An einem Tag im November

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
gelbsucht
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An einem Tag im November

Beitragvon gelbsucht » 25.11.2003, 00:46

An einem Tag im November

Straßenbahnen rollen vor,
Menschen steigen ein und aus,
ein und aus.

Das Zwielicht der Dämmerung
weicht die Konturen ihrer
Gesichter auf.

Die Menschen flutschen über den
Vorplatz und verschwinden im
Bahnhof.

Davor aufgebaut jetzt ein paar Buden,
der Geruch von kandierten Nüssen
geht davon aus.

Am Gehweg, bei den wartenden Taxis
stehen zwei Sträucher und blühen
blassrosa & weiß.

Ein Vogelschwarm fliegt in perfekter
V-Formation über den Platz,
und verschwindet.

(Düsseldorf 24.11.2003)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

vogel
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon vogel » 25.11.2003, 15:01

hallo Gelb ...

Weißt, das gefällt mir nur bedingt. Du beginnst schön (für meinen Geschmack) und endest irgendwo zwischen "ja, weiß nicht" und " :-(( "

Strophe 1-3 sind wunderprächtig, daran habe ich nichts auszusetzten
Straßenbahnen rollen vor,
Menschen steigen ein und aus,
ein und aus
.

Das Zwielicht der Dämmerung
weicht die Konturen ihrer
Gesichter auf.
Die Wiederhohlung in der ersten Strophe gefällt mir und dieses Simple "Rollen" & "weichen" ist so schon so profan, dass es mir auch gefällt

Die Menschen flutschen über den
Vorplatz und verschwinden im
Bahnhof.
Flutschen : Das ist wieder typisch Gelb ... Verschwinden : Wusch, weg waren sie .. Gefällt mir auch wie die ersten beiden .

Davor aufgebaut jetzt ein paar Buden,
der Geruch von kandierten Nüssen
geht davon aus.
Ja, gestern war überall große Weihnachtsmarkteröffnung - nur hier wieda ma net ... Aber davon mal abgesehen, das gefällt mir nicht. Ich will jetzt hier auch nicht rummerkern, von wegen "Kandierte Nüsse", aber warum stehen die Buden ausgerechnet vor dem Bahnhof ? Da fällt mir nur eines ein :
[Große Erwartungen / Chatprotokol]
Dirk: Und ihr? Geht heute abend noch weg?
Hendric: Bahnhöfe betrachten.
Mirko: Genau!
Dirk: Scherzkeckse!
Dirk: Der in Düsseldorf ist schrecklich schön.
Mirko: Renoviert?
Dirk: Nee, eben nicht.
Mirko: Wie kann er dann schön sein?
Dirk: Grau, hässlich und voller Tauben, die überall rumscheißen.
Dirk: Das find ICH schön.
Na toll, ein gut richtender Stand mit kandierten Nüssen vor einem dreckigem Bahnhof.

Am Gehweg, bei den wartenden Taxis
stehen zwei Sträucher und blühen
blassrosa & weiß.
Schneeweißchen und Rosenrot ? Im November; es frühlingtet sehr ? Ne, gelb, mit dieser Zeile kann ich überhaupt nichts anfangen, bis auf die Taxis, die gibt es hier auch, aber die Sträucher ...
Verzeih, wenn ich hier nur hart rummerker, aber diese passt mir nicht in mein Gesammtbild. Schon ok, wir hatten in letzter Zeit wieder n bissl Frühling, und heute ist es auch nicht gerade kalt, aber für mich passen die Sträucher da nicht rein. Auch wenn der Gegensatz im November klar wird : Weihnachtsbuden auf der einen Seite und Frühlingssträuße auf der anderen ...

Ein Vogelschwarm fliegt in perfekter
V-Formation über den Platz,
und verschwindet.
gefällt mir .)

Ich hoffe, ich hab mal wieder nicht nur Phrasen geschwafelt ... Aber dein Text erschien mir als guter versuch mal wieder was auseinanderzuflücken ... sry ..

