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Zeitenlos

Verfasst: 23.06.2003, 20:09
von Hilbi
Zeitenlos


das auge aufhalten
die nacht suchen
auch wenn sie schmerzt

das aufgeschlagene telefonbuch
einen namen suchen ihn einwickeln in ein stück pergamentpapier
und dann nichts wie weg damit
losgelassenes sieht anders aus (wohin geht etwas wenn man es losläßtt?)

umsonst das warten
der tag der morgen wieder ein anderer ist erinnert sich schon jetzt kaum an das was morgen wieder nicht geschieht

Re: Zeitenlos

Verfasst: 01.07.2003, 18:49
von gelbsucht
Suchen - Loslassen - Warten - dieses Gedicht hat schon beinah einen spirituellen, asketischen Ton. Auf mich wirkt es dabei wieder sehr melancholisch. Einsamkeit und Sinnlosigkeit sind die trübsinnigen Themen des Gedichtes. Das Warten sei umsonst, heißt es, es geschieht ja doch nichts. Keine Erinnerungen, die sich lohnen. Beinah fügt sich dies lückenlos in den Text "Kein Lust zu Schreiben" ein. Ein Mangel wird hier beklagt. Von Ereignissen, von Erlebnissen. Warum heißt das Gedicht "Zeitenlos"? Vielleicht, weil die Tage sich gleichen ... weil nichts in der Erinnerung bleibt, das sie auszeichnet, das Zeitbezüge schafft. Ich denke, hierzu passt auch das Telefonbuch: die Masse der Namen, die Beliebigkeit der Auswahl. Am Ende ist alles egal.

Ein sehr trauriges Gedicht. Meiner Meinung nach, müsstest du Sätze, wie diesen ...
der tag der morgen wieder ein anderer ist erinnert sich schon jetzt kaum an das was morgen wieder nicht geschieht
... anders strukturieren, anders auf die Zeilen aufteilen. Durch das Fehlen von Satzzeichen und Zeilenumbrüchen sind diese Sätze manchmal schwer verständlich, wenn man sie liest. Bei diesem habe ich lange geglaubt, er wäre grammatikalisch nicht in Ordnung, ehe ich auf den Dreh gekommen bin. Außerdem sieht's irgendwie nicht nach Gedicht aus, wenn es am Ende so ausfranst.

;-) gelbe grüsse :-)