[Große Erwartungen]

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
vogel
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[Große Erwartungen]

Beitragvon vogel » 04.09.2003, 20:07

[Große Erwartungen oder Wenn der Zug hält]

.. Es ist erst 3 nach 7 ...
Noch eine lange halbe Stunde ...
Meine Blicke schweifen über den Bahnhof ..
Schön schaut er aus
Nach der langen Renovierung ...
Die Gleise glitzern im schwachem Sonnenlicht
Auf dem Bahnsteig gegenüber stehen ein paar Menschen
Jeder ist mit seinen eigenen Dingen beschäftigt
Der Zug
Auf den sie wohl gewartet haben
Rollt gerade ein.
Die Leute greifen nach ihren Taschen
Dann versperrt der Zug mir mein Sichtfeld
Ich schaue auf meine Uhr
Der Sekundenzeiger kriecht nur so dahin
Erst 7 nach 7
Und noch 26 lange Minuten ...



Wenn der Zug hält
Wirst du wirklich drinnen sitzen ?
Wirst du am Fenster stehen und
Mir vielleicht winken ?
Oder wirst du noch sitzen, ohne irgendwelche Eile ?
Was soll ich sagen
Wenn du dann vor mir stehst ?
Soll ich "Hallo" oder
"Schön, dass du endlich da bist !" sagen ?
Darf ich dich gleich umarmen oder
Sollte ich es bleiben lassen ?
Und was wirst du zu mir sagen ?
Werd ich dich überhaupt erkennen ?
Bitte, lass mich nicht an dir vorbei laufen ...

Wenn der Zug hält
Prallen dann 2 Welten auf einander ?
Wird es unserer Freundschaft überhaupt gut tun ?
Diese viele Nähe
Diese viele Zeit
Die wir auf einmal haben ?
Wirst du vielleicht noch länger bleiben
Wenn du darfst ?
Was aber
Wenn wir uns nach 2 Stunden schon zerstritten haben ?
Was ist dann ?
Bitte lass es nicht soweit kommen ...

Wenn der Zug hält
Was wird sich dann verändern ?
Was wird dann mit uns passieren ?
Wird dann alles gut sein
Für die paar Tage ?
Glaubst du
Wir können heute und morgen mal alles vergessen ?
Alles, was uns trennt ?
Alles, was uns befremdet ?
Sag
Wirst du mit mir Karussell fahren ?
Wird unsere Freundschaft
Dass alles aushalten ?
Wird sie nach diesen Tagen tiefer sein
Als vorher ?
Oder werden wir uns nicht mehr kennen ?
Bitte, lass das nicht passieren ...


Ein leichter Luftzug kommt auf
Wirbelt mir mein Haar ins Gesicht
Ich versuche es mit meinen Händen zurückzuhalten
Mein Blick gleitet von meiner Uhr
Auf die Anzeigetafel.
Es ist 19 Uhr 33 :
Und es ist der Zug mit dem du kommst ...


[... für dich ...]
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

Spiderman
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Re: [Große Erwartungen]

Beitragvon Spiderman » 05.09.2003, 16:39

Hi kleiner Vogel,

Du bist noch ganz jung, gelt? 14 oder 15, habe ich mal mitgekriegt. Also: in Anbetracht Deines Alters schreibst Du schon sehr sehr gut. Du findest eine sehr klare Sprache, formulierst treffend und zeigst ein hohes Maß von Reflexionsfähigkeit. Was mir auch gefällt: Deine Texte sind ehrlich, wirken echt. Man sieht jedenfalls das Riesenpotential, das in Dir schlummert.

Natürlich schützt junges Alter hier nicht vor Kritik. :-p Deshalb folgendes zu dem Gedicht:
* M.E. könnte der Text Kürzung vertragen. Die vielen Fragen ufern aus. Weniger wäre für mich mehr.
* Das Gedicht ist sehr prosaisch und könnte mehr Rhythmik vertragen. Mein Tipp: beim Schreiben laut lesen!
* Der Spannungsaufbau: der Leser wartet darauf, was passiert, wenn der Zug da ist. Das verrätst Du nicht und enttäuschst damit. Das Gedicht läuft bisher so ab: ich warte auf den Zug, mache mir meine Gedanken und irgendwann kommt der Zug. Irgendeine Auflösung oder Pointe wäre gewinnbringend.
* Konkretisierungen / Abstraktheit: Das Gedicht ist überall dort stark, wo Du mögliche zukünftige Handlungen konkret durchspielst (Z.B. umarme ich oder nicht -> kann ich mir gut vorstellen). Das Gedicht ist überall dort schwach, wo Du sehr abstrakt bist (z.B. wie tief wird unsere Freundschaft sein? -> kann ich mir nicht gut vorstellen).

Auf alle Fälle: viel Glück für den Wettbewerb!
:-)

Liebe Grüße

Spiderman
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

gelbsucht
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Re: [Große Erwartungen]

Beitragvon gelbsucht » 06.09.2003, 17:45

Hallo kleinervogel,

vielen Dank für deinen Beitrag zum Wettbewerb. Schickst du uns den Text bitte auch noch einmal an:

members@o-livro.de

Zwei der Jurymitglieder verkehren nämlich nicht in diesem Forum, aber auch sie sollen deinen Text zu lesen bekommen ...

;-) gelbe grüsse :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

vogel
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Re: [Große Erwartungen]

Beitragvon vogel » 08.09.2003, 20:45

hallo !

Danke Spinnenman für deine Kritik u. Lob ... Freut mich .)

Und ich bin nicht 14 ODER 15, sondern 15 !! *Hände-beleidigt-in-die-Hüften-stütz* .. *lächel*

Du findest eine sehr klare Sprache, formulierst treffend und zeigst ein hohes Maß von Reflexionsfähigkeit.
Was ist Reflektionsfähigkeit ???

Und war ja klar, dass mein Alter mich nicht vor Kritik schützt *g* Aber mal erlich, nur weil ich was jünger bin als der Schnitt hier im Forum, braucht ihr nicht auf mich Rücksicht nehmen - jedenfalls nicht im Bezug auf Kritik. (sonst schon *lieb-gug* *Smile* .)
Und da bahnt sich die nächste Frage an : was ist prosaisch ?
Mit dem Lautlesen is ein guter Vorschlag, nur läst er sich nicht immer verwirklichen (aus welchen Gründen auch immer)...
Ja, mit dem Ende ist das so 'ne Sache (weil's mal wieder nen bissel subjektiv is' )... Ich weiß das Ende doch selber nicht, also wie soll ich dann eines schreiben ? Aber ich geb die Frage mal an dich weiter ! Was Würdest du denn wollen, wenn du an Stelle des LI stehen würdest ??
In kindlichen meinen Aagen macht das offene Ende Sinn ... Schade, dass es in deinen Augen keines macht ...

Aber trotzdem Danke für deine Kritik, und Hinweise, freut mich ... Glück werd ich wohl brauchen ...

