingegangen bin! Wie ich über meinen Zustand immer so klar gesehen und doch gehandelt habe wie ein Kind, jetzt noch klar sehe und es noch keinen Anschein zur Besserung macht.
(Seite 37 Zeile 6-12 ) Hm, okay, Old Werther (=> Plenzdorf :-D ), aber ich kann dir nicht folgen. Ist das nun ein Tagebucheintrag ? Eine Notiz, die der Herausgeber gefunden hat ?



Brief vom 12. August.

Ein sehr langer Brief. Und ein Inhaltlich Großer ! Der gefällt mir, der Brief, es geht mal nicht um Lotten !
Werther ist bei Alberten, dieser hat Waffen an der Wand zu hängen. Werther nimmt eine herunter, und fuchtelt damit herum, letztendlich hält er sie sich an die Schläfe. Alberten findet das nicht gut.
Daraus entsteht eine heiße Diskussion. Wie bereist in den U-Materialien geschrieben, Werther ist sehr subjektiv und ungenau, Alberten möchte lieber objektive, klare Beispiele.
Mir kam es vor, als würde Werther immer wieder seine Suizidgedanken äußern. Aber ist sich Werther denn wirklich bewusst, dass er sich mal umbringen wird ? Irgendwie glaube ich das nicht (ich zweifle wie immer an meinen eigenen Gedanken ...) Ist Werthers Denken einfach nur zu sehr verquert, zu dichterisch ??
Nun, mein Lieber, lass uns das auf den Geist anwenden. Sie den Menschen an in seiner Eingeschränktheit, wie Eindrücke auf ihn wirken, Ideen sich bei ihm festsetzten, bis endlich eine wachsende Leidenschaft in aller ruhigen Sinneskraft beraubt und ihn zugrunde richtet

Ach, Werther, du armer Tor ! Bei ihm hat sich die „ Idee“ mit Lotten festgesetzt, die Leidenschaft und all das, und sie wird ihn zugrunde richten ...

Werther versucht die ganze Zeit den Selbstmord zu rechtfertigen. Aber auch ich wäre an Albertens Stelle nicht überzeugt.
Kann man Selbstmord überhaupt rechtfertigen ?



Brief vom 18. August.

Hier gibt es besagten Wendepunkt in Hinsicht W.s Naturempfindung. Ich will nicht alles wiederkauern (siehe Unterrichtsmaterial ), aber ich zitier einfach mal wieder was ich so unterstrichen habe: (Dick ist auch in meinem Heft dick angemalt, warum auch immer :-( )
Musste denn das so sein, dass das, was des Menschen Glückseligkeit macht, wieder die Quelle seines Elends würde?
[...] Welt mir zu einem Paradiese schuf [...] erträglichen Peiniger [...] quälendem Geist [...] fruchtbare Tal [...] sanfte Fluss [...] sanfte Abendwind [...] Vögel [...] rote Strahle der Sonne mutig tanzten [...] Geniste [...] Wie fasste ich das alles in mein warmes Herz, fühlte mich in der überfließenden Fülle wie vergöttertet und die herrlichen Gestalten der unendlichen Welt bewegten sich allbelebend in meiner Seele. Ungeheure Berge [...] Abgründe [...] Wetterbäche stürzten [...] Tiefen der Erde [...]
(Seite 43)

[...] Erde und unter dem Himmel [...] einen Augenblick [...] keinen Augenblick [...] harmloseste Spaziergang [...] es zerrüttet ein Fußtritt die mühseligen Gebäude der Ameisen und stampft eine kleine Welt in ein schmähliches Grab. [...] Not der Welt [...] Fluten [...] verzehrende Kraft , die in dem All der Natur verborgen liegt.
(Seite 44)

Also Werthers Naturbewusstsein wird hier gegenüber gestellt.
Ich frage mich, ob er die Sache mit dem Ameisen als von den Menschen gewollt ansieht oder nicht. Weil er ja auch gern spazieren geht, also trampelt auch er die Tiere nieder ...
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 11.10.2004, 16:46

Heute noch ein zweites, weil der 1. Teil dann zu ende ist :-D



(5)


21. August

Das muss ich zitieren, ich voller Länge, weil es SCHÖN ist, ja wirklich schön ! Und das finde ich mal nicht kitschig, das ist die Stelle, die ich ansprach wegen plätschern :
Am 21. August

Umsonst strecke ich meine Arme nach ihr aus, morgens, wenn ich von schweren Träumen aufdämmere, vergebens such ich sie nachts in meinem Bette, wenn mich ein glücklicher, unschuldiger Traum getäuscht hat, als säß ich neben ihr auf der Wiese und hielt’ ihre Hand und deckte sie mit tausend Küssen. Ach, wenn ich dann noch halb im Taumel des Schlafes nach ich tappe und drüber mich ermuntere – ein Strom von Tränen bricht aus meinem gepressten Herzen, und ich weine trostlos einer finsteren Zukunft entgegen.
(Seite 45 Z. 1 - 9)



22. August

Ich habe keine Vorstellungskraft, kein Gefühl an der Natur und die Bücher ekeln mich an. Wenn wir uns selbst fehlen, fehlt uns doch alles.
(Seite 45 / Z. 13-15 )Da gehe ich mal 100%ig mit – vor allem mit letztem Satz. Ein Beispiel dafür, dass in dem Buch nicht nur mieses steht :-D
Nee, I’m serious, Werther weiß einfach nicht wohin mit sich …Sprachlosigkeit ...



28. August

Happy Birthday, Werther-boy !!
Mal was dazwischen : Wir haben in der letzten Stunde vor den Ferien nen Text geschrieben. Schmitty schreibt echt Scheißtests – er wollte u.a. wissen, wann Werther Geburtstag hat. Ich wusste es, weil ich ja den Goethe Vortrag gemacht habe, aber ....

