A Poem

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Ocean
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A Poem

Beitragvon Ocean » 15.01.2003, 23:30

Die Liebe,
Ein schönes Wort,
Mit schönem Klang.

Doch ist dieses klingende Wort so schön?
So schön wie ein Gefühl?

Ein Gefühl,
Welches man in jedem Teil seines Körper empfindet,
Welches den Körper durchfließt,
In all, all seiner übermenschlichen Kraft.

Wo das Herz eins wird mit der inneren Geborgenheit,
Der Seele.
Der Seele eines Menschen, eines Individuums,
Welches dieses Gefühl erwidert.

Dieses Gefühl,
so unabhängig von Entfernung und äußerlichen Einfluss,
so unabhängig von Tag und Zeit.

Ein Gefühl,
Welches Zeit und Raum überwindet.
Welches Hass und Neid widersteht,
Welches Eifersucht und Lüge verachtet.

Ein Gefühl das bleibt, ob jetzt oder in der Ewigkeit.
Ein Gefühl, das sagt "Ich liebe Dich"!

Auch wenn der Körper einmal geht, das Gefühl bleibt.


Grüße,

Ocean
Und Gott schuf das Internet für die bessere Verständigung seiner Schäfchen...

razorback
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Re: A Poem

Beitragvon razorback » 16.01.2003, 12:17

Hmmmm...

Ich habe Schwierigkeiten mit der Aussage dieses Gedichtes, aber dazu später. Zunächst eine Frage: Warum schreibst Du in Versen? Für mich (kein Gedichtfachmann) hat das einen typischen Prosarhythmus und die Einteilung in Verse und Strophen scheint willkürlich.

Dann ist der viermalige Einsatz von "welches" sprachlich nicht so schön, es macht den Text geschraubt, was er bei dem Thema und der wuchtigen Wortwahl (Liebe, Herz, Seele) nicht gut verträgt. Vielleicht einfach durch "das" ersetzen?

Jetzt aber zur Aussage. Ich finde zwei Themen, das zweite zuerst:

2.) Wahre Liebe ist ewig und unwandelbar:

Dieses Gefühl,
so unabhängig von Entfernung und äußerlichen Einfluss,
so unabhängig von Tag und Zeit.


Ein Gefühl das bleibt, ob jetzt oder in der Ewigkeit.
Ein Gefühl, das sagt "Ich liebe Dich"!


Das ist Ansichtssache, man kann dem zustimmen oder nicht. Ich würde zumindest die Unwandelbarkeit bestreiten, aber es stört mich nicht, dass Du eine andere Ansicht hast als ich. Mich stört das andere, das erste Thema ein wenig:

1.) Liebe ist mehr, als der Begriff aussagen kann:

Doch ist dieses klingende Wort so schön?
So schön wie ein Gefühl?


Zunächst einmal finde ich das Wort gar nicht so schön. Eine italienische Bekannte von mir meinte einmal, verglichen mit "I love you", "je t'aime" und "ti amo" klingt "Ich liebe Dich" mehr wie eine Drohung. Obwohl ich die Deutsche Sprache sehr liebe, musste ich zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hatte.
Aber abgesehen davon - das ist ein Allgemeinplatz. Selbstverständlich kann ein Begriff dem Gefühl nicht gleichkommen, er kann es nur bezeichnen. Wenn das anders wäre, würden wir alle den ganzen Tag rumsitzen und seelig "Liebe, Liebe, Liebe..." vor uns hibrabbeln, gelegentlich unterbrochen von "Sex, Sex, Sex" und "Kaninchen in Weinsosse" oder so:-D (Wenn ich so überlege - als Mantras nicht uninteressant :-D :-D ).
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Re: A Poem

Beitragvon gelbsucht » 17.01.2003, 22:37

Hallo Razorback,

sag mal wie machst du das: immer so fair und sachlich andere Texte zu kommentieren? Wirklich: ich bewundere das. Wenn ich so einen Text, wie den hier lese, empfinde ich die unstillbare Lust, etwas rabiater zu Werke zu gehen und etwas wenig schmeichelhaftes zu schreiben, wie z.B. folgendes:

Hallo Ocean!

Du bist der lebende Beweis, dass die mediale Gehirnwäsche funktioniert. Du bist ein Paradebeispiel dafür, wie man den Schwachsinn, für den eigentlich nur pubertäre, metamorphe Lebensformen (Teenies) empfänglich sind, nicht nur hören und gut finden, sondern auch noch wiederkäuen kann. Dein Text besteht ausschließlich aus leeren Phrasen. Phrasen, wie man sie alle Nase lang wieder zu hören bekommt in der immer wieder neu aufgelegten, bescheuerten Show, die nichts als die Statisten und die Namen ändert, die da lauten: NewKidsOnTheBlock, Take That, Worlds Apart, Backstreet Boys, N'Sync, No Angels, Bro'Sis usw. Was hat das mit Liebe zu tun? Nichts! Ich werde dir mal eine Neuigkeit über die Liebe verraten: sie ist grausam. Sie gleicht einer Krankheit (siehe dazu: "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe oder "Die Welt als Wille und Vorstellung" von Arthur Schopenhauer) und hat mehr Menschen zugrundegerichtet, als beide beschissenen Weltkriege zusammen. "Ein Gefühl das bleibt, ob jetzt oder in der Ewigkeit." Das ist auch so eine Lüge. Schau dir die Scheidungsrate in Good Old Germany an. Oder lies Erich Kästner:

Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut.

usw.