Leibe Grüße
kleinervogel ...


@gelb :: Ich hatte Fr. schon mal geschickt, scheint wohl nicht gefunkt zu haben. Sollte die Mail heute wieder nicht angekommen sein, dann bitte ich um Rückkomplung, denn dann wechsle ich zu was anderem. (von Loop.de auf was anderes ...)
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

[) i r k
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Re: [Große Erwartungen]

Beitragvon [) i r k » 20.10.2003, 16:24

Chat-Protokoll vom 19.10.2003
22:19 Uhr bis 00:45 Uhr

Mirko: Darf ich anfangen?
Dirk: Ok.
Hendric: Nein Mirko, lasst ihn nicht. Seine Ansage schmeichelt seinem Intellekt keineswegs, glaubt ihm nicht, arrrghhh ...
Mirko: Ignoriert das.
Mirko: So, abgefrühstückt.
Dirk: Kommt es bei euch zu körperlichen Übergriffen?
Mirko: Los geht's!
Mirko: Also das Gedicht ist gar nicht so schlecht. Es enthält einige sehr schöne Bilder und auch die Ausgangssituation ist nicht uninteressant.
Mirko: Allerdings hat es auch bedeutende Schwächen, viel zu viele Fragen, das ufert aus.
Mirko: Am Schluss gibt es keine Pointe und es ist teilweise zu abstrakt, besonders die Stelle mit der Freundschaft.
Mirko: Wie soll ich solche Bilder beurteilen, wenn ich über die ankommende Person kaum etwas erfahre? Insgesamt ist es ein sehr persönliches, mittelmäßiges Gedicht.
Hendric: Darf ich jetzt ?
Mirko: Niemals!
Hendric: Du bekommst nichts mehr zu essen!!! *droh*
Mirko: Da fällt mir ein: Hab noch Hunger ...
Hendric: irrgsss
Dirk: Hast du denn die versprochenen 16 Kilo Nahrungsmittel bekommen?
Hendric: Nun gut, wollen wir mal?
Mirko: Höchstens 1,6 kg
Dirk: Ich bin enttäuscht!
Hendric: Meinen Arm zum Tippen hab ich noch Mirko ...
Hendric: So aber jetzt!
Hendric: Ich will nicht all zu Bös sein, aber dieses etwas zeigt zumindest auf, dass der/die Schreiber/in des formal operativen Denkens fähig ist. Natürlich Fragen über Fragen in aller Klarheit ...
Hendric: So was gehört normalerweise in ein Tagebuch, aber es ist wenigsten fliessend lesbar ...
Hendric hat den Raum verlassen.
Dirk: Och nö!
Hendric hat den Raum betreten.
Dirk: Was ist denn nur bei euch los?
Dirk: Was habt ihr denn da für ein Schrott am Laufen?
Hendric: Wieso wir ?
Dirk: Loggt ihr euch immer aus, oder was?
Hendric: Eigentlich nicht, aber wir kriegen andauernd eine Einladung von dir???
Dirk: Ich lese immer: "Hendric hat den Raum verlassen" und dann schicke ich euch eine Einladung.
Hendric: Machen wir weiter?
Dirk: Ja, bitte.
Dirk: Warst du fertig, H.?
Hendric: Gut, und es ist einigermaßen konsistent, auch wenn ich nicht an pünktliche Züge glauben mag.
Dirk: :-D
Hendric: Bin vorerst fertich B-)
Dirk: Sabrina, was hältst du von dem Gedicht?
Sabrina: Also dies ist mein Lieblingsgedicht. Ich finde dieses Gedicht hat auf jeden Fall einen Sinn.
Dirk: Soll das heißen, das andere Gedicht hatte keinen?
Mirko: Jawohl, das freut mich Sabrina. Ich finde dieses Gedicht auch besser als das Gedicht von Silentium.
Hendric: Schwachsinn.
Sabrina: Ich frag mich nur, ist es das erste Treffen oder hat sie eine Freundschaft und sie will mit demjenigen eine Beziehung eingehen ... und hat Angst, etwas falsch zu machen und ihn damit zu verlieren?
Dirk: Das sehen wir ja noch, denke ich.
Dirk: Dir gefällt das Gedicht aber?
Sabrina: Ganz klar: ja.
Dirk: Was gefällt dir besonders daran?
Sabrina: Klar hat das andere auch einen Sinn.
Sabrina: Aber dieses lässt nicht so viele fragen offen, würde ich sagen.
Dirk: :-D
Hendric: 22 Fragen?
Dirk: Der war gut ... nicht soviele Fragen! HAHAHAHAHA
Sabrina: Dass sie ihre Gefühle heraus bringt, die Angst
Dirk: Okay, dann sag ich jetzt was zu dem Gedicht!
Dirk: Ich denke, das Gedicht ist stärker als das von Silentium, doch insgesamt auch eher mittelmäßig.
Dirk: Was ich gut finde, ist, dass Kleinervogel das Thema gut getroffen hat. Diese Gratwanderung zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Vorfreude und Angst ... das ist sehr gut herausgearbeitet!
Dirk: Zum Hintergrund des Gedichtes: Die Autorin dieses Gedichtes ist auch erst 15 Jahre alt.
Dirk: In ihren Gedichten thematisiert sie häufig eine Freundschaft, die von räumlicher Distanz geprägt ist. Sie kann offensichtlich diesen Menschen, den sie liebt bzw. sehr mag, nicht oder nur sehr sehr selten sehen und das belastet und bewegt sie ziemlich.
Dirk: Ich denke, in dem Gedicht geht es also um eines der seltenen, bevorstehenden Treffen oder sogar um das erste Treffen überhaupt.
Dirk: Okay, das war's von mir. Gehen wir tiefer in den Text?
Dirk: Seid ihr noch da?
Sabrina: Ja.
Dirk: "... Es ist erst 3 nach 7 ...
Noch eine lange halbe Stunde ...
Meine Blicke schweifen über den Bahnhof ..
Schön schaut er aus
Nach der langen Renovierung ...
Die Gleise glitzern im schwachem Sonnenlicht"
Dirk: Wer fängt an?
Mirko: Ich würde sagen, jetzt fängt Sabrina mal an.
Sabrina: Ok.
Dirk: Gute Idee!
Sabrina: Wie sie schon sagte, hat sie noch viel Zeit.
Sabrina: Damit die Zeit schneller rum geht, schaut sie über den neu renovierten Bahnhof.
Dirk: Okay, ich denke das ist klar.
Sabrina: Eben.
Dirk: Findest du diesen Anfang gut gelöst?
Dirk: Stimmungsvoll oder nicht?
Sabrina: Ja, stimmungsvoll.
Dirk: Wird die Situation, der Konflikt gut eingeführt?
Dirk: Was meinen die Hamburger dazu?
