An der Liebsten eigenem Körper – f. H.Hesse u. R.M.Rilke

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Pentzw
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An der Liebsten eigenem Körper – f. H.Hesse u. R.M.Rilke

Beitragvon Pentzw » 09.12.2012, 12:28

An der Liebsten warmem Körper
den eigenen kalten aufwärmen
nach dem Schwimmen im Wasser,
dem kühlenden im weiten Bergsee.

Wellen schlagen wie feuchte Wäsche
schäumend auf das flache Ufer hin;
hinter grau-blauer Nebelwand atom-
isiert sich die Sonne für uns warm.

Hervorkommt eine Schwan-Familie
und zieht wieder futterlos ab; haben
wir doch kein Brot im Beutel gehabt:
Ein nächstes Mal wird es nicht geben.

Blumen synthetisieren bunt-farben
das Licht des Lebens immerwährend
mit der Eindringlichkeit von Bomben:
schweigen und staunen und schweigen.

Uns ist der Mund gebunden, Worte,
ersterben uns auf trock`nen Lippen;
Herzschläge setzen momentan aus:
aufgehört haben wir zu denken, aus.

Wir, was erwidern wir solcher Gebärde?
-ach, analysieren, kategorisieren und
sind ängstlich um unseren Tod bemüht,
des ew’gen Kreislaufs Zwischenspiel.

riemsche
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon riemsche » 09.12.2012, 23:52

viewtopic.php?f=6&t=6133 da wars noch für hesse und abiz kürzer - fortsetzung?

hginsomnia
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon hginsomnia » 10.12.2012, 03:25

interessant! danke, dass du das rausgearbeitet hast, riemsche

ich hatte doch das gefühl, ich habe das schon einmal gelesen. damit zerfällt zu staub, was denn hieran eine hommage sein soll, fehlt doch völlig ein moment, das sich aus dem duktus der hier geehrt sein sollenden personen speist. nun sind es ja zwei hintereinander.

naja, hauptsache sie sind bekannt, nicht wahr?

shuya
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon shuya » 10.12.2012, 06:18

ah.. ich war auch verwundert.
ich will es gar nicht so ausarten lassen wie beim celan kürzlich, aber meine kritik würde sich hier vielleicht wirklich noch ein wenig verhärten..
da sind die leute, die nur dichter waren, die da schrieben und schrieben, verwarfen..
weißt du.. unfug, natürlich weißt du..
das sprichwort "für die schublade schreiben", das hat sich gewandelt, heute wird publiziert und das oft ad hoc.

ich sag das nicht nur in bezug auf dich, ich tu das ja auch. ich schreibe oft die texte direkt ins textfeld und schick sie unkorrigiert in die welt.
da ist der text schon vor der korrektur "öffentlich".

und da passiert viel grober unfug.
das wiederum soll niemanden schocken, was tut das schon. mich schockt mein unfug nicht und im durchschnitt der unfug anderer auch nicht.
naja aber nun haben wir ja alle hesse, celan, rilke gelesen und die anderen auch, den döblin und so weiter, du kennst sie und wir auch und die die hier nur zum lesen herkommen, nie antworten, die anonymen kennen sie auch.
wir können deinen hesserilkecelan den "marxleninmao" (h. müller) nicht einfach so nehmen, die haben wir wann anders mal anders angenommen.
und da ist das problem denke ich,
würdest du eine hommage an den klaus schreiben.. ja den klaus kennen wir auch, einige sogar, aber den könnten wir nehmen,
da könnten wir uns inhaltlich besser konzentrieren. wer auch immer "wir" sind, das ist nichtmal abzustecken, das konstituiert sich.. wie ein literarisches ich, ein charakter, ein nichthistorisches, ein prototypisches.