[...] können wir gereifte Früchte vernachlässigen, verachten, ungenossen verfaulen lassen?

(Seite 46 / Z.17/18) Hier meint Werther wohl das Früchtchen Lotte :-D



Am 30. August äußert Werther immer mehr Zweifel und sucht immer öfter die Einsamkeit auf. (Muss ich noch „Selbstmord“ nennen ? Das schreibt er ja eh immer ...)



3. September

Werther „muss fort“ . In dem Brief sagt er es drei mal, er muss fort.




Am 10. September

Der Abschied von Werther an Lotten und Alberten. Das ganze spielt nachts in einem Park. (Verbessert mich, wenn’s nicht stimmt.), ist sehr, sehr gefühlsduselig (also nix für v°gel .... ).

Lotten äußert zwischenzeitlich auch den Wunsch so wie ihre Mutter zu sein (oder zu sterben ? Ich bin mir nicht sicher. Ich zitiere):
„O Albert“, sagte sie, „ich weiß, du vergisst nicht die Abende, da wir zusammen saßen an dem kleinem runden Tischchen, wenn der Papa verreist war, und wir die Kleinen schlagen geschickt hatte, Du hattest oft ein gutes Buch und kamst so selten dazu, etwas zu lesen – war der Umgang dieser herrlichen Seele nicht mehr als alles ? Die schöne., sanfte, muntere und immer tätige Frau! Gott kennt meine Tränen, mit denen ich mich oft in meinem Bette vor ihn hinwarf, er möchte mich ihr gleich machen.“
(Seite 49 Zeile 18-25) Ich denke, aber sie möchte, eher eine genauso gute Mutter sein. Sie sagt, dass sie manchen Abend, umringt von Mutters Kindern – von ihren Kindern -, da sitzt und an Mutter denkt, und um Verzeihung bittet, dass sie nicht so eine tolle Mutter ist.

Der Abschied, ja, der Abschied. Werther sagt, der Abschied wäre nicht für immer, er würde wiederkehren, sie wieder sehen.
Lotten scherzt noch, man würde sich morgen sehen.

[...] ich streckte meine Arme aus und es verschwand.
(Seite 50 Zeile 30) Werther hat sie nun endgültig verloren, so nah wie er ihr gerade (bzw. in letzter Zeit war), wird er ihr nie wieder sein.



Ende des 1. Buches
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 13.10.2004, 18:00

So, ich werde versuchen, das Zeug bis Montag noch fertig zu bekommen, weil ich ja ab Montag in Spanien bin, und dann ist wieder Schule und das alles liegt nur wieder ewig lange herum .. und DAS muss ja nun nicht sein.
Wenn ihr dann auf mich antwortet, könnt ihr ja die Postingsnummer dazuschreiben, dann kann ich euch wohl besser folgen ;-)

Das Vögelschen


(6)


Zweites Buch


am 20.Oktober 1771

Diesen Brief habe ich wie den vom 4. Mai in Erinnerung, Werther will sich bessern.
Er ist von Wahlheim los, hat sich ja von Alberten und Lotten verabschiedet (.. btw : warum höre ich gerade sone Schnulzige Musik, die auch noch dazu passt ?! )
Gott wird von Werther beschuldigt :
Guter Gott, der du mir das alles schenktest, warum hieltest du nicht die Hälfte zurück und gabst mir Selbstvertrauen und Genügsamkeit!
(Seite 51, Z 11-14) Überhaupt zweifelt Werther sehr an sich selbst :
[...] alles außer uns herrlicher erscheint, jeder andere vollkommener ist. Und das geht ganz natürlich zu. Wir fühlen so oft, dass uns manches mangelt, und eben was uns fehlt, scheint uns oft ein anderer zu besitzen, dem wir dann auch alles dazu geben, was wir haben, und noch eine gewisse idealische Behaglichkeit dazu. Und so ist der Glückliche vollkommen fertig, das Geschöpf unserer selbst.
(S. 51, Z 24 - 30) Alberten hat ja nun Lotten für sich allein. Punkt.

Tja,. Und jetzt muss ich eine Stelle zitieren, die mir damals unschlüssig war, sie hat ein Fragezeichen. Aber ich glaube, jetzt weiß ich was das soll.
Dagegen, wenn wir mir all unserer Schwachheit und Mühseligkeit nur gerade fortarbeiten, so finden wir gar oft, dass wir mit unserem Schlendern und Lavieren es weiter bringen als andere mit ihrem Segeln und Rudern und – das ist doch eines wahres Gefühl seiner selbst, wenn man anderen gleich oder gar vorläuft
(S. 51 Z 31 - 35) Einst hat Werther gesagt, die Menschen würden jedes bisschen Freizeit verarbeiten. Jetzt bestätigt er es noch mal, auch wenn er eben nicht von früh bis spät durch weg arbeitet – er kommt trotzdem ans Ziel und ist gleichauf, wenn nicht noch voraus.




Die Abstände zw. Den Briefen sind sehr groß: 20.10., 26.11, 24.12.1771, 8.01.1772
Auch empfinde ich sie als sehr unpersönlich, als einfache Schilderungen seiner Situation.



24. Dezember

Werther arbeitet jetzt. Er schreibt Artikel. Aber er schreibt sie als Dichter. Sein Gesandter kritisiert das, aber Werther fühlt sich davon ziemlich auf den „Schlips getreten“ (hatten die damals welche um :-D )
Ich hielt ihm stand und focht mit ziemlicher Heftigkeit
(Seite 53 Z. 8) Hier sieht man wieder, das Werther nicht in der Lage ist, sachlich zu sein- „er fechtet.“ Also Stich um Stich, einer siegt, der andere fällt. Wobei mir der Vergleich gefällt.