Und was soll dann dieser ganze Wortbalast: Gefühl, Körper, Kraft, Seele, Menschen, Individuum, Zeit und Raum, Hass, Neid, Lüge, Ewigkeit. Geht es vielleicht noch etwas abstrakter? Das klingt für mich, als willst du uns eine Predigt halten. Aber: Hallo, wir leben im 21. Jahrhundert! You're a Twentyfirst Century Girl, too. Hallo! Postmoderne - schon mal gehört? Begriffe wie Seele sind seit spätestens 1891 passé!
Ein Gefühl, das sagt "Ich liebe Dich"!

Auch wenn der Körper einmal geht, das Gefühl bleibt.
Tut mir Leid, aber mit solchen schnöden, blöden, öden Gefühlsduseleien wirst du es in diesem Forum sehr schwer haben. Da brechen bei mir alte Verhaltensmuster durch und ich mutiere unversehens zu dem giftigen, grünen Gartenzwerg, der ich einmal war.

Okay, es ist dein zweites Gedicht. Ich will ja nicht gleich deine ganzen poetischen Ambitionen zerfleischen. Versuch doch mal bei Nr. 3 ein etwas persönlicheres, konkreteres, anschaulicheres Thema! Vielleicht auch nicht ganz so dramatisch und dick aufgetragen ("Seele", "Ewigkeit")! Mit einfachen Worten und originären Ideen läßt sich heute mehr Wirkung erzielen als mit Pathos und Wortwuchtgewichten! Außerdem sind Wiederholungen zwar als Stilmittel unerläßlich für das Gedichteschreiben, aber man kann es auch übertreiben ("Ein Gefühl" und "Welches")! Auch in der Kunst gilt: mit Maß, nicht en masse.

;-) gelbe grüsse :-)

Okay, das war wahrscheinlich etwas hart. Entschuldigung, ich bin sonst, eigentlich, meistens ganz normal in der Birne. Aber letztendlich wird es dir mehr nützen, wenn ich die Dinge klar beim Namen nenne, anstatt hier um den sprichwörtlichen, heißen Brei herumzureden. Manchmal muss man sich eben auch beim Laufenlernen eine Beule holen. :-D
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

razorback
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Re: A Poem

Beitragvon razorback » 20.01.2003, 15:50

Hallo Geldbdirk!:-D

Himmel, bekomme ich jetzt noch den Ruf, einer von den Sanften zu sein. Vielleicht sollte ich meinen Nick in Piglet ändern...

Allerdings, gelb, nagt jetzt doch der Zweifel an mir. Ist es möglich, dass Ocean meint, ich habe gelobt? Nein, oder? Es gibt (nur) zwei Punkte, in denen ich mit Deiner Kritik nicht konform gehe:

Ich werde dir mal eine Neuigkeit über die Liebe verraten: sie ist grausam. Sie gleicht einer Krankheit (siehe dazu: "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe oder "Die Welt als Wille und Vorstellung" von Arthur Schopenhauer) und hat mehr Menschen zugrundegerichtet, als beide beschissenen Weltkriege zusammen. "Ein Gefühl das bleibt, ob jetzt oder in der Ewigkeit." Das ist auch so eine Lüge. Schau dir die Scheidungsrate in Good Old Germany an. Oder lies Erich Kästner...


Na, na, sind da womöglich eigene Wunden aufgerissen:-D . Die Unmöglichkeit ewiger Liebe ist für mich ebenso ein Klischee wie die ewig brennende Liebe. Für mich liegt das Wesen einer dauernden Liebe eher im Wandel des Gefühls (weswegen ich mich bei dem Gedicht an "unwandelbar" und nicht an "ewig" gestossen habe). Aber das ist alles in allem Erfahrungs und Glaubenssache, eigentlich nichts, worüber man mit Argumenten sinnvoll streiten kann. Allerdings, gelbsucht, hast Du in einem Punkt sicher recht: Auch ich vermute hier eher ein Nachbeten von oft Gehörtem, als einen Glauben aus eigener Erfahrung. Allerdings - wir können uns irren. Nicht jeder kann Empfindungen so präziese umsetzen wie Kästner.

Und was soll dann dieser ganze Wortbalast: Gefühl, Körper, Kraft, Seele, Menschen, Individuum, Zeit und Raum, Hass, Neid, Lüge, Ewigkeit. Geht es vielleicht noch etwas abstrakter? Das klingt für mich, als willst du uns eine Predigt halten. Aber: Hallo, wir leben im 21. Jahrhundert! You're a Twentyfirst Century Girl, too. Hallo! Postmoderne - schon mal gehört? Begriffe wie Seele sind seit spätestens 1891 passé!


