Koketterie

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Flocke
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Koketterie

Beitragvon Flocke » 12.12.2003, 21:25

O.k., was haltet ihr von diesem Einstand?
(mal einer ohne Sekt und Häppchen...;-) )


koketterie


man spielt nicht
mit gefühlen
sagst du mir.

oh nein,

ich spiele nur
mit der macht darüber
und hoffe
du bist ein würdiger gegner,
der am ende
den trostpreis mit mir teilt:

freundschaft



gez. Flocke 2003
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

Hamburger
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Re: Koketterie

Beitragvon Hamburger » 12.12.2003, 21:46

Hallo Flocke!

Herzlich willkommen im Forum! Herzlich willkommen auch deinem Willkommensgedicht! Da ich gerade online bin, schicke ich dir jetzt gleich meine aus dem Stand formulierte Meinung.

Ich finde, das ist ein kleines nettes Gedicht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Besonders gut gefallen mir zwei Sachen, von denen ich nicht weiß, ob sie so intendiert waren. Aber ich interpretiere sie so. Zum Einen der Ausruf "oh nein", der zwischen der Aussage der ersten und zweiten Strophe steht, weil er doppeldeutig verstanden werden kann: zum Einen als Bekräftigung des in der ersten Strophe Ausgesagten, als eine Art entrüstete Bekräftigung. Zum Anderen als eine Einleitung der zweiten Strophe, indem die Aussage der anderen Person in der ersten Strophe schon einmal vorneweg abgelehnt wird.
Das wäre die inhaltliche Doppeldeutigkeit, die Formelle ist gegeben, weil der Ausruf zwischen den Strophen steht. War das so intendiert, ist es genial. War es das nicht, habe ich wohl überinterpretiert.

Zum zweiten Lob: Die zweite Strophe finde ich teilweise fies. Ich allerdings mag das. Was ich nicht mag ist der kitschige blaue Himmel mit der gelben Sonne zum Ende, wenn du verstehst was ich meine.
Es handelt sich, wie das Herz ja wohl zeigen soll, um ein Liebesgedicht. Aber nicht du betest an, sondern wirst offensichtlich angebetet. Diese Machtstellung nutzt du aus. Darüber hinaus kann die dich anbetende Person nur den Trostpreis, nämlich die Freundschaft erhalten. Ich finde den Gedanken interessant: Die Machtstellung des Angebeteten für sich auszunutzen, um Freundschaft zu erhalten. Diese Freundschaft allerdings soll dann wohl gleichberechtigt sein. ("mit mir teilt")

Tja, und wo Lob ist da ist auch immer etwas Kritik. Ich finde das Gedicht insgesamt etwas zu allgemein. Es wird geschickt gebrochen in der zweiten Strophe, insbesonders durch die Einführung des Begriffs "würdiger Gegner", aber dennoch ist es zu wenig individuell. Ich als Leser würde nun gerne wissen: Warum nur Freundschaft? Wie soll es nach den Machtspielen zur Freundschaft kommen?
Auch zu den Hintergründen würde ich gerne mehr erfahren. Aber es werden keine Charakterisierungen vorgenommen. Tja, so gehts mir immer mit solchen kleinen, netten Gedichten. Es sind tolle Appetitanreger, aber das letzte entscheidende Gewürz fehlt.
Richtig schlecht finde ich den Schluss. Für das doch sehr oberflächliche, abgedroschene Wort "Freundschaft" müsste sich doch eine Metapher finden lassen - etwas Spezifischeres, Individuelleres. Dann hätte das Gedicht auch eine Entwicklung aufzuweisen. Von der allgemeinen, eher phrasenhaften Formulierung, man solle nicht mit Gefühlen spielen hin zu dem, was speziell euch zwei verbinden soll.

So weit meine aus der Hüfte geschossene Kritik.

Hamburger
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Re: Koketterie

Beitragvon Silentium » 12.12.2003, 22:08

Mistmistmistmist.... nein, nicht das Gedicht. Das gefällt mir. Aber: Da sieht man dein Einstandsgedicht, denkt sich, toll, da hab' ich ja ein halbes Stündchen Zeit, um darüber nachzudenken, was ich dazu schreibe und dann geht man wieder ins Internet und sieht, dass Hamburger schon alles geschrieben hat, was man schreiben will. :-D Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als mich ihm anzuschließen, wenn ich einen Grund für einen Post haben will, um zu sagen: Willkommen!

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Re: Koketterie

Beitragvon Hamburger » 12.12.2003, 22:27

Hamburger versus Silentium 1:0
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Re: Koketterie

Beitragvon Silentium » 12.12.2003, 22:30

Na warte, ich hol schon noch auf... :-D
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Re: Koketterie

Beitragvon Hamburger » 13.12.2003, 00:36

Aber "aufholen" kannst du erst, wenn ich höher führe. Ansonsten müsstest du schon "ausgleichen". Also führe ich bald 2:0
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Re: Koketterie

Beitragvon Silentium » 13.12.2003, 12:32

Memo an mich: nicht groß die Klappe aufreißen, wenn findige Wortklauber in der Nähe sind...
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Re: Koketterie

Beitragvon Flocke » 13.12.2003, 19:17

Hallo, ihr beiden.
Werde jetzt keine Punkte für euch auszählen, aber mich erstmal herzlich für das warme "Willkommen" und die Lobes- und Kritikhymnen bedanken.

Hamburger, du hast mich mit der Entwicklung auf einen guten Gedanken gebracht. Werde versuchen, ihn umzusetzen, vielleicht finde ich ja was geeignetes.

Hintergründe? Na ja, ich habe da einen Kumpelfreund, mit dem ich immer um die Häuser ziehe, aber nie was ernsthafteres hatte außer ein paar heißen Küssen vor vielen Jahren und als ich ihm vor ein paar MOnaten freudestrahlend erzählte, dass ich heiraten werde, sagte er mir plötzlich, dass er mich liebt. Nun ja, das kam für mich ein wenig unerwartet. Und seitdem ist unser Verhältnis um einiges angespannter als vorher... Das Gedicht ist aus einer Aussage von ihm heraus entstanden, mit Gefühlen zu spielen, ist quasi sein Vorwurf an mich.
Das "oh nein" ist m. E. sowohl eine Negation seiner Aussage, da ich nicht der Meinung bin, zu spielen, als auch ein "Das tut man doch nicht, also wirklich!" Insofern hast du es richtig verstanden, lieber Hamburger...

Schön, dass ich nicht durchgerasselt bin.

Liebe Grüße
Flocke
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