Heiterer Nonsens
oder
Das Lied von der geflohenen Zeit
Fang sie, die geschenkte Taschenuhr
für die du dich bezahlt
auf dem knochenbleichen Wörterflur
flieht sie durch den Leiberwald
Was kann der Mondmann denn dafür?
Sie entkommt der haschend Hand-
durch die verschlossne Schattentür
in der erbauten Nebelwand
Hat flinke Zeigerbeinchen
glänzt tags im Mondenlicht
und über Minutensteinchen
stolpert die Geliebte nicht
Sie ändert sich so wandellos!
Der Messingglanz wird matt
So liegt nun alle Wirrnis bloß
Die Greisenhaut ist seidenglatt
Die belebte Zeit entweicht!
Hat Freiheit schon gewonnen
denn als du sie erreicht
war sie zum Meer zerronnen...
Heiterer Nonsens
Heiterer Nonsens
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon
- Ursula Vernon
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- Pegasos
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- Wohnort: Das Dorf der Dussel an der Düssel
Re: Heiterer Nonsens
Hallo Silentium,
es gibt, wie ich finde, einige sprachlich sehr schöne und interessante Stellen in deinem Gedicht:
Oder:
Obwohl natürlich bei Schatten und Nebel wieder Kitschgefahr im Verzug ist. Was aber an dieser Stelle noch ganz gut gelöst wird.
Das bietet mir Gelegenheit, noch eins von diesen peinlichen Artefakten aus dem Fundus meiner Jugendsünden hervorzusuchen, eines, das vielleicht ebenso gut unter dem Titel "Heiterer Nonsens" durchgehen könnte.
Irritationen
Ihr habt und wolltet mich vergessen,
Ich sage euch: so glaubet mir!
Die Nacht perlt still in unsre Ohren
Und hatten wir denn nicht geschworen,
Das Unbekannte zu ermessen,
Ich sag es laut: oh, wehe dir!
Du trocken und verschwendet Brot,
Im Hals verwurzelt Abendmahl,
Ein grünes Kindlein wird erwachen,
Und den verliebten, albernen Drachen
Ertränken in dem glucksenden Kot
Mit dem Werkzeug aus trübem Stahl.
Ich bin verdorben durch und durch,
Und ab und zu verdampft mein Wille,
In lüsterner Mittnacht, die schon dämmert,
Wie ungezähmtes Kraut gehämmert
In einen fetten, quäkenden Lurch
Und kaum berührte leimige Stille.
Wir müssen spinnen und verrücken,
Und das Vernünftige verbannen
In unentwindbare Windungen,
Komplexe, logische Bindungen,
Die weder schaffen, noch entzücken,
Doch ins Reale Geister spannen.
Hier hört dann auf die Alte Welt,
Und schon die Neue ist verloren,
Denn welcher Mensch ist auserkoren,
Sich zu verkriechen in den Poren
Und unter dem, was uns erhält,
In Existenzen, kahl geschoren.
Ich grüße die bitteren Ritter,
Die durch die schwarzen Tore kamen,
Mit kalten, blauen, hohen Augen
Die an unseren Seelen saugen,
Um dann in einem der Gewitter
Nach kessen, lauthälsigen Damen
Zu stellen, sie schnell zu erobern,
Wie trautes, nachbarliches Gefilde,
Doch vorher sollte man erst trinken,
Ein klein bißchen männlicher stinken,
In den behaglich trüben Oktobern,
Wo alle Herzen leiser und milde.
So leuchtet! Stumme Brunnen leuchtet!
Weil wir bedürfen euren Glanz,
Und auch die eindringlichen Stimmen,
Die unter euren Felsen schwimmen.
Seht, wie ist meine Stirn befeuchtet,
Vor dem einzig entscheidenden Tanz.
Gebt uns den Willen zu regenerieren,
Das Innere noch aufzubrechen,
In dem Dämonen heulen und riefen
Und heilige Wesen lange schliefen,
Ich muß in Dimensionen stieren,
Abwesend meine Wahrheit sprechen.
Ein Greif kam plötzlich durch das Fenster,
Mit zäh verklebten, zuckenden Krallen,
Er schwitzt in seinem Dornengefieder,
Wie in einem zu engen Mieder,
Eines der triefenden Gespenster,
Die manchmal durch das Glas einfallen.
