Der Lyriker
(1)
sehnsucht umkreist mich wie ein billiges schiff
wie ein fahnenkreis
wie luft die unüberwindlich
in der dämmerung hin und her trottet
weisse segel
notdürftig vernagelt
schmetterlinge umkreisen das lied
das nie gesungene
sehnsucht umkreist mich wie ein schwankendes schiff
wie leuchtmatratzen
wie luft oder schaumschläger
die dämmerung in den spiegel tragen
wacklige metaphern ziehen ein
das ist gut
das ist gut
du bist der beste
aber nichts bleibt davon übrig
die worte sammeln sich und fordern eine einstweilige verfügung
sie möchten nicht dass man sie hineinträgt wie ein schönwort
pinien fallem um
kreischende äste
der ganze wald fällt in ohnmacht
notdürftig vernagelt
die dämmerung die nicht aufhört in den spiegel zu schauen
flocken von abgekauten metaphern
gierig hineingeklemmt ins gedicht
pfeifen tanzen nach dieser nase
sie spähen ihn aus
sie sind verrückt nach seinem gehabe
das schönwort umzingelt es
belegt die kreide mit süßstoff
aber kreide muss doch bitter schmecken
Der Lyriker
Der Lyriker
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(2)
die welt darf für den lyriker immer nur
aus bausteinen bestehen
aus schweigen und nicht sattgewordenen mündern
wenn der lyriker schweigt
muss er das gefühl haben er lebe in einem gefängnis
und der einzige schlüssel den er hat ist sein nächstes wort
(2)
die welt darf für den lyriker immer nur
aus bausteinen bestehen
aus schweigen und nicht sattgewordenen mündern
wenn der lyriker schweigt
muss er das gefühl haben er lebe in einem gefängnis
und der einzige schlüssel den er hat ist sein nächstes wort
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(3)
offenbar ist es leicht
sich zwischen den zeilen zu verstecken
ein graues tal versteckt
hinter farbenfrohen kastanien
die zeit wächst krumm
der lyriker sitzt am fenster und weiß nicht mehr
warum ihn das alles so wenig bekümmert
offenbar ist es leicht
sich zwischen den zeilen zu verstecken
(3)
offenbar ist es leicht
sich zwischen den zeilen zu verstecken
ein graues tal versteckt
hinter farbenfrohen kastanien
die zeit wächst krumm
der lyriker sitzt am fenster und weiß nicht mehr
warum ihn das alles so wenig bekümmert
offenbar ist es leicht
sich zwischen den zeilen zu verstecken
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Lyriker
(4)
der lyriker schaut zum mond
der manchmal auch ein planet
der nebel der ihn siebt wie grundloses metall
glocken winken ihm zum grusse
ein kleiner scherz für den abendstuhlgang
nebel verklemmend
zwischen den autobahnschichten
bewölkte strassen
uniformierte nacht
die sterne streiken
soldaten setzen ihren weg fort
freizeichen werden zur seltenheit
vielleicht hört er dann auf der lyriker
dieser nichtsager
dieser in rätsel umrätselte
die scherze treiben dahin
haustiere pfeifen
gänse marschieren auf
alles im gleichklang
der lyriker schweigt über alles
er hängt seine worte in den nebel
und sieht nichts mehr
(4)
der lyriker schaut zum mond
der manchmal auch ein planet
der nebel der ihn siebt wie grundloses metall
glocken winken ihm zum grusse
ein kleiner scherz für den abendstuhlgang
nebel verklemmend
zwischen den autobahnschichten
bewölkte strassen
uniformierte nacht
die sterne streiken
soldaten setzen ihren weg fort
freizeichen werden zur seltenheit
vielleicht hört er dann auf der lyriker
dieser nichtsager
dieser in rätsel umrätselte
die scherze treiben dahin
haustiere pfeifen
gänse marschieren auf
alles im gleichklang
der lyriker schweigt über alles
er hängt seine worte in den nebel
und sieht nichts mehr
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Lyriker
(5)
er sitzt in seinem zimmer
versucht geräusche nachzuahmen
das fallen von wäscheklammern
das kratzen eines fusses
das schimpfen der eintagsfliegen
wohin bringt uns das leben im winter
es bringt uns um um um um
spielende kinder die zuhause bleiben
ein melancholischer fisch der davon träumt