aber das hier, das ist verzerrung, da bedient man sich und tut so als bediene man.
da weigere ich mich auch es so stehen zu lassen.
wie man sich jüngst darum kümmern musste den trotzki zu verteidigen, weil sich da leute bedient und verzerrt haben, weils ihnen egal war.
( http://www.wsws.org/de/2012/okt2012/nort-o02.shtml )

zwaren habe ich sie selbst nicht vollständig gelesen,
aber für dich vielleicht hilfreich: der briefwechsel zwischen der mitterer und dem rilke
die briefe selbst sind gedichte.. und partiell erinnern mitterers ausführungen an hommagen (und teilweise an gesülze.)
http://www.rilke.de/gedichte/gedichte_i ... m#mitterer

erst dachte ich, ich schreibe auch eine hommage an rilke und poste die anstatt einer antwort,
die arroganz ist mir aber im halse stecken geblieben ganz schnell, da kam nichts bei rum, ich zumindest kanns nicht.

liebe grüße.

Pentzw
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon Pentzw » 10.12.2012, 14:50

riemsche hat geschrieben:http://www.literaturforum.net/viewtopic.php?f=6&t=6133 da wars noch für hesse und abiz kürzer - fortsetzung?

sozusagen erweiterung. rilke-gedicht eingebaut, wer es kennt, erkennt es. meine hommage kann auch ohne rilke-gedicht stehen bleiben.

gruß

wpentz

hginsomnia
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon hginsomnia » 10.12.2012, 17:45

Pentzw hat geschrieben:sozusagen erweiterung. rilke-gedicht eingebaut, wer es kennt, erkennt es. meine hommage kann auch ohne rilke-gedicht stehen bleiben.


und genau darin besteht der widerspruch. es bekommt copy-and-paste-charakter. ich sagte an anderer stelle mal, dass ein gedicht keine verabredung ist. eine zeile, mehrere zeilen, einen abschnitt eines autors einzufügen, ist keine kunst. man kann durchaus eine hommage an zwei personen gleichzeitig richten, nur muss man diese dann auch modelieren (man muss natürlich gar nichts, aber es wäre m.e. besser). hier der arm rilkes, dort der fuß hesses, hier die eine gehirnhälfte, dort die andere, zusammgesetzt so, dass eine symbiose erkennbar ist.

wenn ich zwei platten nacheinander höre, dann höre ich zwei platten, aber nicht eine.

Pentzw
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon Pentzw » 10.12.2012, 18:13

widerspruch? im gegenteil, ich habe zwei autoren kongenial in einem gedicht vereint - da staunste, was? platten sind ja zwei platten, etwas matierelles, aber gedichte nicht.

gruß

wpentz

hginsomnia
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon hginsomnia » 10.12.2012, 18:41

tatsächlich bezieht sich 'eine platte hören' nicht auf den träger, sondern auf das material
tatsächlich kann dieses material auch aus mehreren gedichten bestehen
tatsächlich weiß das auch jeder, auch du, und die unterscheidung ist albern

tatsächlich widersprichst du dir, indem du sagst, die hommage könne ohne rilke-gedicht stehenbleiben
tatsächlich wird der text damit arbiträr
tatsächlich möchte ich dich bei dieser form der genialität auch nicht weiter mit meinen einwänden belästigen

Pentzw
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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon Pentzw » 10.12.2012, 18:50

Warum bist du denn gleich beleidigt?

Wenn ich ein Crossover-Gedicht von Hesse und Rilke gemacht habe, so ist das gewissermaßen eine Synthese und kann für sich selbst stehen. Menschen, die diese Autoren nicht kennen, können es verstehen. Menschen, die Hesse und Rilke kennen, mögen pikiert sein, dass ich so etwas mache, beide in einem Gedicht zusammenzuführen, aber warum nicht?

Kein Grund aus der Haut zu fahren, nur ein Experiment, das mir hoffentlich gelungen ist, sofern die erste Kategorie von Menschen dieses Gedicht ansprechend finden würden.

Arbitrarität ist hier nicht angemessen zu behaupten, weil es eben unabhängig von den Inspiratione-Quellen eine eigene sinngebende Einheit bildet.