Liebe Grüße
kleinervogel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

gelbsucht
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon gelbsucht » 25.11.2003, 18:35

Hallo Kleinervogel,

vielen Dank für deinen Kommentar. Also, ich hätte ja noch nicht mal mit so viel Wohlwollen von deiner Seite gerechnet, wo dieses Gedicht hier formal und sprachlich deinem "Karussell" ähnlicher ist, als es mir lieb sein kann.
Schneeweißchen und Rosenrot ? Im November; es frühlingtet sehr ? Ne, gelb, mit dieser Zeile kann ich überhaupt nichts anfangen, bis auf die Taxis, die gibt es hier auch, aber die Sträucher ...
Verzeih, wenn ich hier nur hart rummerker, aber diese passt mir nicht in mein Gesammtbild. Schon ok, wir hatten in letzter Zeit wieder n bissl Frühling, und heute ist es auch nicht gerade kalt, aber für mich passen die Sträucher da nicht rein. Auch wenn der Gegensatz im November klar wird : Weihnachtsbuden auf der einen Seite und Frühlingssträuße auf der anderen ...

Was soll ich sagen? Ich hab dieses Gedicht nur wegen diesen zwei blühenden Sträuchern geschrieben. Sie stehen wirklich da, direkt vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof, bei dem besagten Taxistand und blühen. Das ist absurd, aber es ist so. Ich habe dort gestern einen sehr surrealen Augenblick erlebt; es dämmerte, es war November und was ich sah, konnte eigentlich nicht sein: zwei Büsche, die im November blühen. Es war so schön und gleichzeitig so unwirklich, dass man seinen Augen nicht trauen konnte. Und es kam mir vor, als wäre ich der einzige, der es sah, als gingen alle anderen so unachtsam daran vorbei, als wäre es das normalste von der Welt. Aber ich war glücklich, dass ich sagen konnte: ich habe es gesehen, ich bin nicht daran vorübergegangen ohne zu staunen, ohne mich zu wundern. Und dann flog auch noch dieser Schwarm Vögel über den Platz - waren es Zugvögel? Ich weiß es nicht. Ach, aber wahrscheinlich muss ich an dem Gedicht noch arbeiten, es war so hastig und ungeduldig geschrieben ... und der Augenblick war noch so nah, das seltsame Gefühl noch so frisch.

Ich schwätze. Ich höre jetzt auf, sonst glaubt noch einer, ich rede im Fieber und hab mir das alles nur eingebildet.

;-) gelb :-)
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon vogel » 25.11.2003, 20:56

Ich schwätze. Ich höre jetzt auf, sonst glaubt noch einer, ich rede im Fieber und hab mir das alles nur eingebildet
*lächel* *mal stirn fühl* nö glaub net, das da fieber is ...

Also, ich hätte ja noch nicht mal mit so viel Wohlwollen von deiner Seite gerechnet, wo dieses Gedicht hier formal und sprachlich deinem "Karussell" ähnlicher ist, als es mir lieb sein kann.
Also darauf hab ich jetzt garnet geachtet, dass es [Karussell] ne bissle ähnlich ist, ich war viel zu abgelkent vom Flutschen & Rollen ... Aber was glaubst du warum ich noch nichts geantwortet habe auf deinen Karussellkomentar ? ICh will euch nicht vollmekern .. Und bin immer noch am Überlegen ... *seufz* und das ich im mom nicht schreiben kann, machts auch nicht grade besser ,,

Nichts desto trotz liebe Grüße
kleinervogel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: An einem Tag im November

Beitragvon Spiderman » 27.11.2003, 13:37

Hm, gelb, Ja und Nein zu diesem Gedicht. Die beschriebene Szene gefällt mir gut, auch der Schluß, die perfekte V-Formationen der Vögel. Sind auch gute Bilder drin, das Aufweichen der Konturen der Gesichter, dass zwei Sträuche bei den wartenden Taxis stehen. Das "Flutschen" gefällt mir weniger gut. Soll zwar originell sein, paßt aber nicht. Entspricht nicht der Beobachtung. Oder sind die Menschen wirklich geflutscht? Auch "Geruch geht davon aus" gefällt mir nicht. Ist phantasielos beschrieben.