Hendric: Also glitzernde Gleise im schwachen Licht oder so ich werd nicht mehr grade im Kopf. Als Romananfang ok, in Anbetracht des Alters auch ok, aber der Versuch, hier einen Tempus vorzugeben, ist leider etwas altbackend oder bieder.
Hendric: Besser gesagt: daraufhin ein Fragefeuerwerk abzufeuern, ist leider nicht ganz das richtige.
Hendric: Ein Gedicht soll zumindest mehr als eine Ebene besitzen.
Hendric: Und der Tag hat 24 Stunden, am Ende sind wir 12 stunden weiter?
Mirko: Hendric, das ist doch nur ein kleiner, unbedeutender Fehler, den wir nicht so eng sehen sollten.
Dirk: Ich finde die Idee an sich nicht schlecht ... ich meine, dem Gedicht diesen Rahmen zu geben, der Introspektion die Außenperspektive gegenüber zu stellen und erst zu zeigen, wie langsam die Zeit vergeht und dann, am Ende, wie schnell.
Dirk: Allerdings!
Dirk: Finde ich den Anfang furchtbar! Das ist wirklich Gewäsch!
Dirk: Da kommt bei mir absolut keine Stimmung auf!
Hendric: Das will ich wohl meinen.
Mirko: Das ist aber nicht nur Gewäsch.
Dirk: Jeder echte Bahnhof ist tausendmal interessanter!
Dirk: Hier hätte die Autoren vielleicht mal einen solchen aufsuchen sollen und sich inspirieren lassen!
Mirko: Die Stelle mit der "Renovierung" ist doch wirklich witzig. Die bricht den Kitsch. Das ist intelligent gemacht.
Dirk: WAS?
Dirk: Das ist nicht dein Ernst? Was ist daran witzig?
Hendric: Was, Mirko? Renovierung deines Geisteszustandes wird fällig.
Dirk: *gröll* :-D
Hendric: Wie sieht so ein Bahnhof aus? Bunt, Grell, Grau, Weiß vielleicht. So was wie schön, was soll das sein Mirko?
Sabrina: Das ist seine Meinung und wenn er das gut findet ist es ok.
Sabrina: Ich halte es auch für gelungen, ich finde solche Gedichte super
Dirk: Neee, so einfach kommt er uns jetzt nicht davon.
Dirk: Das muss er schon begründen!
Mirko: Immer diese Ausfälle. Wieso kann ein Bahnhof nicht schön aussehen?
Mirko: Klar, sie sagt nicht genau, was schön ist, aber der Einschub "nach der langen Renovierung" ist doch gut gemacht.
Dirk: Schön ist in Gedichten ABSOLUT unzureichend.
Sabrina: Zum Beispiel, sie schreibt, schön sieht er aus
Sabrina: So und jeder weiß, wie ein Bahnhof aussieht.
Dirk: Schön ist nett
Dirk: Nett ist Kinderkacke
Dirk: Warum ist er schön?
Dirk: Was ist daran schön?
Mirko: Das habe ich zugestanden. Aber der Witz liegt in dem Anschluss, nicht darin, dass das "schön" nicht ausdifferenziert worden ist.
Dirk: Die Farben?
Dirk: Die Verzierungen?
Dirk: Die Mütze des Bahnbeamten?
Sabrina: Deswegen hat sie dazu geschrieben, dass er renoviert ist. :-)
Hendric: Willkommen im Kollerclub, Dirk. ;-)
Dirk: Im Anschluss? Ich versteh den Witz immer noch nicht.
Mirko: Genau, da gebe ich Sabrina recht. Sie muss doch nicht jedes Detail erzählen.
Sabrina: Na ja, witzig find ich das auch nicht.
Dirk: Doch die Details interessieren mich.
Dirk: Was schert es mich, ob der Bahnhof schön ist!?
Dirk: Schön für sie!
Mirko: Es geht doch hier generell auch gar nicht um den Bahnhof, aber es ist doch schön, dass die sich in einer so schönen Atmosphäre treffen.
Dirk: Aber diese schöne Atmosphäre muss sie doch erst einmal herstellen ... sie sagt doch nur, er sei schön und das ist mir zu wenig. Denn das kann ich nur glauben!
Dirk: Ich will durch ihre Worte, durch ihre Beschreibungen mit meinen eigenen AUGEN sehen, WIE schön der Bahnhof ist und WARUM er schön ist.
Sabrina: Mann, Dirk, ein Gedicht ist auch dazu da, um seine Phantasie spielen zu lassen nee nee nee *kopfschüttel* ;-)
Dirk: Ich will angeregt werden ... Bilder sollen angestoßen werden.
Dirk: Ich will Stimulation!
Dirk: Comprende?
Sabrina: :-)
Mirko: Nein, nicht ganz. Es geht doch hier nur darum was als schön darzustellen und klarzustellen, sozusagen im Nachklapp, dass renoviert ist.
Mirko: Das könnte eine Metapher für die Freundschaft sein.
Dirk: Okay, machen wir weiter!
Dirk: "Auf dem Bahnsteig gegenüber stehen ein paar Menschen
Jeder ist mit seinen eigenen Dingen beschäftigt
Der Zug
Auf den sie wohl gewartet haben
Rollt gerade ein.
Die Leute greifen nach ihren Taschen ...
Dann versperrt der Zug mir mein Sichtfeld
Ich schaue auf meine Uhr
Der Sekundenzeiger kriecht nur so dahin
Erst 7 nach 7
Und noch 26 lange Minuten ..."
Hendric: Mir wird schlecht.
Dirk: Mir ist schlecht.
Dirk: Hendric, mein Freund, wenigstens verstehst DU mich
Hendric: Wir werden niemals allein sein
Mirko: Ihr habt den Witz nicht kapiert
Dirk: *umarme H*
Sabrina: LOL
Hendric: Welcher Witz, dass sie 20 Euro dafür bekommen hat?
Mirko: Nein, dass renoviert wurde.
Dirk: Auch die Fortsetzung des Intro verlegt sich auf Banalitäten.
Hendric: Geh nach Kiel, da ist auch ein renovierter Bahnhof, da hast du was zu lachen.
Mirko: Okay, zur Fortsetzung
Sabrina: Bei uns ist er auch neu renoviert
Mirko: Sabrina, das ist witzig
Dirk: In GE?
Sabrina: Jo, aber nur der Busbahnhof
Dirk: Und sieht trotzdem Scheiße aus
Dirk: Egal. Weiter!
Mirko: Stimmt, wie siehts aus? War lange nicht mehr da?
Sabrina: Nee, stimmt, nicht neuer.
Hendric: Lustig so was in GE
Dirk: Hallo, konzentriert euch!
Mirko: Huhu Dirk
Mirko: Dirk, du bist aber wieder albern
Mirko: So, jetzt zur Fortsetzung
Dirk: Sätze wie "Der Sekundenzeiger kriecht nur so dahin" sind einfach nur überflüssig.
Dirk: Genau das soll sie ja beschreiben
Mirko: Sitzen doppelt unangenehm
Sabrina: Machen wir weiter?
