Grau

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
vogel
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Grau

Beitragvon vogel » 02.07.2003, 19:40

[Grau]

Unscharfe Konturen
Verschwommene Linien
Grenzen der unbegrenzten Welt
Alles passend
Oder ungelegen
Friendship or not
Teamwork or hopeless
Englisches Englisch
Deutsches Deutsch
Sonne ohne Schutz
Verbietende Silhouetten
Bestrafendes Verlangen
Noch einmal
Schritt um Schritt
Nach vorn
Hinten nichts los
Weiter vor
In den Gassen links & rechts
Das Leise Wimmern
An den Ecken rechts & links
Das Leise Bitten
Und Hinten
In den Schatten
Und an der Kreuzung
Anna-Lisa--Straße & 9.Weg
Richtung 10. Straße
Party, Freier, Sommer, gute Laune
Weltenübergreifend
Befreite Helden
Musik
Ton & Klang
Nutzlos
Bauer, Bauer, Bauer, Bauer
Königin & König
Turm & Pferd und Pferd und Pferd
Versprechend
Geheimnis --- los
Unüberlegt
Verschreckt
Gegrabenes, ausgehobenes Loch
Gelb & Pink und
Blau & Grün
Gelächter & Gekicher
Unbemerkt
Hinunterlassend
Nebelwand
Wind aus weiter Ferne
Dick gequollene Wolken
Unsichtbarer Boden
Verblühtes Vergissmeinnicht
Werfend in den Graben
Zersprungener Topf aus Porzellan
Kahl
Klumpen aus Erde und Sand
Gesicht beschmutzt
Herz bestärkt
Hände zerstört
Und nun nie mehr ...
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

gelbsucht
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Re: Grau

Beitragvon gelbsucht » 06.07.2003, 01:34

Hallo Kleinervogel,

dieses Gedicht hat mich, wie ich zugeben muss, wirklich überrascht. Nach "Das Kind" und "Engel – Mensch (Teil 1 und 2)" hat sich bei mir schon eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber deinen Gedichten manifestiert, die "Grau" wieder vollkommen umkippt. Allein das empfinde ich schon als erfrischend. Dabei ist das Gedicht sehr sperrig und wehrt sich mit Worten und Zeilen gegen eine Interpretation (und auch das gefällt mir daran). Es wirkt auf mich wie eine Collage von verschiedenen, sehr persönlichen Eindrücken. Ich finde, erst damit löst du wirklich den "Subjektivitätsanspruch deiner Dichtung" ein, den du in der Diskussion um "Engel – Mensch" ins Spiel gebracht hast. Du bietest uns ein Geflecht aus Assoziationen und Andeutungen, in dem vieles offen bleibt. Bilder, die für dich vermutlich eindeutig und sinnvoll verknüpft sind, kommen bei mir nur noch sehr verschwommen an – da sind die ersten Zeilen des Gedichtes wahrscheinlich Programm:
Unscharfe Konturen
Verschwommene Linien

Ich habe aber die vage Vermutung, dass es in deinem Gedicht im Kern um die Stadt New York geht.
Grenzen der unbegrenzten Welt

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten: USA.
Englisches Englisch
Deutsches Deutsch

Noch ein Indiz für die Ortbestimmung: ein Deutscher/ eine Deutsche auf Besuch in NY?
Richtung 10. Straße

Diese Ortsangabe spricht wohl am ehesten für die Stadt am Hudson River.
Weltenübergreifend
Befreite Helden

Und auch diese Ausdrücke assoziiere ich heutzutage am ehesten mit Amiland.

Die Art des Gedichtes und der Gebrauch von "&" haben mich etwas an Allen Ginsberg erinnert. Der Rest des Gedichtes bleibt mir schleierhaft ...

;-) gelbe grüße :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

vogel
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Re: Grau

Beitragvon vogel » 08.07.2003, 21:32

haiho am abend !

frage : wer war Allen Ginsberg ???

nun ja, du bist irgendwie in die falsche Richtung gelaufen ..... was ich aber irgendwie gut finde ... denn so hab ich das nun garnicht gesehn - ich hab das ganz unter einem ganz anderm Aspeckt geschrieben ...
aber nach NY würd ich schon gerne mal fahren .... .) mal raus hier, weg von diesem -Stress-. zumal mir die Chance diese Sommerferien weg zu fahren nicht gegeben ist, bzw. genommen wurde ...

hast du meinen Beitrag in Kunst&Handwerk zu WARUM,WARUM? gelesen ? das wäre jetzt der einzige Hinweis, den ich dir dazu geben könnte ...

du hast doch mal gesagt :
Ich glaube, wenn wir von einem Autor verlangen nicht nur einen Text, sondern auch gleich die Interpretation dazu zu liefern, dann ist "Literatur" eine ziemlich sinnlose Angelegenheit geworden.

und ich liebe dieses Zitat von dir .... *g*

Liebste Grüße
kleinervogel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: Grau

Beitragvon Lanura » 18.07.2003, 10:12

Hallo kleiner Vogel!