Das Hauptproblem sehe ich im Rhythmus, der mir zu gleichförmig, zu stark abgebremst, zu depressiv erscheint. Wahrscheinlich ist das so gewollt. Vom Anfang bis Ende wirkt das Gedicht lähmend. Es fehlt mir so was wie eine Bewegung, ein Moment, der die Gleichförmigkeit durchbricht. Drücke ich mich klar aus? Nein, aber vielleicht weißt Du trotzdem, was ich meine.

Gruß

Spidey
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon charis » 28.11.2003, 11:22

lieber gelb,

auch ich bin nicht so ganz überzeugt von dem gedicht.

wenn deine primärintention war, die blühenden sträucher in ein gedicht zu verpacken, dann hat das zumindest für mich nicht funktioniert.

vor allem das "stehen" der sträucher stört mich, ja, sicher, im alltagsgebrauch sagt man, dass sträucher stehen, aber irgendwie wirkt mir das zu menschlich, oder besser gesagt so, als würdest du es in die verb-reihe der verschiedenen bewegungen einordnen wollen. war das absichtlich? wenn ja, dann hat das ja auch wieder seine berechtigung.

das flutschen finde ich auch unpassend, flutschen bezeichnet m.e. etwas, das wo passiert, wo es rutschig/feucht durch irgend einen hohlraum durchgeht. also die menschen könnten höchstens durch die bahnhofstür in den bahnhof reinflutschen, nicht aber über einen weiten offenen platz. vielleicht liege ich aber mit meinem verständnis der bedeutung falsch.

auch das "geht davon aus" hat mich irritiert. schon wieder so ein bewegungsverb...!?! hat das system?
hm. mich überzeugt das aber nicht. wirkt (zu)lieblos. oder so wie jemand (unbeabsichtigt) schreibt, der sein erstes gedicht probiert.

dass sträucher zu allen möglichen jahreszeiten blühen wundert mich nicht. es singen ja auch singvögel mitten in der nacht, bisweilen im winter. etwas, das ich früher nur aus durchgemachten sommernächten kannte. crazy nature.

B-)
charis

gelbsucht
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon gelbsucht » 28.11.2003, 18:07

Vielen Dank für eure konstruktiven, hilfreichen und wie immer sehr präzisen und verläßlichen Kommentare. Ihr habt's natürlich Recht: ist stellenweise viel zu schlampig und phantasielos. Das schreit nach einer Überarbeitung. Ich habe immer Angst vor Überarbeitungen, aber bei dieser flüchtigen Skizze komm ich wohl nicht umhin! Hier also mein zweiter Versuch:


An einem Tag im November

Straßenbahnen rollen vor,
Menschen steigen ein und aus,
ein und aus.

Das Zwielicht der Dämmerung
weicht die Konturen ihrer
Gesichter auf.

Sie flutschen über den Vorplatz
und fließen nach und nach in den
Bahnhof ab.

Davor aufgebaut jetzt ein paar Buden,
eingebacken in den warmen Geruch
kandierter Nüsse.

Am Gehweg, bei den wartenden Taxis, stehen
in klobigen Kübeln aus Zement
zwei Sträucher,

Und blühen. Kein Wind zupft an den weißen
Zweigen, dem blassen Pastell. Laub klebt
auf den Steinen.

Ein Vogelschwarm fliegt in perfekter
V-Formation über den Platz,
und verschwindet.

(Düsseldorf 24.11.2003)


In einem einzigen Punkt bin ich anderer Meinung als ihr: dieses "flutschen" gefällt mir immer besser und ich mochte ungern darauf verzichten. Hab diese Metapher noch etwas ausgebaut resp. breitgetreten.
Aber was glaubst du warum ich noch nichts geantwortet habe auf deinen Karussellkomentar ? ICh will euch nicht vollmekern .. Und bin immer noch am Überlegen ... *seufz* und das ich im mom nicht schreiben kann, machts auch nicht grade besser ...

