ringumkehrweg

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
hginsomnia
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ringumkehrweg

Beitragvon hginsomnia » 04.09.2012, 18:21

neben einer spüle wenn sie die gürtel zum verfallenen haus laufen
finden sie eine schatulle mit meinem stolz und sie können diese
nicht verfehlen das verfallene haus
riecht nach tee die spüle
ist weiß lackiert worden und zeigt nunmehr die wirkung
von zeit
auf messing dort kratzt es durchs geleckte dort wölbt es
sich entinnert von hier laufen sie erst die gürtel
im raum es
wurde abgespült im spülschrank liegen vergammelte szenen
aus einer kommt immer
durch die erlebnisse zweier teebeutel versehentlich
über den abfluss gelegt wahren ein geräusch gleich dem rollen
von ringen über leder gehen
sie durch den teestock zur baumwollschlaufe die eine nachtigall
gefangen hält zur rechten
finden sie drei schnallen und öffnen sie sie fallen ihnen
die wände ein dahinter werden sie
gezüchtigt halten sie sich nur
gerade das geht vorbei
nehmen sie meinen stolz
nur an sich sie können
zum ausgleich
ihn behalten

Bettina
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Re: ringumkehrweg

Beitragvon Bettina » 05.09.2012, 13:04

Ganz ehrlich gesagt, weiß ich nicht so richtig, wie ich diese Worte deuten soll.
:-&

shuya
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Re: ringumkehrweg

Beitragvon shuya » 21.10.2012, 21:10

ich finde es schön mit welcher präzision du dich manchmal
den bildern des alltags widmest

und es ist ja wahr, jede kleinigkeit ist ein index auf die vielheit
die trümmer einer flasche, das dumpfe ablaufgeräusch eines abflußes,
unfertige gerüche, das hinkende mädchen, dass stolpert als die bahn anfährt, dass seinen sitz nicht rechtzeitig erreicht

aber du uferst manchmal einen schritt zu viel für mich.
sicherlich, "für den leser schreiben" ist dämlich, aber man darf nicht vergessen, dass es leser gibt
literatur wird leider nicht wie ein gemälde rezipiert - ich komme aus der ecke, ich versuche das auch und deshalb lese ich dich immer gerne.
wie du weißt, holpere ich dennoch ständig, frage nach, kann nicht ganz entschlüsseln.
da sind die bilder so eigen, so abstrakt und mein wille zu interpretieren statt zu fühlen zu stark dafür.

ich frage mich da manchmal was du willst?
und wie du liest?


edit:
ach ja, danke dafür, hat mir gut gefallen:
nehmen sie meinen stolz
nur an sich sie können
zum ausgleich
ihn behalten

hginsomnia
Klio
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Re: ringumkehrweg

Beitragvon hginsomnia » 22.10.2012, 16:58

hallo shuya,

erstmal zur frage, wie ich lese:

das hängt davon ab, was ich lese, welche ansprüche ich an einen stoff stelle und welche ansprüche der stoff an mich stellt. einen roman lese ich natürlich anders als ein gedicht. lyrik hat für mich noch nie etwas mit narration im engen sinne zu tun gehabt (natürlich bedient sie sich der narration, aber ich lasse das mal so stehen). ein gedicht, schon des simpelste liebesgedicht, ist für mich eher etwas, das es zu bergen gilt. häufig lese ich gedichte als stoffe, die nicht für mich, den leser bestimmt sind, in die ich also einen heimlichen blick werfe. beim liebesgedicht z.b. werden wir als leser augenzeugen einer liebesbekundung, die sich traditionell nicht an uns richtet. wenn ich selbst schreibe, überlege ich, wieviele schlüssel für die schatztruhen ich dem leser in die hand gebe.

was ich will:

an der stelle wird es dann interessant. tatsächlich ist das ein frage, die mich auch persönlich umtreibt. manchmal liefere ich sicherlich zu wenige schlüssel. einem alten spruch gemäß sollte man dafür sorgen, verständlich zu schreiben, wenn man verstanden werden will, und insgeheim will jeder zumindest von ein paar leuten verstanden werden. ich halte nicht viel davon, zu sagen, ich schreibe, was und wie ich will. der leser ist mir nicht egal. mir sind einige leser bestimmt egal, aber nicht alle. ich will ja eine verbindung erzeugen. ich frage mich da auch selbst, warum ich denn verschlossen, manchmal kryptisch schreibe, wenn ich doch auch einfacher schreiben könnte.

fakt ist: ich weiß es nicht. vermutlich will ich den punkt treffen, in dem etwas wunderschönes in einer truhe aus dreck entdeckt werden kann mithilfe eines unscheinbaren schlüssels. das ist ein balanceakt, bei dem ich selten auf die seite der vereinfachung, aber häufiger auf die seite des unverständlichen kippe. ich weiß immer noch nicht, warum ich das so mache und nicht verständlicher schreibe, aber um zu schauen, welche text unverständlich sind, kann ich sie ja in eine textwerkstatt wie diese stellen. ;-)

danke für deine einlassung.

lg
hginsomnia

riemsche
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Re: ringumkehrweg

Beitragvon riemsche » 27.10.2012, 10:28

nach meinem empfinden laufen da drei stränge _bildbeschreibung geschehen wahrnehmung_ ineinander. nicht regelmäßig. was die sache für den leser nicht einfach macht. noch dazu baust du mit gewissen zelenumbrüchen kleine stolpersteine ein. das machts noch abiz schwieriger, sich reinzudenken. das sender-empfänger"problem" kenn ich nur zUgut :-) ich für meinen teil denk mir, dass _wenn ichs nicht bemüht verkompliziere_ immer noch genau die leser ein verständnis oder einen bezug zu einem meiner texte aufbauen, die es im grunde angeht, anrührt, interessiert. die´s wssen wollen. die wichtigsten änderungen finden bei mir immer dann statt, wenn ich rohfassungen leuten laut vorlese. vielleicht weil ich nur dann höre, sehe, was mir an ihrer stelle just in dem moment auch nicht so verständlich wäre, wenn ichs nicht geschrieben hätt. mich würde interssieren, wie du das vor livepublikum empfindest. wobei für mich schon eine einzige aufmerksame person publikum ist.


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