Werther tut in diesem Brief aber sehr groß seinen Unmut über die Arbeit kund, und er prangert Wilhelm, Muttern, etc. an, dass sie ihn dazu gezwungen hätten :
Und daran seit ihr alle schuld, die ihr mich in das Joch geschwatzt und mir soviel von Aktivität vorgesungen habt.
(Seite 53 / Z. 17 , 18)




20. Januar 1772

Ein EUPHORISCHER Brief an Lotten.
Erst nach dem er wirklich Einsam war, musste er an Lotten denken. Während er draußen unter Menschen war, dachte er nicht an sie, aber jetzt in der Hütte, bei Schneesturm, schreibt er ihr ...

[...]ich werde gespielt wie eine Marionette [...] Ich weiß nicht recht, warum ich aufstehe, warum ich schlafen gehe.
(S. 55 Z. 19 & Z. 23/24) Werther fühlt sich verloren, er sieht keinen Sinn im Aufstehen; wozu denken, wenn sowieso andere über ihn entscheiden.

Und er lernt das Frl. von B. kennen. Ach, und sie gleich ja der Lotten so !



Den 8. Februar 1772

Manchmal möchte ich sie auf den Knien bitten, nicht so rasend in ihre eigenen Eingeweide zu wüten.
(Seite 56, Z. 21/22)Also zum einem ist dies einfach mal ein genialer Satz. Werther sagt, dass sich die Menschen gegenseitig nicht gönnen. Immer wieder sind sie neidisch, und verderben einfach alles.



17. Februar 1772

Werther hält und hält es in seiner Arbeit nicht aus, der Gesandte kritisiert ständig an ihm herum, und Werther ist zu allem unnachgiebig. Er ist halt Dichter.



Den 20. Februar 1772

Gott segne euch, meine Lieben, geb euch alle die guten Tage, die er mir abzieht!
(Seite 57 , Z 13) Werther flucht ?!
Lotten und Alberten haben geheiratet. Und haben es Werther nicht gesagt, dieser wollte Lottens Schattenriss von der Wandnehmen, doch nu bleibt er da. Nimmt das Werther vielleicht alles zu ernst ? Ich meine, er ist nu mal der Gefühlsmensch, und vernarrt in Lotten .. Aber Alberten und Lotten hätten schon sagen können, dass sie Heiraten, oder ?!
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon Corinna » 13.10.2004, 18:48

Ich gebe zu, dass sich meine Meinung zu Meister Goethe nicht gerade qualifiziert anhört, aber ich finde es absolut langweilig, Schülergenerationen immer und immer wieder mit Werther (dem Weichei) zu quälen. Der Text mag im Kontext seiner Zeit zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben, ich konnte ihm jedoch nie viel abgewinnen. Werther wälzt sich seitenlang in Selbstmitleid, so dass man spätestens nach der Hälfte des Buches rufen möchte: "So, stürz Dich endlich auf die Braut und mach Nägel mit Köpfen! Oder spring doch vom Hausdach!Aber um Gottes Willen, TU ENDLICH ETWAS!!!" ... leider passiert dann ja doch nichts. Nee, Werther ist einfach nicht mein Typ. Um das herauszufinden, habe ich den Roman zwei Mal lesen müssen. Im Abstand von acht Jahren - an mangelnder Reife kann es also nicht gelegen haben, dass ich zu diesem Ergebnis gekommen bin. Ich danke meiner Deutschlehrerin, dass sie uns andere Bücher zum Lesen gegeben hat, und beneide Dich nicht. Trotzdem viel Erfolg im Deutschkurs!!! Corinna
Ich schreibe, also bin ich.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 13.10.2004, 18:57

Hi Corinna !

Erstmal :welcome:

Ha, Dein erstes Post bei bei mir im Thread :-D

Werther wälzt sich seitenlang in Selbstmitleid, so dass man spätestens nach der Hälfte des Buches rufen möchte: "So, stürz Dich endlich auf die Braut und mach Nägel mit Köpfen! Oder spring doch vom Hausdach!Aber um Gottes Willen, TU ENDLICH ETWAS!!!"
Mein Reden ! Aber meine Deutschleherin meinte es wäre wichtig sowas schon in der Oberstufe zu lesen, und nicht erst beim Germanistikstudium (was ich überhaupt schrecklich finde - Referendar Schmidt (und meine Deutschlerine) aber vor allem er, geht buchstäblich davon aus dass wir Studieren - und zwar Germanistik. Ich zitiere Schmitty : "Ich gehe davon aus, dass ich hier spätere Germanistikstudierende unterrichte " Und dann immer sein verschmitztes Lächeln. Warum sitzte ich bloß gaaaaanz vorn .. ?! )
Wo war ich stehn geblieben ?! Ja, ich weiß auch nicht, aber ich finde, Gothes alte Leiden gehn noch (sie sind grausam keine Frage ) - Plenzdorfs NEUEN sind tausend mal schlimmer und grausamer (und die mussten wir auch lesen ..) ...

*räusper* Genug gemeckert ...

Ja, die Geschichte Werthers zieht jeden in seinen Bann - der eine kommt um, der andere schmilz dahin :-D


Grüße,

vogelschen // Madeleine
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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 14.10.2004, 15:26

(7)


am 15.Febuar

[...] und ihr seid doch allein schuld daran, die ihr mich spornet und triebet und quälet, mich in einem Posten zu begeben, der nicht nach meinem Sinne war
(Seite 57 / Zeile 28-30) Das sollte ich mal den Lehrern vorwerfen. Zumal es ja für die Jahrgangstufe 11 keinen Lehrplan gibt. Müssen wir son Gewürge lesen ?! Aber ich wiederhole mich.
Und ja, Werther, ich weiß, alle anderen sind böse, und du bist der arme kleine Junge .... Poor Werther !

