Vollmond

[Archäopterix]

silberhelle Mondstrahlen
durchdringen
laue Mitternachtsluft

magische Nebelschwaden
schweben dicht über
feuchtem Gras

Trommeln, Harfen, Zimbeln
hypnotischer Rhythmus
bewegender Sog

pulsierende Körper
tanzende Extase
um loderndes Feuer

-

erste Morgensonnenstrahlen
fallen durch Baumkronen
auf dampfenden Waldboden

sanfter Sommerwind
berührt zart
die nackte Haut der Schlafenden

gefangen in der Magie
des Augenblicks
gehe ich dem Sonnenaufgang
entgegen

im Herzen das Geschenk
des Mondes
den Traum
einer Nacht

[gelbsucht]

Vollmond
(eine Replik)

Der Saturn frisst seine Kinder,
und Venus schwimmt im Fett,
Mars, das ist ein alter Schinder,
nur der Mond ist noch ganz nett.

Das Silber ist schon lang verpfändet,
es bleibt nur Staub und Sternendreck,
mit Kraterpusteln halb geschändet,
ne Flagge spießt in seinem Heck.

Hypnotisch sind die Klänge,
gleich schlafen alle ein,
eingelullt in Traumgesänge,
ratzen sie im Mondenschein.

Das ist ja auch ne Art Ekstase,
zu schnarchen, bis der Morgen lacht,
am Gaumen sitzt dann eine Blase,
und brennt noch bis zur nächsten Nacht.

Und magisch sind die Nebelschwaden,
ein Störfall ist's im AKW,
ein bisschen Kitsch kann niemand schaden,
ein bisschen Kitsch tut niemand weh.

Im ersten Morgensonnenstrahl
gibt uns der Alltag einen Schmatz,
die Welt ist wieder grau und fahl,
und Neon schirmt den Arbeitsplatz.


gelb

[Chialandra]

Dazu ist mir ein Liedchen eingefallen, das wir immer gesungen haben wenn wir hier im Dorf (bei meiner Family) nachts am kleinen See gehockt haben:

Dort, dort im Silberhain
die Elfen tanzen
ihren Reigen
laden dich ein.
Komm, tanz in ihrer Mitte
und sie bitten
dich bleib hier.

Weißes Haar auf ihren Schultern
und die samtig,
weiße Haut.
Elfen lachen immer weiter,
lachen leise,
lachen laut.

Letzter der Sonnenstrahlen
durch das Laub fällt
auf den Weg.
Der aus dem Wald hinaus und
zu den andren
Menschen führt.

Güldnes Haar wird schwarz wie Asche
und die Augen feuerrot.
Plötzlich kommt dir der Gedanke
morgen früh da
bin ich tot

Ein seltsames kleines Liedchen, aber wir fandens toll. B-)

Liebe Grüße, Marina

[Silentium]

Dort, dort im Silberhain
die Elfen tanzen

*grins*
wenn wir schon dabei sind, Gedichtchem zu dem Thema zu rezitieren, gibt's da nicht was von Rilke? Die Pfauenfeder? Ich finds jetzt leider nicht, hoffe, ich hab das richtig in erinnerung:

Deine Feinheit, ohnegleichen
wie liebte ich die schon als Kind
ich hielt dich für ein Liebeszeichen
das sich an silberstillen Teichen
des Nachts die Elfen reichen
wenn alle Kinder schlafend sind.

Falls das jetzt net stimmt, bitte korrigieren. Passt aber irgendwie in die vorhergegangene Diskussion.

[Archäopterix]

Falls das jetzt net stimmt, bitte korrigieren. Passt aber irgendwie in die vorhergegangene Diskussion.

Diskussion???

Bin aber auch ohne Diskussion völlig überwältigt was mein kleiner "Erguss" (angeregt durch unser Gespräch über Kitsch) ausgelöst hat...

Das Gedicht ist schon etwas älter, es fällt in meine "Rosa Periode". Ich persönlich mag es sehr gern und finde auch, dass die Stimmung genau meine Stimmung zu dieser Zeit wiedergibt. Das ist für andere Menschen, die mich auch nicht besonders gut kennen, natürlich schwer nachzuvollziehen. Vielleicht hilft es jedoch mich kennen zu lernen...
...dazu eines meiner ersten Gedichte:

Als ich dich
noch nicht kannte
wollte ich dich
unbedingt kennenlernen.

Jetzt kenne ich dich
und wünsche mir
ich hätte dich
nie
noch nicht gekannt.

@gelbsucht: du hast den ersten Preis für die beste Replik gewonnen - Danke fürs mitspielen...)

[Silentium]

Diskussion???

hab mich auf das

Gespräch über Kitsch

bezogen.

Bei deinem Gedicht muss ich ziemlich unwilkürlich an die auch in einem gewissen, hier ungenannten Werk, in dessen Titel sich ein Wetterphänomen und eine noch nicht wieder aufgefundene Lokalität in Britannien befinden, erwähnten Szenen denken. Fete bei den Thuata de Danan?