Mirko: Viel cooler wäre es gewesen, denke ich mir gerade so, wenn sie keine Fragen gestellt sondern Möglichkeiten erwogen hätte.
Dirk: Das stimmt. Die vielen Fragen nerven!
Hendric: 22 Stück
Dirk: Ein paar Fragen hätten es auch getan
Dirk: Da hat einer aber ganz genau nachgezählt!
Mirko: Andererseits. Die Fragen symbolisieren ihre Ungewissheit.
Sabrina: Eben.
Dirk: Wo ist denn da die Grenze bei Fragen? Sagen wir maximal 7?
Hendric: Wie wärs mit einer!
Dirk: Machs dem kv doch nit so schwer? Sagen wir 6? (Lass uns feilschen)
Mirko: Ich finde 156. Ihr ist ja auch sehr ungewiss.
Hendric: Heul, Hilfe
Mirko: Ich meine 15.
Dirk: Ihr ... ist ja auch sehr ungewiss?
Mirko: genau
Dirk: Was heißt das?
Hendric: Schon mal was von Psychiatrie gehört Mirko?
Mirko: Mein Gott, sie erwägt halt in Frageform eine wichtige Begegnung, vor der ihr mulmig ist. 15 Fragen müssen da erlaubt sein.
Sabrina: Ich hab gerade nach gezählt: es sind 24 Fragen.
Hendric: Pro Lebensjahr eine?
Dirk: Okay, ich muss trotzdem sagen, das ab hier das Gedicht besser wird ... weil subtiler.
Hendric: Es wird lediglich aufgebrochen von einem noch schlimmeren Teil, den Fragen.
Dirk: Sie spielt mit Hoffnungen, Chancen, sie spielt eine ungewisse Zukunft durch.
Mirko: Wieso sind die Fragen schlimm?
Dirk: So schlimm finde ich sie auch nicht.
Dirk: Nur nach einer gewissen Zeit wird es etwas monoton.
Hendric: Ein Gedicht soll Fragen in einem wecken, aber doch nicht für einen stellen.
Hendric: Das ist doch kein Thesenpapier.
Dirk: Das liegt auch nicht unbedingt an den Fragen, sondern daran, ...
Dirk: ... dass das Gedicht manchmal etwas sehr vage und allgemein und inhaltsleer wird.
Mirko: Also ich finde ein Gedicht soll Fragen wecken, aber auch Antworten geben, jedoch nicht zu klar, nur Richtungen aufweisen. Finde übrigens auch, dass es mit der Zeit monotoner, aber auch subtiler wird.
Dirk: Am besten ist das Gedicht dort, wo es konkrete Vorstellungen durchspielt, wo es anschaulich und subtil bleibt!
Mirko: Zum Beispiel wo?
Dirk: "Wird es unserer Freundschaft überhaupt gut tun ?"
Zu allgemein, zu unbestimmt!
Dirk: "Wirst du am Fenster stehen und
Mir vielleicht winken ?
Oder wirst du noch sitzen, ohne irgendwelche Eile ?"
Das wiederum ist sehr gut!
Mirko: Vor allem: Warum kommt denn die Ungewissheit auf? Das lässt das Gedicht völlig offen. Was hat diese Ungewissheit ausgelöst?
Hendric: Entsetzen , Mirko ...
Sabrina: Vielleicht Erfahrungen und Erzählungen?
Sabrina: Sie macht sich halt Gedanken, was ist, wenn ...
Hendric: So, nun ich gebe zu, streckenweise sind gute Elemente vorhanden. Aber es sind lediglich die Fertigkeiten, die einem durch die vierte Reifeentwicklung des Denkens nach dem Modell Piagets offen stehen ...
Dirk: Jetzt hebt er ab.
Dirk: Wird das kv verstehen?
Hendric: ... die Fähigkeit des formal operativen Denkens, die Fähigkeit, bevorstehende Ereignisse mit Hypothesen zu beleuchten, aber warum in einem Gedicht?
Dirk: Warum nicht? :-D
Dirk: Ich find's vollkommen okay.
Mirko: Okay, Hendric, jetzt nochmal für kv zum Verständnis. Bitte kurz, knackig und kompakt.
Hendric: Tagebucheintragung.
Mirko: Tagebucheintragungen müssen nicht schlecht sein und dürfen durchaus veröffentlicht werden. Denk an Max Frisch seine Tagebücher.
Hendric: Ich sollte dich nach Sansibar schicken.
Dirk: Das Gedicht von kv ist doch sehr persönlich UND verallgemeinerbar.
Hendric: Sicher, aber nicht alles muss veröffentlicht werden.
Dirk: Es gibt schlimmeres.
Mirko: Aber dieses wurde veröffentlicht. Ich wehre mich ja auch nur gegen den generellen Einwand "Tagebucheintragung".
Sabrina: Ich würde nicht sagen, dass es ein Tagebucheintrag ist, vielleicht der Anfang ein bisschen. Aber das ist ok, ich habe schon mehr Gedichte gelesen, die so in der Art sind, und ich finde es ganz gut.
Dirk: Oftmals entstehen Gedichte ja auch aus persönlichen Erlebnissen, die sehr eng Alltag mit dem Alltag des Autors verknüpft sind. Was ist dagegen einzuwenden?
Sabrina: Und manche Leute finden sich darin auch wieder, denn sie stellen sich solche Fragen. War bei mir auch so.
Dirk: Ich glaube noch nicht mal, dass es die Beschreibung eines wirklichen Geschehens ist, das bereits stattgefunden hat, sondern die Beschreibung von etwas noch Bevorstehendem.
Hendric: Nun zur Versöhnung beitragend, die dichterische Ader wird ja in diesem Alter geweckt. Der Beginn, Sprache in sublimierter Form darzubieten, ist immer schwer.
Dirk: Das klingt jetzt aber herablassend.
Dirk: In welchen Sphären verkehrst du denn?
Mirko: Jetzt muss der Hendric sich aber verteidigen und wieder zu uns Sterblichen zurückschweben
Dirk: Dann mal los. Ich stelle nur gerade fest, dass wir dem Text schon ganz entschwebt und auf und davon sind.
Hendric: Ich gebe es zu: 12 Semester Psychologie, 4 Semester Pädagogik, 3 Semester Germanistik und den Anspruch fair und offen zu sein.
Dirk: Wollen die Diskussion um die Fragen jetzt beilegen?
Dirk: Ich schlage vor, Frage für Frage durchzugehen. Und jeder sagt kurz (!) etwas dazu.
Hendric: Es ist doch besser mal Tacheles zu reden, statt Schönwetter oder gar das unmögliche Wort mittelmäßig rauszuholen, das bringt Kv gar nichts.
Dirk: Das stimmt. Da hat ja auch keiner was dagegen