Ja, stellt sich Werther nun über die anderen ? Das haben wir erst mal sein lassen. Doch hier denke ich, können wir diesen Diskurs noch mal anführen.
Werther ist beim Grafen von C.
Die Gesellschaft des Grafen trifft ein.
Und W. sollte eigentlich gehen. Doch dann kommt dat Fräulein von B. Schmacht, schmacht, sabber, sabber ... *räusper* Nein, er redet mir ihr. Aber sie scheint ihm verhaltner als sonst. Er denkt :
Ist sie auch wie all das Volk, [...] war angestochen und wollte gehen und doch blieb ich [...]
(Seite 58 / Z. 16) Immer mehr füllt sich die Gesellschaft. Werther zählt einige Besucher auf. Und irgendwie spürt er die Blicke dass er angesehen wird, Graf C. tritt auf ihn zu (oder ein :D) – er möge sich doch entfernen .
Werther bittet um Entschuldigung, verzieht sich.
Und was macht unser Pantheist ? Er geht nach M., liest in seinem Homer einen Gesang Ulyss von einem Schweinehirten bewirtet wird und geniest die Einsamkeit.
Als er wieder ins Gasthaus kommt, trifft er den Adelin (wer auch immer das nun sein mag) und Werther kommt zu diesem Schluss :
Da fing mich das Ding erst an zu wurmen. Alle, die zu Tische kamen und mich ansahen, dachte ich, die sehen dich darum an! Das gab böses Blut.
Und da man nun heute gar, wo ich hintrete, mich bedauert, da ich höre, dass meine Neider nun triumphieren und sagen: Da sehe man’s, wo es mit den Übermütigen hinausginge, die sich ihres bisschen Kopfs überhöben und glaubten, sich darum über alle Verhältnisse hinauszusetzen zu dürfen, und was des Hundegeschwätztes mehr ist – da möchte man sich ein Messer ins Herz bohren; denn man rede von Selbstständigkeit was man will, den will ich sehn, der dulden kann, dass Schurken über ihn reden, wenn sie einen Vorteil über ihn haben, wenn ihr Geschwätze leer ist, ach, da kann man sie leicht lass.
(Seite 59 Zeile 9-21)


Das Werther eindeutig ein Problem mit der Gesellschaft hat, dürfte wohl klar sein. Erst bleibt er auf der Gesellschaft, dann flüchtet er in die Einsamkeit nach M. Und dass er diesen Gesang – aus gerechnet DIESEN liest – nun ja, ich weiß auch nicht. Auf jeden Fall ein großer Kontrast.
meine Neider nun triumphieren
(Z.12) Welche Neider denn ? Ich weiß zwar immer noch nicht welchem verdammten Stand der Junge angehört – oder besser ich habe es schon wieder vergessen – aber ich glaube irgendwie nicht, dass ein vernünftiger Mensch damals (oder eben eine „Puppe“, wie Werther zu sagen pflegte) auf einen „arbeitsscheuen“, Dichter, Denken, Maler, Pantheist wie es Werther nun mal war, neidisch sein würde. Dafür haben die doch gar nicht weit genug gedacht ?! *verwirt vom eigenen Geschwafel*

Darf ich noch was witziges anmerken ? Die Sprache von damals ist gewiss anders als unsere, aber wie sich so die Sprichwörter ändern ist schon cool:
[...] dass du’s auf die leichte Achsel nimmst.
(Seite 59, Z. 9)
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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 15.10.2004, 16:02

(8)


am 16. März

Werther trifft das Frl. von B. Sie erzählt ihm unter Tränen, wies ihr ergangen ist. Ihre Tante möchte, dass sie den Umgang mit Werther-Boy unterlässt.
Wie immer schweißt Werther dann ab auf sein momentanes Lieblingsthema : Selbstmord. Hier führt er ein Beispiel an, was – nun sagen wir, irgendwie – nun ja, ich zitiere :
Ach, ich habe hundertmal ein Messer ergriffen, um diesem gedrängten Herzen Luft zu machen. Man erzählt von einer edlen Art Pferd, die, wenn sie schrecklich erhitzt und aufgejagt sind, sich selbst aus Instinkt eine Ader aufbeißen, um sich zum Atem zu helfen. So ist mir’s oft, ich möchte mir eine Ader öffnen, die mir die ewige Freiheit schaffte.
(S. 60 , Z. 19- 24) Sagt mal, war es nicht auch total unmoralisch (oder wie auch immer man das nennt ) über seine Suizidgedanken zu schreiben, zu sprechen? Damals war doch alles intime verpönt. Und auch wenn im SuD viel über die Gefühle gesprochen wurde, es erscheint mir fraglich, ob es angesichts diesen Punktes nicht auch große Kritik gegeben haben soll. Goethe wollte ja schockieren, aber ...
Um auf die Pferde zurück zu kommen. Zwei Dinge dazu :
- Werther du alter Hengst :-D
- eine Edle Rasse Pferde ? Womit wir schon wieder beim Thema wären - > Zum einem stellt er sich in gewisser Weise auch wieder über den Rest der Gesellschaft (edel) und zum anderem, versucht er hier mit den Gedanken des Suizid zu rechtfertigen. Er will sich wie die Pferde nur Luft machen. Loser.



am 24. März

Ich habe meine Entlassung bei Hofe verlangt und werde sie, hoffe ich, erhalten, und ihr werdet mir verzeihen, das ich nicht erst Erlaubnis dazu bei euch eingeholt habe. [...] sie mag sich gefallen lassen, wenn ich ihr auch nicht helfen kann. [... ] Ich soll ganz mir selbst gelassen sein, hat er mir versprochen, und da wir uns zusammen bis auf einen gewissen Punkt verstehen, so will ich es denn auf gut Glück wagen und mit ihm gehen
(Seite 60 / 61, Z. 26-27, 31 / 1-4)
Werther möchte am Hofe entlassen werden. Dafür hat er schon einen neuen Fürsten aufgetan, der ihm viele Freiheiten verspricht. Die Worte in seinem Brief wirken unglaublich gewählt, die Sätze sind klar und deutlich, und er macht’s nach dem bewährten Focus-Prinzip : Fakten, Fakten, Fakten ! Wo sind Werthers Gefühle hin ?