Eigentlich bist Du hier viel grosszügiger als ich. Denn Ocean könnte mit Recht sagen: "Seit wann gibt es eine Stildiktatur, der man sich unterwerfen muss?" und fröhlich so weiter machen. Ich meine aber, dass dieser Haufen bombastischer Worte auch 1850 schlecht gewesen wäre. Auch damals schon gab es Dichter, die so etwas vermeiden konnten.

Warum also kritisiere ich - sagen wir mal - mit weniger Feuer als Du? Es hat zwei Gründe, einen guten und einen schlechten. Zunächst einmal habe ich Sorge - um Deine Formulierung aufzugreifen - eine(n) junge(n) Autor(in) unnötig stark zu verbeulen. Ich habe selber als Teenager zum Teil erschreckend grausigen Mist geschrieben, und hätte mir jemand das ganze mit Deinem Zorn um die Ohren gehauen, ich hätte womöglich nie den Mut gefunden, an mir zu arbeiten. Also habe ich ein wenig das Bedürfnis, Ocean zu schützen, zu zeigen, dass das hier ziemlich misslungen ist, aber nicht den Mut zu nehmen, es weiter zu versuchen.

Ich meine das ehrlich und streiche mir selbst ein wenig gerührt übers Haupt aber:

Ich bin sicher auch leidenschaftsloser, vielleicht gleichgültigr als Du. Ein Text muss schon verteufelt schlecht sein, damit ich mich so darüber aufrege wie Du des Öfteren, das hier ist dafür bei weitem nicht schlecht genug (ich habe in der Arena schon hier und da mal die Fassung verloren, aber - wie gesagt - selten). Ich kann mich mehr über gute Texte freuen, als über schlechte ärgern. Das bedeutet nicht, dass ich ein positiverer Mensch bin, aber es führt dazu, dass Leute, die Deine Kritik ertragen können ,vermutlich mehr davon haben, als von meiner. Bei Dir liest man dahinter immer so etwas wie:
"Wie kannst Du sowas machen?! Schämst Du Dich nicht?! Schreib das anders!!! Und wenn Du es nicht kannst, lass es ganz bleiben!"

Auf die Art entmutigst Du das eine oder andere sensible Talent, dass zu mehr fähig gewesen wäre. Andererseits - wer da durch geht, es annimmt und weiter schreibt, wird vermutlich wirklich gut - zumindest nach Deinen Massstäben. Ich hätschele vielleicht die sensiblen Talente - nehme aber dafür in Kauf, dass ich Mittelmass (nach meinen Massstäben) nicht abschrecke.

Maybe, I sell you a chicken
With poison interlaced with the meat

Also versuche ich mal ohne chicken und poison wirklich fair und sachlich zu sein, Ocean:

1.) Der Text ist schlecht, finde ich. (Gründe siehe oben).
2.) Nach zwei Texten bedeutet das noch nicht, dass Du völlig talentfrei bist. Versuch, Besseres zu schreiben.

Tut mir leid, gelb, ohne 2.) kann ich nicht:-p
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Re: A Poem

Beitragvon charis » 20.01.2003, 22:52

also wirklich, gelbsucht, das finde ich heftig, was du von dir gibst...
kürzlich abgeblitzt bei der liebe deiner wahl?:-D

ich finde, nicht die LIEBE hat mehr zerstört als zwei kriege und sonst was zusammen, sondern das, worin sie sich verkehren kann. ja. die liebe ist wandelbar. aber heisst sie dann noch LIEBE?
ich finde es eigentlich eher zum KOTZEN!!! (und zwar [auch] aus gutem aktuellen persönlichen grund!), welchen seinszuständen fälschlicherweise das etikett LIEBE umgehängt wird.
und wenn ocean von einem gefühl im sinne eines idealtypus erzählen will, so ist das ihr/sein gutes recht. die vorstellung davon, dass es etwas geben KANN, das dem beschriebenen gleicht, ist ja doch wohl erlaubt. die gedanken sind übrgens frei.

und: sei der stil auch noch so medial gefärbt. willst du etwas behaupten, du wärst nicht durch die medien beeinflusst? hm. dann bist du wohl der erste, der mir unterkommt, der sich der gehirnwäsche entzogen hat.

im übrigen gefällt mir das gedicht jedenfalls auch nicht. ich finde es nichtssagend und es erweckt keinerlei gefühle, die einen hauch von liebe hereintragen. aber was solls? ich kann mich ebenfalls an grausliche erstgedichte erinnern!! (ach gott, was war ich damals wohl medialgefärbt...:-D )

ein buchtipp zur beschreibung der idealtypischen liebe wäre "die kunst des liebens" von erich fromm. ich konnte mich im übrigen nicht entsinnen, dass er davon schrieb dass die liebe grausam sei.

grausam finde ich eher deine ziemliche taktlosigkeit, gelb. aber auch das ist (d)ein gutes recht.

lg charis

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Re: A Poem

Beitragvon charis » 20.01.2003, 22:56

Begriffe wie Seele sind seit spätestens 1891 passé!


ach ja. danke. da kann ich ja jetzt auch gleich mal einen teil meiner texte in den papierkorb drag&droppen.


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