im nächsten leben angler zu werden
ein aufwachen ohne dass man aufwacht
ein aufstehen ohne dass man aufsteht
er sitzt in seinem zimmer
schreibt alles auf
als würde es wirklich geschehen
(5)
er sitzt in seinem zimmer
versucht geräusche nachzuahmen
das fallen von wäscheklammern
das kratzen eines fusses
das schimpfen der eintagsfliegen
wohin bringt uns das leben im winter
es bringt uns um um um um
spielende kinder die zuhause bleiben
ein melancholischer fisch der davon träumt
im nächsten leben angler zu werden
ein aufwachen ohne dass man aufwacht
ein aufstehen ohne dass man aufsteht
er sitzt in seinem zimmer
schreibt alles auf
als würde es wirklich geschehen
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Lyriker
(6)
er durchsucht den briefumschlag nach worten
nach dem geschmack ihrer lippen durchsucht er ihn nicht
er legt ihn neben dem briefbeschwerer
(es ist nicht zu begreifen warum die beiden sich plötzlich so gut verstehen)
das ist der moment die augen zu schliessen
die finger auf die tasturen zu legen
geräuschlose metaphern
tauchen auf – tauchen ab
er sucht die spuren des freigängers
des laubentferners
er möchte sich
in seine eigenen heimlichkeiten einwickeln
er sucht ihren atem nicht
das wäre eine spur zu nah
(6)
er durchsucht den briefumschlag nach worten
nach dem geschmack ihrer lippen durchsucht er ihn nicht
er legt ihn neben dem briefbeschwerer
(es ist nicht zu begreifen warum die beiden sich plötzlich so gut verstehen)
das ist der moment die augen zu schliessen
die finger auf die tasturen zu legen
geräuschlose metaphern
tauchen auf – tauchen ab
er sucht die spuren des freigängers
des laubentferners
er möchte sich
in seine eigenen heimlichkeiten einwickeln
er sucht ihren atem nicht
das wäre eine spur zu nah
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(7)
zeilen in den fluss geworfen
der lyriker betrachtet immer erst
den schmutz bevor er nachsieht
ob auch alles andere verkümmert
die langen gesichter die nur den pfeifengesang wollen
jene die so gleichgültig bleiben
als hätten sie
während sie die zeilen anfingen
gewusst was sie am ende schreiben
der lyriker muss beschmutzen von dem die
anderen die immer auf ihn zeigen
um sich selbst unkenntlich zu machen
behaupten
er schreibe ja die welt so wie sie gar nicht ist
der lyriker schreibt sie immer zu gut
darum verdirbt er hinter her auch
allen die stimmung
(7)
zeilen in den fluss geworfen
der lyriker betrachtet immer erst
den schmutz bevor er nachsieht
ob auch alles andere verkümmert
die langen gesichter die nur den pfeifengesang wollen
jene die so gleichgültig bleiben
als hätten sie
während sie die zeilen anfingen
gewusst was sie am ende schreiben
der lyriker muss beschmutzen von dem die
anderen die immer auf ihn zeigen
um sich selbst unkenntlich zu machen
behaupten
er schreibe ja die welt so wie sie gar nicht ist
der lyriker schreibt sie immer zu gut
darum verdirbt er hinter her auch
allen die stimmung
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(teil
er verbringt den tag damit
sich selbst im weg zu liegen
sich selbst ein bein zu stellen
schafft er schon nicht mehr
er hastet von punkt zu punkt
er weiß ja selber nicht
warum er es so eilig hat
er würde sich gerne gegen
sich selbst zu wehr setzen
aber er traut sich nicht
er fürchtet
er wäre stärker als er
(teil
er verbringt den tag damit
sich selbst im weg zu liegen
sich selbst ein bein zu stellen
schafft er schon nicht mehr
er hastet von punkt zu punkt
er weiß ja selber nicht
warum er es so eilig hat
er würde sich gerne gegen
sich selbst zu wehr setzen
aber er traut sich nicht
er fürchtet
er wäre stärker als er
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(9)
wie eine hilflose kartoffel den boden berührt
ohne zu staunen
wie ein spanischer könig eine rede hält
ohne dass ihn jemand versteht
mit diesem gedicht wollte ich folgendes ausdrücken