Hendric: Im Gegenteil, ich gehe davon aus, dass jener, der sich öffentlich meldet, nicht nur gestreichelt oder ignoriert werden will, sondern ganz nach dem Motto, sich stets zu verbessern, zu erfahren versucht, wo er steht.
Dirk: Dagegen sag ich ja gar nichts! :-p
Dirk: Aber Worte wie "operatives Denken" und "sublimierter Form" klingen für MICH nicht nach Tacheles! Ganz davon abgesehen, dass sie Kv nicht verstehen wird.
Hendric: Musst mich mal aussprechen lassen ;-)
Dirk: Ok.
Hendric: Also Kv nimm es als Anreiz, denn wenn es absolut Scheiße wäre, würde ich nichts dazu schreiben.
Hendric: fertich
Mirko: Jetzt zu den Fragen.
Dirk: "Wenn der Zug hält
Wirst du wirklich drinnen sitzen ?"
Mirko: Na ja, warum nicht? Sie macht nicht klar, warum er das nicht sollte. Es wird, wie auch sonst leider im ganzen Gedicht, kein Hintergrund geliefert.
Dirk: Find ich gut, weil es so selbstverständlich ist, dass er drinnen sein wird. Aber sich trotzdem diese Frage zu stellen und noch das naheliegendste, das selbstverständlichste zu hinterfragen ... so was bringen nur Leute fertig, die verliebt sind.
Hendric: Wir leben im Handyzeitalter, da sollte es schon geklärt sein, ob jmd. drin ist ...
Dirk: Auch wieder wahr!
Dirk: Sabrina?
Sabrina: Ja, wie gesagt, sie hat Angst sie könnte ihn verpassen.
Sabrina: Sie ist verliebt und macht sich halt ihre Gedanken.
Dirk: Ihn verpassen?
Sabrina: Kann ja sein, dass er den Zug nicht bekommen hat und er nimmt den nächsten.
Sabrina: Apropos Handy, kann sie ja vor lauter Aufregung vergessen haben!
Mirko: Ich hab kein Handy. Mit gutem Grund. Und außerdem ist der Gedanke ja auch romantisch. Damit ist die Irrationalität erklärbar.
Mirko: Man denkt doch öfter Dinge, von denen man weiß, sie sind unrealistisch, aber die Liebe treibt einen dazu. (Oh Gott, war das kitschig!)
Dirk: Okay weiter, sonst werden wir niiiiiiiiiieeeeeeeeee fertig!
Dirk: "Wirst du am Fenster stehen und
Mir vielleicht winken ?
Oder wirst du noch sitzen, ohne irgendwelche Eile?"
Dirk: Also zu diesen Fragen hab ich schon was gesagt! Gefällt!
Dirk: Hier spielt das LI sehr schön mit den Gedanken: woran erkenne ich, ob er dasselbe für mich empfindet, was ich für ihn empfinde ...
Sabrina: Passt wieder zur oberen Frage. Sie ist verliebt und ihr schweben tausend Fragen durch den Kopf.
Hendric: Ich finde an den Fragen relativ gut, dass nicht klar wird, welches Geschlecht gemeint ist.
Dirk: Das stimmt mit dem Geschlecht!
Hendric: Aber dies wiederum ist noch zuwenig, mir fehlt es an Ankerpunkten oder Überaschungen, Wendungen ... gerade im Fragenkomplex.
Dirk: Das stimmt - leider - auch!
Dirk: Aber bleiben wir bitte konkret.
Sabrina: Na ja, was derjenige für mich fühlt, erkenn ich nicht, aber sie ist doch eindeutig ...
Mirko: Diese Frage finde ich übrigens auch gut. Obwohl ich auch der Kritik von Hendric hier, ausnahmsweise, zustimme.
Dirk: Soll ich weiter machen?
Mirko: Ja
Dirk: "Was soll ich sagen
Wenn du dann vor mir stehst ?
Soll ich 'Hallo' oder
'Schön, dass du endlich da bist!' sagen ?
Darf ich dich gleich umarmen oder
Sollte ich es bleiben lassen ?"
Dirk: Diese Fragen gefallen mir, denn sie zeigen die Unsicherheit des LI.
Dirk: Offensichtlich sind die beiden noch nicht so lange zusammen. Die Freundschaft, die Liebe ist noch neu. Es liegen noch Spannung und Zweifel in der Luft.
Sabrina: Sie fragt sich, wie weit sie gehen kann, sie möchte keinen Fehler machen.
Hendric: Das könnte von einem Mann stammen, Sabrina? Es könnte eine Stärke sein, dass es nicht eindeutig zuortbar ist,
Dirk: Gefallen mir, diese Fragen ... sie sind subtil, ohne hohl zu sein
Sabrina: Ja, ich würde sagen, von einem Mann könnten die Fragen kommen
Hendric: Es könnten auch zwei Männer oder zwei Frauen sein, die aufeinander vielleicht zufahren?
Dirk: Wie bitte?
Sabrina: Mhh, das ist jetzt schwer einzuschätzen. Ich würde eher auf eine Frau und einen Mann tippen.
Dirk: Es heißt doch "du" und "ich"?!?!?
Mirko: Ist diese Frage wirklich so relevant? Wir wissen doch dass Kv ein Mädel ist und am Schluss steht "für dich". Müssen wir jetzt alle möglichen Geschlechtskombinationen durchspielen? Das ist für das Gedicht doch unerheblich.
Dirk: Das stimmt.
Dirk: Gut ist, dass es offen bleibt ... auch ich als Mann kann mich in die Situation des Lyrischen Ichs einfinden.
Dirk: Weiter?
Hendric: Mirko, nur weil Kv angeblich weiblich ist, muss das ja nicht heißen, dass sie aus ihrer Sicht schreibt. Denn bei guten Gedichten bleibt dies durchaus offen.
Mirko: Okay, lassen wir das. Ich finde es eher irrelevant. Wollen wir mit den Fragen weitermachen?
Dirk: "Und was wirst du zu mir sagen ?
Werd ich dich überhaupt erkennen ?
Bitte, lass mich nicht an dir vorbei laufen ..."
Dirk: Ich denke diese Zeilen zeigen noch deutlicher, dass die Personen sich selten sehen, eventuell noch nie gesehen haben.
Sabrina: Exakt, würde ich auch so sehn.
Hendric: Ich würde sagen Internetbekanntschaft.
Dirk: Die letzte Zeile empfinde ich als Steigerung. Das ist sehr gut gelöst, weil es nämlich KEINE FRAGE ist.
Hendric: Kleine Stärken ... wer hätte das gedacht!
Dirk: Nächste Strophe?
Sabrina: Ja.
Dirk: "Wenn der Zug hält
Was wird sich dann verändern ?
Was wird dann mit uns passieren ?"
Mirko: Internetbekanntschaft. Kann sein. Aber ich finde, sie hätte den Hintergrund beleuchten müssen.
Dirk: Aber das tut sie doch. Es muss ja nicht immer alles so haarklein offen gelegt werden.