Ich weiß, kleinervogel, das war ein dicker Brocken, an dem ganz schön zu schlucken hattest und den du auch erst einmal verdauen musst. Nicht aufgeben! Wenigstens läufst du nicht gleich auf und davon, wenn man dir mal knallhart die Meinung sagt ... wie Lanura. Aber friss nicht alles in dich hinein, grübel nicht zu lange ... wenn dir nach Meckern zumute ist, dann lass es raus und mecker. Schließlich haben wir die Wahrheit auch nicht mit Löffeln gefressen! ;-)

;-) the gelbling :-)
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon cute sushi lunches » 28.11.2003, 21:45

Also ich (kaum zu glauben,aber wahr,es gibt mich noch) kann mich den anderen nicht anschließen.
Mir gefällt das Gedicht im Grunde so,wie es ist.Natürlich ist es monoton angelegt,aber das ist doch gerade das Paradoxe:In aller Bewegung,die in der Szene beschrieben wird,liegt Montonie. Diese wird direkt in der ersten Strophe von der immer wieder heranrollenden Straßenbahn und den Menschen,die immer ein und aussteigen, erzeugt.
Ich mag außerdem den Konstrast zwischen dem Duft der Mandeln,den Blumen und den Vögeln einerseits (für mich halt positiv besetzt) und der Depression, die im Grunde übermächtig ist, andererseits.
Insgesamt würde ich sagen, dass mir die erste Fassung besser gefällt.Sie klingt zumindest weniger durchdacht und abgeschliffen,das Bild wird einem ganz einfach hingeknallt.Das passt besser zum Thema.Außerdem passt das Laub nicht ganz,
weder klanglich noch sonst irgendwie.Es klingt zu weich,außerdem steht es in einem gewissen Sinne für absterbende Natur und Vergänglichkeit.Ersteres hat zumindest in meiner Assoziation in einer Großstadt in keiner Form etwas zu suchen,letzteres passt nicht zum Thema des Gedichtes, weil das Vergängliche irgendwie meine Vorstellung von Monotonie stört.

Ich habe mir die anderen Kommentare nur diagonal durchgelesen,magst du dein Gedicht eigentlich selbst,Dirk?
Ach ja,um übrigens absolute Depression zu erfahren müsste man übrigens eher einen Samstagabend in Mönchengladbach verbringen.

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Re: An einem Tag im November

Beitragvon razorback » 29.11.2003, 15:17

Ich schliesse mich CuteSushi an - mir gefällt das Gedicht gerade WEIL es monoton ist. Auch wenn es ein Klischee ist - es passt zum November (gerade dieses Jahr gibt er sich ja sehr klischeehaft). Ausserdem ist das einer der Gründe, aus dem ich den November (und also auch das Gedicht) mag, aber das ist zugegeben sehr subjektiv. Zwei Formulierungen fand ich nicht so gelungen:

1.) "flutschen"
Sehe ich ebenso wie Charis. Zudem klingt es witzig und fällt aus der angenehmen Monotonie.

2.) "geht davon aus"
Das klingt ganz schrecklich nach Notformulierung... ;-)
O You who turn the wheel and look to windward,
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as You

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Re: An einem Tag im November

Beitragvon gelbsucht » 29.11.2003, 23:54

Sushi, schön, dass es dich noch gibt! Warum machst du dich so rar? Vermisse deine short comments und deine expressionistischen Gedichte schon seit längerem.
Ich habe mir die anderen Kommentare nur diagonal durchgelesen,magst du dein Gedicht eigentlich selbst, Dirk?

Hhm, also gegen die erste Version hatte ich sofort Vorbehalte und Bedenken, die dann ganz treffend hier identifiziert und angesprochen worden. Der Augenblick, der Eindruck, der dieses Gedicht ausgelöst hat, war einfach viel zu schön und seltsam. In solchen Situation komme ich mir meist sehr hilflos vor, zu sagen, was ich fühle. So kam mir auch dieses Gedicht recht stümperhaft, ja, irgendwie billig vor. Und vielleicht ist es das auch. Deswegen bin ich auch so baff, dass so ein schlampiges, in fünf Minuten hingekritzeltes Gedicht in so kurzer Zeit so viel Resonanz erzeugt. Es verwundert mich ehrlich gesagt und beschämt mich auch ein wenig. Es gibt sehr viel bessere Gedichte, die in letzter Zeit in diesem Forum veröffentlicht wurden und mehr Feedback verdient hätten. Aber ich will nicht undankbar sein.
Außerdem passt das Laub nicht ganz, weder klanglich noch sonst irgendwie. Es klingt zu weich,außerdem steht es in einem gewissen Sinne für absterbende Natur und Vergänglichkeit. Ersteres hat zumindest in meiner Assoziation in einer Großstadt in keiner Form etwas zu suchen,letzteres passt nicht zum Thema des Gedichtes, weil das Vergängliche irgendwie meine Vorstellung von Monotonie stört.