so wie man einen sargdeckel öffnet so schliesst man ihn nicht
der taktstock kommt mir übrigens abhanden
ich sage dass nur damit hier keiner die poesie vermisst
(mit wem rede ich da eigentlich
ein wortwechsel mit mir selber
: wie gefällt dir das gedicht
: ach)
der sargmeister weiß bescheid
er pfeift ein lied für die zukurzgekommenen
das wahlrecht ist für die toten abgeschafft
und so was nennt sich demokratie
ein schuhwechsel wäre jetzt nötig
fische tanzen auf dem balkon
im zimmer hängt eine tauber zustand
und will einfach nicht gehen
(9)
wie eine hilflose kartoffel den boden berührt
ohne zu staunen
wie ein spanischer könig eine rede hält
ohne dass ihn jemand versteht
mit diesem gedicht wollte ich folgendes ausdrücken
so wie man einen sargdeckel öffnet so schliesst man ihn nicht
der taktstock kommt mir übrigens abhanden
ich sage dass nur damit hier keiner die poesie vermisst
(mit wem rede ich da eigentlich
ein wortwechsel mit mir selber
: wie gefällt dir das gedicht
: ach)
der sargmeister weiß bescheid
er pfeift ein lied für die zukurzgekommenen
das wahlrecht ist für die toten abgeschafft
und so was nennt sich demokratie
ein schuhwechsel wäre jetzt nötig
fische tanzen auf dem balkon
im zimmer hängt eine tauber zustand
und will einfach nicht gehen
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(10)
entschuldigen sie dass ich mich neben sie setze
eigentlich wollte ich nach draussen
man sagte mir dort sei ein zirkus
ein windrad trete auf dass die geräusche einer lachmöwe nachahmen kann
aber nun sitze ich hier fest und an allem tragen sie schuld
ihre globalen augen betrachten mich wie einen leicht handbaren anrufbeantworter
auf ihre fragen werde ich nicht antworten
wo kämen wir da hin
licht auf einer verschmutzten strasse
ein füllfederhalter der noch einen einzigen tintenklecks machen könnte
aber keiner ahnt das
jeder hält ihn für leer
eigentlich wollte ich ja nach draussen
man sagte mir
man könne heute an den sternen vorbeisehen
reden sie gerne von der zukunft
mich erinnern diese märchen immer an das katz und maus spiel
solange die katze noch hoffnung hat glaubt die maus davon zu kommen
(10)
entschuldigen sie dass ich mich neben sie setze
eigentlich wollte ich nach draussen
man sagte mir dort sei ein zirkus
ein windrad trete auf dass die geräusche einer lachmöwe nachahmen kann
aber nun sitze ich hier fest und an allem tragen sie schuld
ihre globalen augen betrachten mich wie einen leicht handbaren anrufbeantworter
auf ihre fragen werde ich nicht antworten
wo kämen wir da hin
licht auf einer verschmutzten strasse
ein füllfederhalter der noch einen einzigen tintenklecks machen könnte
aber keiner ahnt das
jeder hält ihn für leer
eigentlich wollte ich ja nach draussen
man sagte mir
man könne heute an den sternen vorbeisehen
reden sie gerne von der zukunft
mich erinnern diese märchen immer an das katz und maus spiel
solange die katze noch hoffnung hat glaubt die maus davon zu kommen
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(11)
können sie mich vielleicht ihrer wolllust vorstellen
die angst die zittert sie zu fragen lacht mich aus
ich bekomme davon falten und sehe noch ärger drein als ohnehin schon
wir könnten uns das meer kaufen und darin baden
es ist zu gross wir würden uns ganz sicher darin verlieren
vielleicht verbrächten sie sogar eine minute mit mir ohne gleich an fahnenflucht zu denken
draussen blühen die schneekehrer
schneeraupen treiben den zorn nach vorn
eiszapfen wandern aus
die fremde lügt uns an
denn sie behauptet ganz nah zu sein
blicke durch unbekannte regenschirme
von einem mond zum anderen
das füttern der planeten ist allerdings strengstens verboten
(11)
können sie mich vielleicht ihrer wolllust vorstellen
die angst die zittert sie zu fragen lacht mich aus
ich bekomme davon falten und sehe noch ärger drein als ohnehin schon
wir könnten uns das meer kaufen und darin baden
