Anthologie der Gesetze

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Hilbi
Melpomene
Beiträge: 792
Registriert: 14.05.2003, 19:08
Wohnort: Heuchelheim (bei Giessen)

Anthologie der Gesetze

Beitragvon Hilbi » 08.01.2005, 23:55

Anthologie der Gesetze

(1)


ganz dünn war er plötzlich
der mann der jede stadtkarte so hielt dass man nur erfuhr welche wegweiserschilder nach draussen führten

seine freundin der er manchmal briefe zusteckte von anderen männern geschrieben aber von ihm
wunderte sich nicht
pausenlos versuchte er die karte in eine halbwegs richtige richtung zu halten

aber vielleicht war es ja romantisch draussen zu sein
in irgendeiner röhre zu sitzen wartend bis es anfing
zu regnen

bald fängt es an
murmelte er
hält ihr die neusten briefe hin und verschwindet hinter seiner stadtkarte

sie las
es waren die worte eines sorglosen
ja fast eines unruhestifters
einer der schon morgen wieder damit beginnen könnte häuser zu besetzen

es regnet nicht
sagte sie
es begann zu regnen

etwas wurde zusammengeschraubt und unter einer dünnen jacke versteckt
und irgendwann würde es wiederauftauchen
die erinnerung an diese nacht
der schaum schien von den wolken zu fallen
die sterne tanzten einem pfeifkonzert hinterher

irgendwo war etwas da
schuldete geld
schuldete worte
zog sich gerade um
nur um die nacht damit zu bedecken



(2)


karin fragte dorte waruim reiner zu den soldaten geht
keiner verstand es
reiner aber sagte
ich gehe nicht

niemand missverstand die bushaltestellen
alle standen sie da wie gekommen
keiner sucht entfernung; (keiner bewies das alles nur ein irrtum war)

jemand log
aber niemand gab zu die wahrheit zu kennen
alles war am anfang

als reiner zu den soldaten ging
umringt von tausend fragen
sehnte er sich nach einem diebstahl
nach etwas dass danach kommen könnte
dass ihm die augen öffnet und sagt
wach auf

er wachte auf
er wachte auf um scherze zu atmen
er dachte an die flüsse
dachte an petra die so oft am fluss stand
und einmal war es richtig romantisch
da saßen sie zusammen
und sie sagte
: manchmal stelle ich mir vor du wärst ein buch
und ich müsste nur umblättern um zu wissen dass es manchmal eben nicht mehr weitergeht...



(3)


klopfen
ein klopfen war nicht zu hören
noch nicht einmal das jemand sagte
es habe geklopft

da war ein ausschenken mit armen
da war ein versenken von gebissen
da wurde scherze überprüft nach gewicht

das fallen der leitern fanden alle glänzend
die rufe verhallten schnell weil keine rufe da waren
es war ja auch kein klopfen da
wer nicht ruft kann nicht klopfen
und wer nicht klopft

und doch war es eine unruhige nacht
weil alle schliefen
und manche viel zu laut
Wenn der Himmel so blau ist, warum wird es dann finster?

Zurück zu „Gedichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 343 Gäste