Also Laub, Verfall und Depression schließt sich nicht unbedingt aus, finde ich. Monotonie und November auch nicht. Thematisch fand ich den Gegensatz von Laub und Blühen ganz interessant. Aber klanglich passt das Laub wohl wirklich nicht.

Ich werde wohl noch eine dritte Version basteln müssen, aber jetzt sollte ich es wohl erst mal eine Weile liegen lassen und Abstand gewinnen. Man kann ja auch an so einem Gedicht so lange herumschmirgeln und schleifen, bis nichts mehr übrig ist von dem ursprünglichen Gefühl.

;-) gelb :-)
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon vogel » 02.12.2003, 20:43

HAllo !

Also ich finde Vol.2 besser als 1.
Auch das flutschen, es bleibt und bleibt ein Hightlight (?) für mich in diesem Text, ich finde das wirklich genial ! *gelb lob* Das passt einfach zu gelb. pkt.
Nur einen neg. Komentar muss ich nun doch noch äußern :
Und blühen. Kein Wind zupft an den weißen
Zweigen, dem blassen Pastell. Laub klebt
auf den Steinen.
Ich bin seit jeher geneigt deine Texte laut zu lesen, und bei diesem "und blühen" stolpere ich dermaßen, dass es mich wirklich desorientiert. Ich weiß nicht, wie ich das lesen soll ... Aber ich bin dann schon mal gespannt auf die nächste Version .)

Spider : Das Hauptproblem sehe ich im Rhythmus, der mir zu gleichförmig, zu stark abgebremst, zu depressiv erscheint.
Ich denke, das ist es gerade, weshalb ich diesen Text so liebe. Wie gesagt ich lese gelbs Texte laut und dieser ist einer, der, bis auf den "Und blühen"-Holpler, schön klingt, mir richtig fließt, was u.a. sicher auch daran liegt, dass ich diese depresiven Texte besser lesen mag ..

Axo bevor ich's vergess :
Ich weiß, kleinervogel, das war ein dicker Brocken, an dem ganz schön zu schlucken hattest und den du auch erst einmal verdauen musst. Nicht aufgeben! Wenigstens läufst du nicht gleich auf und davon, wenn man dir mal knallhart die Meinung sagt ... wie Lanura. Aber friss nicht alles in dich hinein, grübel nicht zu lange ... wenn dir nach Meckern zumute ist, dann lass es raus und mecker. Schließlich haben wir die Wahrheit auch nicht mit Löffeln gefressen!
Das ich mecker willst du nicht wirklich, oder gelb ? Dir ist schon bewust, dass einige schon ihren Kopf gelassen haben, als ich in Stimmung war ? *räusper* Aber du hast ja Recht. Nur leider bin ich nun mal einer der Sorte "Erst alles schlucken und nur wenns dann doch was hart wird, 'endlich' zurück schießen" .. [Karussel] ist in Arbeit, zumindest hab ich schon die Überschrift geschrieben ... *ohne Worte*
... Und ich will euch ja nicht diesen unglaublich kitischigen Höhepunkt vorenthalten ...


Liebe Grüße
kleinervogel
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon gelbsucht » 02.12.2003, 21:05

Hi kv.!

Wow, das nennt man Einsparung: eine Anrede mit vier Buchstaben! :-D Dabei muss ich bei dem Kürzel kv. immer an "Im Westen nichts Neues" denken.
Ich bin seit jeher geneigt deine Texte laut zu lesen, und bei diesem "und blühen" stolpere ich dermaßen, dass es mich wirklich desorientiert. Ich weiß nicht, wie ich das lesen soll ...