Dirk: Hier gefällt mir gerade, dass sie die Personen und ihre Verhältnisse zueinander eher langsam ausführt und aufbaut.
Dirk: Das erzeugt nämlich Spannung und regt meine Phantasie an.
Mirko: Sie macht doch keine Andeutungen über den Hintergrund der Freundschaft
Dirk: Aber das ist doch auch nicht nötig. Das ist irrelevant
Dirk: Willst du etwa wissen, wie er heißt und wo sie sich kennen gelernt haben?
Dirk: Wozu? Das würde doch nur Distanzen zwischen Leser und Figuren erzeugen.
Mirko: Das ist in keinster Weise irrelevant. Ich will Andeutungen, die ich dann weiterdenken kann.
Dirk: Aber die gibt sie doch!
Mirko: Ein Gedicht sollte nicht so allgemein sein, dass jedwede Interpretation passt.
Dirk: Die Verhältnisse werden durchaus angedeutet, beleuchtet und präzisiert.
Dirk: Wie war das vorhin mit dem "schönen Bahnhof"? Argumentieren wir jetzt umgekehrt?
Mirko: Stimmt, immerhin der. Der steht ja als Metapher für die Freundschaft nach der langen Renovierung. Aber sonst?
Hendric: Das leben ist ein Karussell ...
Dirk: Ich würde sagen, lass uns weitermachen!
Dirk: "Wenn der Zug hält
Was wird sich dann verändern?
Was wird dann mit uns passieren?"
Mirko: Der Himmel ist bal, das Gras ist grün.
Dirk: Der Himmel ist bal? Alles klar!
Hendric: Finger weg von meinem Whisky, Mirko!
Sabrina: :-)
Dirk: Trinkt er dir alles weg?
Mirko: äh blau
Hendric: Ja, soviel zum Thema Whisky.
Dirk: Mirko, also so was hätte ja nicht von dir gedacht ... jetzt bist du also auch schon BLAU!
Sabrina: Lass uns weiter machen, ist ziemlich spät schon.
Sabrina: Und ich muss morgen früh raus, leider
Mirko: Ich bin halt wie der Himmel ... ergo: Ich bin himmlisch!
Dirk: Zurück zum Text!
Mirko: Gut, nächste Frage, noch 13, oder?
Dirk: "Wird dann alles gut sein
Für die paar Tage ?
Glaubst du
Wir können heute und morgen mal alles vergessen ?"
Dirk: Weiß ich nicht, was ich davon halten soll ...
Sabrina: Oh, hier sagt der Text doch schon was.
Mirko: Was denn? Wieder kein Hintergrund. Warum haben die denn solche Probleme. Das ist alles viel viel zu allgemein.
Sabrina: Können wir alles vergessen ...
Dirk: Obwohl der Gedanke der Selbstvergessenheit ganz schön ist.
Sabrina: Sie waren bestimmt schon in einer Beziehung, hatten sich geschritten.
Sabrina: Haben sich lange nicht mehr gesehn und vielleicht im Internet wieder getroffen?
Dirk: Hier gebe ich dir diesmal Recht, Mirko
Dirk: Bei dieser Stelle frage ich mich wirklich: was steht denn zwischen dem Ich und dem Du?
Dirk: Das wird nicht erklärt.
Mirko: Wieso Selbstvergessenheit? Die vergessen sich doch selber gar nicht. Technisch gesprochen: Die vergessen die für sie relevanten Sachverhalte. Bis auf Basiswissen.
Hendric: Mirko, Dirk ich stimme euch einfach mal zu ...
Dirk: Wem?
Hendric: Euch beiden ---
Dirk: Ach so.
Dirk: Dann können wir ja weiter machen.
Dirk: "Wir können heute und morgen mal alles vergessen ?
Alles, was uns trennt?
Alles, was uns befremdet?"
Dirk: Hier will ich als Leser wissen:
Dirk: Was trennt euch?
Dirk: Was befremdet euch?
Sabrina: Da haste recht.
Dirk: Darüber sagt das Gedicht nix.
Hendric: Dem Gedicht fehlt die Charakterisierung, bin am zweifeln, ob die Intention des Gedichts die Fragen sind.
Dirk: Hallo Hamburg?
Mirko: Hallo Mülheim.
Dirk: Was denn?
Dirk: Ihr seid zu langsam.
Dirk: Aber ich sag nix.
Hendric: Vielleicht wollte Kv nur die Emotion des Hin- und Hergerissenen darstellen und wählte dieses Bild.
Mirko: Nächste Frage (stimme übrigens zu, wieder viel zu allgemein).
Dirk: "Sag
Wirst du mit mir Karussell fahren?
Wird unsere Freundschaft
Dass alles aushalten?"
Dirk: Finde ich ungewollt komisch. Das mit dem Karusell ist albern.
Hendric: Da iss es ja mein Karassueellllee.
Sabrina: Was aushalten und warum Karussell, frag ich mich? Das ist komisch.
Dirk: Aus irgendeinem Grund denke ich gerade dabei an Sex.
Mirko: Wieso denkst du da an Sex? Aufm Karussell?
Dirk: Nein, das Karussell fahren als Symbol für Sex.
Hendric: Ist doch klar, Dirk holt sich seine Damen aufm Jahrmarkt ...?
Dirk: Reiten, Schaukeln, Hin und Her, Rauf und Runter?
Dirk: Ich weiß, Kv meint das nicht so ... Aber ich denke halt dran.
Mirko: Ja, das denken sicherlich alle 15jährigen. Bitte wieder um eine romantischere Betrachtung der heutigen Jugendgeneration zwischen 15-17.
Dirk: Aber was hat das "Karussell fahren" mit dem "Wird unsere Freundschaft das alles aushalten" zu tun???
Mirko: So eine Karussellfahrt nimmt ja auch den Menschen als Ganzes sehr in Anspruch.
Sabrina: Mhh, vielleicht meint sie ja mit dem "Karussell fahren", dass die Gefühle wie bei einer Achterbahn rauf und runter gehen.
Dirk: Hey, das ist auch eine gute Idee, Sabrina!
Mirko: Stimmt, Sabrina. Das denke ich auch. Guter Gedanke.
Dirk: Das Karussell der Gefühle!
Dirk: Das gefällt mir.
Hendric: Enthaltung.
Dirk: Machen wir weiter?
Hendric hat den Raum verlassen.
Sabrina: Weg ist er wieder
Hendric hat den Raum betreten.
Dirk: Was habt ihr jetzt wieder gemacht?
Hendric: Hallo.
Hendric: Karussell mit Resetknopf.
Dirk: Aha!
Mirko: Wir waren auf dem Karussell sitzen geblieben.
Dirk: "Wird sie nach diesen Tagen tiefer sein
Als vorher?
Oder werden wir uns nicht mehr kennen ?
Bitte, lass das nicht passieren ..."
Dirk: Das finde ich wieder ZU allgemein, zu banal, zu unkonkret.