Die Abstände der Briefe verlängern sich wieder. Was dieses „Zur Nachricht“ soll, verstehe ich nicht ...



am 19 April

Er verabschiedet sich wirklich von Hofe, bekommt sogar Geld. Das seiner Mutter benötigt er nicht mehr.



am 9.Mai

Werther reist jetzt in seine alte Heimat. Eine Wallfahrt. Er erinnert sich, wie er damals empfunden hat, als er noch kleiner war, und nun doch so ein großer Unterschied :
Wie anders! Damals sehnte ich mich in glücklicher Unwissenheit hinaus in die unbekannte Welt, wo ich für mein Herz so viel Nahrung, so vielen Genuss hoffte, meinem strebenden, sehnenden Busen auszufüllen und zu befriedigen. Jetzt komme ich zurück aus der weiten Welt – o mein Freund, mit wie viel fehlgeschlagenen Hoffungen, mit wie viel zerstörten Plänen.
(S. 61 / 62, Z.33 – 35 / 1-6) Kinder haben noch größere Blubberblasen.

In seiner Heimatstadt stellt er fest, dass sich viel verändert hat. Den alten Häusern ist er wohlgesonnen, die neuen sind ihm zu wieder.

Schön finde ich den Satz, mit dem er diesen Brief beendet :
Ach, was ich weiß, kann jeder wissen – mein Herz habe ich allein
(S. 63 Z. 13) :verlegen:



am 11 Junius

Sage, was du willst, ich kann nicht länger bleiben. Was soll ich hier ?
(S. 63 Z. 24)
Er will noch acht Tage beim Fürsten bleiben. Er fühlt sich ganz wohl, doch er ist „genervt“ von der Angewohnheit des Fürsten ständig seinen „gestempelten Kunstworte“ (S. 63 Z. 37) zu geben.
Werther ist unruhig.
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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 15.10.2004, 17:45

(9)


am 18. Junius

Werther muss noch 14 Tage bleiben, dann zieht er weiter. Ins **sche Bergland.
[...] aber im Grunde ist nichts dran, ich will nur Lotten wieder näher, das ist alles. Und ich lache über meine eigenes Herz – und tu ihm seinen Will.
(S. 64 , Z. 8-10)



am 29 Junius

Werther ist also wieder in Wahlheim. Er ist bei Lotten und Alberten.
Doch er ist ganz außer sich in seinem Brief an Wilhelm. Es ist für ihn schrecklich zu sehn, wenn Alberten Lotten anfasst. Nun macht es ihm also doch was aus.
Sie wäre mit mir glücklicher geworden als mit ihm !
(Seite 64 Z. 21) Hier bin ich mir wieder unschlüssig, warum Werther sie haben will. Weil er sie liebt, oder weil er sie will, um sie zu haben ? Weil glücklich, nun ja, woher weiß Werther, ob sie glücklich ist, oder niet ? Seltsamer Mensch ... Aber ich finde das schon arg krass. Alberten war ja immer der Langweiler. Und er, er, der Werther, der Dichter, Denker, Maler, er soll sie glücklicher machen.
Alle meine Argumente die mir hierzu einfallen würden, kommen erst noch. Sie haben ja viel zeit zusammen verbracht, Spaziert, sie haben eine Liebe für Literatur und Kinder. Das ist es was sie verbindet. Was sie trennt - Alberten ?
Aber kann er sie deshalb glücklicher machen ? Ich stehe an der Klippe meines Verständnis.




am 21 August

Den Brief mag ich :-)
Wie, wenn Albert stürbe? Du würdest! ja, sie würde – und dann laufe ich dem Hirngespinste nach, bis es mich an Abgründe führet, vor denen ich zurückbebe
(S. 65 Z. 18-21) Ja, bring ihn um ! Einer stirbt sowieso ! Los - tu’s !
Na ja, *räsuper* . Präfiguration.

Werther findet seine Gefühle nicht mehr wieder, als er damals das erste Mal Lotten abholte, dieser ganze Schwall an Gefühlen – nichts ist davon noch übrig. Er vergleicht diesen Zustand mit dem einem Fürsten der in sein ausgebranntes Schloss tritt, das er noch in voller Blühte erbaut hatte.



am 3. September

Ich begreife manchmal nicht, wie sie ein anderer lieb haben kann , lieb haben darf, da ich sie so ganz allein, so innig, so voll liebe, nichts anders kenne, noch weiß, noch habe als sie!
(Seite 65,ganzer Brief, Z. 31 - 33) Das steht wieder total im Kontrast zu dem Brief davor ! Erst sind seine Gefühle von einst verschwunden, oder zumindest nicht mehr so, wie sie mal waren, und jetzt liebt er sie unendlich innig. Wie sagte Metägo so schön ?! Gefühl, Gefühl, Gefühl.



am 4. September

Wie die Natur sich zum Herbste neigt, wird es Herbst in mir und um mich her. [...] Sei’s denn, auch das mag zu meinem Schicksal gehören!
(S. 66, Z. 2-3 / 15 ) Werther ist Pantheist. Jetzt wird auch noch Herbst. Und somit fällt seine Stimmung immer mehr. Sein Entschluss Schluss zu machen, wird immer fester und er beginnt schwarz sehn, wir halt nicht besser. Mit Lotten ... Ach, das wissen wir. Werther hat’s halt nicht leicht. :'-(



am 5. September

Na, das erklär mir mal einer :
Sie hatte ein Zettelchen an ihren Mann aus land geschrieben, wo er sich Geschäfte wegen aufhielt
(S. 68 Z.2-3) Werther liest den Zettel und ist angetan.
Wer ist SIE ? Lotten ?