es ist zu gross wir würden uns ganz sicher darin verlieren
vielleicht verbrächten sie sogar eine minute mit mir ohne gleich an fahnenflucht zu denken
draussen blühen die schneekehrer
schneeraupen treiben den zorn nach vorn
eiszapfen wandern aus
die fremde lügt uns an
denn sie behauptet ganz nah zu sein
blicke durch unbekannte regenschirme
von einem mond zum anderen
das füttern der planeten ist allerdings strengstens verboten
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(12)
der lyriker knickt um
er fragt nicht wie das passieren konnte
er schreibt es auf
und dann erscheint es ihm
als wäre es nur in seinem kopf geschehen
(12)
der lyriker knickt um
er fragt nicht wie das passieren konnte
er schreibt es auf
und dann erscheint es ihm
als wäre es nur in seinem kopf geschehen
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Der Lyriker
(13)
der spitzwegdichter schaut sich um
endlich ist der maler verschwunden
und er kann endlich seine position wechseln
der dichter glotzt in die leere seines zimmers
entdeckt in der ecke eine fliegenklatsche
wenn nichts mehr hilft
schlägt er eben einer fliege die ihren tod längst vergraben hat und
im lichtnetz ihrer nichtexistenz durch den raum schwebt
lichtfluten voll wahrheiten
die nacht wäre heller gewesen als sonst wenn sie gewollt hätte
die lage war ernst
der tag verschroben
später
später
früher
früher
irgendwo liegt ein dichter
von spitzweg verlassen
selbst den regenschirm hat er mitgenommen
dieser hungrige maler
(13)
der spitzwegdichter schaut sich um
endlich ist der maler verschwunden
und er kann endlich seine position wechseln
der dichter glotzt in die leere seines zimmers
entdeckt in der ecke eine fliegenklatsche
wenn nichts mehr hilft
schlägt er eben einer fliege die ihren tod längst vergraben hat und
im lichtnetz ihrer nichtexistenz durch den raum schwebt
lichtfluten voll wahrheiten
die nacht wäre heller gewesen als sonst wenn sie gewollt hätte
die lage war ernst
der tag verschroben
später
später
früher
früher
irgendwo liegt ein dichter
von spitzweg verlassen
selbst den regenschirm hat er mitgenommen
dieser hungrige maler
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Lyriker
(14)
vor den kassenschlangen fürchtet er sich
er ist sich nicht immer sicher heil herauszukommen
die kaugummispuckenden kinder
tragen schwere schulranzen in den händen
der nach motorschweiss stinkende bankangestellte
muss sich wohl einige menge fragen gefallen lassen
des lyrikers schnürsenkel heucheln beständigkeit
woraufhin sie sich in alle bestandsteile auflösen
wenn er aus dem supermarkt kommt hat er manchmal den eindruck er war gar nicht drin
wären da nicht die bellenden hunde die nicht hineindürfen
und die pfützen in die die jungs pissen um sich von den mädchen zu unterscheiden
und wäre da nicht oma fritz die immer ein pfund mehl bezahlt und ein pfund mehl stiehlt
(14)
vor den kassenschlangen fürchtet er sich
er ist sich nicht immer sicher heil herauszukommen
die kaugummispuckenden kinder
tragen schwere schulranzen in den händen
der nach motorschweiss stinkende bankangestellte
muss sich wohl einige menge fragen gefallen lassen
des lyrikers schnürsenkel heucheln beständigkeit
woraufhin sie sich in alle bestandsteile auflösen
wenn er aus dem supermarkt kommt hat er manchmal den eindruck er war gar nicht drin
wären da nicht die bellenden hunde die nicht hineindürfen
und die pfützen in die die jungs pissen um sich von den mädchen zu unterscheiden
und wäre da nicht oma fritz die immer ein pfund mehl bezahlt und ein pfund mehl stiehlt
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?
Re: Der Lyriker
Hilbi, diese Reihe finde ich ganz wunderbartoll. Einige ganz besonders, z.B 1 und 3 aber auch den ganzen rest. Warum ist 12 doppelt? hat das überhaupt einen Grund?
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
sarah kane
sarah kane
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