1918 (RICHTHOFEN)

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Hieranonuemus
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1918 (RICHTHOFEN)

Beitragvon Hieranonuemus » 17.01.2004, 16:22

"d. Hunde, d. Deutschen", und oben die Wolken,
darüber die verkaterten Propeller,
das Aerodrome, unten, Barracken ähnlich,
"Den Roten." "Den Deutschen Baron." "Kriegen wir"
da in den Bechern kreist der Alkohol,
mit Reitstiefeln, Gerte, die Lederkappe auf´m
Kopf von „Manfred Von“, auf den Kopf,
an die Wand gepinnt, auf ein Photo aus der Zeitung,
drei Mann zielen, einer wirft den Becher drauf,
"Hört mal. D. Deutschen kacken Sägespäne."
Der aus Toronto blättert die Seiten um, man füllt
die Becher nach, ein paar Jahre U-Boot-Krieg,
"Alles Fluten!" man füllt die Becher nach.
Hinter der Flasche, in der man, leicht verzerrt,
die Feldkarte sehen kann, auf der der schwarz-weiss-
photographierte Mann als monochromes
Feldzeichen liegt (d.h. bei Vaux-Sur-Somme),
schleudernd im Wolkenbild und über der Landschaft hier,
"Nur Geschreibsel." fliegt / trudelt, der Wind an einem Schal.
Der da will gehen. "Macht den Schotten dicht!"
Dann "Haltet die Druckerpressen an. Der Rote ist tot."
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Auf Eulen Schwingen
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Re: 1918 (RICHTHOFEN)

Beitragvon Auf Eulen Schwingen » 17.01.2004, 19:57

Salute, H.!

wow interessanter an Kling gemahnender Text.

"d. Hunde, d. Deutschen", und oben die Wolken,
darüber die verkaterten Propeller,
das Aerodrome, unten, Barracken ähnlich,
"Den Roten." "Den Deutschen Baron." "Kriegen wir"

>> Ein d - damned? Metrik am Anfang noch regelmäßig machbar: "Propeller verkatert"?Parallele "oben die Wolken/unten Baracken ähnlich": Vielleicht kein Komma, "Baracken" auch als Dativ lesbar, abhängig von "ähnlich", vermutlich ist gemeint "Baracken einander ähnlich"? Wie gesagt, ohne Komma liegt diese Lesart näher. Vor der direkten Rede vielleicht doch eine Leerzeile?<<

da in den Bechern kreist der Alkohol,
mit Reitstiefeln, Gerte, die Lederkappe auf´m
Kopf von „Manfred Von“, auf den Kopf,
an die Wand gepinnt, auf ein Photo aus der Zeitung,
drei Mann zielen, einer wirft den Becher drauf,
"Hört mal. D. Deutschen kacken Sägespäne."
Der aus Toronto blättert die Seiten um, man füllt
die Becher nach, ein paar Jahre U-Boot-Krieg,
"Alles Fluten!" man füllt die Becher nach.

>> "fluten", Leerzeile für leserfreundlichen Sinnabschnitt; Situation vielleicht noch ein bisschen klarer machen <<

Hinter der Flasche, in der man, leicht verzerrt,
die Feldkarte sehen kann, auf der der schwarz-weiss-
photographierte Mann als monochromes
Feldzeichen liegt (d.h. bei Vaux-Sur-Somme),
schleudernd im Wolkenbild und über der Landschaft hier,
"Nur Geschreibsel." fliegt / trudelt, der Wind an einem Schal.

>> Komma nach "trudelt"? Vielleicht stattdessen Zeilenumbruch? Blick durch die Flasche ziemlich genialisch<<

Der da will gehen. "Macht den Schotten dicht!"
Dann "Haltet die Druckerpressen an. Der Rote ist tot."