am 12. September

Lottern hat einen Kanarienvogel bei sich daheim :-D Er frisst ihr aus dem Munde. Und küsst die Lotten und den Werther.
Als Lotten dem Vogelschen ein Korn mit dem Munde reicht, schaut er weg. Er kann nicht ertragen, dass sie den Vogel so liebkost. Sie stachle so seine Fantasie an. Und :
Sie traut mir so! sie weiß, wie ich sie liebe !
(Seite 69, Z. 10)
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 15.10.2004, 18:48

(10)


Hier lasse ich jetzt mal nen ganzes Stückchen weg. Da passiert nicht wirklich. Meine Notizen sind nicht unbedingt brauchbar, bzw. bestehen nur aus einem Wort ... hm ...


am 26. Oktober

Werther macht sich mehr und mehr bewusst, dass jeder einmal stirbt, und auch wenn Lotten und Alberten ihn so nett und lieb behandeln, sie würden die Lücke bald mit anderem füllen, sollte er sterben.



Diesen Brief zitiere ich wieder ganz. Einfach weil ich ihn schön finde, und ich an die Seite was gemalt haben : :herz:
(Seite 72, Z. 24-30)

Am 30. Oktober.

Wenn ich nicht schon hundertmal auf dem Punkte gestanden bin, ihr um den hals zu fallen Weiß der große Gott, wie einem das tut, so viele Liebenswürdigkeiten vor einem herumkreuzen zu sehn und nicht zugreifen zu dürfen; und das zugreifen ist doch der natürlichste Trieb der Menschheit. Greifen die Kinder nicht nach allem, was ihnen in den Sinn fällt? – Und ich?





am 3. November

[...] ich lege mich so oft zu Bette mit dem Wunsche, ja manchmal mit der Hoffnung, nicht mehr zu erwachen: [...] Genug, dass in mir die Quelle alles Elends verborgen ist, wie ehemals die Quelle alle Seligkeiten.
(S. 73, Z. 2-3 / 9-10) Diese Zeilen finde ich mal nicht aufgesetzt oder so, ich finde sie richtig schön.

[..] oh! wenn da diese herrliche Natur so starr vor mir steht wie ein lackiertes Bildchen und all die Wonne keinen Tropfen Seligkeit aus meinem herzen herauf in das Gehirn pumpen kann und der ganze Kerl vor Gottes Angesicht steht wie ein versiegter Brunnen [...]
(Seite 73, Z. 23-27) Die Natur löst bei ihm nichts mehr aus. Der Brunnen ist versiegt.
Ein Kontrast zum Brief vom 12. Mai 1771. Der Brunnen sprudelte, erfreute den Werther, die Natur war das schönste überhaupt. Und jetzt ... Werther dreht sich um sich selbst und sein Elend.




am 15. November

Das ist schon starker Tobak :
Ich ehre die Religion, das weißt du, ich fühle, dass sie manchem Ermatteten Stab, manchem Verschmachtenten Erquickung ist. Nur - kann sie denn, muss sie denn das einem jedem sein? Wenn du die große Welt ansiehst, so siehst du Tausende, denen sie es nicht war, Tausende, denen sie es nicht sein wird, gepredigt oder ungepredigt., und muss sie mir es denn sein? Sagt nicht selbst der Sohn Gottes, dass die um ihn sein würden, die ihm der Vater gegeben hat? Wenn ich ihm nun nicht gegeben bin? Wenn mich nun de Vater für sich behalten will, wie mir mein Herz sagt?
Vorrangig sagt er, dass er enttäuscht ist von Gott ?! Da er ja eh Pantheist ist, wir Herbst, fast schon Winter haben, münzt er das jetzt auf Gott um, oder ?
Doch was meint er mit : „Sagt nicht selbst der Sohn Gottes, dass die um ihn sein würden, die ihm der Vater gegeben hat? Wenn ich ihm nun nicht gegeben bin? Wenn mich nun de Vater für sich behalten will, wie mir mein Herz sagt?“ Da denke ich schon die ganze Zeit drüber nach. Aber ich komme zu keinem Schluss.
Wer ist der Sohn Gottes ? Warum sollte Werther ihm nicht gegeben sein ?
Ich blicke da nicht mehr durch.

((Redet ihr noch mit mir ?))



am 15. November

Inzwischen wächst das Verlangen nach Lotten mehr. Seine Sehnsucht. Werther stellt es in seiner subjektiven Sicht so dar, dass es Lotten Spaß macht, ihn zu Grunde zu richten. Und er nimmt den Becher mit „Gift“ (Seite 75, Z.2 ) mit „voller Wolllust“ (Z. 3)
Und manchmal sieht sie ihn so gütig an. Und er schmilzt dahin ...



am 24. November

Und ich sah nicht mehr in ihr die liebliche Schönheit, nicht mehr das Leuchten des trefflichen Geistes, das war alles vor meinen Augen verschwunden. [...] Warum durft’ ich mich nicht ihr zu Füßen werfen? [...] Nie habe ich ihre Lippen so reizend gesehen; es war, als wenn sie sich lechzend öffneten, jene süßen Töne in sich zu schlürfen, die aus dem Instrument hervorquollen, [...]
(Seite 75, Z. 25-28 / 29 / 32-35) Gefühl, Gefühl, Gefühl ... Werther schwangt so, einmal so, dann so. Also wenn ich den Werther nicht verstehen könnte, dann würde ich mal wieder sagen: Kitsch pur, Werther redet Stuss. Aber gut, er ist halt hin und her gerissen.
Interessant finde ich die letzt zitierte Stelle : Werther hat Wahnvorstellungen, er bildet sich ein, Lotten würde nach ihm lechzen ! :-D




Hier zitier ich wieder ganz.
Am 26. November.