Ich finde deinen Text sehr unruhig und nicht greifbar, gefällt mir gut. Er fesselt beim lesen und wirft Fragen auf!!

Unscharfe Konturen
Verschwommene Linien


Wie ich finde zieht sich das durch den ganzen Text! Echt gelungen!!

Lieben Gruss
Lanu
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.

(Matthias Claudius, dt. Dichter, 1740-1815)

Chialandra
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Re: Grau

Beitragvon Chialandra » 21.07.2003, 18:48

Hallo Kleinervogel,

nachdem ich angefangen hatte zu lesen, ahtte ich so den Eindruck von Leben..
Dem Leben welches um einen herum geschieht während man etwas macht, z.B. durch die Stadt geht, aus dem Fenster sieht etc. Eigentlich nimmt man alles kurz wahr, doch ist diese Wahrnehmung zu schnell vorbei, als dass man es danach noch wüsste..
Es geschieht so viel um einen herum, so viel gutes, so viel schlechtes. Aber zu viel von jedem in zu kurzer Zeit..deshalb vielleicht der Name "Grau". Allerdings bleibe ich dann an der letzten Zeile hängen

Und nun nie mehr ...


und hier habe ich es dann nochmal gelesen.. und jetzt ist es vielleicht der Verlußt einer Person, einer bestimmten Sache, oder eines guten Freundes der die Welt plötzlich grau erscheinen läßt.. z.B. die Zeilen:

Bestrafendes Verlangen
Noch einmal
Schritt um Schritt
Nach vorn
Hinten nichts los
Weiter vor


naja..man ist eigentlich versunken in Gedanken, aber rundherum tobt das Leben, wartet nicht auf einen bis man bereit ist wieder mitzuleben... dann würden auch die letzten Zeilen passen, aber sicher bin ich mir nicht :-D

Liebe Grüße Marina
Intelligenz, behaupten die Intelligenten, ist die Fähigkeit, sich der Situation anzupassen. Wenn du ein Buch verkehrt in die Hand genommen hast, lerne, es verkehrt zu lesen. (Wieslaw Brudzinski)

vogel
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Re: Grau

Beitragvon vogel » 22.07.2003, 20:39

hmmmm
dann werd ich mich auch mal wieder dazu äußern (jedenfalls nen bisschen)

Hallo ihrs !

@lanura ::
Ich finde deinen Text sehr unruhig und nicht greifbar, gefällt mir gut. Er fesselt beim lesen und wirft Fragen auf!!
hier hätte ich ne Frage an dich :: Welche Fragen werfen sich für sich auf ???


@gelbilein :: mir ist noch eine Frage eingefallen : welche Bilder sind verschwommen ? ich würde nämlich jetzt gern dein PEndel anschwingen ...


@Chialandra :: das LEben, eine Person verliehren ... ich hab auch an dich ne Frage :
Dem Leben welches um einen herum geschieht während man etwas macht, z.B. durch die Stadt geht, aus dem Fenster sieht etc.
um wen geschieht das alles ? um einen ? das is mir genauso schleierhaft, wie anderen der ganze txt ...
du hast gut getan mit dem was du gesagt hast, vieles stimmt davon ...

liebe grüße
kleinervogel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

Chialandra
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Re: Grau

Beitragvon Chialandra » 23.07.2003, 00:49

Hallo KleinerVogel!! :-)

Da in deinem Text kein lyrisches Ich angesprochen wird habe ich einfach den Text auf mich bezogen, versucht ihn für mich selbst zu verstehen.. ein stimmiges Bild für mich entstehen zu lassen.
Hmm was ich versucht hatte zu sagen war..öhmm schwer zu erklären.. wenn ich den Text lese, entstehen so viele kleine, und auch große Bilder. Ähnlich wie wenn ich durch die Stadt laufe ..um mich herum geschieht so viel und ich nehme alles für eine kurze Zeit wahr.. nun beginne ich mich zu wiederholen aber ich weiß mich nicht besser zu erklären..

Jetzt würde mich allerdings noch interessieren was, von meinen Worten stimmt.. so sagtest du es ja ;-)

Liebe Grüße marina
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Re: Grau

Beitragvon vogel » 31.07.2003, 20:11

Hallo !

Irgendwie komisch, ich hab noch nie einen meiner Texte selbst interpretiert .... aber was solls; ich will das jetzt klären, bevor [grau] im nichts des Sommer unter geht ...

Erst mal ne Frage :: ist denn keinem aufgefallen, dass ich es vermieden hab, die gebeugte Verbform zu verwenden ? ... das ich kein wirkliches, definiertes LI benutz hab, wurde ja bemerkt ...