>> Bei "den Schotten" vielleicht den Plural "die Schotten", oder ist die Mehrdeutigkeit mit "einen Schotten, keinen aus Toronto, alkoholisch abfüllen" andgedacht?<<

Sei gegrüßt

aes
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Hieranonuemus
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Re: 1918 (RICHTHOFEN)

Beitragvon Hieranonuemus » 19.01.2004, 19:21

Holla, Danke Auf Eulen Schwingen. Dein Kommentar ist ziemlich brauchbar, gibt einiges zu denken. "Kling" hat mich überrascht, weil schon lange nicht mehr gelesen, doch bei der Erwähnung werde ich "morsch", greife mir demnächst sicher einen Gedichtband aus dem Regal und lese wieder. "d. Hunde, d. Deutschen" - "d(ie) Hunde.." - wollte eine Stimme klanglich abheben gegen die zweite (der aus Toronto) - und es ist ein Schotte, yup, den es dichtzumachen gilt. Ich muss mir überlegen, ob ich es anfangs "d." eindeutig haben möchte... "Barracken ähnlich" war klanglich überlegt, inhaltlich aber doch etwas schräg. Die Leerzeichen zwischen den direkten Reden gibt es in meiner Textdatei, ist aber beim Importieren verschwunden.

"Situation klarer machen". Denke ich auch, das bedeutet wieder ans Reissbrett - auch die Anfangssituation "verkaterte Propeller" (die Wendung soll das Geräusch des Motors imitieren) muss ich noch ausbauen.

"Blick durch die Flasche... genialisch"?

Danke nochmal.

Best Wishes,

Norbert
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Re: 1918 (RICHTHOFEN)

Beitragvon razorback » 20.01.2004, 11:18

Lass mal den Schotten uneindeutig, das hat was.

Ich kann mir keine rechte Meinung zu dem Gedicht bilden, obwohl es mir, abgesehen von den Abkürzungen, nicht schlecht gefällt. Was ich nicht verstehe - was veranlasst Dich heute, Verse über einen knapp 86 Jahre zurückliegenden Abschuss zu machen? Das ist keine Kritik, es interessiert mich wirklich.

Ach ja, um ein wenig kleinkariert zu sein :-p :

ein paar Jahre U-Boot-Krieg


Der sogenannte "uneingeschränkte" U-Boot Krieg begann erst 1917. Ich weiss- Killefit. ;-)
O You who turn the wheel and look to windward,
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as You

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Re: 1918 (RICHTHOFEN)

Beitragvon Hieranonuemus » 22.01.2004, 15:47

Stimmt, 1917 U-Bootkrieg... Ist dann ungenau in dem Gedicht, und zumindest die Fakten sollten auch stimmen. Hmm...
die Frage nach dem Warum für das Gedicht,
kann ich zweimal beantworten. Die längere Fassung ist wohl die, ich sass in einem Seminar in dem Gedichte besprochen wurden, und ein Kommilitone und ich fingen irgendwann an zu kalauern (das Seminar ziemlich dröge), dabei kam dann "Die Hunde, die Deutschen heraus" und das löste dann einen ganzen Film aus, "macht den Schotten dicht!", und irgendsoeine vage Sequenz von Richthofen als Comicfigur (was ich gerne noch in das Gedicht gebracht hätte: Richthofen mit Lederkappe aufm Kopf wie unser aller "Werner"). Zweite Fassung/Antwort wäre wohl: thematisch interessiert mich das einfach, Geschichte im Gedicht, Schrift, Sprache. Ich erhebe nicht den Anspruch, dass das alles im Gedicht drin ist, aber das waren so Eckpfeiler meines Brainstormings. Es gibt da noch eine Biographie und viele, Jahre zurückliegende Stunden mit einer Flugsimulation, die sich jetzt wohl Bahn gebrochen haben. Aber um die Kurve zu kriegen, ganz genau beantworten kann ich die Frage nicht, weshalb mich gerade Geschichtsschreibung immer wiedermal beschäftigt. Solange ich das nicht genau beantworten kann, werde ich wohl weiter solche Themen in Gedichten ausprobieren.

Tja...

Best Wishes, Norbert
a lovely bird is The elephant


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