Manchmal sag ich mir: Dein Schicksal ist einzig; preise die Übrigen glücklich – so ist noch keine gequält worden. – Dann lese ich einen Dichter der Vorzeit, und es ist mir, als säh ich in mein eigen Herz. Ich habe so viel auszustehen! Ach, sind denn Menschen vor mir schon so elend gewesen?
(S. 76 Z. 5-10 )
Ich finde auch das schön.
Den letzten Satz habe ich mir unterstreichen, und dazu geschrieben : Man denkt „immer“, einem selber ginge es am schlechtesten ...
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 16.10.2004, 15:46

(11)


Am 4. Dezember

Lotten wird für Werther immer mehr in Zwiespalt. Er ist bei ihr zu besuch, und sie spielt auf ihrem Klavier. Die Musik beruhig Werther, aber sie wühlt ihn auch gleich zeitig unglaublich auf. Er schreit Lotten an, sie solle mit Spielen aufhören. Dann geht er auf ihr Drängen hin.




Am 6. Dezember

Werther fühlt sich verfolgt von Lotten. Überall ist Lotten. Wenn er die Augen schließt, wenn er die Augen öffnet. Überall !





Der Herausgeber an den Leser



Werther wird von dem Herausgeber als orientierungslos dargestellt. Er könne seine Gesellschaftlichen Probleme nicht lösen. Er hat keinen Einfluss auf die Leute, er lebt in der Isolation zu hause. Lotten ist W. einzige Ansprechpartnerin.
Über Werthers Probleme schreibt der Herausgeber :
Unmut und Unlust hatten in Werthers Seele immer tiefer Wurzel geschlagen, sich ester untereinander verschlungen und sein ganzes Wesen nach und nach eingenommen
(S 80, Z. 19 – 21) Ich würde das als Seemannsknoten bezeichnen – ziemlich schwer wieder los zu machen ...
Werther wurde „immer unglücklicher und immer ungerechter, je unglücklicher er ward“ (Seite 80 Z. 29) Ein Teufelskreis.


Alberten war noch so wie früher, genauso wie Werther ihn kennen gelernt hatte, wie er ihn mochte. Albert verlies häufig das Zimmer wenn W. da war. Er wollte es W. einfach nicht noch schwerer machen, als es so wie so schon war.

Das klare Wetter konnte wenig auf sein trübes Gemüt wirken, ein dumpfer Druck lag auf seiner Seele, die traurigen Bilder hatten sich bei ihm festgesetzt, und sein Gemüt kannte keine Bewegung als von einem schmerzlichem Gedanken zum anderen.
(Seite 81 Z. 11-14) Werter findet nicht mal mehr in der Natur eine Erquickung. Alles sieht er negativ, er ist grundlegend depressiv. Was letztendlich noch mehr zur Isolation und Monologen führte.

Werther glaubt letztendlich sogar, zwischen Lotten und Alberten alles zerstört zu haben.

Etwas war ich seht schön finde, und was das eigentlich in einem Satz sagt, was sich in Werther verändert hat :
Liebe und Treue, die schönsten Menschlichen Empfindungen , hatten sich in Gewalt und Mord verwandelt.
(Seite 82 Z.17-19)

Du bist nicht zu retten, Unglücklicher! Ich sehe wohl, dass wir nicht zu retten sind.
(S. 83 Z. 29,30)










Anmerkung : Das macht sich jetzt irgendwie doof, ich weiß nie wann ich mit dem Eintrag enden soll.
Und ich glaube nicht, dass ich die letzten 20 Seiten noch schaffe, ich werde es versuchen zu Montag, aber geht mal nicht davon aus .... Ich grüße euch !

V°gel
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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon Besucher » 24.11.2004, 13:58

:-p ;-) B-) :-D Ey yooooooooooooooo!!!!!!!!!!!!!
What's uppppppppp!!!!!!!!!!!!
Das Buch ist superduppagenial!!!!!
Lest es!!!!!!! :-| :-(( :-E :-D

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon Madeleine » 25.11.2004, 17:32

Dear AU !
Thank you for remembering the littlebird for writing a new post of her diary ! But next time, your SPAM will be (.. was heißt löschen ?) ... be ... banished ... (?) ...


Lovely greetz.

maggotline

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 25.11.2004, 18:23

.. Jetzt musste ich erst mal das Dingens wieder suchen, ich glaubte schon, ich hätte das gelöscht, was ich geschrieben hatte :-&


(12)


Er berührte seine unglückliche Leidenschaft und wünschte , dass es möglich sein möchte, ihn zu entfernen. – „Ich wünsch es auch um seinetwillen“, sagt’ er, „und ich bitte dich“, fuhr er fort, „siehe zu, seinem Betragen gegen dich eine andere Richtung zu geben, seine öftern Besuche zu vermindern. Die Leute werden aufmerksam und ich weiß, dass man hier und da drüber gesprochen hat.“ – Lotte schwieg, und Albert schien ihr Schweigen empfunden zu haben, wenigstens seit der Zeit erwähnte er Werthers nicht mehr gegen sie, und wenn sie seiner erwähnte, ließ er das Gespräch fallen, und lenkte wo anders hin.
(Seite 84 / Zeile 8 - 16)
Lotten und – vor allem – Alberten wollen Werther verdrängen aus ihrem Leben. Kann es sein, das Alberten sich bedroht fühlt, Werther könnte ihm Lotten weg nehmen ? Oder sie mit in sein Unglück reißen ? Ersteres erscheint mir sinniger ...