Ich hab' die stampfende Nacht erbeten,
Das Dunkel und den schwarzen Sturm,
Jetzt bohrt gemach sich in mein Hirn
Das schmerzlich pulsierende Gestirn,
Es bohrt wie durch zersetzte Gräten,
Sich dieser böse, böse Wurm.
Zur Hölle, was will ich damit sagen?
Oh doch, ihr solltet mich nicht fragen.
gelb
es gibt, wie ich finde, einige sprachlich sehr schöne und interessante Stellen in deinem Gedicht:
auf dem knochenbleichen Wörterflur
flieht sie durch den Leiberwald
Oder:
durch die verschlossne Schattentür
in der erbauten Nebelwand
Obwohl natürlich bei Schatten und Nebel wieder Kitschgefahr im Verzug ist. Was aber an dieser Stelle noch ganz gut gelöst wird.
Das bietet mir Gelegenheit, noch eins von diesen peinlichen Artefakten aus dem Fundus meiner Jugendsünden hervorzusuchen, eines, das vielleicht ebenso gut unter dem Titel "Heiterer Nonsens" durchgehen könnte.
Irritationen
Ihr habt und wolltet mich vergessen,
Ich sage euch: so glaubet mir!
Die Nacht perlt still in unsre Ohren
Und hatten wir denn nicht geschworen,
Das Unbekannte zu ermessen,
Ich sag es laut: oh, wehe dir!
Du trocken und verschwendet Brot,
Im Hals verwurzelt Abendmahl,
Ein grünes Kindlein wird erwachen,
Und den verliebten, albernen Drachen
Ertränken in dem glucksenden Kot
Mit dem Werkzeug aus trübem Stahl.
Ich bin verdorben durch und durch,
Und ab und zu verdampft mein Wille,
In lüsterner Mittnacht, die schon dämmert,
Wie ungezähmtes Kraut gehämmert
In einen fetten, quäkenden Lurch
Und kaum berührte leimige Stille.
Wir müssen spinnen und verrücken,
Und das Vernünftige verbannen
In unentwindbare Windungen,
Komplexe, logische Bindungen,
Die weder schaffen, noch entzücken,
Doch ins Reale Geister spannen.
Hier hört dann auf die Alte Welt,
Und schon die Neue ist verloren,
Denn welcher Mensch ist auserkoren,
Sich zu verkriechen in den Poren
Und unter dem, was uns erhält,
In Existenzen, kahl geschoren.
Ich grüße die bitteren Ritter,
Die durch die schwarzen Tore kamen,
Mit kalten, blauen, hohen Augen
Die an unseren Seelen saugen,
Um dann in einem der Gewitter
Nach kessen, lauthälsigen Damen
Zu stellen, sie schnell zu erobern,
Wie trautes, nachbarliches Gefilde,
Doch vorher sollte man erst trinken,
Ein klein bißchen männlicher stinken,
In den behaglich trüben Oktobern,
Wo alle Herzen leiser und milde.
So leuchtet! Stumme Brunnen leuchtet!
Weil wir bedürfen euren Glanz,
Und auch die eindringlichen Stimmen,
Die unter euren Felsen schwimmen.
Seht, wie ist meine Stirn befeuchtet,
Vor dem einzig entscheidenden Tanz.
Gebt uns den Willen zu regenerieren,
Das Innere noch aufzubrechen,
In dem Dämonen heulen und riefen
Und heilige Wesen lange schliefen,
Ich muß in Dimensionen stieren,
Abwesend meine Wahrheit sprechen.
Ein Greif kam plötzlich durch das Fenster,
Mit zäh verklebten, zuckenden Krallen,
Er schwitzt in seinem Dornengefieder,
Wie in einem zu engen Mieder,
Eines der triefenden Gespenster,
Die manchmal durch das Glas einfallen.
Ich hab' die stampfende Nacht erbeten,
Das Dunkel und den schwarzen Sturm,
Jetzt bohrt gemach sich in mein Hirn
Das schmerzlich pulsierende Gestirn,
Es bohrt wie durch zersetzte Gräten,
Sich dieser böse, böse Wurm.
Zur Hölle, was will ich damit sagen?
Oh doch, ihr solltet mich nicht fragen.
gelb
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