Mirko: Immer derselbe Kritikpunkt. Tiefer? Zu allgemein!
Mirko: Bisschen kitschig appellativ.
Sabrina: Find ich auch. Da muss man sich wieder fragen, warum sie sich nicht besser kennen, was denn dagegen spricht?
Mirko: Das stimmt, Sabrina.
Mirko: Und zu welcher Antwort kommt man da?
Sabrina: Ich würde mir das so vorstellen. Sie hatten mal eine Beziehung als Kinder und sind jetzt erwachsen.
Sabrina: Möglich, dass sie sich so vom Charakter verändert haben, dass sie sich nicht mehr kennen.
Dirk: Kommt mir irgendwie komisch vor.
Mirko: Wahrscheinlich ist damit gemeint: Wir sehen uns dann nicht mehr, Hinweis auf ein eventuelles Zerwürfnis, nur schlecht ausgedrückt.
Dirk: Okay. Jetzt zum Schluss.
Dirk: "Ein leichter Luftzug kommt auf
Wirbelt mir mein Haar ins Gesicht
Ich versuche es mit meinen Händen zurückzuhalten
Mein Blick gleitet von meiner Uhr
Auf die Anzeigetafel.
Es ist 19 Uhr 33:
Und es ist der Zug mit dem du kommst ..."
Dirk: Dieser Rahmen ist okay
Sabrina: Mhh.
Dirk: Daran gefällt mir besonders, dass das LI von dem Luftzug geweckt wird.
Dirk: Dass über den "Erwartungen" und "Gedankenspielen" die Zeit dann doch sehr schnell vergangen ist!
Hendric: Ein pünktlicher Zug!
Sabrina: Du bist gut.
Sabrina: :-)
Mirko: LI?
Dirk: Lyrisches Ich.
Mirko: Ach so, stimmt ja.
Mirko: Also ich finde das Ende schwach. Keine Pointe. Auf Zug gewartet, Zug kommt. Das ist'n bisschen wenig.
Dirk: Ich find das Ende gut, weil es offen bleibt.
Dirk: Weil gerade nicht gesagt wird, was wirklich weiter passiert, weil nicht entschieden wird, welche Erwartungen, welche Befürchtungen eintreten und welche nicht
Dirk: Hat jemand zum Schluss des Gedichtes noch etwas zu sagen?
Hendric: Mirko, du solltest das Ende nicht so bös auseinander nehmen.
Hendric: Immerhin ist es eine Anzeigetafel in einem renovierten schönen Bahnhof.
Hendric: Und zwar schön durch Renovierung.
Dirk: :-D
Mirko: Da der Hintergrund nicht wirklich beleuchtet wurde, finde ich das Ende im Gegensatz zu euch ganz ganz schwach.
Mirko: Ich kann mich nicht in die Charaktere einfinden, dementsprechend ist mir dieses offene Ende zu wenig.
Sabrina: Vielleicht will sie auch damit sagen, dass sie sich bekloppt gemacht hat, wegen dem Warten und als der Zug kam, war alles weg.
Sabrina: Also, dass es noch zum Guten ging, als die Gedanken, die sie hatte.
Hendric: Sabrina hast du getrunken?
Sabrina: Nein, ich bin nur müde.
Hendric: Ok.
Dirk: Ich möchte noch den Vorschlag machen, die Kommentare von Spiderman aus dem Forum zu benutzen, um das Gedicht abschließend zu kommentieren. Ist das okay?
Dirk: Da kommen sicherlich einige entscheidende Sachen zur Sprache.
Mirko: Inwiefern? Sollen wir diese Kommentare jetzt beurteilen?
Dirk: Als Ausgangspunkt für unsere eigenen benutzen.
Mirko: Spidermans Kommentare. Ich weiß nicht. Unsere Meinung ist doch hinreichend dargelegt.
Dirk: So als Zusammenfassung ... hab einfach mal Vertrauen
Mirko: Zu dir?
Dirk: Spiderman: "Du bist noch ganz jung, gelt? 14 oder15, habe ich mal mitgekriegt. Also: in Anbetracht Deines Alters schreibst Du schon sehr sehr gut."
Dirk: Was sagt ihr dazu?
Mirko: Hmm, das finde ich nicht ganz. Ich finde es eher durchschnittlich.
Hendric: Auch für eine 15jährige.
Dirk: Ich finde es zwar mittelmäßig, aber in Anbetracht ihres Alters stellenweise ziemlich gut.
Sabrina: Na ja man kann ja nicht so viel von einer 15jährigen verlangen.
Sabrina: Ist schon in Ordnung so.
Hendric: Alter kann keine Entschuldigung sein.
Mirko: Aber doch eine Erklärung
Hendric: Wohl wahr.
Dirk: Spiderman: "Du findest eine sehr klare Sprache, formulierst treffend und zeigst ein hohes Maß von Reflexionsfähigkeit. Was mir auch gefällt: Deine Texte sind ehrlich, wirken echt."
Mirko: Also Spiderman überzieht etwas.
Dirk: Das mit der klaren Sprache sehe ich anders ... eher offen und vage.
Mirko: Und es ist durchaus nicht überragend reflektiert, sondern eher viel zu allgemein.
Dirk: Das mit der Reflexionsfähigkeit scheint aber auf jeden Fall zu stimmen ... das hat ja auch Hendric schon gesagt.
Hendric: Eben.
Dirk: Eben was?
Hendric: Dem Alter gemäß, einen Sachverhalt aus mehreren Perspektiven von sich aus betrachtend. Ist, denke ich, zumindest ein Anfang.
Dirk: Das mit der Ehrlichkeit und Echtheit sehe ich wiederum ähnlich.
Dirk: Aber wünschenswert wäre ein besserer Stil, auch wenn dafür mehr "erfunden" werden müsste.
Dirk: Ein Text der weniger subjektiv, mehr verallgemeinerbar ist, wäre wünschenswert.
Mirko: Mehr?
Mirko: WENIGER
Dirk: Sorry, hab mich falsch ausgedrückt.
Hendric: Es gibt Hoffnung.
Dirk: Ein Text der anschaulicher ist und darum authentischer wirkt. Diese abstrakte, allgemeine Ehrlichkeit kann nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Dirk: Spiderman weiter: "M.E. könnte der Text Kürzung vertragen. Die vielen Fragen ufern aus. Weniger wäre für mich mehr."
Dirk: Sehe ich ähnlich.
Mirko: Weniger wäre mehr. Das sehe ich auch so. Es ist zu gewaltig. Es wird einem so aufgedrückt.
Hendric: Mir fehlen immer noch die Wendungen, die Überraschungen, etwas Wunderliches, Verstecktes, etwas zum Halten.
Hendric: Aber nicht "Gute Zeiten Schlechte Zeiten Prosa" ... sorry.
Dirk: Das ist ein guter Punkt!
Dirk: Es geht alles in eine Richtung. Wendungen, Brüche, Abwechslungen fehlen!
