Burren, meerwärts

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Glaukos
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Burren, meerwärts

Beitragvon Glaukos » 12.01.2005, 14:49

Burren, meerwärts

Weil das Meer deine Gedanken liest
kommen die Möwen
durch den Sand
mit hautoffenen Augen
wachsen die Schreie der Kinder
in der Brandung ans untere Ende
des Horizonts, der weiß ist
wie deine Farbe, wenn Du
mich ansiehst über die
andere Brücke des Meeres
zwischen uns
passt kein Zeichen, kein Signal
berührt diesen Gedanken

[08/2004]

Glaukos
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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon Glaukos » 12.01.2005, 15:14

Ach ja, zum Textverständnis: Der Burren ist eine Landschaft im Mittelwesten von Irland.

SMID
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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon SMID » 12.01.2005, 18:45

Sehr verehrter Herr Glaukos,

Sie haben also Ihren Sommer-Urlaub im Burren verbracht? Interessant. Lassen Sie mich Ihnen kurz mitteilen, dass das auf mich befremdent wirkt. Wir, das heisst meine Familie und ich, das heisst Cordula, klein Franz, Schnupfen, unser Hund und ich, also wir verbringen Urlaub immer auf Standplatz 46B, auf dem Campingplatz in Trezenmoelde in der Kurpfalz, seit 1979.

Ausserdem muss ich Ihnen mitteilen, dass sich unsere ganze geschlossene Familie darueber empoert, Schnupfen, unser Hund, eingeschlossen, dass Sie kurz nach der schrecklichen Tsunami Katastrophe so ein Gedicht vorlegen. Wir haben uns mit voller Ekel abgewandt. Hat Literatur von heute etwa keinen Geschmack mehr? Wie kann man sich ueber ein Gedicht erfreuen, wenn im Kopf noch all die Bilder von den elenden Verwuestungen und Zerstoerungen im Kopf praesent sind?

Herr Glaukos, dieser Einwand muss Sie aufwecken!

Sie schreiben von Schreien und Brandung und hautoffenen Augen - - entsetzlich!

Kein Zeichen, kein Signal - - fuerchterlich!

Auch wenn Sie dieses Gedicht vor dem Tsunami geschrieben haben, das mag angehen, aber dann seien Sie doch bitte so herzlich und lassen Sie es bei sich in der Schubladen, nehmen Sie es zu einem spaeteren Stuendlein wieder hervor. So eine unpassende Verkettung, das bringt Unheil. Auch die Unwetter in England schon wieder - - ich denke, Dichter muessen sensibel fuer so etwas sein! Seid ihr das etwa nicht? Ihr muesst doch Mitgefuehl haben!

Also, im geschlossenen Widerstand gegen gefuehlslose Dichtung moechte ich heute ein Wort fuer die Stummen und Elenden dieser Welt sprechen. Keine Dichtung, die sich ueber die Gefuehle und Rechte der Hilflosen hinwegsetzt, missachtet oder in den Schmutz zieht! Auch nicht unbeabsichtigt!

In diesem Sinne
SMID

Glaukos
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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon Glaukos » 12.01.2005, 19:00

Oh Smid,

ich streue Asche auf mein Haupt.
Anscheinend habe ich die schreckliche Flut wirklich verschlafen. Ich poste im übrigen fast nur "olle Kamellen", weißt du doch! Auch hier.
Je nun, wie kann ich das wiedergutmachen?

Der Glaukos



P.S.: Ich hoffe, der Hund hat sich vom Schnupfen erholt.

SMID
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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon SMID » 12.01.2005, 19:10

Naja, Herr Glaukos,

spaete Einsicht ist besser als nichts.

Das dicherische Gewerbe sollte genauso umsichtig vorgehen, wie die stahlverarbeitende Industrie. Wenn das Hochhaus einmal steht, kann man auch nicht sagen: /Entschuldigen, aber vom 4ten Stock ab haben wir nur mir billigem Mischstahl gearbeitet, also, ihr wisst, ab Erdbeben 5,0 faellt das Haus um./

Aber nun gut, ich will die Sache nicht breittreten.

Einen besinnlichen Abend wuenscht Familie Kummerfeldt

vertretungsweise SMID

Glaukos
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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon Glaukos » 12.01.2005, 19:24

Ehrenwerter Smid,

ich weise Sie nur kurz darauf hin, dass ich (leider) nicht über die Gabe der Vorhersicht verfüge.

Im übrigen hätte ich mein Gedicht mit keinem Tsunami der Welt in Verbindung gebracht - aber die Verbindung scheint doch naheliegend zu sein und mein Geist zu sehr von seinen eigenen Bildern gefangen|befangen.

Je nun,
ich zünde hier ein kleines Flut-Licht an,
und erwäge als Ameisenschritt aus dieser Bredouille, zumindest aus den "Schreien der Kinder" die "Rufe der Kinder" zu machen ...

Herzlichst,
Tolya

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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon Edekire » 12.01.2005, 19:34

Hallo Tolya :-)

Mir gefällt dein gedicht.
es ist irgendwie sehr meerstimmig. einzig lese ich immr am anfang: ..kommen die möwen durch den sand...
das löst in meinem kopf eine ziemlich komische vorstellung von einer möwe die durch den sand kriecht der sich in dieser vorstellung wie eine art teppich verhält...das irritier mich irgendwie sehr.
vieleicht ein punkt? ich weiß es sind keine sonstigen drin, aber es sit schon etwas merkwürdig...
"hautoffnene" ist ein schönes wort...

ich gebe zu das ist keine sehr hilfreicher kommentar aber naja, was solls :-)
lg
edekire
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
sarah kane

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Re: Burren, meerwärts

Beitragvon Glaukos » 12.01.2005, 22:11

kein sehr hilfreicher kommentar aber naja, was solls :-)


Doch, es ist immer hilfreich, merci ;-)
Das mit dem Sand ist mir selbst noch gar nicht so aufgefallen, du hast ganz Recht.

Beste Grüße
Tolya


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