ABSICHT, ABSICHT, ALLES ABSICHT :-p

Ich hatte mit dieser Stelle versucht, der Kritik Spiders Rechnung zu tragen:
Spider says
Das Hauptproblem sehe ich im Rhythmus, der mir zu gleichförmig, zu stark abgebremst, zu depressiv erscheint ... Vom Anfang bis Ende wirkt das Gedicht lähmend. Es fehlt mir so was wie eine Bewegung, ein Moment, der die Gleichförmigkeit durchbricht.

Außerdem soll dieser Bruch ein bißchen das Stutzen und Staunen veranschaulichen; es ist ja auch inhaltlicher ein Bruch: Blühende Büsche im November. Und sie blühen immer noch, der erste Advent ist vorbei, der Dezember ist da und die Dinger stehen in voller Frühlingspracht! Immer, wenn ich von Arbeit komme, lauf ich dran vorbei und freu mich wie ein kleines Kind und staune, als sähe ich es zum ersten Mal.

;-) gelb :-)
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon cute sushi lunches » 02.12.2003, 21:12

Deswegen bin ich auch so baff, dass so ein schlampiges, in fünf Minuten hingekritzeltes Gedicht in so kurzer Zeit so viel Resonanz erzeugt. Es verwundert mich ehrlich gesagt und beschämt mich auch ein wenig. Es gibt sehr viel bessere Gedichte, die in letzter Zeit in diesem Forum veröffentlicht wurden und mehr Feedback verdient hätten. Aber ich will nicht undankbar sein.




Ich weiß irgendwie (und wahrscheinlich tun das viele hier),wie es ist,wenn man etwas irgendwie Bemerkenswertes erlebt hat,es versucht in ein Gedicht zu packen, und dann eben feststellt,dass es das doch irgendwie nicht ist.
Aber ich kann mir unter deinem Gedicht eine Menge vorstellen,und da ist es mir persönlich egal,ob du nun fünf Minuten oder fünf Stunden daran gesessen hast. Intuition ist eine gute Sache.Vielleicht sage ich das auch,weil ich nicht gerade jemand bin,der stundenlang an einer Form rumfeilt.Gerade dieses Rohe,das im übrigen ja recht untypisch für dich ist,macht mir dein Gedicht sympatisch.Eine hässliche Szene braucht keine schöne Form.

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Re: An einem Tag im November

Beitragvon gelbsucht » 08.12.2003, 08:23

An einem Tag im November
(Endfassung)

Straßenbahnen rollen vor,
Menschen steigen ein und aus,
ein und aus.

Das Zwielicht der Dämmerung
weicht die Konturen ihrer
Gesichter auf.

Sie flutschen über den Vorplatz
und versickern in den Strassen
und im Bahnhof.

Davor aufgebaut jetzt ein paar Buden,
eingebacken in den warmen Geruch
kandierter Nüsse.

Am Gehweg bei den wartenden Taxis
stehen, in klobigen Kübeln aus Zement,
zwei Sträucher –

Und blühen. Kein Wind zupft an den
weißen Zweigen, dem blassen, zart-
rosa Pastell.

Ein Vogelschwarm fliegt in perfekter
V-Formation über den Platz,
und verschwindet.

(Düsseldorf 24.11.2003)


heimlich editier ... flux das "flutschen" wieder hineingemogeln. ha! und niemand hat's gemerkt ... oh, da guckt doch einer. einer liest grad diese Zeilen ... ertappt.

shit!

aber pssst! :-x du wirst mich doch nicht verraten?
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Re: An einem Tag im November

Beitragvon vogel » 09.12.2003, 20:25

HI G. !

Ätschebätsche sind nur drei Buchstaben ! :-p

Aber mir gefällt der Bruch trotzdem nicht. Der Text an sich wird immer besser, aber wie soll ich das lesen ? Das ärgert mich ... .(

Ich denke du wolltest noch warten und den Text was schlafen lassen ? Aber Moment : Wo ist das flutschen hin ??? Warum hast du das gestrichen ... *enttäuscht gug*
Aber es gefällt mir trotzdem *lächel*

Liebe Grüße
kleinervogel
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