Das Schweigen

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gelbsucht
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Das Schweigen

Beitragvon gelbsucht » 06.03.2003, 22:01

Das Schweigen

Zerknitter nicht mein Schweigen,
Gespannt von Saum zu Saum,
Ich will mich zu dir neigen,
Ich träume einen Traum.

Die Stunden stehn und steigen,
Man sinkt, man merkt es kaum,
Die Zeit will sich verzweigen,
Denn lose ist ihr Zaum.

Die Liebe straft die Feigen,
Längst braucht sie in uns Raum
Und dies gespannte Schweigen,
Es ist, als schreit ein Baum.
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

Silentium
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Re: Das Schweigen

Beitragvon Silentium » 24.05.2003, 18:19

Dein Schweigen währt,
vom Anbeginn zum Saum
doch grade dieses Schweigen nährt
den Schrei des stummen Baum

So frag, eh der Tag sich jährt-
Was schweigt der laute Baum?
Er träumt nun vermehrt
Vom Anbeginn in deinem Traum
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon

gelbsucht
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Re: Das Schweigen

Beitragvon gelbsucht » 24.05.2003, 21:00

Vorsicht! Du operierst an fremden Herzen. Sag, ist es ein Zufall, dass du "Silentium" heißt?
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Re: Das Schweigen

Beitragvon Silentium » 24.05.2003, 21:57

Ich bitte höflichst (artige Verbeugung) um Vergebung. Falsche interpunktation.
Es träumt nun vermehrt
vom Anbeginn dein Traum?
Fragezeichen hat gefehlt. Ich halte mich von fremden Herzen fern sondern stelle nur eine Frage im selben Ton, indem das, wonach ich frage, formuliert wurde, da ich nicht das Risiko eingehen möchte, schon in einer in anderem Symbolismus verfassten Sprache eine Fehlinterpretation einzubauen und irgendjemanden vor dem Kopf zu stoßen. Siletium ist reiner Zufall, aus der einfachen überlegung entstanden, dass, wenn schon nicht ich, dann wenigstens der Name die klappe halten soll.
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Re: Das Schweigen

Beitragvon gelbsucht » 24.05.2003, 22:56

Leider muss ich zugeben, dass ich schon die erste Version nicht ganz verstanden habe:

> Er träumt nun vermehrt
> Vom Anbeginn in deinem Traum

In Version 2 ist jetzt nicht nur ein Fragezeichen hinzugekommen:

> Es träumt nun vermehrt
> vom Anbeginn dein Traum?

Also heißt es jetzt: ER träumt ... in deinem Traum. (Wer? Der Baum?) Oder: ES träumt ... dein Traum? (Wer ist ES?) Welche Version macht für dich mehr Sinn? Trotz dieser Schwierigkeiten, will ich nicht so unhöflich sein und vergessen, mich für den aufwendigen Interpretationsversuch zu bedanken. Also: danke!

;-) gelbe grüsse :-)
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Silentium
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Re: Das Schweigen

Beitragvon Silentium » 24.05.2003, 23:36

Mehr sinn macht Er...der Baum eben. Vielleicht formuliere ich die Frage lieber in Prosa, bevor ich mich entgültig lächerlich mache: "Es ist, als schreit ein Baum"- ist damit der Schrei eines Baumes vom Lautmalerischen her: also Stille (bzw. Blätterrascheln und Rindenknarren) gemeint oder ist die Stille so lastend, dass es selbst einen Baum zum schreien bringt?
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Re: Das Schweigen

Beitragvon gelbsucht » 25.05.2003, 00:33

Also, Silentium, eigentlich trifft beides zu. Das Schweigen ist bis zum Reißen gespannt. Vordergründig ging es mir hier um den Gegensatz von Schweigen und Schreien. Ein Schweigen, dass so aufgeladen ist (oder "lastend"), dass es eigentlich ein Schreien ist. Schließlich kann auch ein Schweigen bedeutungsvoll und der Ausdruck von irgendetwas sein.

Dann ging es mir auch um das Paradox: der schreiende Baum. Aber ein Baum kann nicht schreien (sorry, aber ans Blätterrascheln dachte ich dabei nicht). Doch stellen wir uns vor, ein Baum könnte schreien, nur wir hören es nicht. Der Bereich menschlicher Wahrnehmung ist ja durchaus eingeschränkt, man denke z.B. an die Hundepfeife. Das selbe Paradox begegnet uns in dem Sprichwort: "Das Gras wachsen hören".

Bei dem Ganzen handelt es sich dann um einen Vergleich: "Es ist, als ..."

Es sind verschiedene Ideen, die hier zusammenspielen. Ich hoffe, dir genügt das zur Erklärung. Viel besser werde ich es nicht beschreiben können.

;-) gelbe grüsse :-)
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