eintagsfliegen

[Näherungsweise]

durch einen kleinen sabotage-akt ins nirvana der kurzgedicht-fliegen befördert, eröffne ich dieses bald längste aller themen von neuem.

was bisher geschah:


ein teich mit entengrütze
ein alterschwacher schwan
sahara-staub und tropenhitze
ein tag wie in der geisterbahn

* * *

there is a feeling and it grows
there is an observer who knows
and there is a silent rose
who never wakes up

* * *

bleich sind die bäume
weich ist der fluss
der himmel gibt dir
einen schweren kuss

* * *

ich besitze ein blaues buch
da schreibe ich nur lügen rein
es ist ein segensreicher fluch
so ungemein selbstgerecht zu sein

* * *

kleine brust in meiner hand
regentropfen schnell und vage
warm dann wellen rand in rand
in den augen eine frage

* * *

ein schummriges geschimmer
in einem tausendgrau
ein flammendes geflimmer
als fleck im taubenblau

* * *

driving through the rain
and i ate from a sudden blue
the skin i wear it is arcane
why do i still burn for you

die letzte zeile ist geklaut:
http://www.youtube.com/watch?v=AKRA7weVyLs

* * *

ich aß von unbekanntem blau
ein traum der tropfenweise taut
und worte sind entsetzlich lau
noch brennt es unter meiner haut

* * *

so ein weltbild bröselt
bewusstsein hin bewusstsein her
ist alles aufgedröselt
summt ahwusstsein im quantenmeer

* * *

ich schreibe keine haikühe
das macht mir zuviel mühe
ich treib auf trüber brühe
und schreibe hickebühe

* * *

i met with captain swallow
and he looks a little jealous
he struggles in the wallow
that made him overzealous

* * *

eintagsfliegen vermehren sich
denn diese wesen scheren sich
auch nicht um webmaster-luschen
die einen fliegengenozid vertuschen

[Näherungsweise]

meine antwort auf patina bekomme ich auch noch ungefähr zusammen:

nope, das sind keine haikus. im augenblick ist das einfach ein spiel mit dem namen "jeden tag ein gedicht" mit ein paar zusätzlichen "spielregeln":

1. nicht mehr als vier zeilen
2. kein anspruch
3. gib dich nicht ich-lastigem gesülze hin
4. verfall nicht in selbstmitleid
5. werte nicht
6. belehre nicht
7. fühle, schmecke, sieh, höre, rieche, taste
8. satzzeichen sind überflüssig
9. kleinschreiben wird großgeschrieben

und:

10. mitmachen erwünscht

[Näherungsweise]

eine ratte liegt am weg
fern vom wasser fern vom nest
ihre augen schauen schräg
und vielleicht ist das die pest

[Näherungsweise]

i need an easy love
nothing to fight on
i carry on to carry off
nothing to write on

[[) i r k]

In einer aufmerksamen Mail wurde ich darauf hingewiesen, dass sich zumindest vier Beiträge des alten Threads über den Google Cache rekonstruieren lassen. Hier sind Sie:

näherungsweise
Geschrieben: 29.05.2008 23:26

ein teich mit entengrütze
ein alterschwacher schwan
sahara-staub und tropenhitze
ein tag wie in der geisterbahn

Silentium
Geschrieben: 30.05.2008 00:27

Hübsch, sehr hübsch. (Okay, vielleicht nicht der konstruktivste aller Kommentare. Trotzdem.)

Ist es bewusst gewählt, dass du zuerst zweimal dreihebig und dann zweimal vierhebig unterwegs bist? Funktioniert nicht immer, hier passt es aber recht gut.

Jack Swallow
Geschrieben: 07.06.2008 20:23

Troubadix-Syndrom

Näherungsweise schreibt,
die Vierzeiler nur so tropfen.
Was ihn wohl dazu treibt?
Man sollte ihm den Mund stopfen.

:write:

Silentium
Geschrieben: 07.06.2008 22:49

Das dumme an Metaphern...

Man haute Troubadix mit Fisch,
mit faulem Hecht und Stinke-Stör.
Und euer Textlein, Monsigneur,
das stinkt zwar nicht, doch eiert sehr.


@näherungsweise: schöne herangehensweise. Vor allem die Punkte 2,3 und 4 find ich profund sympathisch. Wobei ich natürlich Österreicherin bin und folglich aus einem Volk stammt, das Selbstmitleid als die Urmutter aller guten Dinge,als eine edle Tradition und Vorraussetzung für die gesamte Filmindustrie betrachtet.

Danke, Herr Hut!

[Näherungsweise]

schau an, ein bisschen strandgut...

ich plus ich ist nil
wie vormals einstens
ich denke zuviel
oft sogar meistens

[Näherungsweise]

hier in meinem schönen schland
hört man jetzt den fußball beten
siegreich ist es hand in hand
als ob es auf dem rasen stand
dann ein stoß dass fahnen drehten
schon wird gefrotzelt und getreten

[Näherungsweise]

breaking my own rules:

alles anders jetzt
die angst singt
liebe abgewetzt
nichts gelingt

[Näherungsweise]

she grew in the dark
i’m holding within
she left her mark
right under my skin

[Näherungsweise]

i work for global players
and it’s just a job
i work for multinationals
a muddleheaded mob

[Edekire]

das wasser steigt immer noch
ich glaub es spielt nur juni, das jahr
malt mir die zehen blau und ich
heiz nur mit musik

[KaRe]

hallo edekire,

deinen vierzeiler finde ich gut - irgendwie tragikomisch - und der letzte Vers, finde ich, machts heiter.

gruß, KaRe

[Näherungsweise]

endlich! *freu* *freu* *neufreu*
ich dachte schon das wird hier der unendliche monolog. gefällt mir, edekire. und kare: kommentieren ist super, mitschreiben ist superer. versuch's doch auch mal.


wir hocken in der blase
ein stufenloses kartenhaus
wir dümpeln in der ich-oase
wie kommen wir da jemals raus

ich bin gerade ein bisschen uninspiriert, aber zum glück habe ich ja keinen anspruch.

[Edekire]

ja ja der anspruch, das ist ganz schön schwer so ohne, der klebt doch ganz schön fest an mir und so richtig schnell werd ich den wohl nicht los. hm. mein tastatur l funktioniert nicht mehr richtig. wundert euch nich wenn welche fehlen. die anderen buchstaben habe ich nur vergessen.

jetzt ist de sonne da aber ich habe immer noch nasse füße.

ich glaube ich schieße mich demnächst einer wüstenwanderung an. ich löse alle probeme. das mit der oase und das mit dem regen.

[Näherungsweise]

haste nasse füße
einmal quer durch gobi
oder schick uns grüße
direkt aus nairobi

doch vielleicht ist das zu trocken
und du brauchst nur neue socken?

... brauche ich auch immer