Ok, dann will ich mal :: [grau] ist ne Mischfarbe aus Schwarz und Weiß (also die Mischfarbe aus meinen Lieblingsfarben). Und genau das ist, grob gesagt, der Inhalt dieses Textes ..


Unscharfe Konturen
Verschwommene Linien
einfach nur Spielerei mit Worten .... oder ?

Friendship or not
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Englisches Englisch
Deutsches Deutsch
das Thema ist einfach Rassissmus in seiner alltäglichen Form :: Mobbing, Missachtung, Verachtung. Es wird strickt getrennt, zwischen "Du gehörst dazu" und "Du gehörst nicht dazu" ...
Und das eigentlich nicht die Sprachen gemeint sind, erkennt man daran, dass es im Alltag kein Reines Deutsch mehr gibt. Selbst hier im Forum schreibe ich manchmal wie mir der Mund gewachsen ist ... (nüx für ungut gelb ...)

Sonne ohne Schutz
Verbietende Silhouetten
Bestrafendes Verlangen
man ist den äußeren Einflüssen ständig ausgeliefert, und Dinge die eigentlich kein Problem und keine Gefahr darstellen, werden durch die Missachtung, etc. (also diese Ausgegrenztheit) als solche wahrgenommen. Und der Versuch es ändern zu wollen, wird von anderen bestraft.

Noch einmal
Schritt um Schritt
Nach vorn
Hinten nichts los
Weiter vor
In den Gassen links & rechts
Das Leise Wimmern
An den Ecken rechts & links
Das Leise Bitten
Und Hinten
In den Schatten
kann man aus beiden Sichten sehn :: aus der der anderen und aus der des (nicht wirklich genanntem) LI ...man geht weiter, vorbei am Elend, vorbei an denen die Hilfe brauchen - weil man im Endeffekt selbst Hilfe braucht; oder man das Elend nicht sehen will ...

Und an der Kreuzung
Anna-Lisa--Straße & 9.Weg
Richtung 10. Straße
Party, Freier, Sommer, gute Laune
Weltenübergreifend
Befreite Helden
Musik
Ton & Klang
(Nutzlos)
Menschen zu denen ich ein sehr enges Verhältnis hatte, hießen Anna und Lisa; vom 9. Weg in die 10. Straße :: ich bin Schülerin eines Gymnasiums und komme jetzt in die 10 Klasse ... *smile* ... _ also ne persönliche Aussage ... _ um das LI tobt das Leben in Partys, etc. und Helden, die keine sind, lassen sich feiern ... das Nutzlos kann man auch auf den nächsten pkt beziehen .. ::

(Nutzlos)
Bauer, Bauer, Bauer, Bauer
Königin & König
Turm & Pferd und Pferd und Pferd
Spielt hier jemand Schach ? ich empfinde die Bauern oft als nutzlos, spiele oft mit Turm und Pferd - nur der, der was auf Kasten hat, wird akzeptiert ...

Versprechend
Geheimnis --- los
Unüberlegt
Verschreckt
Gegrabenes, ausgehobenes Loch
Gelb & Pink und
Blau & Grün
Gelächter & Gekicher
Unbemerkt
Hinunterlassend
Nebelwand
Wind aus weiter Ferne
Dick gequollene Wolken
Unsichtbarer Boden
Verblühtes Vergissmeinnicht
Werfend in den Graben
Zersprungener Topf aus Porzellan
Kahl
Klumpen aus Erde und Sand
Versprechen werden gegeben und nicht gehalten, Geheimisse ausgeplauder (zur Schreibweise :: Geheimnis & Geheimnislos wollte ich irgendwie verbinden, das ist draus geworden); Taten werden nicht überlegt, und andere (das LI) damit verschreckt ...
Gegrabenes, ausgehobenes Loch :: Löcher gräbt man am Ende .. die Farben passen wohl ganz und gar nicht dazu, was ? und all das geschieht ohne das es jemanden interessiert; die anderen sind einfach da, und lachen (über die Naivität (?); die Gedanken (?); dass Ausgrenzen / Alleinesein (?) des LI (?)) ... die Wolken und der Nebel versperren den anderen die Sicht auf das Westliche ...
und selbst das Vergissmeinnicht wird vergessen ...

Gesicht beschmutzt
Herz bestärkt
Hände zerstört
Und nun nie mehr ...
und auch wenn das LI, vielleicht verspottet wird / wurde für das was es getan hat / tut, weiß es halt trotzdem für sich selbst, dass es richtig war und ist ... !

Die meisten Adjektive beschreiben also entweder die anderen oder das LI ... ziemlich verwirrten, oda ? trotzdem jetzt alles was klarer ? und Restfragen beantwortet ? .o)



Liebste Grüße
kleinervogel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.


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