Werthers Dasein, dreht sich zumeist um den Satz
Mir wäre besser, ich ginge
(Seite 86 / 16; Seite 87 / 2). Er empfindet die Winterliche Natur zunehmend als Gegenspieler, als etwas schlechtes, als etwas grausames – was ihm schlechtes will.


Werther ist dann eines Abends wieder bei Lotten daheim, Alberten nicht da. Lotten versucht ihn abzulenken. Ich denke die Textstellen sprechen für sich:
Er wendete die Augen von ihr und ging in der Stube auf und ab und murmelte das „Es kann nicht so bleiben!“ zwischen den Zähnen. – Lotte, die den schrecklichen Zustand fühlte, worein ihm diese Worte versetzt hatten, suchte durch allerlei Fragen seine Gedanken abzulenken, aber vergebens.
(Seite 88 / Zeile 7-11)

Lotten versucht ihn zu beruhigen. Sie sagt ihm, er könne ja ruhig wieder kommen, aber er solle sie doch aufgeben. Wie heißt es so schön : „Wertherboy – lass uns Freunde bleiben !“ Sie will nur das beste für sie. Und trotzdem sagt er immer wieder :
Es ist beschlossen, Lotte, ich will sterben
(Seite 89, Zeile 25)
Jedoch äußert Werther auch, dass er schon „oft“ mit dem Gedanken gespielt hatte, Alberten zu ermorden, doch nur ER komme in Frage zu sterben.
Es ist ein Einförmiges Ding um Werther. Er muss sich opfern, sicher, der einfachste Weg wäre, er ließe von Lotten, ginge fort, weit fort, und suche sich eine andere Geliebte. Doch nein, er lässt von ihr, hält es ihr vor, und sagt er wolle sterben. Er macht sie unglücklich damit, aber ihr gegen über sagt er indirekt ständig, für dich das beste ... Ach Werther ...
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: ... v°gel liest Werther !

Beitragvon vogel » 25.11.2004, 19:03

(13)

Und wie sieht Lotten Werther ?
Seite 91 / Zeile 23 – 30 gibt darüber Aufschluss. Sie lag mit Werther einfach immer auf einer Wellenlänge, sie erzählte ihm alles. ( Tratschtanten ^^) Sie sieht ihn als einen Bruder. Einer Freundin, selbst der Besten, würde sie ihn überlassen.
[...] dass ihr herzliches, heimliches Verlangen sei, ihn für sich zu behalten.
(Seite 91 / 39/40) Lotten ist also im Zwiespalt – immer noch, oder schon wieder ? Alberten sagt, sie soll von ihm lassen. Sie würde ihn gern für sich haben. Ihm sagt sie hingegen, er solle von ihr lassen. Ich frage mich, ob sie sich im klaren ist, das eine Lösung des Konflikts nur erlangt werden kann, wenn sie einen von beiden enttäuscht ? Bzw. von ihm lässt ? Im eigentlichen Sinne tut sie das ja auch – eine Konfliktlösung anstreben – sie sagt Werthern er solle von ihr lassen, aber nicht gleich sterben. Aber wenn Werther nicht stirbt, denkt er weiter an sie, und denkt an sie, und denkt, und denkt ... aber er denkt nicht NACH – das ist das Problem ...


Letztendlich provoziert sie dann aber auch wieder Werthers Gefühle hervor.
Darin in meiner Schublade“, fing sie an, „liegt Ihre Übersetzung einiger Gesänge Ossians; ich habe sie noch nicht gelesen, denn ich hoffte immer, sie von Ihnen zu hören; [...]
Sie will sie von IHM hören !

Ich möchte mich den Gesängen nicht widmen. Wer sie lesen möchte – bitte tut Euch keinen Zwang an – ich fand sie nur schrecklich ..
Jedenfalls fallen Werther und Lotten danach sich heulend in die Arme, als Werther Lottchen küssen will, wird sie hysterisch. Er zieht von dannen. Bum.




13 ist eine gute Zahl. Ich möchte hiermit dann die Aufzeichnungen zu „v°gel liest Werther“ beenden. Wir müssen es ja nicht mehr austreten aus nötig ..
Lotten scheint zu Ahnen, dass Werther sich umbringen will, doch trotzdem sagt sie nichts, als er einen Gesandten nach der Pistole Albertens schickt. Sie lässt den Gesandten ziehen. Und Werther erschießt sich ...
Stellt sich sicher die Frage, warum. Was sollte sie denn Alberten sagen ? „Nein, er bringt sich um!“ Und wie sollte sie das begründen ? Weibliche Intuition ? Ho, als ob daran jemand wie A. geglaubt hätte ...
Sie hätte dem Gesandten nachreiten können. Aber welche Ausrede an Alberten ? „Ich brauche frische Luft.“
Nein, ich denke, sie hatte keine Wahl. Sie musste die Pistole abgeben. Sie musste ertragen, dass er stürbe ... Sie wusste es – weibliche Intuition ...
Man findet Werther mit einem Loch im Kopfe und ein Glas Wein. Tot.





Fazit:
Wie gesagt. Lasst uns enden. Es war eh kein wahres Lesetagebuch. Ich weiß, Ihnaltsangaben kann man auch wo anders erfahren. Und nun last mich eines fragen – wer von euch, war so gelangweilt, dass er’s gelesen hat ?

Aber eines würde ich dann doch gern wissen, wir könne ’s auch in Kunst und Handwerk klären. Was macht denn ein Lesetagebuch aus ?! Was muss da rein ?

Aber gut. Ich bedanken mich beim Leser :tanx: und verabschiede mich hiermit ...


Grüße,

kleinervogel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.


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