Wolken

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Greta
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Wolken

Beitragvon Greta » 25.01.2009, 13:48

Wolken

Lichtpfützen, keine Schatten
Vielleicht ist es ein Fehler, allen Dingen
einen Namen geben zu wollen,
um sich ein Bild zu machen vom Glück
(es muss ja nicht das eigene sein)
Jemand, der dich nach der Uhrzeit fragt
und die Fähigkeit im richtigen Moment
zu schweigen
(und alles in dieses Schweigen zu legen,
alles, außer sich selbst)
Wolken über die Gedankentürme ziehen,
um etwas zu lindern, was blühen will,
sich verzweigen
(oder neigen unter der Last des Ungehobelten)
Wolken, aus denen es Sägespäne regnet,
auf denen wir voran kriechen,
ohne Spuren zu hinterlassen

riemsche
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Re: Wolken

Beitragvon riemsche » 07.02.2009, 21:22

servus greta.
möglichkeiten: klammersätze aufheben, integrieren, ist im umbruch zu schaffen, /der die das etwas tut/ und /wer wie was warum tut/ die umständliche nehmen, geht meiner erfahrung nach am besten, wenn man es vergegenwärtigt, offensichtlichem wie zB nach ungehobeltem die sägespäne mittels reduktion um eindeutiges mehr an lesereigener bedeutung geben . nun ja, guck Dir´s an und sag´s, wenn dich kommentare in dieser form deiner meinung nach schulmeistern. denn das will ich überhaupt nicht, schreibe wie ich denke, mach also schnurstracks Dein ding, an bildmaterial hast du ja schon Dir eigenes material und potential, das gefällt mir.

Wolken

Lichtpfützen, keine Schatten
Ein Fehler, allen Dingen
einen Namen geben zu wollen,
sich ein Bild machen vom Glück anderer?
Jemand, der dich nach der Uhrzeit fragt
und die Fähigkeit im richtigen Moment
zu schweigen und alles
in dieses Schweigen zu legen,
alles, außer sein Selbst.
Über turmhohe Gedanken ziehen Wolken,
zu lindern, blühen lassen,
sich verzweigen oder
neigen unter ungehobelter Last.
Wolken regnen Späne,
wir kriechen auf ihnen voran,
hinterlassen keine Spuren.

Lg vom riemsche
„To hell with circumstances; I create opportunities.“ – Bruce Lee

DerBaum
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Re: Wolken

Beitragvon DerBaum » 08.02.2009, 11:57

Die Klammern halten das Gedicht, auf die kann man gar nicht verzichten.
Es ist ein ziemlicher Schwachsinn ein Gedicht grade rücken zu wollen
Wenn jemand auf der Stelle tritt und tut dabei niemanden weh, das ist ein schlechter Dichter

[) i r k
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Re: Wolken

Beitragvon [) i r k » 08.02.2009, 15:50

Es ist ein ziemlicher Schwachsinn ein Gedicht grade rücken zu wollen

Tja, dann sollten wir den Laden hier dicht machen! :-D
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

DerBaum
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Re: Wolken

Beitragvon DerBaum » 08.02.2009, 15:52

B-) jo B-)
Wenn jemand auf der Stelle tritt und tut dabei niemanden weh, das ist ein schlechter Dichter

razorback
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Re: Wolken

Beitragvon razorback » 09.02.2009, 11:49

riemsche:

Es wirkt immer etwas arrogant (um nicht zu sagen: schulmeisternd :-p ) ein Gedicht neu zu schreiben in dem Glauben, es dadurch verbessert zu haben. An der Grenze zum Lustigen ist der Vorschlag, wie man dem Gedicht "mehr lesereigene Bedeutung geben" könne.

Für Greta wäre es wahrscheinlich hilfreicher, Du würdest erklären, warum Du zum Beispiel der Meinung bist, sie solle die Klammern aufheben. Was soll sie sonst mit Deiner Kritik anfangen? Pure Meinungen sind schließlich wie... :-D

Greta:
Mir gefallen die Klammern aus dem Grund, den der Baum genannt hat: Sie stoppen und führen weg. Die Auflösung, die das Riemsche versucht beweist, was verloren ginge, würdest Du darauf verzichten. Das selbe gilt für den gebrochenen Rhythmus.

Deine Bilder finde ich meist gelungen, aber mit Ausnahmen. Zuweilen wirst Du ein wenig pathetisch:

sich ein Bild zu machen vom Glück


alles in dieses Schweigen zu legen,
alles, außer sich selbst


Ich bin kein Fan von Pathos. Allerdings ist das auch nur eine Meinung, und für meine Meinung gilt selbstverständlich das selbe, wie für die vom Riemsche: Jeder hat eine.

An einer Stelle stört ein grammatischer Ausrutscher:

um etwas zu lindern, was blühen will,


DAS blühen will, bitte. Und "blühen wollen" ist mir auch zu pathetisch. Du siehst - es artet zur Manie aus, bei mir. Vergiss es einfach ;-) .

Sonst, alles in allem, ziemlich gut, der Schluss ist sehr fein. Sehr gelungenes und verstörendes Bild. ABER: Der Titel!!! Wolken...
Muss das sein? Vielleicht bin ich einfach traumatisiert, aber bei einem solchen Titel erwarte ich schon fast reflexhaft diese Pubertätslyrik, in denen Menschen (Mädchen zumeist) auf adjektivverseuchten Wiesen liegen und adjektivverseuchte Wolken über sich hinwegziehen sehen. Da bist Du mit diesem Gedicht doch weit drüber, schon des Schlusses wegen. Wolken...

Kann eber wirklich sein, dass ich da übersensibel bin. Meine Pubertät fand in der Epoche der gefrosteten Leonardo-Gläser statt, da wurde man dauernd mit Wolkengedichten konfrontiert. Heute schreiben derartige Autorinnen (oder seltener - Autoren) vermutlich Geschichten über adjektivverseuchte Liebe zu adjektivverseuchten Vampiren...
O You who turn the wheel and look to windward,
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as You

Greta
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Re: Wolken

Beitragvon Greta » 09.02.2009, 13:01

nun ja, ich danke euch allen für eure meinungen. was die klammern angeht. die klammern bleiben. die sind wichtig. mir jedenfalls.
und, riemsche, was den versuch angeht, gedichte umzuschreiben, eine eigene version zu erstellen, manchmal kann das durchaus fruchtbar sein, ein anderes mal eben nicht. das, was du geschrieben hast, hat nicht nur einen ganz anderen ton, sondern auch einen anderen inhalt.
razorback, dir danke ich für deine hinweise bezüglich des pathos, tatsächlich habe ich damit zu kämpfen, ich werde es nicht gänzlich los. allerdings, die stellen, die du hier als pathetisch anführst, empfinde ich nicht als pathetisch, also na ja, eigentlich schon: sich ein bild machen vom glück, aber das steht ja nicht so da, nicht allein, sondern eben vor der - überaus wichtigen - klammer, die das alles dann doch wieder ein stück weit relativiert, finde ich...
und an dem titel hänge ich nicht so, mir gelingen, zugegebenermaßen nur sehr selten wirklich gute titel, also wer alternativen weiß, her damit.
und echt, die pubertät mit leonardo gläsern kann solche nachwirkungen haben, ich glaube ich bin irgendwie auch mit diesen kelchen pubertieren gewesen und trotzdem schreib ich über wolken, tzz, tzz...


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