Schönen Abend noch

WPentz

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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon hginsomnia » 11.12.2012, 15:43

Ich bin nicht beleidigt, sondern rege mich nur auf. Wenn man will, kann man mir das vorwerfen, aber dann hat man m.E. auch nicht verstanden, warum Menschen bei der Behandlung von Literatur Leidenschaften entwickeln.

Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand eine Hommage an zwei Personen richtet oder ein Crossover-Gedicht schreibt, wie du sagst. So wie hier funktioniert das allerdings nicht. Es geht halt einfach nicht, ein Gedicht zu schreiben, das eine Hommage an Hesse sein soll und dann, einige Zeit später, dieses Gedicht zu erweitern und plötzlich eine Hommage an Rilke daraus zu machen. Eigentlich solltest du erkennen können (, jedenfalls ist das meine Hoffnung,) dass du damit deinen eigenen Text entwertest und leider auch geehrten Autoren nicht gerecht wirst. Der Text ist aufgrund seiner Entstehung arbiträr, was hier nur bedeutet, dass man mit dieser Methode jeden Autor einführen könnte. Es könnte hier genausogut Hesse genommen werden und ein Auszug aus einem Benn-Gedicht hinzugeführt sein, dann wäre es halt eine Hesse-Benn-Hommage, und diese Arbeitsweise unterwandert eben den Sinn einer Hommage.
Um eine Hommage an zwei Autoren zu richten, zugegeben ein schwieriges Unterfangen, dass mir nicht aus der Lamäng gelänge, müssten symbiotisch beide Autoren erkennbar in Beziehung gesetzt werden. Das ist hier nicht der Fall.

Pentzw hat geschrieben: rilke-gedicht eingebaut, wer es kennt, erkennt es


Pentzw hat geschrieben:Wenn ich ein Crossover-Gedicht von Hesse und Rilke gemacht habe, so ist das gewissermaßen eine Synthese und kann für sich selbst stehen. Menschen, die diese Autoren nicht kennen, können es verstehen. Menschen, die Hesse und Rilke kennen, mögen pikiert sein, dass ich so etwas mache, beide in einem Gedicht zusammenzuführen, aber warum nicht?

Kein Grund aus der Haut zu fahren, nur ein Experiment, das mir hoffentlich gelungen ist, sofern die erste Kategorie von Menschen dieses Gedicht ansprechend finden würden.


Und entschuldige bitte, aber das hier ist an Widersprüchlichkeit nicht zu überbieten. Eine Hommage, die nur bei Lesern funktionieren soll, die die erwähnten Autoren nicht kennen, ist keine Hommage, sondern ein Witz. Der Sinn einer Hommage ist halt, dass der Leser die Beziehungen zu den geehrten Autoren erkennen kann, sonst könnte man, wie shuya richtig sagt, auch eine Hommage an Klaus oder Hans-Peter oder Karl-Heinz schreiben.

lg
hginsomnia

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Re: An der Liebsten eigenem Körper – Hommage an R.M. Rilke

Beitragvon Pentzw » 11.12.2012, 20:01

Pentzw hat geschrieben:Und entschuldige bitte, aber das hier ist an Widersprüchlichkeit nicht zu überbieten. Eine Hommage, die nur bei Lesern funktionieren soll, die die erwähnten Autoren nicht kennen, ist keine Hommage, sondern ein Witz. Der Sinn einer Hommage ist halt, dass der Leser die Beziehungen zu den geehrten Autoren erkennen kann, sonst könnte man, wie shuya richtig sagt, auch eine Hommage an Klaus oder Hans-Peter oder Karl-Heinz schreiben.


da sehe ich keinen widerspruch. kenner von hesse und rilke erkennen deren beide darin. und wenn das gedicht darüberhinaus noch etwas neues hervorbringt, - denotierend - passt's doch. letztlich ist das ein gedicht initiiert von hesse, rilke und meine wenigkeit - nicht legitim?

aber ich werde darüber nachdenken.

schön wäre, was andere dazu meinen.

lg

werner pentz


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