Dirk: Apropos "GZSZ Prosa" - Spiderman: "Das Gedicht ist sehr prosaisch und könnte mehr Rhythmik vertragen. Mein Tipp: beim Schreiben laut lesen!"
Mirko: Stimme ich hundertprozentig zu.
Hendric: Ich auch.
Dirk: In diesem Punkt besteht Einigkeit.
Dirk: Das ist auch ein Grund, warum es wie ein Tagebuch-Eintrag wirkt.
Hendric: Ja.
Dirk: Sabrina, bist du noch bei uns?
Sabrina: Ja.
Dirk: Oder schnarchst du schon auf deiner Tastatur? :-D
Sabrina: Noch nicht.
Sabrina: :-)
Hendric: Sabrina nicht von Bahnhöfen träumen.
Sabrina: Nee, mach ich schon nicht. So toll ist der Bahnhof auch nicht. ;-)
Mirko: Na ja, aber Bahnhöfe im allgemeinen - und besonders die renovierten - also ich finde, so'n Bahnhof hat es schon in sich.
Dirk: Spiderman: "Der Spannungsaufbau: der Leser wartet darauf, was passiert, wenn der Zug da ist. Das verrätst Du nicht und enttäuschst damit. Das Gedicht läuft bisher so ab: ich warte auf den Zug, mache mir meine Gedanken und irgendwann kommt der Zug. Irgendeine Auflösung oder Pointe wäre gewinnbringend."
Mirko: Stimme ich auch dem Spider hundertprozentig zu.
Dirk: Also den Punkt hatten wir ja schon.
Dirk: Ich find das offene Ende ganz gut
Sabrina: Ja, stimm ich zu.
Hendric: Ich glaube, wir übersehen irgendwas ...
Dirk: Was übersehen wir?
Hendric: Die Tiefe des Gedichts an sich, aus der Geschlechterforschung her betrachtet.
Mirko: Noch was von Spider?
Dirk: Ja
Dirk: Spider: "Konkretisierungen / Abstraktheit: Das Gedicht ist überall dort stark, wo Du mögliche zukünftige Handlungen konkret durchspielst(Z.B. umarme ich oder nicht -> kann ich mir gut vorstellen). Das Gedicht ist überall dort schwach, wo Du sehrabstrakt bist (z.B. wie tief wird unsere Freundschaft sein? -> kann ich mir nicht gut vorstellen)."
Dirk: Seh ich genauso.
Mirko: Letzterem stimme ich zu. Ersterem nicht, denn das Gedicht ist grundsätzlich zu allgemein, da der Hintergrund fehlt. Deshalb wirken auch die durchgespielten, sprich erwogene Handlungen auf mich nicht so richtig.
Dirk: Was sagen die anderen?
Hendric: Schwierig, es kann keine Stärken geben, wenn nicht klar wird um was es geht ...
Dirk: Wird nicht klar, worum es geht?
Dirk: Lesen wir dasselbe Gedicht?
Mirko: Dabei wäre es doch gar nicht so schwierig gewesen. Statt der 24 Fragen, die mehr oder weniger alle in eine Richtung gehen, hätten es eben nur 8 oder 10 Fragen sein sollen.
Mirko: Stattdessen hätte mehr über den Hintergrund dieser Beziehung angedeutet werden müssen. Ich als Leser will doch wissen: Wer ist dieser Freund? Was verbindet die beiden? Das ist mir doch wichtig!!!
Hendric hat den Raum verlassen.
Dirk: Ach, menno!
Dirk: Das nervt.
Hendric hat den Raum betreten.
Sabrina: Du, langsam fallen meine Augen zu. :-(
Dirk: Oh, ich denke wir sind auch durch ...
Hendric: Ich meine auch, Mirko hat Recht, ohne Inhalte werden keine wirklichen Anhaltspunkte gegeben.
Hendric: Nur Fragen sind zu wenig, anders gesagt: heut gelesen, morgen vergessen.
Sabrina: Gut, das stimmt, sie hätte wirklich noch was zu deren Beziehung sagen können.
Hendric: Wenn nicht dieser renovierte Bahnhof wär! ;-)
Dirk: Ja, Kleinervogel, dein Bahnhof hat es uns angetan!
Dirk: So ein schöner, renovierter Bahnhof ...
Sabrina: *schwärm*
Sabrina: LOL
Dirk: ... da geht einem doch schon das Herz auf, wenn man auf den Liebsten wartet.
Dirk: Und diese Zigarettenkippen die überall herumliegen und der freundliche Bahnbeamte.
Mirko: Information overload.
Hendric: Fragen bitte, Fragen?
Dirk: Und die Durchsagen, dass der Zug jetzt in 30 Sekunden doch nicht auf Gleis 2, sondern auf Gleis 17 einfährt.
Mirko: Wie heisst es schon in dem berühmten Song von Marlon:
Mirko: "Lass uns zwei zusammen um die Häuser ziehen und die Fragen fragen fragen, die wir uns noch nie gefragt haben ..."
Dirk: Okay, ich bedanke mich bei der Jury.
Sabrina: Okay ihr, ich werde dann mal ins Bettchen hüpfen. War echt nett, euch beiden ein bisschen kennen zu lernen ...
Hendric: Kleinervogel, nicht traurig sein, aller Anfang ist schwer, es steckt in jedem Potential, das herausgearbeitet werden muss, also weiter ...
Dirk: Letzter Tagesordnungspunkt: Entlastung der Jury.
Dirk: Ich glaub, wir waren hart, aber fair.
Sabrina: Ich wünsch euch noch 'ne schöne Nacht und schlaft gut.
Mirko: Ich fühle mich entlastet. Euch entlaste ich natürlich nicht. Euch belaste ich. Ihr seid die Belasteten.
Dirk: Tschö Sabrina!
Sabrina: *wink*
Hendric: gn8
Hendric: cu sabrina
Sabrina hat den Raum verlassen.
Dirk: Und ihr? Geht heute abend noch weg?
Hendric: Bahnhöfe betrachten.
Mirko: Genau!
Dirk: Scherzkeckse!
Dirk: Der in Düsseldorf ist schrecklich schön.
Mirko: Renoviert?
Dirk: Nee, eben nicht.
Mirko: Wie kann er dann schön sein?
Dirk: Grau, hässlich und voller Tauben, die überall rumscheißen.
Dirk: Das find ICH schön.
Mirko: Okay, ich glaub wir müssten dann mal ... *würg Gespräch ab*
Dirk: Besser ist nur noch GE, wenn Schalke spielt.
Dirk: Okay, ihr beiden.
Hendric: Diese Bahnhoffreunde ...
Dirk: Ich danke euch.
Dirk: Und wünsche euch eine gggggggute Nacht.
Hendric: gn8
Hendric: Haben wir doch gut gemacht, oder?
Dirk: "Oh, geliebtes Chaos", sag ich nur.
Mirko: Okay, ich hatte mal wieder in allem Recht und verabschiede mich.
Dirk: cu.
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)


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